Bild: Besuch aus Mexiko in Langendreer Symbolbild: cc0

Ernährungssicherheit. Zwei Mexikaner*innen berichten im Bahnhof Langendreer gemeinsam mit der solidarischen Landwirtschaft (SoLawi) Dortmund über Ernährungssouveränität und die Agrarwende.

Versorgung, Wissen und Globalisierung: das waren die drei großen Schlagworte, um die es sich im Bahnhof Langendreer drehen sollte. Angeregt durch die Weltreise von Irma Stele Aguirre Pérez und Carlos García Jiménez aus Mexiko wurde am Mittwoch, den 30. Oktober, der Frage nachgegangen: „Geht Landwirtschaft solidarisch?“ Das war kein Zufall, denn die Beiden haben sich bei ihrer Weltreise, die vom MAIS Verein unterstützt wird, ein bestimmtes Ziel gesetzt: Das Thema der Lebensmittelversorgung mehr in die Öffentlichkeit tragen, indem sie über ihre Erfahrungen vor Ort und im Bereich der Agrarökologie berichten und sich mit lokalen Landwirt*innen darüber austauschen. So auch in Langendreer. Den lokalen Part übernahm die SoLawi Dortmund.

Im Zuge der Privatisierung und Deregulierung des Agrarmarktes wurde Ackerland zum Investitionsobjekt, denn Landflächen werden bis heute im großen Stil gekauft und gepachtet. Dabei geht es Unternehmen nicht immer um den Anbau von Lebensmitteln für Menschen, sondern auch um die Ressourcen, die sich unter der Erde befinden wie Kohle oder Kupfer. Oft haben Kleinbauern und Kleinbäuerinnen keine andere Möglichkeit, als auf die Angebote der Großkonzerne einzugehen und ihre Flächen für Lebensmittel abzutreten, die auf dem Weltmarkt zum Beispiel als Tierfutter oder Treibstoff verkauft werden. Die lokale Zivilbevölkerung erfährt bei diesen Markt- und Machtverhältnissen oft eine Knappheit an Lebensmitteln, die sich unter anderem auch in Hungerrevolten ausdrückt. Aus diesem Grund haben Carlos und Irma ihre Reise angetreten.

Carlos lehrt an der Universidad Campesina del Sur in Guerrero im Süden Mexikos. Inspiriert vom brasilianischen Pädagogen Paulo Freire verfolgt die Universität eine Struktur, in der „alle gemeinsam lernen“. Sie arbeiten eng mit den umliegenden Kleinbauern und Kleinbäuerinnen zusammen und lehren in erster Linie das Zusammenführen von Agrarökologie und sozialer Ökonomie. Mit den Konzepten der Ernährungssouveränität und der Permakultur werden Praktiken erlernt die eine alternative Lebensmittelversorgung zur Praxis werden lassen. „Alle haben ein Recht auf Leben und somit ein Recht auf Land“, so Carlos. Es sei wichtig, die gelebten Konzepte in die Politik zu tragen, um nachhaltige Erfolge zu erzielen deswegen wird sich auch auf politische Analysefähigkeiten in der Lehre konzentriert.
Irma arbeitet seit 1982 in der Bildungseinrichtung CESDER (Studienzentrum für ländliche Entwicklung) und bildet junge Menschen darin aus, in der Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen und deren Ernährungsproduktion zu verbessern. Auch sie spricht von der Agrarökologie, in der die ländlichen Anbauweisen mit den neuen Techniken verbunden werden. Sie betont dabei die Milpa, eine traditionelle Anbaumethode, die bereits die Aztek*innen anwendeten. Die „bäuerlichen Wurzeln“ dienen in der Lehre als Orientierungspunkt.
Zuletzt kam Gudula Friedland zu Wort, denn auch im Ruhrgebiet gibt es Landwirt*innen, die sich gegen eine industrielle Form der Landwirtschaft stellen. Bei der solidarischen Landwirtschaft hier im globalen Norden steht weniger die Bildung als das Herauskommen aus der Konsument*innenrolle im Vordergrund. Dabei entsteht eine Erzeuger*innen-Verbraucher*innen-Gemeinschaft, die zusammen wirtschaftet. Solawist*innen binden sich vertraglich für ein Jahr mit einer finanziellen Beteiligung, die im Vorhinein oder monatlich bezahlt werden kann, an den Verein und bekommen dafür das ganze Jahr lokale, saisonale und biologische Produkte.

