Am 17. Juli 2025 war Ski Aggu zum Auftakt des Ruhr Games Festivals im Rahmen der FISU University Games in Bochum. Für nur 18 Euro konnte man seine elektrisierende Performance auf der Wiese vor der Jahrhunderthalle miterleben.

Der Westpark war übersät mit Menschen, einige von ihnen mit Skibrille. Getränke- und Essensstände und Halfpipes zum Skaten verwandelten die Wiese in ein einladendes Freizeitgelände, das die Verbindung von Kultur und Sport als Agenda des Festivals veranschaulichte. Die Einlasskontrolle war schnell und locker, dann stand man auch schon auf der belebten Wiese vor der Bühne. Die Sonne knallte herunter, man wartete. Dann ging es los und Filow betrat unter viel Gekreische als Voract die Bühne. Er schaffte es, das Publikum mitzureißen, das besonders beim Song „Rasenschach“ bebte. Als Filow dann fertig war, ließ Ski Aggu allerdings ziemlich lange auf sich warten. Doch dann endlich fiel der Vorhang mit seinem bürgerlichen Name und Verweis auf seine gewohnt ironische Quatschwebsite – und vor der Menge stand der Künstler Ski Aggu.

Er eröffnete mit seinem Hit „Deutschland“, den die Crowd begeistert mitsang, während sich hinter ihm die kolossale Bühnenkulisse offenbarte: Eine riesige Statue von Ski Aggus Kopf. Während einer seiner bekannten Hits nach dem nächsten lief, inklusive derer mit bekannten Featuregästen wie Zartmann („Wie du manchmal fehlst“), ließ die Show in ihrer Gestaltung kaum Wünsche übrig: Pyrotechnik, Flammen, Nebel und Konfetti sorgten für eine visuell beeindruckende Atmosphäre. Der längst erreichte Kultstatus des Rappers, seine Marke und sein Image, wurde durch die vielen Fans mit Skibrille ersichtlich. Selbst ein kleiner Junge auf den Schultern seines Begleiters trug sie und wurde zum „Maincharacter“ im Publikum.
Ski Aggu ist für seine inklusive und rücksichtsvolle Mentalität bekannt. So bietet er spezielle Bereiche für Schwangere und neurodivergente Personen auf seinen Konzerten und forderte auch zu einem expliziten FLINTA-Moshpit auf. Als ein oberkörperfreier Mann dennoch intervenierte und in den Pit wollte, wies Ski Aggu ihn zweimal in die Schranken, indem er ihn als Macker bezeichnete, der zur Seite gehen solle. Eine klare Ansage und feministische Positionierung, die er auch in seiner Musik vermittelt und für die er nicht selten von seinen Fans gefeiert wird. Am Ende des Konzerts überraschte der Auftritt des „VfL Jesus“ aka Thomas Dragunski, einem durch Social Media bekannten Fan des Bochumer Fußballvereins. Für die Bochumer Crowd war das eine Würdigung ihrer heimischen kleinen Ikone und Ski Aggu trug sogar ein Trikot mit der Aufschrift „VfL Jesus“ und Dragunskis Gesicht drauf. Gleichzeitig performte Ski Aggu seinen noch unveröffentlichten Song „Nein Schatz“. Das endgültige und abschließende Highlight der Show war, als „Bochum“ von Herbert Grönemeyer gespielt und von Ski Aggu und den Fans inbrünstig mitgesungen wurde – eine berührende, gemeinschaftliche Szene und ein würdiger Abschluss in der Stadt, die vom Klassiker besungen und wertgeschätzt wird, auch von Ski Aggu an diesem Abend.

Ski Aggu überzeugt mit seiner eingängigen, schnellen Musik, die für Partystimmung und feel good Mentalität steht – aber auch für Verletzlichkeit, zeigte er so auch seine ruhigen Balladen. Er schmiss Merch ins Publikum, sorgte für Inklusion, kam einmal selbst ins Publikum. Er weiß, wie man Nähe zum Publikum herstellt und die Jugend erreicht und einfängt. Er repräsentiert den politischen und dennoch lockeren, humorvollen und optimistischen Zeitgeist und bleibt als Künstler trotz des großen Erfolges ein nahbarer, engagierter, emphatischer Mensch. So war sein Konzert im Westpark ein gelungenes Highlight im Ruhrpottsommer: Zugänglich für viele Fans aufgrund des niedrigen Eintrittspreis, inklusiv, mitreißend und spektakulär gestaltet – bemüht um Haltung und Community. Als Auftakt des Festivals würdig und eindrucksvoll, da er es schafft, viele Menschen mitzuziehen, mitzudenken und zu erreichen, weil sein Rap nicht Ellbogen und Makermentalität ist, sondern Bewusstsein, Umarmung, Solidarität und Leichtigkeit.

:Maja Hoffmann