Bild: afa

Verteidigungsminister Boris Pistorius legt den Gesetzesentwurf für den neuen Wehrdienst vor. Neben der Rückkehr zur Wehrpflicht, kehrt auch die unangenehme ärztliche Untersuchung zurück.

Ja, die Musterung ist alles andere als angenehm. Für alle, die es nicht kennen: Bei der Musterung geht es um eine ärztliche Untersuchung, die feststellen soll, ob man(n) für den Wehrdienst geeignet ist oder nicht. Bis zur Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 war die Musterung für alle Männer, die das 18. Lebensjahr erreicht haben, verpflichtend. Für Frauen war die Musterung nur bei einer freiwilligen Bewerbung Pflicht.

Auch ich musste damals noch als einer der letzten Jahrgänge zu genau dieser Musterung, ungewollt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie das Thema seine Runden machte, und welche “Tricks” man(n) anwenden kann, um dem Wehrdienst zu entkommen. Unter uns gesagt, war es einfach den am Tag vorher eine Tüte rauchen, um beim Drogentest durchzufallen. Das war dann direkt ein K.O.-Kriterium, das zum Ausschluss aus dem Wehrdienst führt.
Wer Drogen fernbleiben wollte, reichte einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung (KDV) ein. Zur Musterung musste ich dennoch, auch wenn mein KDV-Antrag bereits vorlag. Wirklich Bock hatte ich da drauf. Eine ungefähre Vorstellung, was einen erwartet, hat man irgendwie schon aufgeschnappt.

Anyways, Augen zu und durch. Sonst droht eine saftige Geldstrafe, gar kein Bock. Dabei fängt die Musterung fast schon harmlos an. Am PC vor Ort ein paar Fragen ausfüllen und Logik- und Ethik-Aufgaben lösen. Wirklich unangenehm wird es erst bei der ärztlichen Untersuchung im Anschluss. Ein rundum Check-Up, bei dem keine Ecke und Spalte am Körper ausgelassen wird. Bei der Intim-Berührung durch wildfremde Bundeswehrärzte, bleibt es aber nicht. Man wird auch anhand seiner körperlichen Eigenschaften bewertet. Größe, Gewicht, Sehfähigkeit und weitere Aspekte werden auf einer Skala abgeglichen und in Güteklassen eingestuft. Dinge, die für mich selbst als normal galten, wurden plötzlich als „Fehler” abgewertet. Da fühlt man sich doch richtig wohl, wenn einem alle Missstände an einem selbst aufgezeigt werden. Ich verlasse die kalte Arztpraxis im Wissen, dass ich ein Mann zweiter Klasse bin. Danke dafür, I guess. Habe ich erwähnt, dass das alles ungewollt war?

Dass der neue Wehrdienst eine Rückkehr zur Musterungs-Pflicht vorsieht, graust mich. Reicht es denn nicht, dieses Prozedere, das in dem Rahmen ja vielleicht ganz sinnvoll ist, nur Wehrdienst-Interessierten zuzumuten? Ist ja irgendwo auch eine Verletzung der eignen Rechte, wenn man sich dem nicht entziehen kann. Ihr catched meinen drift, niemand sollte sich ungewollt intim berühren lassen müssen. Es als Voraussetzung zum Wehrdienst zu machen, sure. Für den Rest gilt: Finger weg von unseren Eiern! Zu Urolog:innen sollte man als Mann trotzdem gehen, nur eben freiwillig.
:Artur Airich

Bild: ano

Reisen ist toll – ob alleine, mit Freunden oder der Familie. Wir entdecken neue Orte, lernen fremde Kulturen und vielleicht den einen oder anderen Menschen kennen, mit dem wir auch noch über den Urlaub hinaus in Kontakt stehen. Manche Menschen sind allerdings so speziell, dass wir uns darüber freuen, wenn sie endlich nicht mehr um uns herumkreisen…

Urlaub – das Essen schmeckt doppelt so gut, die Outfits sitzen und die Sonne zieht unser Lächeln breiter als es sowieso schon ist. Es ist einfach ein Vibe. Und eben eine gute Möglichkeit, sich aus dem Alltagstrott zu befreien und den angestauten Stress loszulassen – einfach mal abzuschalten und sich treiben zu lassen, wo auch immer der Strom einen hinzieht. Natürlich brauchen wir auch eine Unterkunft, denn schließlich bietet sich nicht an allen Reisezielen der Strand als perfekte Übernachtungsmöglichkeit an. Wobei man den Platz im Rucksack oder Koffer auch sicher sinnvoller nutzen kann als ihn mit einem Zelt zu befüllen. Mit Souvenirs zum Beispiel.

