In den letzten Tagen gibt es kaum eine Nachricht, über die so viel diskutiert wird, wie die neu eingeführten Zölle der USA. Laut Donald Trump wurden diese eingeführt, weil andere Länder die USA beim Handeln übervorteilen würden.

In den letzten Tagen gab es verschiedene Diskussionen über das Ziel, die Sinnhaftigkeit und den Effekt von Zöllen. Gleichzeitig ist der Markt stark schwankend und die restliche Welt fragt sich, was als nächstes im Handelskrieg „USA vs. Die ganze Welt“ passiert. Am 3. April kündigte der US-Präsident auf einer seiner öffentlichen Reden Strafzölle gegen 69 Länder auf der ganzen Welt an. Als Begründung behauptete er, dass diese Länder ebenfalls Zölle auf die USA erheben würden. Er zeigte eine Tabelle, wo z.B. die EU alle Importe aus den USA mit 39 Prozent Zöllen belegen würde. Als Gegenzoll erhob er 20 Prozent auf alle Produkte, die aus der EU eingeführt werden. Das einzige Problem: Die EU erhebt keine 39 Prozent Zoll auf die USA. Der Zolldurchschnitt auf Produkte aus den USA ist zwischen 2-3 Prozent. Auch wenn in Deutschland auch noch die Mehrwertsteuer obendrauf kommt, ist insgesamt die Behauptung von Trump und der US-Regierung völlig haltlos.

Aber wie kommt Trump auf diese Zölle? Er hat sich mit seinen „Experten“ eine Formel ausgearbeitet, welche jede:r VWL-Student:in im ersten Semester lernt. Handelsüberschuss des Landes gegenüber der USA wird geteilt durch die Gesamtsumme der Importe aus diesem Land. Mit anderen Worten, es ist die Formel, um das Handelsdefizit der USA gegenüber anderen Ländern auszurechnen. Absolut nicht zielführend. Die USA ist und bleibt eine Konsumnation; sie konsumiert bei weitem mehr als sie gerade produziert oder überhaupt produzieren kann. Die EU ist ein gegenteiliges Beispiel; dieser Staatenbund ist Nettoexporteur, wenn auch die Handelsbilanz der EU fast immer sehr ausgeglichen ist. Donald Trump möchte dies offenbar auch für die USA herbeiführen. Er sagt, andere Länder ziehen die USA beim Handeln über den Tisch , weil sie mehr Waren an die USA verkaufen, als sie aus den USA einführen. Niemand hat ihm offenbar glaubhaft versichern können, dass auch mit importierten Waren viel Geld für die US-Wirtschaft gemacht wird, weil, ja, man kauft Waren aus dem Ausland, aber man verkauft sie für einen höheren Wert im Inland und macht dadurch Gewinn, welcher versteuert wird.

Aber der Präsident hat es sich in den Kopf gesetzt, die negative Handelsbilanz der USA zu beenden. Es soll wieder mehr in den USA hergestellt werden, das soll Arbeitsplätze schaffen und mehr Geld für die Wirtschaft bringen. Nur doof, dass selbst Länder, die mehr Waren aus den USA importieren als sie dorthin exportieren, ebenfalls mit einem 10 Prozent Strafzoll belegt wurden. Oder auch Inseln, welche gar keine Handelsbeziehungen haben, weil nämlich niemand außer Pinguine dort wohnt. Ja, alle haben sich bereits über den Fakt lustig gemacht, dass Trump auf die Heard- und McDonaldinseln einen Zoll auferlegt hat. Verteidiger von Trump behaupten, dass es gemacht wurde, um Briefkastenfirmen zu verhindern, welche den Zoll so umgehen wollen. So funktionieren aber Briefkastenfirmen nicht. Außerdem gibt es auf diesen Inseln auch keine Infrastruktur, um selbst nur einen Briefkasten aufzustellen. Abgesehen davon gehören die Inseln eh rechtlich gesehen zu Australien.

Trump hat es auch geschafft, mit den Zöllen einen der schlimmsten Börsenabstürze der US-Geschichte zu verursachen. Mehrere Tage sank der Aktienwert fast jeder US-Firma steil nach unten. Dies führte zu Nachbeben in den anderen Aktienmärkten, der DAX (Deutscher Aktien Index) viel ebenfalls und auch in China und Großbritannien fielen die Kurse. Nun, am 10. April, ist Trump wohl dem Stöhnen seiner Milliardärsfreunde nachgekommen und hat die Zölle gegen alle um 90 Tage verschoben – außer gegen China. Diese wurden mit noch höheren Zöllen, insgesamt nun über 100 Prozent, belegt, weil sie wagten, ebenfalls Zölle gegen die USA zu erheben. Diese beiden Länder befinden sich nun in einem absoluten Handelskrieg.

Übrigens: Bevor Trump die Zölle auf alle anderen pausierte, ließ er seine Anhänger über Social Media wissen, dass „nun ein guter Moment zum (Aktien) kaufen wäre“. Später gab er vor laufenden Kameras an, wie viel seine Freunde an einem Tag durch ihn an der Börse verdient hatten. Denn klar schoss nach der Ankündigung der 90 Tage Pause der Kurs steil nach oben. Nun wird geprüft, ob Trump ein Verfahren wegen Insider trading droht. Normalerweise wäre er schuldig, kein Wenn und Aber, nun hat er aber Gerichte, Kongress und Senat so fest in der Hand, dass es unwahrscheinlich ist, dass er Konsequenzen zu fürchten hat.

Wie geht es aber jetzt weiter für uns? Was heißt das für uns? Nun, die Zölle wurden erstmal ausgesetzt, aber die EU hat ein Gegenzollpaket verabschiedet, welches nun ebenfalls für die 90 Tage ausgesetzt wurde. Dieses richtet sich auf nur bestimmte Produktgruppen und wir als Konsument:innen würden davon nicht so viel mitbekommen, aber der Markt würde trotzdem auch hier in Europa darunter leiden. Am besten wäre natürlich eine dauerhafte Einigung zwischen den USA und der EU, die ist aber momentan nicht in Sicht. Die EU hatte angeboten, eine Freihandelszone mit den USA aufzubauen, aber nur unter einigen Bedingungen, welche die Verbraucher:innen der EU vor unregulierten US-Produkten schützt. Donald Trump lehnte das Angebot ab, weil die EU mehr US-Produkte kaufen soll; Er wäre nicht an einer 0-für-0-Zoll Zone interessiert. Ich hatte ja bereits gesagt, dass so etwas absolut nicht machbar für die USA ist, weil sie dafür zu wenig herstellen und auch herstellen können. Zu versuchen, eine Konsumnation so zur ultimativen Netto-Export-Maschine umzukrempeln, ist absolut utopisch und fast jede:r Wirtschaftswissenschaftler:in stimmt dazu. Es bleibt abzuwarten, ob auch der Rest der Welt bald in einem Handelskrieg mit den USA steckt. Die EU ist jedenfalls nun dafür bereit.

:sts

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