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Bei E wie Einfachgeht es hier bei uns in Bochum nicht nur umden Strom aus der Steckdose. Unter Strom stand am Wochenende auch das League of Legends Team, als es sich im Finale der Prime League unter Beweis stellen durfte. Wir sprachen mit Carsten Schulte, Head of E-Sports bei E wie Einfach.

Schon knapp sechs Jahre lang ist E wie Einfach in der deutschen League of Legends Liga unterwegs. Auf dem Magenta Cup, der live vor Gamescom Publikum ausgetragen wurde, konnte sich das Team schon eine Siegertrophäe sichern. Dieses Jahr zur Wintersaison 24/25 ging es für das Team das erste Mal in das große Finale der Prime League. Wir brachten ein paar Fragen mit.
 
 bsz: Prime League, was genau ist das?
 Carsten Schulte: Es sind regionale Ligen. Die gibt es zum Beispiel in Spanien, Frankreich, der Türkei und eigentlich in ganz Europa.  Bei uns heißt diese Liga Prime League. Die jeweils zwei besten Teams der Liga gehen danach in die Europameisterschaft, den EMEA Masters. Das ist dann eine Art Champions League für League of Legends.
 
 bsz: Wie unterscheidet sich die Prime League zu den „offiziellen” Ligen von Riot Games (Inhaber von League of Legends)?
 C: Von Riot Gamesgibt es überregionale Ligen weltweit. Bei uns in Europa ist das die LEC (League of Legends European Championship). Das ist eine ganz eigene Franchise über der Prime League und den EMEA Masters. Dort läuft es professionell ab mit hohen Gehältern für die Teams. Die Teams kaufen sich für dort für zweistellige Millionenpreise einen Platz. Der berechtigt sie dann zur Teilnahme. Der große Unterschied ist dafür dann die Sichtbarkeit und Reichweite der Teams. Das bringt gute Werbeverträge mit Sponsoren. Tatsächlich spielen dort dann auch die besten Spieler. Aus den regionalen Ligen schaffen es aber immer wieder Spieler in die LEC, wenn sie von Teams gescoutet und angeworben werden. Man kann also sagen, dass die Prime League auf europäischer Ebene eine von vielen zweiten Ligen ist, in Deutschland ist es aber die beste Spielklasse.


 bsz: Wie bereitet Ihr Euch auf so ein großes Spiel vor?
 C: Wir trainieren in sogenannten Scrims. Das heißt, wir schreiben Teams meistens aus den anderen Ländern an, mit denen wir nicht im aktuellen Wettbewerb stehen. Dann vereinbaren wir Trainingsspiele, die sehr ähnlich zu so einem Ligaspieltag sind. Und da versuchen wir ein Pensum zu halten zwischen drei und fünf von diesen Matches pro Woche. Wir achten sehr darauf, dass die Spieler viele Pausen haben. Wir trainieren hier in Bochum auch vor Ort an der Kortumstraße, dort haben wir unser Büro. Unser Team  spielt auch gerade das Prime League Finale von dort aus. Vor Ort trainieren wir an zwei Tagen in der Woche. Wir wollen da das gesunde Maß halten, das man mittlerweile auch aus anderen Jobs kennt, eine gute Mischung aus Homeoffice und vor Ort. Wir haben im Blick, wenn wir sehen, jemand macht zu viel. Also einfach, dass wir sagen, das ist nicht mehr gut, das kann nicht gut sein, weil du Schlaf brauchst, weil du keine soziale Interaktion hast, dann schreiben wir auch einige an und sagen heute ist Spielverbot, dich möchte ich nicht online sehen.