Grundsätzlich ist die Auswahl an Unterkünften vielfältig: Ferienwohnungen, Hotels, Campingplätze oder Hostels. Besonders Hostels scheinen in den letzten Jahren immer weiter an Beliebtheit dazu zu gewinnen. Neben den typischen Backpackern à la Gunnar Garfors oder Barbaralicious entdecken auch immer mehr andere Reisende den „Hostel-Lifestyle“ für sich. Man bucht sich für einen niedrigen Preis ein Mehrbettzimmer, lebt halb aus dem Koffer und halb aus dem Schließfach, kocht sich in der Gemeinschaftsküche – falls vorhanden – Nudeln mit Pesto und entdeckt den Ort auf eigene Faust. Währenddessen ist man nicht alleine, sondern lebt praktisch mit anderen Leuten zusammen – im Grunde genommen ist es ein bisschen wie die Jugendherbergen auf Klassenfahrten damals in der Schulzeit. Das Badezimmer wird wie die Luft zum Atmen geteilt, Teilen macht schließlich Freude. Nur eben alles mit wildfremden Menschen.
Das Gute ist, dass viele Hostels ziemlich zentral liegen, dadurch bleiben die Wege zum Flughafen oder zu einem Sightseeing-Ausflug noch recht preiswert. In Hostels bezahlen wir allerdings nicht nur mit Geld, sondern auch mit unserer Privatsphäre – denn wie schon zuvor erwähnt, gibt es neben ein paar Einzelzimmern auch jede Menge Mehrbettzimmer und die sind deutlich günstiger als die, die nur für eine Person ausgelegt sind. Die Anzahl an Betten variiert im Durchschnitt ungefähr von vier bis zwölf und noch höher, die Zimmer können dabei nach Geschlechtern getrennt sein oder sind eben gemischt. Generell ist es immer eine Überraschung, was für Leute bei dir auf dem Zimmer sind, doch bei den gemischten Räumen ist es aus meiner Erfahrung ein komplettes Überraschungsei. Und genau das kann zum Problem werden. Von Hygiene und Privatsphäre mal ganz abgesehen, kann sich der Ausflug ins Hostel schnell mal in einen kleinen Alptraum verwandeln. Sind die Leute, mit denen man dort ist, blöd, kann das einem zügig aufs Gemüt schlagen. Klar, man kann sich nicht mit jedem Menschen auf dieser Welt verstehen und das wollen wir ja auch gar nicht. Aber wenn ich ehrlich bin, gibt es schon echt eigenartige (und nervige) Hostel-Menschen. Da hätten wir einmal den Schnarch-Tsunami, der selbst dem lautesten Donnergrollen Konkurrenz machen könnte. Er klingt wie ein tollwütiger Staubsauger, der sich vorm Ertrinken retten will. Hier schläfst du nicht, du kämpfst verzweifelt mit Ohrstöpseln um dein Überleben – oder zumindest um ein paar ruhige Minuten Schlaf. Das Krasseste ist, dass der Tsunami von seinem tosenden Konzert selbst nicht mal wach wird. Crazy. Genauso laut, nur deutlich bewusster handelt die rücksichtslose Geräuschmaschine um drei Uhr morgens. Hier wird gekramt, geschüttelt und geknistert was das Zeug hält – es braucht halt auch einfach 45 Minuten um seine Flip-Flops zu verstauen, wer kennt‘s nicht? Schlaf und Ruhe werden eh überbewertet. Und weil‘s so schön ist, weckt sie gleich am nächsten Morgen das ganze Zimmer mit einem Facetime-Anruf auf voller Lautstärke.
Auf Schlaf verzichtet auch die Schnapsflasche des Hostels. Diese Person kann Saufen wie ein Loch; ohne Limit, ohne Leber und mit mangelnder Zielfähigkeit, was die Toilette anbetrifft. Am Anfang ganz witzig, bis er mitten in der Nacht vor deinem Bett steht und dich lallend nach dem Pool fragt (das Hostel hat gar keinen). Tja und wäre da nicht das Ding mit der Hygiene im Badezimmer…
Brauchst du Beratung für deinen Instagram-Feed? Dann hilft dir die „spirituelle“ Insta-Reisende bestimmt weiter. Er oder sie reist mit einem Rucksack und einem tragbaren Ringlicht. Morgens wird sich 45 Minuten lang Zeit für das „Achtsamkeits-Müsli“ genommen, das er/sie zuerst aus fünf Winkeln fotografiert, bevor er/sie es isst. Bei Posts schreibt er/sie Sachen wie „✨learning to let go✨“ – obwohl er/sie gestern fast geweint hat, weil das Hostel keinen Mandelmilch-Latte hatte. We all know.

