Netflix. Das Spiel mit der Liebe hat sich in vielen Love-Formaten auf das Körperliche reduziert. Bei Too Hot To Handle soll es für die Teilnehmenden, die sich genau an ein solches Verhalten gewöhnt haben, um das Emotionale gehen.
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Ernährungssicherheit. Zwei Mexikaner*innen berichten im Bahnhof Langendreer gemeinsam mit der solidarischen Landwirtschaft (SoLawi) Dortmund über Ernährungssouveränität und die Agrarwende.
Versorgung, Wissen und Globalisierung: das waren die drei großen Schlagworte, um die es sich im Bahnhof Langendreer drehen sollte. Angeregt durch die Weltreise von Irma Stele Aguirre Pérez und Carlos García Jiménez aus Mexiko wurde am Mittwoch, den 30. Oktober, der Frage nachgegangen: „Geht Landwirtschaft solidarisch?“ Das war kein Zufall, denn die Beiden haben sich bei ihrer Weltreise, die vom MAIS Verein unterstützt wird, ein bestimmtes Ziel gesetzt: Das Thema der Lebensmittelversorgung mehr in die Öffentlichkeit tragen, indem sie über ihre Erfahrungen vor Ort und im Bereich der Agrarökologie berichten und sich mit lokalen Landwirt*innen darüber austauschen. So auch in Langendreer. Den lokalen Part übernahm die SoLawi Dortmund.
Im Zuge der Privatisierung und Deregulierung des Agrarmarktes wurde Ackerland zum Investitionsobjekt, denn Landflächen werden bis heute im großen Stil gekauft und gepachtet. Dabei geht es Unternehmen nicht immer um den Anbau von Lebensmitteln für Menschen, sondern auch um die Ressourcen, die sich unter der Erde befinden wie Kohle oder Kupfer. Oft haben Kleinbauern und Kleinbäuerinnen keine andere Möglichkeit, als auf die Angebote der Großkonzerne einzugehen und ihre Flächen für Lebensmittel abzutreten, die auf dem Weltmarkt zum Beispiel als Tierfutter oder Treibstoff verkauft werden. Die lokale Zivilbevölkerung erfährt bei diesen Markt- und Machtverhältnissen oft eine Knappheit an Lebensmitteln, die sich unter anderem auch in Hungerrevolten ausdrückt. Aus diesem Grund haben Carlos und Irma ihre Reise angetreten.
Carlos lehrt an der Universidad Campesina del Sur in Guerrero im Süden Mexikos. Inspiriert vom brasilianischen Pädagogen Paulo Freire verfolgt die Universität eine Struktur, in der „alle gemeinsam lernen“. Sie arbeiten eng mit den umliegenden Kleinbauern und Kleinbäuerinnen zusammen und lehren in erster Linie das Zusammenführen von Agrarökologie und sozialer Ökonomie. Mit den Konzepten der Ernährungssouveränität und der Permakultur werden Praktiken erlernt die eine alternative Lebensmittelversorgung zur Praxis werden lassen. „Alle haben ein Recht auf Leben und somit ein Recht auf Land“, so Carlos. Es sei wichtig, die gelebten Konzepte in die Politik zu tragen, um nachhaltige Erfolge zu erzielen deswegen wird sich auch auf politische Analysefähigkeiten in der Lehre konzentriert.
Irma arbeitet seit 1982 in der Bildungseinrichtung CESDER (Studienzentrum für ländliche Entwicklung) und bildet junge Menschen darin aus, in der Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen und deren Ernährungsproduktion zu verbessern. Auch sie spricht von der Agrarökologie, in der die ländlichen Anbauweisen mit den neuen Techniken verbunden werden. Sie betont dabei die Milpa, eine traditionelle Anbaumethode, die bereits die Aztek*innen anwendeten. Die „bäuerlichen Wurzeln“ dienen in der Lehre als Orientierungspunkt.
Zuletzt kam Gudula Friedland zu Wort, denn auch im Ruhrgebiet gibt es Landwirt*innen, die sich gegen eine industrielle Form der Landwirtschaft stellen. Bei der solidarischen Landwirtschaft hier im globalen Norden steht weniger die Bildung als das Herauskommen aus der Konsument*innenrolle im Vordergrund. Dabei entsteht eine Erzeuger*innen-Verbraucher*innen-Gemeinschaft, die zusammen wirtschaftet. Solawist*innen binden sich vertraglich für ein Jahr mit einer finanziellen Beteiligung, die im Vorhinein oder monatlich bezahlt werden kann, an den Verein und bekommen dafür das ganze Jahr lokale, saisonale und biologische Produkte.
:Meike Vitzthum
Die vielen internationalen Krisen im letzten Jahr haben einen fast vergessenen Konflikt in den Hintergrund gerückt: Mexikos großer Drogenkrieg, der in den letzten zehn Jahren fast 100.000 Menschen das Leben gekostet hatte. Rivalisierende Kartelle, eine korrupte Polizei und eine machtlose Politik: Wie kann dieser Krieg gewonnen werden? Durch Bildung!