bsz: Wie steht es um das Thema Nachwuchs? Wie finden Leute in den E-Sport?
 C: Also tatsächlich finden wir den viel über die unteren Ligen. Da beobachten wir  oft länger Spieler, die rausstechen. Es gibt noch Organisationen, die selber keine Profivereine stellen. Dazu gehören natürlich halt die E-Sport Player Foundation. Die vergibt sozusagen Stipendien, holt die auch mal zu so Lehrgängen ran. Also solche Organisationen haben sich mittlerweile entwickelt. Und ansonsten sollte man erst mal ehrlich zu sich sein. Wenn man die Online Leiter nicht klettern kann, liegt es wahrscheinlich an einem selbst und nicht an den Teammates, wie man es sich oft einredet. Und wenn man dann wiederum herausragend gut ist, dann richtig bewirb Dich bei einem Team, das vielleicht in der dritten oder in der vierten Liga ist und spiel sogenannte Tryouts. Das machen Teams regelmäßig, dass sie neue Spieler für Testspiele einfach mal holen, um sich die anschauen. Dort dann zu überzeugen, das ist der richtige Weg.

bsz: Wie steht es um Bochum und das Ruhrgebiet als Standort für E-Sports?

C: Es gibt viele Locations in denen man E-Sport organisieren kann, dennoch denke ich, da ist echt Luft nach oben. Also wir haben hier in Bochum total coole Locations, die auch multifunktional sind. Zum Beispiel die Rotunde oder Räume an Universitäten. Möglichkeiten gibt es. Ich glaube, das Problem liegt wirklich in der Förderfähigkeit von E-Sport. Das ist nach wie vor nicht richtig anerkannt als Sportart. Die Abgabenordnung regelt in Paragraf 52 ja Ausnahmen für gemeinnützige Vereine und in keiner fällt E-Sport rein. Dahingehend wurden auf politischer Ebene immer Versprechungen gemacht, die nicht gehalten wurden. Ich glaub, wir hätten ein sehr viel vitaleres Vereinsleben, wenn das so wäre und das hätten wir dann auch hier in Bochum. Wir sind meilenweit davon entfernt, ein Stadion zu füllen. Und das muss man ehrlicherweise sagen. Wir müssen da schauen, dass wir nicht zu früh als Teams gegeneinander arbeiten, wenn wir eigentlich noch gemeinsam solche Events wie heute schaffen wollen, wenn wir gemeinsam dafür sorgen wollen, dass E-Sport mehr erlebbar wird, dass man da irgendwie die Nähe dazu aufbaut, dass wir die die Gesichter der Spielenden stärker zeigen, weil nur dann werde ich Fan. Und das ist denke ich etwas, das haben wir gemeinsam als Aufgabe.


 Ihr wollt mehr zu E wie Einfacherfahren? Auf Instagram findet Ihr das Team unter: https://www.instagram.com/e_wie_esports/?hl=de.

 
 :Artur Airich

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Das World Wrestling Entertainment (WWE) geht im Laufe der „Road toWrestlemania” auf große Europatour. Auch im Ruhrgebiet flogen am Wochenende die Fetzen.
 
 Kurz vor dem großen Jahresevent Wrestlemania, konnte man am 15. März in Dortmund  die großen Superstars live erleben. Ich war in der Dortmunder Westfalenhalle mit dabei. 
Das Licht geht an und auf der Bühnenrampe ertönt die Einlauf Musik von WWE Superstar LA Knight. Das Publikum feiert mit einem lauten „L… A… Knight… Yeah!” zur Begrüßung mit und die Stimmung heizt richtig auf. Doch bis es so weit war standen erstmal andere Dinge zwischen den Superstars und mir.
 Wie bei jeder Messe oder Eventbesuch, galt auch hier: Erst einmal anstehen. Doch gar nicht so schlimm, die Zeit in der Schlange und bei dem Einlass vergingen wie im Fluge.
Ein kleines Gedrängel an der Snackbar musste man leider in Kauf nehmen, doch das war zu erwarten, hätte aber irgendwie doch besser gelöst werden können. Auch die Sitze auf der Tribüne hätten etwas mehr Beinfreiheit vertragen können, doch genug genörgelt, denn die Show geht los.
 

Die Ringsprecherin Lillian Garcia stellt das Eröffnungsmatch des Abends vor: L.A. Knight gegen Shinsuke Nakamura. Es geht um den US- Titel, den L.A. Knight sich erst eine Woche zuvor von Nakamura ergatterte. halle verleiht den bombastischen Einlauf Songs der Superstars eine ganz besondere Wirkung. Etwas, das man auf den Bildschirmen zu Hause eher verpasst.
 Als sich die beiden Gegenüberstanden, gingen langsam Fan-Rufe durch die Halle, die immer lauter wurden. „Auf die Fresse, Auf die Fresse” rief die ganze Halle irgendwann. Ein Ruf, der sich immer wieder durch den Abend ziehen sollte.