Ich muss sagen, ich übernachte gerne in Hostels und liebe die Möglichkeiten, die sich einem dadurch bieten. Man lernt coole neue Leute kennen, findet Freunde und sammelt Erfahrungen. Ist man eher der introvertierte Typ, so ist das DIE Gelegenheit, um mal aus sich rauszukommen und über sich hinauszuwachsen. Bei manchen Gästen muss man nun mal ein oder zwei Augen zudrücken und bei den anderen holt man sich eben ein paar Tipps für den nächsten Auslandstripp ab – die Locals kennen schließlich die besten Orte.

:Alina Nougmanov

Bild: :ano, Zaudern, Zuckerwatte und Zehn-Euro-Scheine – Jahrmärkte 2025

Von Februar bis Dezember ist in Nordrhein-Westfalen Kirmes-Saison.Vielerortsfinden die beliebten Jahrmärkte statt, die die meisten von uns schon seit unserer Kindheit kennen. Doch lohnt sich der Besuch heutzutage noch? Gerade für uns Studierende ist das fraglich.

Bunte Lichter, das Gekreische von Kindern, welches sich mit der lauten Musik vermischt und aus jeder Ecke weht der Geruch von Köstlichkeiten – in Deutschland folgt ein Rummel dem nächsten, vor allem um Ostern herum. Die Jahrmärkte in den verschiedenen Städten und Gemeinden erwarten ihre Besucher:innen mit offenen Armen. Kein Wunder, denn bei den meisten Gästen liegt das Portmonee griffbereit in der Hosen- oder Handtasche.  Mandeln für lasche fünf Euro, ein Baumstriezel zum Schnäppchenpreis von sechs Euro und zum Nachspülen ein Wasser (0.2 L) für knapp drei Euro – das ist ja fast umsonst! Zumindest, wenn man zur oberen Mittelschicht gehört oder zum vierten Mal im selben Monat von der Finanzspritze von Papa profitiert – kein Vorwurf, manche haben mehr Glück und manche weniger. 
 Für die meisten Studierenden sieht die Realität etwas anders aus und ein finanzielles Gleichgewicht zu wahren, ist gar nicht mal so einfach. Zwischen steigenden Mieten, Jobstress und Prüfungsdruck wirkt da ein 6-Euro-Fahrchip fürs Riesenrad eher wie ein schlechter Scherz als ein Freizeitvergnügen. Dabei wollen wir doch auch nur in Erinnerungen schwelgen, vom stressigen Alltag abschalten und einfach nur einen schönen Tag verbringen, wenn wir zwischen den bunten Gassen der Jahrmärkte hin- und herwandeln.
 Die Kirmes ist und bleibt allerdings auch ein guter Ort zum Gruseln. Eine Gänsehaut können wir uns hier nämlich nicht nur in den Gruselhäusern und Geisterbahnen abholen, die gibt es bei dem Blick auf die Preistabelle kostenlos dazu – und das ist dann auch das Einzige, was wirklich umsonst ist. Denn nicht nur das Essen ist vergleichsweise echt teuer, auch eine Fahrt mit den Fahrgeschäften kostet uns mittlerweile ein halbes Vermögen und dauert dabei oftmals nicht länger als drei Minuten. Und wofür? 
 Um auf der Wilden Maus für acht Euro ruckelnd in dem Sitz hin- und hergeworfen zu werden, beim Kettenkarrussel einen Drehwurm zu bekommen oder sich für ca. fünf Euro im Spiegellabyrinth die Nase zu richten – immerhin günstiger als die Nasen-OPs in der Türkei – weil man vergessen hat, dass man sich am besten mit den Händen vorantastet und nicht mit dem Gesicht, aber naja, you do you boo. Vielleicht ist das ja eine neue Technik, die wir noch nicht kennen. Und sollten die Fahrgeschäfte nichts für Euch sein, dann ja vielleicht das Dosenwerfen mit einer 0,0001 prozentigen Chance auf ein Plüschtier. Nach so viel Spaß klingt der ganze „Spaß“ dann auf Dauer irgendwie doch nicht mehr. Es erinnert eher an ABBAs: „Money, money, money – must be funny – in a rich man‘s world.“ (Gern geschehen für den Ohrwurm). Als Andenken gibt’s dann zumindest ein paar Prellungen und ein Dröhnen im Gehörgang, da hat man sogar am nächsten Tag noch was von.
 In den meisten Fällen laufen wir über die Kirmes, essen was und fahren mit der ein oder anderen Attraktion. Je nachdem, ob man mit dem Auto anreist, kommen noch die Parkkosten auf einen zu. Möchte man nicht jeden Cent zweimal umdrehen, können da an einem Nachmittag locker 40 Euro draufgehen. Das ist verdammt viel Geld für das bisschen, was man bekommt! Beispiel: Bei Freizeitparks bezahlt man zwar auch viel Geld, allerdings hat man hier die Möglichkeit, die Fahrgeschäfte nach Belieben zu nutzen, weil diese im Eintrittspreis mitinbegriffen sind (als Student:in kann man sogar einfacher die Stoßzeiten umgehen).

