Mythenkunde. Bluten alle Frauen nach ihrem ersten Mal? In der Öffentlichkeit wird der erste Geschlechtsverkehr einer Frau extrem mystifiziert und mit
Vorstellungen in Verbindung gebracht, die wenig bis gar nichts mit der Realität zu tun haben.
Mythenkunde. Bluten alle Frauen nach ihrem ersten Mal? In der Öffentlichkeit wird der erste Geschlechtsverkehr einer Frau extrem mystifiziert und mit
Vorstellungen in Verbindung gebracht, die wenig bis gar nichts mit der Realität zu tun haben.
Sekularität. Gebetsplatz, Raum der Stille, Meditationsraum. Wie erfolgreich findet alltägliche religiöse Praxis an der Universität statt?
Kommentar. Ein Schulsystem, welches die Klassengesellschaft reproduziert, will von Gleichstellung und Chancengleichheit nichts wissen.
Europa. Studierende der Sozialwissenschaft belegen bei „NRW debattiert Europa“ den ersten Platz.
Newcomer. Die Band von Frank startete mit einem Konzert im Hardys in das Jahr 2020.
Am vergangenen Freitag wurde erstmals eine Kurzdokumentation über die Besetzung des Hauses an der Hernerstraße 131 im Provisorium gezeigt.
Aktivismus. Schwellgen in Erinnerungen. Bei der Veranstaltungsreihe „Bochumer Geschichte(n)“ wird an vier Terminen gemeinsam in die Vergangenheit der autonomen Bewegung in Bochum gereist. Diese besetzte im Mai 2017 für zwei Monate ein leerstehendes Mehrfamilienhaus an der Hernerstraße 131. Eine Kurzdokumentation über jene Hausbesetzung wurde im Rahmen der Veranstaltungsreihe gezeigt und lockte nicht nur vergangene Erinnerungen wieder aus dem Gedächtnis, sondern auch viele Menschen in die Räumlichkeiten der Kulturfabrik. Um die 60 Menschen drängten sich ins Innere. Einige müssen stehen, während der Film läuft. „Träume brauchen Freiräume“ steht auf einem Transparent, welches aus dem Fenster des Hauses weht. Ist das der Grund, der die jungen Menschen dazu bringt, eine Straftat zu begehen? Schließlich stand der Hintereingang des Hauses nicht einfach so offen und ein Schlüssel oder Mietvertrag ist auch nicht vorhanden. Die vermummte junge Frau, die die Zuschauer*innen durchs Haus führt, ist sich des Hausfriedensbruch, den sie und auch die anderen durch die Besetzung begangen haben, bewusst, ihre Forderungen gehen jedoch weit über den von mehr Freiräumen für Bürger*innen hinaus. Einerseits solle das Haus ganz konkret als Experimentierort genutzt werden, indem Selbstorganisation, künstlerische Freiheit und gemeinsames Lernen erlebt werden kann und als Begegnungsort für die Nachbarschaft völlig ohne Konsumzwang; andererseits wurde die Aufmerksamkeit der verursachten Unruhe genutzt, um konkrete politische Forderungen in Bezug auf den Wohnungsmarkt an die Stadt zu stellen, so Aktivistin Tilda im Film
Zu der Zeit der Besetzung war das Haus eines von etwa 7.000 leeren Wohnräumen, die dem Wohnungsmarkt aus verschiedensten Gründen nicht zur Verfügung standen. Im Fall der Hernerstraße 131 hatte sich die Besitzerin, eine ältere Frau, nicht um Renovierungen kümmern können. Es sollte zwangsversteigert werden und die Besetzer*innen forderten von der Stadt, die Immobilie zu kaufen. Über zukünftige Nutzungen hätte danach weiter verhandelt werden können. Zwei Tage vor der Versteigerung wurde das Haus jedoch von einer Privatperson gekauft und die Verhandlungen zwischen Stadt und Besetzer*innen wurden obsolet. Ein Interview mit zwei Besetzer*innen bildet das Herzstück der Dokumentation und erfasst die Aufbruchstimmung, nachdem der Verkauf bekannt wurde. Die beiden blicken auf zwei Monate Selbstorganisation, die sie so noch nie erlebt hatten. Durch die friedliche Art der Besetzung und dem Konzept eines offenen Hauses stoßen die Aktivist*innen mit ihren Anliegen nicht nur in der Nachbarschaft auf fruchtbaren Boden in Form von Sachspenden, Nachbarschaftstreffen oder offenen Abenden mit Küche für alle, sondern auch mit der Polizei gab es keine Auseinandersetzungen, berichtet Aktivistin Tilda weiter, die sich die Filmvorführung wie viele andere auch nicht entgehen lassen konnte.
Im Gespräch mit ihr und auch anderen, die im Sommer 2017 in Kontakt mit der „Herner 131“ gekommen sind, wird klar, wie prägend die Zeit für die jungen Menschen gewesen sein muss. Nicht wenigen stehen, bei dem Anblick der roten Leiter im Hinterhof, die zu dem Fenster führt, welches für zwei Monate der Eingang zu ihrem Zuhause war, die Tränen in den Augen. Die Besetzer*innen verließen das Haus nach Verhandlungen mit den neuen Eigentümer*innen freiwillig. Wenn auch nur kurzweilig schufen sie einen Freiraum, machten auf Missstände und Diskrimierung auf dem Wohnungsmarkt aufmerksam und hinterließen eine Inspiration der Selbstwirksamkeit.
:Meike Vitzthum
Im Rahmen des Antifa Café Dortmund gab es einen Vortrag über die Zusammenhänge zwischen Klimakrise und dem vorherrschendem Wirtschaftssystem.