Besonders emotional wurde es etwas später als Marcel Barthel aus Deutschland, Ringname Ludwig Kaiser, in den Ring stieg und das Duo A Town Down Under in einem zwei gegen eins in die Schranken wies. Die beiden „Trottel”, sowie sie die ganze Halle nannte, haben zuvor scherzhaft über die Deutschen gelästert und dafür ihre Quittung bekommen. Im Anschluss richtete sich Marcel gerührt an das deutsche Publikum und war sehr dankbar dafür, dass er es endlich geschafft habe von Deutschland aus zu den ganz Großen gekommen zu sein. Ein Segment, das nicht nur lustig war, sondern auch wirklich gezeigt hat, dass Pro Wrestling echte Emotionen aufbringen kann.
 
 Ein weiteres Highlight des Abends war der Straßenkampf zwischen Rhea Ripley und Liv Morgan. Die beiden fetzen sich schon seit Wochen wegen einem Beziehungsstreit. Die Regeln im Straßenkampf sind simpel und zugleich brutal. Alles ist erlaubt, selbst Waffen, die clever unter dem Ring platziert sind. Und das Versprechen sollte eingehalten werden, als Liv Morgan einen Holzstock hervorholt und beginnt damit auf ihre Kontrahentin einzudreschen. Ihr Spaß sollte aber nur von kurzer Dauer sein, denn Rhey Ripley ergreift selbst die Offensive und schlägt zurück, bis der Stock auseinanderbricht. Jubel geht durch das Publikum, als dann endlich ein Tisch unter dem Ring hervorgeholt wird und alle wissen, dieser Tisch wird heute noch sein Ende finden. Da Liv Morgan selbst schon schwächelte, kam ihre Kollegin Raquel Rodriguezzur Hilfe, denn das war ebenfalls erlaubt. Nach einem hin und her war es dann soweit, Rhea stemmt Raquel in die Höhe und schmettert sie auf den Tisch nieder. Der Ring ähnelt einem Schlachtfeld als es zum Eins…Zwei..Drei ertönte und Rhea Ripley das Match als Siegerin verlässt.
 
 Das Main Event des Abends steht bevor, der Weltmeister Gunther aus Österreich gegen den „Phenomenal One” AJ Styles aus North Carolina. Gekämpft wird im Stahlkäfig, der schon den ganzen Abend lang ominös über dem Ring schwebte. Ziel ist es, aus dem Käfig herauszuklettern. Ich selbst bin großer Fan von Gunther und AJ Styles und war hin und her, wenn es darum geht, wem ich den Sieg an diesem Abend mehr gönnen würde. Macht es der rabiate Gunther, der mit steifen Schlägen auf die Brust seinen Gegner durch den Ring katapultiert, oder der agile „High Flyer” AJ Styles, der es auch wagt, vom Ringposten aus seine deine Gegner aus der Luft zu attackieren. Die beiden lieferten ein richtig solides Match. Der Höhepunkt war, als die beiden weit oben auf Käfig saßen und gegenseitig versuchten, den anderen von der Kante zurück in den Ring stürzen zu lassen. Diesen Clinch konnte Gunther für sich entscheiden, und dem Käfig entkommen. In der Abschlussrede von Gunther wurde es dann nochmal hitzig. Erst war er sehr stolz als Weltmeister zurück nach Europa zu kehren und bekundete dann, dass der Schalke 04 der beste Fußballverein im Ruhrgebiet sei. Damit ging er in seiner Rolle als „Bösewicht” vollkommen auf, denn den Dortmundern passte das gar nicht.
 