Wenn eine Schattenwirtschaft die Überhand gewinnt und die BürgerInnen eines Landes sich lieber selbst verteidigen als sich auf Rechtsstaatsorgane wie Polizei und Militär zu verlassen, dann kann etwas im Land nicht mehr stimmen. Mexiko, das flächenmäßig vierzehntgrößte Land der Erde und auf dem Sprung zu den zehn größten Wirtschaftsnationen, durchlebt seit 2006 eine nicht enden wollende Spirale der Gewalt, die, ausgelöst durch korrupte Drogenkartelle und eine unterbezahlte Polizei, tausende Menschen das Leben gekostet hatte. Der schreckliche Mord an 43 Studierenden im Oktober hatte international für Aufsehen gesorgt und die darauf folgenden Untersuchungen der Polizei lösten im Land große Protestaktionen aus, die schließlich in die Gründung einer Bürgerwehr mündeten. Wie konnte sich die Situation so zuspitzen?
Aggressives Vorgehen des ehemaligen Präsidenten
Kurz nach seinem Amtsantritt im Jahr 2006 machte der ehemalige Präsident Felipe Calderón den Krieg gegen die großen Drogenkartelle des Landes zur Chefsache und ordnete eine Militäroffensive bestehend aus Bundespolizei und Militärverbänden in den nördlichen Bundesstaaten des Landes an, vor allem in Michoacán, um gegen die rivalisierenden Clans mit aller Konsequenz vorzugehen. Die grenzüberschreitende Kooperation mit den USA hat jedoch nicht zu den gewünschten Erfolgen geführt, sondern den Konflikt noch einmal verschärft. Trotz des Einsatzes von über 40.000 SoldatInnen und mehreren Tausend BundespolizistInnen, ist es der damaligen Regierung nicht gelungen, die Gewalt zu entschärfen. Der Einfluss der Drogenkartelle ist seitdem noch weiter gestiegen.
Wer kämpft gegen wen?
Nach Einschätzung der US-Antidrogenbehörde DEA ist das Sinaloa-Kartell das Mächtigste des Landes, das seine durch Drogen- und Menschenhandel erzielten Milliardengewinne in über 40 andere Staaten investiert, beherrscht den Nord-Westen des Landes und agiert als ein multinationaler Konzern. Größter Gegner von Sinaloa sind Los Zetas, die den gesamten Osten des Landes dominieren und vor allem wegen ihres brutalen Vorgehens und etlicher Massenexekutionen gefürchtet sind. Sie gründeten sich aus einer ehemaligen Elite-Einheit der mexikanischen Streitkräfte, was die Verstrickungen von Mafia, Polizei und Politik noch einmal unterstreicht. Andere Kartelle spielen seit diversen Festnahmen und Tötungen hochrangiger Mitglieder keine große Rolle mehr. ExpertInnen schätzen die Umsätze aller Kartelle auf über 100 Milliarden US-Dollar, was zehn Prozent der gesamten Wirtschaftskraft des Landes ausmacht.
Abkehr und Neuausrichtung
Der sich seit 2012 im Amt befindende neue Präsident Peña Nieto versprach zu Beginn seiner Amtszeit eine Abkehr von der aggressiven Anti-Drogenpolitik seines Vorgängers, was ExpertInnen jedoch bezweifelten. Aktuell formieren sich Bürgerwehren im Land, weil sie der Polizei nicht mehr vertrauen. Das angekündigte Bildungsprogramm der Regierung stockt und stattdessen folgen täglich neue Hiobsbotschaften.
:Tim Schwermer
Trotz all der Sequels, Comicverfilmungen und TV-Recycle-Produkten, mit denen das Mainstreamkino den Markt überschwemmt, hat sich ein sozialkritischer Arthouse-Film eine Nische im Gegenwartskino erobert. Galionsfiguren des britischen Sozialdramas wie Ken Loach („Ladybird Ladybird“) oder Mike Leigh („Naked“) zeigten in ihren Filmen die Misere der britischen Unterschichten. Auch die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne („L‘enfant“) oder RegiseurInnen des jeune cinéma français (z. B. Mathieu Kassovitz’ „La Haine“) griffen diese gesellschaftskritischen Aspekte auf und initiierten eine Renaissance des sozialrealistischen AutorInnenfilms. Mit Wucht, nah am Lebensalltag, zuweilen kapitalismuskritisch, kommt nun das jüngste mexikanische Kino daher, so auch das Spielfilmdebüt des Dokumentarfilmers José Luis Valle – ein kleines Kinojuwel.
Valeria Luisellis Roman-Debüt „Die Schwerelosen“ ist Metaliteratur, Metafiktion und eine Begegnung mit dem unbekannten mexikanischen Dichter Gilberto Owen. Der wird Seite für Seite präsenter und ergreift schließlich als zweite Erzählstimme das Wort. So gerät nicht nur der Leser, sondern auch das Leben der eigentlichen Hauptfigur im Buch mächtig durcheinander.