:Meike Vitzthum

Bild: Lahya: Greift Euch unter die Arme wenn es darum geht kreative Gedanken auf Papier zu bringen., Rede und Reime, nicht immer so alleine. Bild: SchwarzRund

:bsz: Hey Lahya, schön Dich kennenzulernen! Sag mal wer bist Du denn so und was tust du alles?
Stefanie-Lahya Aukongo: Ich bin Lahya, eine Schwarze, intersektionelle Künstlerin, Poetin, Musikerin und Aktivisitin. Im Bereich „menschliches Besserwerden“ kümmere ich mich darum, dass wir uns dekolonisieren, dafür sorgen, dass Menschen inklusiver Leben können, dass wir unsere Privilegien betrachten. Es geht um Trauma, es geht um Liebe, es geht um Identitäten, es geht darum, dass wir näher zusammen rücken und das, wenn möglich, mit Kunst, Kreativität und Liebe vereinen. Sodass wir gerechtere und klarere Welten kreieren können. Das ist irgendwie was ich mache und wer ich bin!

Führt Dich Dein Weg das erste mal von Berlin nach Bochum?
Ich war letztes Jahr bei Bochum International in der Turbinenhalle. Ich wurde eingeladen und hatte da dann eine krass große Halle am Start, in der ich Poetry gemacht habe. Das war damals auch quasi der Kontakt zum Team
Bahnhof Langendreer.

Wow. Also auch schon vertraut mit und in Bochum. Wie war es denn beim Ruhr International?
Es war wirklich abgefahren. Viele Auftritte und eine echt schöne Stimmung. Mega bewegend, politisch und gleichzeitig auch ultra lustig!

Du bist also auch gerne mal im Publikum unterwegs? Was berührt dich bei Poetry- oder Spoken Word Texten von Mitkünstler*innen?
Ich höre viele Texte und es gibt sicherlich Sachen, die ich mal mehr mal weniger mag, aber der Kern für mich am Ende des Textes ist, konnte ich berührt werden. Konnte ich was lernen? Konnte ich mich damit verbinden oder konnte ich vielleicht auch merken: Wow, ich bin am anderen Ende der Linie bzw. des Spektrums. Das machen für mich Texte aus, die mich berühren und begeistern oder auch mit vielleicht weniger schönen Gefühlen wie Scham, oder „Ah, Okay, kannte ich so noch gar nicht“, bzw. „spürte ich noch gar nicht“ zurück lassen.

Und was macht das Format Workshop für Dich besonders?
Jeder kann schreiben, jeder kann seine Geschichte erzählen und sollte sie eben auch erzählen. Das ist schon großes Kino! Ich mag es wenn Leute, durch welche Kunstform auch immer, aber in diesem Fall eben besonders durch Schreiben und kreatives Schreiben, ihre Seele nach außen Tragen. Ich denke und glaube auch, dass die Welt uns abtrainiert hat zusammen zu spüren und unsere Kerne (es muss ja nicht immer nur einer sein) zu finden, zu hegen und so einzusetzen, dass es besser für mehr und für alle wird. Doch die unreflektierten Geschichten, die wir von der vermeintlichen Mehrheitsgesellschaft immer und immer wieder hören, sollten hinterfragt werden. Sorry Malte. (grinst)

Und kommendes Wochenende kann man poetische Geschichten, Texte und Erfahrungen mit Dir teilen?
Genau. Also ich leite den Workshop und am Sonntag moderiere ich den Abend mit den Leuten von „act now!“

Das Interview führte
:Christian Feras Kaddoura

 

Info:Box

Die Schreibwerkstatt mit Lahya findet Freitag von 17-20 Uhr, Samstag von 10-16 Uhr und Sonntag von 10-13 Uhr, vom 3. bis zum 5. Mai, im Bahnhof Langendreer statt. Der Spoken Word-Abend am Sonntag (04.05) von 16-19 Uhr. Die Karten kosten im Vorverkauf 5 € und an der Abendkasse 9 €. Das Projekt „act now!“ möchte Gehör und Kunst schaffen. Für Juni ist bereits ein Workshop zum Thema Storytelling und im November ein Crossover Spokenword/Videokunst-Workshop geplant.