 Meine erste WWE Live-Show hat mich wirklich mitgerissen. Die Atmosphäre in der Halle, der Jubel und die Buh-Rufe, die durchs Publikum gehen und einfach das Mitfiebern während der Matches machen so eine Show zu etwas Besonderem. Klar, hätte man an der Snackbar oder den Merch-Ständen die Schlange besser organisieren können und die Tribünenplätze könnten etwas mehr Raum vertragen. Aber alles in allem lief es doch sehr gut, da habe ich anderorts schon deutlich Schlimmeres erlebt.

 
 :Artur Airich

Mit ihrem dritten Album So Close to What schlägt Tate McRae ein ganz neues Kapitel auf – eines, das nicht nur musikalisch, sondern auch visuell selbstbewusster wirkt. Während ihr vorheriges Album ThinkLaternoch jugendlich-draufgängerisch daherkam, präsentiert sich McRae nun reifer, sinnlicher und provokanter. Sie lässt wortwörtlich die Hüllen fallen. Die Frage dabei ist nur: Wirkt es eher wie künstlerische Weiterentwicklung oder wie ein kalkulierter Imagewechsel?

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Am 9. Februar 2025 verwandelte Kendrick Lamar die Super Bowl Halftime Show in New Orleans in ein spektakuläres Kunstwerk. Mit politischen Botschaften, persönlichen Statements und einer energiegeladenen Performance festigte er seinen Status als einer der einflussreichsten Künstler unserer Zeit. Doch während Fans die Show feierten, blieben viele Zuschauer verwirrt – besonders diejenigen, die mit Lamars komplexer Symbolik und seinem Rap-Beef mit Drake nicht vertraut waren. 

Nachdem Lamar bei der Super Bowl LVI 2022 noch Teil eines legendären Hip-Hop-Dreamteams war, stand er dieses Mal allein im Rampenlicht. Unterstützt von Samuel L. Jackson, der in der Rolle des Uncle Sam als spiritueller Führer agierte, eröffnete Lamar mit einem kraftvollen Statement: „The revolution is about to be televised.“ Die Choreografie der Tänzer, die sich zu einer amerikanischen Flagge formierten, und die Verwendung von Symbolen wie einem Tic-Tac-Toe-Spiel zeigten Lamars Fähigkeit, traditionelle Bilder zu dekonstruieren und neu zu interpretieren. 

Ein Höhepunkt war für viele die Performance von „Not Like Us“. Die Grammy-prämierte Hater-Hymne, die auch im Zentrum von Lamars öffentlichem Disput mit Drake steht. Meme das Abends: Kendrick Lamar mit einem Augenzwinkern in Richtung Kamera und der Zeile „Say, Drake, I hear you like ’em young“ lieferte Lamar nicht nur einen Seitenhieb auf seinen Rivalen. Dieser Moment endete mit einem gemeinsamen und lauten Schrei des gesamten Stadiums, das Drake vorwirft, dass er gerne jung datet und das gesamte Stadion „A MINOOOOOR“ schreit! Provokativ, aber auch kraftvoll.

Doch „Not Like Us“ war mehr als nur ein Diss-Track – es war ein Moment der kollektiven Freude. Die Tänzer, die in chaotischer Harmonie agierten, und die Cameo-Auftritte von Serena Williams und Mustard unterstreichen den Crossover-Erfolg des Songs. Lamar nutzte die Bühne, um authentische Emotionen zu vermitteln und bewies, dass er mehr als nur ein Künstler ist – er ist ein kulturelles Phänomen. 

Lamars Performance war nicht nur musikalisch, sondern auch politisch aufgeladen. Ein Protestierender mit einer palästinensischen Flagge schaffte es trotz strengster Sicherheitsvorkehrungen auf das Spielfeld, was die globale Reichweite und Bedeutung der Show unterstrich. Lamar selbst nutzte die Bühne, um klare Botschaften zu senden – sei es durch seine Texte oder die Symbolik seiner Performance.

Die vier Plattformen, die wie PlayStation-Controller-Tasten geformt waren, symbolisierten das Leben als Spiel, bei dem die Regeln von unsichtbaren Mächten diktiert werden. Diese Metapher spiegelte Lamars Kritik an systemischem Rassismus, kultureller Aneignung und der Kommerzialisierung von Kunst wider. Die Tänzer, die sich um eine Straßenlaterne versammelten, erinnerten an die nervöse Energie einer Straßenschlacht und unterstreichen die prekären Lebensbedingungen vieler Schwarzer Gemeinschaften in den USA.

