Bild: Vater und Tochter: Auf dem in eine bessere Beziehung. , Ab 14. Juli im Kino: „Toni Erdmann“ von Maren Ade Foto: Komplizen Film

Berührende Vater-Tochter-Geschichte: Maren Ades dritter Spielfilm lief nicht nur als seit acht Jahren erster deutscher Beitrag in Cannes erfolgreich, sondern begeisterte auch bei der Deutschland-Premiere in der Essener Lichtburg.

„Ich bin hier, um mit Ihnen zu verhandeln“, flüstert Ines (Sandra Hüller) Vater (Peter Simonischek). „Ich suche eine neue Tochter. Meine ist kaum noch da.“ Seichter Schabernack eines Clowns. Dumm nur, dass er es dem Chef seiner Tochter während eines Drinks nach einem Meeting erzählt. Ein Grauen, wie man es nur von peinlichen, elterlichen Witzen und Aussagen vor Freunden kennt. In Maren Ades neuem Film „Toni Erdmann“ ist es eine Art Spaß-Therapie, um die Tochter zurückzugewinnen.

Ines arbeitet erfolgreich als Unternehmensberaterin in Bukarest,  ihr Zuhause hat sie hinter sich gelassen. Es geht in ihrem Leben nur noch um Karriere, Kundengewinnung und Geld. Ihrem Vater, ein Alt-68er, Pensionär mit Vorliebe für dümmliche Albernheiten, missfällt das. Spontan besucht er sie in Bukarest – jedoch als Alter Ego und Quasi-Clown „Toni Erdmann“.

Radikales Fremdschämen

Zum radikalen Fremdschämen war schon Ades Debüt „Der Wald vor lauter Bäumen“. Nach ihrem zweiten Streifen, dem intensiven Beziehungsdrama „Alle Anderen“, ist „Toni Erdmann“ sowas wie die Synthese: Eine berührende Tragikomödie, die nach Sinnsuche fragt und zugleich mit Situationskomik, Furzkissen und der wohl lustigsten Nacktszene seit Jahren das Zwerchfell strapaziert.

In Cannes sorgte der Film sogar für einen kleinen Eklat, als sich KritikerInnen darüber echauffierten, dass Ades Film – der erste deutsche Beitrag in Cannes seit acht Jahren – nicht den Hauptpreis erhielt. Verdient wäre die Auszeichnung gewesen – Maren Ades „Toni Erdmann“ ist ein Volltreffer: Selten hat es ein Film geschafft, zwischen den vielen lustigen Momenten eine solche Tragik zu entfalten – erst recht nicht im deutschen Kino.

„Toni Erdmann“ läuft ab dem 14. Juli unter anderem im Casablanca und im Me­tro­polis.

:Benjamin Trilling

 

Bild: Gustav Aschenbach im Einsatz: Eine Begegnung mit dem Tod. , Premiere von „Tod in Venedig“ an der Rottstr5 Foto: Sabine Michalak

Hans Drehers Bühnenadaption bringt Humor in Manns todernsten Untergangsstoff und spitzt die Ängste um eine fremde Epidemie pointiert zu.

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Bild: Schwere Schinken, lockere Lesungen: Es gibt eine Menge spannender Bücher, die der FSR Komparatist mit Euch gemeinsam lesen möchte. , FSR Komparatistik lädt zum Lesezirkel Foto: bent

Virginia Woolf, James Joyce, Leo Tolstoi und Co. gehören zu den „Must-Read-Klassikern“ der Weltliteratur. Mit einem offenen Lesezirkel bietet der Fachschaftsrat Komparatistik nun allen Studierenden an, sich gemeinsam durch neue und alte Bücher zu wälzen.

Nicht nur Studierende der Literaturwissenschaften kennen diesen pädagogischen Imperativ: „Das sollten Sie mal gelesen haben!“ Eine Aufforderung, die nicht selten in Seminarräumen zu hören ist. Doch selbst Komparatistik-Studierenden fehlt manchmal die Zeit, die Muße oder die Motivation, alte Schinken wie etwa Tolstois „Krieg und Frieden“ oder James Joyces „Ulysses“ durchzuwälzen.

„Da haben viele Schiss, sich daran zu wagen“, erzählt Christian Bengert vom FSR Komparatistik, der den Lesekreis mitorganisiert. Mit diesem soll es daher nun einen Anlaufpunkt für alle Interessierten geben, sich in lockerer Atmosphäre mit anderen Literatur-Fans auszutauschen und zu diskutieren. „Jeder kann kommen – ob er/sie das Buch gelesen hat oder nicht“, so Christian. Die Treffen sollen einmal im Monat stattfinden und die Bücher kann man sich auch in der Frauenbibliothek (GA 02/60) ausleihen.

