Hochschulpolitik. Von den USA über Europa bis Australien versuchen Rechte derzeit, in den Universitäten und der Wissenschaft durchzugreifen.
Hochschulpolitik. Von den USA über Europa bis Australien versuchen Rechte derzeit, in den Universitäten und der Wissenschaft durchzugreifen.
Kommentar: Leise rieselt die Schneeflocke – Wie die Neurechten die Alltagssprache unterwandern und sich die resultierenden toxischen Folgen auf den Diskurs auswirken – Ein eisiger Tiefpunkt.
Wo sich national-konservatives Gedankengut mit Kabarett vereint, ist Dr. Alfons Proebstl nicht fern. Der selbsternannte Satiriker zieht auf seinem Youtube-Kanal, der von über 9.000 Menschen abonniert wurde, über alles her, was Pegida und Hogesa unlieb ist. Seine über 70 Videos behandeln in humoristischer Verpackung Themen wie „Raubtiersozialismus“ und „Gender-Gaga“, doch stellt sich die Frage, ob das noch Humor ist, oder schon Hass.
Am kommenden Wochenende wird die RUB ihren 50. Geburtstag feiern – ganz „ohne Politik“. Die OrganisatorInnen der BlauPause wollen keine politischen AkteurInnen auf ihrem Fest. Studentische Verbindungen bekommen jedoch trotzdem eine Plattform, um für ihre Inhalte zu werben. Das erweckt den Eindruck, als seien die sogenannten „Burschis“ nicht politisch. Diese Annahme hat sich am vergangenen Sonntag erneut als Trugschluss erwiesen: In den Räumlichkeiten des VDSt Breslau-Bochum traf sich der westfälische Regionalverband der Identitären Bewegung.
Die Identitäre Bewegung (IB) hat ihren Ursprung in Frankreich. Mit rechtspopulistischen Parolen hetzen die AnhängerInnen gegen Schwarze und Muslime. Die proklamierte „Identität“ beruht vor allem auf einem weißen Selbstverständnis: der eigens initiierte Slogan „100 Prozent Identität – O Prozent Rassismus“ soll die Identitären vom Vorwurf des Rassismus freisprechen. Der trügerische Charakter dieser Aussage wird deutlich, wenn man sich mit den Inhalten der Bewegung vertraut macht. In mehreren Ländern Europas macht die IB mittlerweile mit pseudo-intellektueller Rhetorik gegen Geflüchtete und Muslime mobil.
Einen Ableger der rechten Jugendbewegung gibt es auch in Deutschland. Ihre Aktivitäten beschränken sich jedoch auf interne Treffen und Aufmerksamkeit erregende Aktionen im öffentlichen Raum. Die „Identitäre Bewegung Westfalen“ mobilisierte für den vergangenen Sonntag auf ihrer Facebookseite zum „Identitären Stammtisch“ nach Bochum. In Räumen des VDSt Breslau-Bochum trafen sich etwa 20 Menschen, um von da aus ein Transparent gegen Zuwanderung am Bochumer Hauptbahnhof anzubringen, welches von BeobachterInnen jedoch zeitnah entfernt wurde. Horst Keller, Vorsitzender des Heimvereins der Burschenschaft, will auf Nachfrage der :Gastautorin nichts von dem Treffen gewusst haben – was in den privaten Räumen des VDSt abläuft, unterliege nicht seiner Kontrolle.
Die Tatsache, dass die IB ihren Stammtisch ausgerechnet in Bochumer Räumlichkeiten des VDSt Breslau abhält, weist auf eine enge Verbindung der Korporation mit den neurechten Identitären hin. Überraschend ist diese Allianz allemal nicht: Erst kürzlich hat der VDSt einen Redakteur der Jungen Freiheit, einer Zeitung der Neuen Rechten, zum Vortrag in seine Räume geladen.
Die OrganisatorInnen der Blaupause sollten sich noch einmal Gedanken machen, ob die Burschenschaften nicht gegen ihre eigene Haus- und Streckenordnung verstoßen – und ob die Ruhr-Universität neurechte Gäste auf ihrem Geburtstag haben will. Die so medienwirksam proklamierte Weltoffenheit der RUB würde an dieser Stelle stark in Mitleidenschaft gezogen werden
Mit dem Roman „Unterwerfung“ ist Michel Houellebecq ein Verkaufserfolg gelungen, dessen Thematik gespenstisch aktuell wirkt. Das surreale Szenario einer politischen Islamisierung Frankreichs spielt jedoch bloß mit verbreiteten Ängsten. Zudem schürt das Buch ein stark verzerrtes Islambild, in welches Houellebecq sexistische Gedankenspiele projiziert. Hauptsächlich geht es aber um die Sinnkrise der westlichen Kultur. Dabei wird immerhin erkennbar, dass Europas Neue Rechte sich zwar als die überwindende Kraft gegen den Nihilismus definiert, doch dass sie bei dessen Überwindung nur scheitern kann.