Auch die Anwesenheit von Serena Williams, die während „Not Like Us“ einen Crip-Walk aufführte, war eine subtile Anspielung auf ihre Kritik nach den Olympischen Spielen 2012 und ihre Verbindung zu Drake. Jeder Moment der Show war durchdacht und voller Bedeutung – ein Beweis für Lamars Fähigkeit, Kunst und Botschaft zu vereinen.

Die Show endete mit einem kraftvollen Finale: „tv off“ und die Anzeige „Game Over“ auf dem Spielfeld brachten die Performance zu einem spektakulären Abschluss. Samuel L. Jackson fasste den Abend perfekt zusammen: „That’s what I’m talking about!“

Neben der Politik gab es auch noch ein realen Support auf der Bühne. SZA, die mit Lamar die Hits „luther“ und „All the Stars“ performte, wobei letzterer ihre stimmliche Brillanz zeigte. Trotz eines leichten Momentumverlusts durch „luther“ gelang es Lamar, die Energie zurückzugewinnen. Technische Probleme, wie übertönter Gesang und enge Kameraführung trübten den Start, wurden aber bis zu SZAs Auftritt behoben.

Die kritischen Stimmen sind laut! Denn Politik hat nichts im Sport zu suchen. Aber K.Dot nutze seine Plattform für einen Diskurs, den die USA und insbesondere Black America nötig hat. Lamar nutzte die Bühne, um Themen wie systemischen Rassismus, kulturelle Aneignung und die Kommerzialisierung von Kunst anzusprechen.
 
Kendrick Lamars  Super Bowl Halftime Show 2025 ist  mitlerweile eine der am meistgesehensten Halftime Shows aller Zeiten auf YouTube. Er hat gezeigt, dass Kunst und Kommerz durchaus Hand in Hand gehen können – wenn der Künstler dahinter die Vision und den Mut hat, seinen eigenen Weg zu gehen. Für diejenigen, die die Bedeutung hinter den Symbolen verstanden, war die Show ein Meisterwerk. Für alle anderen bleibt sie ein faszinierendes Rätsel, das dazu einlädt, tiefer in die Welt von Kendrick Lamar einzutauchen.

Redakteurin

Eine Wahlkampfansage in einer Minute. Die Wahlwerbespots für die Bundestagswahl 2025 sind Stimmungsmacher, die den politischen Diskurs auf den Punkt bringen und Wähler:innenstimmen einfangen sollen. Wir haben uns durchgeklickt. 
Hinweis: Einige Parteien haben zum Zeitpunkt der Recherche keine Wahlwerbespots gezeigt.

CSU:  
„Deutschland wieder in Ordnung bringen” verspricht uns Markus Söder  in Bayern. Er sitzt dabei ganz gemütlich in einer Holzhütte mit Blau-Weiß karierten Vorhängen im Hintergrund. Ein Gefühl von bayrischer Kultur und Vertrautheit kommt da beim Zuschauen auf. Das passt zu den Ansätzen von der „neuen Sicherheit”, die Söder wecken möchte. Zur inneren Sicherheit zeigt man uns Bilder von einem Grenzschild und der Polizei. Es geht Markus Söder dabei um die wirksame Eingrenzung der (illegalen) Migration, damit sich die Menschen in Deutschland wieder „daheim” fühlen können. Während uns Szenen von einer Brezel-Bäckerei und einem Stall gezeigt werden, erinnert der CSU-Chef uns an die deutsche Wirtschaft, die er wieder stärken möchte. Passend dazu sitzt Söder an einem Tisch, der mit einem Korb voll Brezeln gefüllt ist. Er gibt sich hier als ernsten aber zugleich hoffnungsvollen Menschen. Das macht nicht nur der Umschwung in der musikalischen Begleitung deutlich, sondern auch die Nahaufnahme, die von einer ernsten Visage in ein Lächeln übergeht. Söder macht deutlich, dass es der CSU um eine klare Linie und ein starkes Bayern geht. „Keine Stimme verschenken, alles auf die Bayern-Karte setzen” ohne Alternative, wenn Bayern und Deutschland wieder stark werden sollen. Bayern stark für Deutschland heißt es dann noch auf der Grafik, die sich im Abspann zeigt. 
 