Bild: „Mein Körper, meine Regeln!“ Eines der Bilder des Fotografen Juan Mathias, das zurzeit im Bahnhof Langendreer ausgestellt wird., Ausstellung über Rechtspopulismus im Netz Bild: fufu

Kunst. Vergangene Woche eröffneten zwei Ausstellungen: „¡Ni Una Menos! – Bilder einer argentinischen Bewegung gegen sexualisierte Gewalt“ thematisiert die Frauenbewegung in Argentien und „Der Alt-Right-Komplex – Über Rechtspopulismus im Netz“ untersucht rechte Tendenzen im Netz.

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Bild: Auf Tour mit seinem neuen Album im Gepäck: Musiker und Autor Funny van Dannen. , Funny van Dannen tritt im Bahnhof Langendreer auf Carstor [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Konzert. Musiker Funny van Dannen ist mit seinem Album „Alles gut, Motherfucker“ auf gleichnamiger Tour. Am 14. März macht er auch in Bochum im Bahnhof Langendreer halt.

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Bild: Auch sie sind Teil eines bewegten Jahres: Die HausbesetzerInnen der Herner Straße 131, die mit ihrem friedlichen Protest über die Stadtgrenzen hinaus auf die Wohnpolitik aufmerksam gemacht haben., Mit Brunch ins neue Jahr Bild: lor

Stadtgeschehen. 2017 zeigten Aktionen sozialer Gruppen in Bochum, das Engagement immer noch richtig und wichtig ist. Deutlich wurde dies beim Neujahrsbrunch im Bahnhof Langendreer. 

Erst kam der politische Input zur militarisierten Gesellschaft, die immer noch Status quo ist. Doch dann wurde das reichhaltige Büffet eröffnet: Beim 15. Neujahrsempfang der sozialen Gruppen in den Räumlichkeiten des Bahnhof Langendreer stand neben Kuchen und  Bulgursalat auch der Rückblick auf das vergangene Jahr auf dem Programm.  Themen wie Rassismus, Solidarität mit geflüchteten Menschen oder Wohnraumpolitik waren die dominierenden Themen. 
Doch auch als Vernetzungstreffen fungierte der sonntägliche Brunch: Initiativen, die sonst nicht aufeinander treffen, hatten nun Zeit, sich in Ruhe bei Tee und Sekt auszutauschen. 

:Die Redaktion

 

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Bild: Die Einsendungen, die die Redaktion von Bo-Alternativ erhalten hat, sind die Grundlage: Photos und Videos visualisierten den Jahresrückblick. , Initiativen treffen sich zum traditionellen Neujahrsbrunch Bild: lor

Jahresrückblick. Demos gegen Rechts, Solidarität und die Bochumer Wohnraumpolitik sind Themen gewesen, die die Stadt beschäftigt haben. Beim traditionellen Neujahrsempfang im Bahnhof Langendreer ging es für Bochumer Initiativen um das Gestern und das Morgen.

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Bild: Nicht nur im Kinosaal, sondern auch in den dauerhaften Ausstellungen konnten sich die ZuschauerInnen medial berieseln lassen. , 25 Jahre Blicke-Filmfestival. Die Jubiläumsausgabe begeistert mit vielfältigen Filmen. Bild: mag

Film.  Ein Sonnenaufgangsautomat und andere visuelle Erfahrungen in der 25. Jubiläumsausgabe des Blicke-Filmfestivals vom 15. bis 19. November.  Und wie immer viele experimentelle Filme. Den Hauptpreis vergab die Jury an die Dokumentation „Green Island.“

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Bild: Die Autorin stellt sich die Frage: „Welche Rolle spielt die Migration bei Gewalttaten?“ , Debütautorin präsentiert einen realistischen Roman über Gewalt Bild: mag

Lesung. Die junge Autorin Fatma Aydemir las beim Literatürk Festival im Bahnhof Langendreer aus ihren Debütroman „Ellbogen“.

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Bild: Informieren mit Freude: Niels Boeing (r.) und Alexander Friedrich (l.), hier vor dem 3D-Drucker Modell Ultimaker². , 3D-Druck für Alle Foto: gin

Workshop. Letzten Freitag konnten sich alle Interessierten während des 3D-Druck-Workshops im „LutherLab“ mal am selbst Drucker ausprobieren.

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