Tatsächlich schwanke ich mit meiner Meinung zwischen Für und Wider.

Natürlich sieht die Welt heute anders aus als vor ein paar Jahren und auch die Schausteller müssen ihre Preise an die steigenden Lebenserhaltungskosten anpassen. Doch leider wirkt die Kirmes mittlerweile wie ein Ort, an dem man möglichst schnell möglichst viel Geld lassen soll. Fahrgeschäfte gleichen sich in jeder Stadt, das Essen ist überall gleich teuer. Früher war Kirmes ein magisches Fest. Heute ist sie ein Preisvergleich mit Musikbeschallung. Während sich die Lichter drehen, dreht sich einem beim Blick ins Portemonnaie der Magen – und das hat dann nichts mehr mit der letzten Runde Breakdance zutun.
 Andererseits bietet der Rummel auch eine gute Möglichkeit, eine kurze Auszeit zu nehmen. Kirmes bietet Nervenkitzel, Geschwindigkeit und schwindelerregende Höhen. Es ist laut, schrill, übertrieben – und ja, manchmal genau das, was man nach einem Tag in der langweiligen Vorlesung oder einem Monat im grauen Studienalltag braucht.

Am Ende zahlen wir vor allem für das nostalgische Erlebnis und die Alltagsflucht und nicht etwa für das ach so leckere Essen oder den Adrenalinkick, wenn man im Freefall-Tower hockt und die Menschen unter einem aussehen wie kleine Ameisen. Das ist zwar auch cool, aber wiegt die Gegenseite eben nur zum Teil wieder auf.
 Kirmes lohnt sich dann, wenn man bereit ist, für einen Moment Kindheitsgefühl ein paar erwachsene Kompromisse einzugehen. 

:Alina Nougmanov

In den letzten Tagen gibt es kaum eine Nachricht, über die so viel diskutiert wird, wie die neu eingeführten Zölle der USA. Laut Donald Trump wurden diese eingeführt, weil andere Länder die USA beim Handeln übervorteilen würden.

