Bild: „Der Sieg des Kapitals“ – Der Buchtitel gibt Ulrike Herrmanns Eingeständnis wieder. Sie hat sich mit dem Kapitalismus arrangiert. , Vortragsreihe von attac und occupy im Bahnhof Langendreer Foto: tims

Am vergangenen Mittwoch gab sich die Wirtschaftskorrespondentin der taz, Ulrike Herrmann, im Bahnhof Langendreer die Ehre, und referierte eine gute Stunde über den Kapitalismus mit anschließender Publikumsdiskussion. Wer auf „typisch“ linke Kapitalismus-Kritik gehofft hatte, wurde dabei enttäuscht.

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Bild: Bühne frei! Geschäftsführender Dramaturg Olaf Kröck unterhielt sich mit der :bsz über den neuen Spielplan. , DIE BRETTER, DIE DIE STADT BEDEUTEN – Teil III: Saisonstart im Schauspielhaus mit Handke-Stück, Delikatessen und einer Almodóvar-Adaption Foto: bent

Glücksstau und Filmadaptionen: Mit zwei Premierenwochenenden lud das Bochumer Schauspielhaus zur neuen Theatersaison ein. Nach dem Handke-Werk „Die Unvernüftigen sterben aus“ und einer Aufführung von Tschechows „Onkel Wanja“, feierten nun auch die Filmadaptionen „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ und „Delikatessen“ Premiere. Olaf Kröck, geschäftsführender Dramaturg, verspricht ein abwechslungsreiches Programm, das auch Studierende anlocken wird.

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Schnell vorwärts damit. Auch wenn es ihre KundInnen nicht wahrhaben wollen. Aber das Kapital muss weiterziehen: „Indien war gestern“, versichern die Unternehmensberater  Öllers (David Striesow) und Niederländer (Sebastian Bloomberg) ihrem Klienten. Jetzt sei Pakistan oder Afghanistan hip: Bessere Anlagemöglichkeiten, billigere Jobs.

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Bild: Der Marketing-Charakter ist konformistisch – offenkundig oder pseudo-individualistisch., Der Gesellschaftscharakter bei Erich Fromm – Teil II Quelle: wikimedia commons, lumaxart, CC-BY-SA v.2.0

In unserer heutigen spätkapitalistischen Gesellschaft droht dem Menschen eine beinahe totale Entfremdung. Wo der sich ständig selbst verkaufende Marketing-Charakter vorherrscht, erlebt sich der Mensch nicht als Individuum mit Geist und Gefühlen, sondern existiert als sozio-ökonomisch bestimmte Abstraktion: er ‚ist‘ sein Job, sein Status und sein Eigentum. Fragen nach dem Sinn des Lebens und weite Teile des menschlichen Potentials werden in der Marketing-Gesellschaft unter dem Streben nach Konsum und Status verschüttet.

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Bild: Erich Fromm – ein Humanist und Gegner der Entfremdung., Der Gesellschaftscharakter bei Erich Fromm – Teil I Quelle: DeviantArt, CynderLover4196, CC-BY-ND v.3.0

Das kapitalistische Wirtschaftssystem führt zur Entfremdung des Menschen – allerdings geschieht dies heutzutage teilweise in einer anderen Form als früher. Zu Lebzeiten von Karl Marx herrschte die offene Ausbeutung der Arbeitenden vor, die dadurch an den Rand des Existenzminimums gebracht wurden. In unserer spätkapitalistischen Gesellschaft gibt es dagegen zwar mehr Absicherung, doch droht den Menschen durch das ständige Sich-selbst-Verkaufen dafür eine noch stärkere Entfremdung. Ohne die Analyse der Entfremdung, ihrer Formen und ihrer Auswirkungen lassen sich die immer offenkundiger werdenden gesellschaftlichen Probleme nur eingeschränkt verstehen. Eine diesbezüglich hervorragende, kritische Betrachtung unserer Gesellschaft findet sich in den Werken von Erich Fromm (1900 bis 1980). Der deutsch-jüdisch-amerikanische Soziologe, Psychoanalytiker und Philosoph Fromm machte die Aufklärung über die Entfremdung der modernen westlichen Gesellschaft zum Kern seines Lebenswerks.

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Bild: Absurde Arbeitswelt: Lidia und der Fahrer fahren die Hündin ihrer Chefin aus - damit sie den Sonnenuntergang bestaunen kann., „Workers“ – das Spielfilmdebüt von José Luis Valle Foto: trigon-film

Trotz all der Sequels, Comicverfilmungen und TV-Recycle-Produkten, mit denen das Mainstreamkino den Markt überschwemmt, hat sich ein sozialkritischer Arthouse-Film eine Nische im Gegenwartskino erobert. Galionsfiguren des britischen Sozialdramas wie Ken Loach („Ladybird Ladybird“) oder Mike Leigh („Naked“) zeigten in ihren Filmen die Misere der britischen Unterschichten. Auch die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne („L‘enfant“) oder RegiseurInnen des jeune cinéma français (z. B. Mathieu Kassovitz’ „La Haine“) griffen diese gesellschaftskritischen Aspekte auf und initiierten eine Renaissance des sozialrealistischen AutorInnenfilms. Mit Wucht, nah am Lebensalltag, zuweilen kapitalismuskritisch, kommt nun das jüngste mexikanische Kino daher, so auch das Spielfilmdebüt des Dokumentarfilmers José Luis Valle – ein kleines Kinojuwel.

