Soziale Gerechtigkeit. Am 19. Oktober heißt es zum zweiten Mal „Globale Solidarität – vor Ort“. Dieses Mal steht bei dem vom Bahnhof Langendreer gestarteten Projekt das Thema „Clean Clothes“ im Fokus.
Soziale Gerechtigkeit. Am 19. Oktober heißt es zum zweiten Mal „Globale Solidarität – vor Ort“. Dieses Mal steht bei dem vom Bahnhof Langendreer gestarteten Projekt das Thema „Clean Clothes“ im Fokus.
Jubiläum. Die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum (MFH) hat ihren 20. Geburtstag gefeiert. Vergangenen Freitag bot der Bahnhof Langendreer Platz für eine emotionale Feierlichkeit.
Inklusion. „Schule, Schule – Die Zeit nach Berg Fidel“ zeigt den Alltag von Jugendlichen, die sich vom innovativen Lernumfeld trennten.
68ER-REIHE. Die Ermordung Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967 durch einen Polizisten war ein Wendepunkt in der Geschichte der BRD. Die Gruppe Gründerstudenten und die Zeitschrift Amos luden im Bahnhof Langendreer zum Austausch über die Folgen dieses Ereignisses ein.
Universität: Beim Hochschuldialog am 8. Februar hat Prof. Uta Hohn, Prorektorin für Planung und Struktur, ein Konzept vorgestellt, in dem neuer Raum für die Bochumer Hochschulen auf dem alten Opelgelände erschlossen werden soll.
Vortrag: Ingo Elbe dozierte in der vergangenen Woche im Bahnhof Langendreer über die Geschichte des Antisemitismus und dessen heutiges Gesicht in der Gesellschaft.
Kino: Erstmals wurde am 11. Januar „Marketa Lazarová“ im endstation.kino im Rahmen der Filmreihe Déjà-Vu gezeigt.
Zu fetziger Musik springen die jungen Menschen in einem Clip über Leitern auf das Brandenburger Tor. Innerhalb von wenigen Augenblicken zerren sie ein Banner hervor, gut lesbar darauf: „Identitäre Bewegung“. Ebendiese Gruppierung hat zuletzt in Bochum-Langendreer Aufkleber mit ihrem Logo verteilt. Lenard Suermann von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus klärte im Bahnhof Langendreer vergangene Woche auf.
Die Bilder sind bekannt: Brennende Häuser, Schreie, Jubel der Zuschauenden – Szenen, die sich vor 25 Jahren im sächsischen Hoyerswerda ereigneten, als Rechte ein Geflüchtetenheim und eine Unterkunft für Vertragsarbeitende angriffen. Die im Bahnhof Langendreer vergangene Woche vorgestellte Initiative „Pogrom91“ arbeitet die Ereignisse auf und sucht nach Parallelen zu heute.
Es war einmal ein Mann, der sich nach 21 Jahren Haft auf die Suche nach seinem Sohn gemacht hat. Letzterer kann daran erkannt werden, dass er einen gläsernen Granatapfel besitzt. Aus der Suche nach dem Sohn wird eine Begegnung mit einer irakisch-kurdischen Jugend, die als verloren bezeichnet wird. Im Bahnhof Langendreer lasen vergangene Woche Autor Bachtyar Ali und Schauspieler Helge Salnikau aus Alis „Der letzte Granatapfel“.
Schon 2003 hat der kurdische Autor Bachtyar Ali sein Werk „Der letzte Granatapfel“ verfasst: Darin zeigt Ali anhand der Suche eines Vaters nach seinem Sohn vor der jüngeren irakisch-kurdischen Geschichte, wie verschiedene Generationen mit Zusammenbrüchen von Gesellschaften, mit Tod und Zerstörung umgehen: Der ehemalige Peshmerga-Kämpfer Muzaferi Subhdan wird nach 21 Jahren Einzelhaft frei gelassen und macht sich in den zwei Stunden der Lesung im Bahnhof Langendreer auf die Suche nach seinem Sohn Saryasi. Das Problem: Drei junge Männer werden so genannt. Alle gehören zur verlorenen Generation, die mit den Folgen der Taten ihrer Väter leben müssen. Wie sie dies tun, ist zutiefst unterschiedlich. Die ultimative Frage, die Ali stellt: Wie soll man mit Schuld umgehen, mit der Verantwortung, die daraus auch für die folgenden Generationen entsteht?
Bachtyar Ali, geboren 1960 in der heutigen Autonomen Region Kurdistan im Irak, lebt bereits seit den Neunzigern in Deutschland. Der Literat und Intellektuelle, dessen Werke vornehmlich die Themen Exil und Flucht behandeln, publizierte bisher auf Sorani. „Der letzte Granatapfel“ ist sein erster übersetzter Roman. Neben diesen gehören auch Gedichte und Essays dazu zu seinem Repertoire. Wie Moderatorin Michela Kleinhaus, Leiterin des Landesspracheninstituts der RUB „Arabicum“, zusammenfasst: „Bachtyar Ali ist ein Star in der kurdischen Literaturszene“. Die Übersetzung eines seiner Romane 2016 sei demnach längst überfällig gewesen.
Im Laufe des Abends las Helge Salnikau, Schauspieler am Prinz-Regent-Theater, aus drei von Ali ausgewählten Kapiteln, die zwei Dinge zeigten. Zum einen, dass es inmitten menschlicher Gräueltaten nicht nur einen weißen und einen schwarzen Weg gibt. Man kann auf diverse Wege mit dieser Situation umgehen – im Roman personifizieren die Söhne des Granatapfel-Protagonisten ebendiese Wege. Zum anderen macht Ali deutlich, dass die Rettung der Moral oder der Gesellschaft eine Aufgabe ist, derer man sich – zumindest im Roman – verantworten soll und muss. Muzaferi findet am Ende nicht nur einen, den eigenen Sohn, sondern nimmt die Verantwortung für alle verlorenen Söhne an. Denn deren Rettung sei der Schlüssel zur Lösung des Generationenkonflikts.
:Andrea Lorenz
Infobox
Bachtyar Ali: Der letzte Granatapfel
Unionverlag
352 Seiten
22 Euro