In den letzten Tagen gab es verschiedene Diskussionen über das Ziel, die Sinnhaftigkeit und den Effekt von Zöllen. Gleichzeitig ist der Markt stark schwankend und die restliche Welt fragt sich, was als nächstes im Handelskrieg „USA vs. Die ganze Welt“ passiert. Am 3. April kündigte der US-Präsident auf einer seiner öffentlichen Reden Strafzölle gegen 69 Länder auf der ganzen Welt an. Als Begründung behauptete er, dass diese Länder ebenfalls Zölle auf die USA erheben würden. Er zeigte eine Tabelle, wo z.B. die EU alle Importe aus den USA mit 39 Prozent Zöllen belegen würde. Als Gegenzoll erhob er 20 Prozent auf alle Produkte, die aus der EU eingeführt werden. Das einzige Problem: Die EU erhebt keine 39 Prozent Zoll auf die USA. Der Zolldurchschnitt auf Produkte aus den USA ist zwischen 2-3 Prozent. Auch wenn in Deutschland auch noch die Mehrwertsteuer obendrauf kommt, ist insgesamt die Behauptung von Trump und der US-Regierung völlig haltlos.

Aber wie kommt Trump auf diese Zölle? Er hat sich mit seinen „Experten“ eine Formel ausgearbeitet, welche jede:r VWL-Student:in im ersten Semester lernt. Handelsüberschuss des Landes gegenüber der USA wird geteilt durch die Gesamtsumme der Importe aus diesem Land. Mit anderen Worten, es ist die Formel, um das Handelsdefizit der USA gegenüber anderen Ländern auszurechnen. Absolut nicht zielführend. Die USA ist und bleibt eine Konsumnation; sie konsumiert bei weitem mehr als sie gerade produziert oder überhaupt produzieren kann. Die EU ist ein gegenteiliges Beispiel; dieser Staatenbund ist Nettoexporteur, wenn auch die Handelsbilanz der EU fast immer sehr ausgeglichen ist. Donald Trump möchte dies offenbar auch für die USA herbeiführen. Er sagt, andere Länder ziehen die USA beim Handeln über den Tisch , weil sie mehr Waren an die USA verkaufen, als sie aus den USA einführen. Niemand hat ihm offenbar glaubhaft versichern können, dass auch mit importierten Waren viel Geld für die US-Wirtschaft gemacht wird, weil, ja, man kauft Waren aus dem Ausland, aber man verkauft sie für einen höheren Wert im Inland und macht dadurch Gewinn, welcher versteuert wird.

Aber der Präsident hat es sich in den Kopf gesetzt, die negative Handelsbilanz der USA zu beenden. Es soll wieder mehr in den USA hergestellt werden, das soll Arbeitsplätze schaffen und mehr Geld für die Wirtschaft bringen. Nur doof, dass selbst Länder, die mehr Waren aus den USA importieren als sie dorthin exportieren, ebenfalls mit einem 10 Prozent Strafzoll belegt wurden. Oder auch Inseln, welche gar keine Handelsbeziehungen haben, weil nämlich niemand außer Pinguine dort wohnt. Ja, alle haben sich bereits über den Fakt lustig gemacht, dass Trump auf die Heard- und McDonaldinseln einen Zoll auferlegt hat. Verteidiger von Trump behaupten, dass es gemacht wurde, um Briefkastenfirmen zu verhindern, welche den Zoll so umgehen wollen. So funktionieren aber Briefkastenfirmen nicht. Außerdem gibt es auf diesen Inseln auch keine Infrastruktur, um selbst nur einen Briefkasten aufzustellen. Abgesehen davon gehören die Inseln eh rechtlich gesehen zu Australien.

Trump hat es auch geschafft, mit den Zöllen einen der schlimmsten Börsenabstürze der US-Geschichte zu verursachen. Mehrere Tage sank der Aktienwert fast jeder US-Firma steil nach unten. Dies führte zu Nachbeben in den anderen Aktienmärkten, der DAX (Deutscher Aktien Index) viel ebenfalls und auch in China und Großbritannien fielen die Kurse. Nun, am 10. April, ist Trump wohl dem Stöhnen seiner Milliardärsfreunde nachgekommen und hat die Zölle gegen alle um 90 Tage verschoben – außer gegen China. Diese wurden mit noch höheren Zöllen, insgesamt nun über 100 Prozent, belegt, weil sie wagten, ebenfalls Zölle gegen die USA zu erheben. Diese beiden Länder befinden sich nun in einem absoluten Handelskrieg.