Engagierter Fachschaftsrat

Doch nicht nur in dieser Hinsicht ist der FSR Komparatistik zurzeit aktiv. „Wenn man an Literaturwissenschaftler denkt, dann weniger an Partys oder so“, meint Christian. Auch um dieses Bild zu ändern, organisierte man in der letzten Wochen den Kompa-Slam, mit dem man rundum zufrieden war: „Wir waren erstaunt, wie viele individuelle und eigenwillige Textarten an dem Abend miteingebracht worden sind – das war genau das, was wir mit dem Konzept Kompaslam #NischenSlam erreichen wollten“, freut sich der 27-Jährige: „Für uns als Fachschaftsrat steht schon fest, dass es eine Fortsetzung geben wird.“

ZEIT:PUNKTE

Lesezirkel 
„The Waves“ (14.7.) und „Aus dem Leben des Iwan Denissowitsch“ (11.8.). Treffpunkt jeweils um 18 Uhr in der Frauenbibliothek (GA 02/60).

:Benjamín Valtersson

Bild: Musik, Tanz und Unterhaltung: Das versprechen Sarah Sodke und Rico Großer mit ihrem neuen Stück „Die Leiden der jungen Studenten“. , Flucht vor Uni-Alltag in „Die Leiden der jungen Studenten“ Foto: bent

Heitere Zeitreise: Drei Studierende entfliehen der Semesterstart-Tristesse und begegnen bedeutenden Figuren der Geschichte. Am 7. Juli feiert das Musical von Sarah Sodke und Rico Großer Premiere. Die :bsz war für Euch exklusiv bei den Proben dabei.

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Bild: Mit Stangen und Reizgas: Der Polizeieinsatz am 1. Mai in Bochum hat auch nach Wochen noch juristische Folgen. , Rote Hilfe rät, nicht zu den Vorladungen hinzugehen Foto: alx

Beim NPD-Aufmarsch am 1. Mai in Bochum nahm die Polizei über Stunden hunderte Nazi-GegnerInnen am Bermuda3Eck in Massengewahrsam. Gegen diese wird aktuell wegen des Vorwurfs von Straftaten ermittelt.

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Bild: Protest statt Party: In verschiedenen Städten der Welt werden mit dem Stonewall Day die politischen Forderungen der LGBT-Szene bekundet. , Stonewall Day: Politische und emanzipatorische Forderungen von LGBT Foto: William Murphy, flickr

Bereits im Vorfeld des diesjährigen Christopher Street Day (CSD) am ersten Juli-Wochenende organisieren die VeranstalterInnen des alternativen CSD in Köln den Stonewall Day. Mit der Kundgebung am 28. Juni (19 – 21 Uhr) auf dem Neumarkt in Köln soll an die sogenannten Stonewall Riots vom Juni 1969 erinnert werden. Die Proteste in dieser New Yorker Nacht gelten als Wendepunkt der LGBT-Bewegung, zogen breite Proteste nach sich und begründeten auch die Tradition des CSD.

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Bild: Triste Familiengeschichte und Kaleidoskop der französischen ArbeiterInnenklasse: „An den Rändern der Welt“ von Olivier Adam. , Olivier Adams neuer Roman „An den Rändern der Welt“ Cover: Klett-Cotta

Olivier Adams Roman schildert nicht nur die Familiengeschichte eines whiskeykippenden Schriftstellers, sondern auch die sozialen Eruptionen der französischen Gesellschaft.

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Bild: Kommentar: Stadt spricht von „gekippter Stimmung“

​Nachdem etwa 50 Geflüchtete sich weigerten, in eine Zeltunterkunft am Kalwes zu ziehen und eine bessere Unterbringung forderten (siehe :bsz 1088/1087), hetzte nicht nur die CDU. Auch die rot-grüne Koalition wendete sich gegen den Protest der Flüchtlinge – mit den Forderungen werde angeblich eine rassistische Stimmung in der Bevölkerung angeheizt. Das ist nicht nur fremdenfeindliche Kommunalpolitik, sondern letztendlich ein Sieg der AfD.

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Bild: Auch die Kunstaktion mit Spiegelwürfeln eskalierte: PolizistInnen stürmten auf GegendemonstrantInnen und setzten Reizgas ein. , Das polizeiliche Vorgehen beim „Tag der deutschen Zukunft“ wirft noch immer viele Fragen auf Foto: Uwe Bitzel

Mit einem Polizeiaufgebot von fast 5.000 Einsatzkräften wurde am 4. Juni der sogenannte „Tag der deutschen Zukunft“ durchgesetzt. 900 FaschistInnen aus ganz Deutschland und Osteuropa marschierten störungsfrei durch die Ruhrgebietsstadt. AntifaschistInnen und BürgerInnen beklagen  einen Verstoß gegen Grundrechte und ein brutales Vorgehen der Polizei.

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Bild: Nach zuletzt massiven Druck der Stadt Bochum und Räumungsandrohungen haben die 50 Geflüchteten nun die Turnhalle verlassen. Foto: Maren Wenzel, Auf Druck der Stadtverwaltung Bochum: Flüchtlinge haben Turnhalle verlassen Foto: Maren Wenzel

Nach knapp zwei Wochen haben die rund 50 Geflüchteten auf Druck der Stadt Bochum am 10. Juni ihre Unterkunft an der Hans-Böckler-Schule verlassen und sind in die Leichtbauhallen am Kalwes gezogen. 

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