Bei der Wahlwerbung der CSU steht die Person Markus Söder in Mittelpunkt und vertritt die Partei im Alleingang. Die Partei geht davon aus, dass ein starkes Deutschland ein starkes Bayern vorraussetze. Das Ass im Ärmel ist dabei Markus Söder selbst, der mit einer vertrauneserweckenden Art auf Stimmfang geht. 
 
CDU
Die Christdemokraten möchten „Wieder nach vorne” und stellt dabei die Frage: „Deutschland, was ist los mit dir?” Es folgt ein Schwelgen in Erinnerungen an ein Deutschland, das mal Exportweltmeister, Technologieführer und ein Land war, dem man Respekt und Bewunderung zollte. Man besinnt sich auf die klugen Menschen voller Tatendrang, die Dichter und Denker, die Deutschland ausmachen. In den Vordergrund rückt dabei das „Ampel-Chaos”, das uns in den TV-News noch einmal vor Augen geführt wird. Vom Streiten wieder ins Machen kommen, heißt es in diesem Spot. Anschließend sind Bilder von Kanzlerkandidat Friedrich Merz zu sehen, wie er selbstsicher und mit einem Lächeln im Gesicht bei der Arbeit auftritt. Eine Politik, die hält was sie verspricht, suggeriert die weibliche Stimme, die den Text des Werbespots vorliest.  
Der Spot malt ein Zukunftsszenario, in dem sich Arbeit wieder lohnt, man sich wieder sicher fühlt und das Leben wieder bezahlbar ist. Gezeigt werden uns dabei ganz viele unterschiedliche Szenen: Eine Frau, die abends seelenruhig den Bus verlässt, Menschen wie sie einkaufen und bezahlen sowie Landschaften, die schön in Szene gesetzt werden. „Wie wäre das?” Werden wir gefragt, bevor Merz selbst das Wort ergreift. Merz möchte, dass Deutschland genau das macht, zurück zu einem Land, auf das man stolz sein kann – das Land, was wir kennen und lieben sollen. 
 
Der Wahlwerbespot richtet sich an alle die das „alte” Deutschland und seine Werte vermissen. Besonders auffällig in diesem Spot ist, wie die deutsche Gesellschaft dargestellt wird. Einheitlich weiße Menschen, die Arbeiten, Geld ausgeben und Kinder großziehen, ist das Bild was man uns suggeriert. Von Menschen mit Migrationshintergrund,  anderen Hautfarben oder entgegen der Heteronormativität fehlt jede Spur.  
 
AfD: 
„Zeit für eine Kanzlerin, die sich an den Eid erinnert”, heißt es im Wahlwerbespot der AfD. Wir sehen Alice Weidel, wie sie in dicker Jacke und mit Rucksack durch eine Schneelandschaft zieht und dabei unter anderem die schöne Natur bewundert. Dabei liest sie uns den Amtseid deutlich vor. Inhaltlich ist das auch alles, was man dem Spot entnehmen kann. Die AfD inszeniert hier Alice Weidel fast schon als eine Superheldin, wie man sie auch auf der Kinoleinwand sehen würde. 
 
Rein kinematografisch ist das wohl der aufwendigste Wahlwerbespot. Die Produktion wirkt wie ein Trailer zu einem Kinofilm, in dem es um Alice Weidel geht. Inhaltlich ist der Wahlwerbespot jedoch leer, bis auf dem Amtseid den Weidel verliest, fehlt der politische Diskurs gänzlich. 