Wirtschaft. Konsumkritik, staatliche Klimapolitik, Postwachstumsökonomie oder grüner Kapitalismus? Das ist eine Auswahl von Umgangsmöglichkeiten, die am 9. Januar im Nordpol in Dortmund mit ihren Vor- und Nachteilen diskutiert wurden. Die Motivation dahinter, erklärt der Referent Simon, sei das Ausbleiben von politischen Maßnahmen nach einem Jahr globaler Klimademonstrationen. Der Vortrag war sehr interaktiv gestaltet. Anstatt den Zuhörer*innen fertige Antworten zu präsentieren werden die verschiedenen Ansichten des Publikums in Bezug auf die bestimmten Umgangsmöglichkeiten erfragt. Viele kritisieren, wenn es um das Thema Klima geht das individuelle Konsumverhalten. Regionale, Fairtrade-Bioprodukte sind eine wichtige und gute Sache, dennoch ist sich das Publikum schnell einig: Das Problem darf nicht beim Individuum gesucht werden, schließlich kann sich nur ein privilegierter Teil der Gesellschaft solche Produkte leisten. Die Ursache liege bei den Produzent*innen, die einer Profitlogik folgen, in der die Kosten für Löhne und Umwelt so klein wie möglich gehalten werden.
Des Weiteren werden Teile der Postwachstumsökonomie aufgegriffen. Diese formuliert eine Wirtschaft der Subsistenz außerhalb der unendlichen Wachstumslogik, in der ökologischer und sozialer produziert wird und gleichzeitig das Arbeitspensum von 40 auf 20 Stunden die Woche verkürzt wird. Kritisiert wird hier die Bedürfnissdefinition von dem Ökonomen Niko Peach, der zwischen natürlichen und unnatürlichen Bedürfnissen unterscheidet. Die Teilnehmer*innen unterscheiden sofort zwischen materiellem Konsum und „seelischen“ Bedürfnissen, wie Rückhalt, Zuneigung, Anerkennung, die sie zu den natürlichen Bedürfnissen zählen. Es wird verkannt, dass nicht wenige Konsumgüter mit der Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse verknüpft sind. Der Punkt ist jedoch, dass es der kapitalistischen Marktwirtschaft noch nie ernsthaft darum ginge, Bedürfnisse zu befriedigen, sondern aus Geld mehr Geld zu machen, so Simon.
Trotz einigem Diskussionsbedarf bei den weiteren Themen wurde eine Handlungsoption immer wieder herausgestellt. Ganz nach dem Verursacherprinzip sollten die Unternehmen zur Kasse gebeten werden, die sich an der Zerstörung der Umwelt beteiligen.
:Meike Vitzthum
Die eigene Lebenszeit freiwillig dafür zu nutzen, die vorherrschenden Umstände zu verändern oder die Situation von Wenigen zu verbessern ohne nur einen Cent dafür zu bekommen ist keine Entscheidung, die zufällig getroffen wird. Unsere Demokratie lebt davon, dass sich Bürger*innen einbringen. Trotzdem fallen Reaktionen oft so aus: Du stehst für bessere Radwege auf der Straße, mach doch mal lieber was gegen Altersarmut. Du hilfst Geflüchteten beim Kampf gegen das Bürokratiemonster, warum macht das eigentlich keine*r für Deutsche? Wertschätzung der freiwilligen unbezahlten Arbeit bleibt fern. Als Handelnde*r scheint man sich daran gewöhnen zu müssen, dass was-anderes-ist-doch-viel-wichtiger-Menschen um die Ecke kommen, die erklären, wo es sinniger sei anzusetzen, wo das Leid größer sei, wo die Zeit besser investiert wäre. Hier eine mögliche Antwort: Macht es doch einfach selber!
:vitz
Feminismus. Jeden vierten Sonntag im Monat findet im Provisorium der Vulvastammtisch statt. Wir waren vor Ort um uns selbst ein Bild vom Geschehen zu machen.
Foodsharing. Die Lebensmittelretter*innen in Bochum verteilen momentan so zentral, wie noch nie. In einem alten Brautmodengeschäft auf der Kortumstraße 124-128 steht der Gruppe gerade ein Lokal mit über 100 Quadratmetern als Verteilerstation zur Verfügung. Ermöglicht wird die Finanzierung durch eine Kooperation mit Bochum Marketing. Diese hatten sich gewünscht, dass die Überschüsse vom Weihnachtsmarkt an die Gruppe übergeben und weiter verteilt werden können. Logistisch konnte Foodsharing Bochum nichts garantieren, woraufhin Bochum Marketing die Gruppe mit in das Projekt Tapetenwechsel aufnahm. Miete und Nebenkosten übernimmt für die Monate November und Dezember nun die Stadt. Bis dahin muss sich die Gruppe um eine geeignete Alternative gekümmert haben. Vivien Illigens, Botschafterin von Foodsharing und Studentin an der RUB, schaut trotz unsicherer Zukunft positiv auf die gegenwärtige Situation: „Es ist ein Ort, der zum Informieren einlädt und durch die zentrale Lage den Dialog fördert. Menschen laufen neugierig an den großen Schaufenstern vorbei und kommen rein, auch wenn sie gar keine Lebensmittel brauchen.“ Die befristete Räumlichkeit hat vier Tage die Woche auf: Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag von 16 bis 20 Uhr. Vivien stellt abschließend klar, dass sie sich über jede Unterstützung freuen. Ihre offenen Treffen finden jeden ersten Montag im Monat in den Räumlichkeiten der Bochumer Ehrenamtsagentur im Rathaus.
:vitz