Übrigens: Bevor Trump die Zölle auf alle anderen pausierte, ließ er seine Anhänger über Social Media wissen, dass „nun ein guter Moment zum (Aktien) kaufen wäre“. Später gab er vor laufenden Kameras an, wie viel seine Freunde an einem Tag durch ihn an der Börse verdient hatten. Denn klar schoss nach der Ankündigung der 90 Tage Pause der Kurs steil nach oben. Nun wird geprüft, ob Trump ein Verfahren wegen Insider trading droht. Normalerweise wäre er schuldig, kein Wenn und Aber, nun hat er aber Gerichte, Kongress und Senat so fest in der Hand, dass es unwahrscheinlich ist, dass er Konsequenzen zu fürchten hat.

Wie geht es aber jetzt weiter für uns? Was heißt das für uns? Nun, die Zölle wurden erstmal ausgesetzt, aber die EU hat ein Gegenzollpaket verabschiedet, welches nun ebenfalls für die 90 Tage ausgesetzt wurde. Dieses richtet sich auf nur bestimmte Produktgruppen und wir als Konsument:innen würden davon nicht so viel mitbekommen, aber der Markt würde trotzdem auch hier in Europa darunter leiden. Am besten wäre natürlich eine dauerhafte Einigung zwischen den USA und der EU, die ist aber momentan nicht in Sicht. Die EU hatte angeboten, eine Freihandelszone mit den USA aufzubauen, aber nur unter einigen Bedingungen, welche die Verbraucher:innen der EU vor unregulierten US-Produkten schützt. Donald Trump lehnte das Angebot ab, weil die EU mehr US-Produkte kaufen soll; Er wäre nicht an einer 0-für-0-Zoll Zone interessiert. Ich hatte ja bereits gesagt, dass so etwas absolut nicht machbar für die USA ist, weil sie dafür zu wenig herstellen und auch herstellen können. Zu versuchen, eine Konsumnation so zur ultimativen Netto-Export-Maschine umzukrempeln, ist absolut utopisch und fast jede:r Wirtschaftswissenschaftler:in stimmt dazu. Es bleibt abzuwarten, ob auch der Rest der Welt bald in einem Handelskrieg mit den USA steckt. Die EU ist jedenfalls nun dafür bereit.

:sts

Wie jedes Jahr nimmt Deutschland auch 2025 am Eurovision Song Contest teil. Zuletzt war man dabei nicht sonderlich erfolgreich, die Bilanz der letzten zehn Jahre sieht sehr mau aus: Neben zwei Überraschungserfolgen von Michael Schulte im Jahr 2018 (4. Platz) sowie Isaak im vergangenen Jahr (12. Platz) verbuchten die deutschen Teilnehmer:innen vier letzte und drei vorletzte Plätze.

Das soll sich dieses Jahr nicht noch mal wiederholen. In der Schweiz soll das Duo Abor & Tynnaden Karren aus dem Dreck ziehen, bestehend aus den Geschwistern Attila (26) und Tünde Bornemisza (24). Mit ihrem Song „Baller“ scheinen sie damit einen Nerv getroffen und einen Hit gelandet zu haben – schaut man sich die Kommentare unter dem Auftrittsvideo des Songs auf dem internationalen Youtube-Kanal des Eurovision Song Contests (über 1 Million Aufrufe) an: „So good. This needs to win, it’s modern, very 2020s and will become a hit!“, schreibt etwa ein User. „Best offer from Germany in years!“, hält ein anderer fest. „Finally Germany coming with something cool since Lena. This is such an earworm”, adelt ein weiterer User den Song.

Bis man einen ersten negativen Kommentar findet, muss man ewig scrollen. Der Grundtenor ist sehr positiv. Etliche Kommentierende scheinen es auch sehr zu begrüßen, dass Deutschland zum ersten Mal seit 2007 wieder mal einen deutschsprachigen Beitrag ins Rennen schickt. Damals trat Roger Cicero mit dem Song „Frauen regier’n die Welt“ auf. Viele in den Kommentaren freuen sich auf einen „deutschen Vibe“.