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Bild: Lohnende Lektüre: Marx und Fromm., Karl Marx und sein Menschenbild – Teil III Foto: Patrick Henkelmann

Die entfremdete Arbeit im kapitalistischen Wirtschaftssystem bewirkt nach Karl Marx zwangsläufig auch die Entfremdung des Menschen von seinen Mitmenschen – was schließlich zu einer insgesamt entfremdeten und inhumanen Gesellschaft führt. Ausdruck dieser Entfremdung ist für Marx das Verhältnis, in dem der Mensch zu den anderen Menschen steht. In der entfremdeten Arbeit stehen die Arbeitenden unter der Herrschaft der KapitalistInnen (siehe Teil I in :bsz 964). Das Produkt dieser Arbeit gehört nicht den Arbeitenden selbst, sondern den KapitalistInnen – sie sind der „Herr“ des Produktes, das den Arbeitenden als eine sie wirtschaftlich knechtende Macht gegenübersteht. Die entfremdete Arbeit bewirkt daher nicht nur das Verhältnis der Arbeitenden zum Akt und Produkt ihrer Produktion, sondern auch das Verhältnis, in welchem die KapitalistInnen zu diesen sowie zu den Arbeitenden stehen. Marx betrachtet diese Verhältnisse als das Wesen des „Privateigentums“, welches eine notwendige Folge der entfremdeten Arbeit ist.

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Bild: Arbeit und Natur: Im Kapitalismus entfremdet., Karl Marx und sein Menschenbild – Teil II Foto: koi

Nach Karl Marx’ Analyse führt die Entfremdung der menschlichen Arbeit im kapitalistischen Wirtschaftssystem nicht nur zur Entfremdung der Arbeitenden von ihrer Arbeit und den Produkten ihrer Arbeit, sondern auch zu ihrer Entfremdung von der Natur und sogar von ihrem Menschsein an sich. Mit diesen beiden Formen der Entfremdung wird die in der :bsz 964 begonnene Betrachtung von Marx’ Analyse der Entfremdung des Menschen als Folge der kapitalistischen Produktionsweise nun fortgesetzt. Als Primärquelle dienen dabei wieder die zu Marx’ Frühschriften gehörenden „Ökonomisch-philosophischen Manuskripte aus dem Jahre 1844“, in welchen die entsprechenden Gedankengänge des Philosophen und Ökonomen besonders gut nachzuvollziehen sind.

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Bild: Karl Marx (1861) – ein Humanist und Gegner der Entfremdung., Karl Marx und sein Menschenbild – Teil I Foto: Wikimedia Commons

Im 20. Jahrhundert beriefen sich revolutionäre Gruppierungen wie die russischen Bolschewiki oder die Anhängerschaft Mao Zedongs auf das Werk des deutschen Philosophen und Ökonomen Karl Marx (1818 bis 1883) und strebten in ihrem Selbstverständnis zum Wohle der Menschen den Fortschritt und den Kommunismus an. Wo diese Gruppierungen oder ihre Ableger gewaltsam an die Macht gelangten, errichteten sie jedoch totalitäre Systeme, von denen einige zu den inhumansten und mörderischsten Regimen der Menschheitsgeschichte gehören. Die Konterfeis von Karl Marx und Friedrich Engels fanden sich in den ‚roten‘ totalitären Staaten allgegenwärtig neben denen von Personen wie Lenin, Stalin oder Mao. Diese propagandistische Vereinnahmung durch den Bolschewismus wurde in der westlichen Welt größtenteils unhinterfragt übernommen und erschwert oder verstellt bis heute leider vielen Menschen den Zugang zu Karl Marx’ tatsächlichem Denken. Dabei hat Marx bereits 1844 in seinen – bedauerlicherweise erst 1932 veröffentlichten – „Ökonomisch-philosophischen Manuskripten“ gar vor solch einem „rohen Kommunismus“ gewarnt, wie er später im Bolschewismus verwirklicht wurde.

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Bild: Sexarbeiterinnen kämpfen um das Recht auf ihren Arbeitsplatz – Demo in Dortmund am 24. März 2011. , Die Sexarbeiterin Dany sprach an der RUB über den Kampf um ihren Arbeitsplatz Foto: flickr.com / pe_ha45

„Mit mir nicht!“ Selbstbewusst saß Dany am letzten Mittwoch im HGB 20 und erzählte, was sie nach der Schließung des Dortmunder Straßenstrichs 2011 dachte: „Ich arbeite seit sieben Jahren selbstbestimmt und freiwillig in der Prostitution und ich will einfach nur meine Arbeit ausführen – mehr nicht.“ Darum ging sie vor Gericht, um die Stadt Dortmund zu verklagen – auf das erneute Einführen eines Straßenstrichs, eines Arbeitsplatzes, an dem früher 70 bis 100 Frauen am Tag der Prostitution nachgingen. Dany bekam am 21. März 2013 Recht. Die Stadt Dortmund muss einen neuen Ort für die Sexarbeiterinnen bereitstellen, reichte jedoch Beschwerde gegen die Nichtzulassung einer Revision des Urteils ein. Nach dem zunächst erfolgreichen Prozess „ist Pustekuchen angesagt“, kritisierte Dany den aktuellen Schwebezustand.

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