 
Bündnis90/Die Grünen:  

„Ein Mensch, ein Wort”. Mit diesem Motto meint die Partei Robert Habeck, Vizekanzler. Ein Wort habe die Kraft, alles zu verändern, heißt es in diesem Wahlwerbespot. Es sei dabei wichtig, wer es einem gäbe, bevor Habeck selbst das Wort ergreift. Dass plötzlich alles gut wird, glaubt Habeck nicht. Jedoch sei er überzeugt, dass man sicher durch die Krisen steuern könne, wenn man Probleme löse, anstatt sie nur zu beklagen. Er setze sich mit all seiner Kraft dafür ein, das ist das was er verspricht. Er sitzt dabei in einem Wohnzimmer mit Kalksteinwand und einem Glas Wasser auf dem Tisch. Ebenso unauffällig wie die Szene ist seine Kleidung: schwarzes Sakko über schwarzem Shirt.  
 
Das Bündnis90/Die Grünen setzten im ersten Teil des Spots auf die Themenvielfalt im aktuellen politischen Diskurs. Sie zeigt dabei eine diverse deutsche Gesellschaft. Im zweiten Teil wirkt Robert Habeck kämpferisch und zugleich ein wenig wehmütig in seiner Ansprache. 

 
 
Die Linke
Die Linke geht ohne zu zögern direkt ans Eingemachte und stellt fest: „Hier stimmt doch was nicht”. In Szene setzen sich Jan van Aken und Heidi Reichinnek die bei einem Spaziergang durch die Stadt auf die Missstände in Deutschland aufmerksam machen. Zu wenig Geld durch Arbeit und unbezahlbarer Wohnraum. Als eine Familie gerade ihren Umzug macht, kommt Gregor Gysi ins Bild, der ganz klar macht: „Nein, nicht mit uns!”. Im Abgang zwinkert er noch von Aken und Reichinnek zu, die selbst mit anpacken und die Umzugskartons wieder zurückbringen. 
Eine Frage der Schuld für das Versagen wird in den Raum geworfen, und, dass sich niemand, sowohl die alte CDU-Regierung als auch die Ampel-Regierung,  dafür gerade macht. Die beiden kritisieren die vielen Wahlversprechen, die nicht eingehalten werden. Van Aken macht mit dem T-Shirt auf dem „Tax the Rich” steht, besonders deutlich, wem die anderen Parteien nach der Wahl behilflich sind, anstatt sich für „unsere” Probleme zu interessieren. Dies sei keine ehrliche Politik. Deutschland verdiene eine Partei, die für „den kleinen Mann” arbeitet und nicht für Superreiche. Am Ende machen dann beide klar, sie legen sich für ihre Wähler:innen mit „denen da Oben” an.  
 
Bei der Linken setzt man vor allem auf Sympathie und Menschennähe. Van Aken und Reichinnek spazieren mitten durch ein Wohngebiet, als würden sie selbst dort zu Hause sein. Sie inszenieren sich als Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die auch mal auf ihren Bus warten müssen. Für extra Sympathiepunkte hat man auch Bodo Rammelow im Bratwurst-Imbiss und Gregor Gysi ins Boot geholt. 
 
 
FDP
„Alles lässt sich ändern” ist das Motto der freien Demokraten. Christian Lindner setzt sich vor die Kamera und zählt auf, wann und in welchen Punkten in der deutschen Geschichte schon gezweifelt wurde, bevor es dann doch anders kam. Zum Beispiel in Sachen Automobilität, Wirtschaftswunder und Freiheit. Es zeigen sich Snapshots aus der Vergangenheit, die jene Zweifel zerschlagen. „Die Dinge ändern sich nicht von alleine” sagt Lindner, der im Anschluss im Mittelpunkt des Bildes sitzt. Er setzt dabei auf das „Wir”, das neu denkt, um etwas zu verändern. Er macht Zuversicht, dass eine Veränderung in Kernpunkten der deutschen Politik wieder funktionieren wird. Ein rasantes Flackern aus Schwarz und Gelb blendet abschließend das Motto ein.  
 
Lindner steht hier im Mittelpunkt des Wahlwerbespots. Er beruft sich dabei auf eine direkte Ansprache, in der nicht viel Platz für Erklärungen oder Schuldzuweisungen ist. Es scheint mehr eine Kampfansage zu sein, bei der die Werte der FDP vermittelt werden. Ein Epilepsie Warnung wäre bei der Wahl des Videoschnitts allerdings angebracht gewesen. 
 
:Artur Airich