Schaut man sich die Kommentare unter dem Auftrittsvideo auf dem deutschen ESC-Account (über zwei Millionen Aufrufe) an, zeigt sich ein ganz anderes Bild. Die Kommentare zerreißen den Song auf allen Ebenen – eine regelrechte 180-Grad-Wendung: Zu schlecht gesungen, zu austauschbar, schlicht zu schlecht und nicht konkurrenzfähig soll der sein. Hier scrollt man eher lange, bis man erste positive Kommentare findet und die Kommentare lauten eher so: „Wir landen auf dem alalalalalalalalalalaletzten Platz“ (über 1.000 Likes) oder „Hab das Lied meinem Onkel im Rollstuhl vorgespielt aber dann ist er aufgestanden um es wieder aus zu schalten“ (über 2.400 Likes). Ein weiterer schreibt: „Das soll der beste Song sein?! Sie kann nicht singen, nicht atmen. Der Song ist belanglos. Komplett “ballerballer“ (über 1.400 Likes). Was unter die Gürtellinie geht, habe ich hier vorsichtshalber mal außen vorgelassen. Die Häme der User scheint keine Grenzen zu kennen – nicht mal unter dem eigenen Posting des Duos auf Instagram. Auch dort reiht sich Hate- an Hate-Kommentar.

Das kann doch nicht sein, Deutschland!? Was sagt das über unsere Mentalität aus? Haben wir verlernt, optimistisch zu sein, Euphorie zu entwickeln, ja schlicht Hoffnung und Fantasie zu haben? Oft scheint es so, als geben viele hierzulande Dingen oft nicht mal eine Chance – Hate aus Prinzip scheint deutlich verbreiteter zu sein.

Klar, Kritik ist in Ordnung und das muss auch so sein. Aber es ist nicht damit zu erklären und zu rechtfertigen, dass die Meinungen in Deutschland zum Song so konträr zu denen im Ausland stehen. Das kann nicht mit konstruktiver Kritik erklärt werden. Die Niederreder-Mentalität lässt jede Euphorie im Keime ersticken.

Dass wir es doch eigentlich doch noch können, hat die Heim-EM im vergangenen Jahr gezeigt. Um die Nationalmannschaft entstand ein Hype – und das nach langwierigen Jahren des Niederredens, des Murrens und Besserwissens.

Die deutschen ESC-Beiträge scheinen über diese Phase noch nicht hinaus zu sein. Auch der letztjährige 12.-Platzierte Isaak wurde vor dem ESC-Wettbewerb mit Hate und Häme quittiert.

Dabei kann das bei Künstler:innen zu einer großen Verunsicherung führen. Abor & Tynna stehen am Anfang ihrer Karriere, noch nicht alles kann da perfekt sein. Ziel sollte es da aber sein, zu er- und nicht zu entmutigen. Die Nationalmannschaft dürfte dies bei der Heim-EM auch sicherlich beflügelt haben. Auch wenn es nicht zum EM-Sieg gereicht hat, dürften die meisten hierzulande das Turnier in positiver Erinnerung haben. Können wir eine solche Geschichte nicht auch mal beim ESC schreiben?

Der Song hat doch eigentlich beste Voraussetzungen dafür: Endlich mal wieder ein deutschsprachiger Beitrag, was scheinbar insbesondere im Ausland auf sehr viel Begeisterung stößt. Ein charismatisches und authentisches Geschwisterduo. Eine originelle Melodie mit einzigartigem Cello-Einsatz. Ein Song, der ballert.

Auch über den Song hinausgehend steckt dahinter eine echt schöne Geschichte, die verbindet. Mit Abor und Tynna tritt für Deutschland ein österreichisches Duo mit rumänischen und ungarischen Wurzeln in der Schweiz an. Besser gehts doch gar nicht für die Idee und Vision des Eurovision Song Contests.

International wird all das anerkannt. Und in Deutschland? Naja, da ist man eben typisch deutsch. Wenn du auch so bist, ändere das doch mal, und gib Neuem erstmal eine Chance, bevor du dich vom typischen Niederreder-Reflex leiten lässt! Fühlt sich gut an! 

:Leon Hartmann

Bild: +++ Hier könnte Ihre wunderbare Werbung stehen +++ :Alina Nougmanov

Auf diese Frage könnte jetzt theoretisch ein unmoralisches Angebot folgen, aber wir sind hier schließlich bei der :bsz und nicht beiirgendeiner unseriösenTageszeitung. Um Angebote geht es in diesem Kommentarin gewisser Weise trotzdem, wenn auch etwas anders, als man es im ersten Moment erwarten würde.

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