In fünf RUB-Jahrzehnten haben die Studierenden mehr Liter Bier konsumiert, als für den Bau der Uni Beton verrührt wurde – und das soll was heißen. Ein Rückblick auf die Partykultur der RUB.
Rote-Punkt-Aktion Reloaded: Einfach die Buttons in Jacke oder Rucksack stecken und Geflüchteten signalisieren, dass eine zweite Person mit dem Semesterticket mitfahren kann. Das ist die Idee einer studentischen Initiative: in Kooperation mit der Caritas Essen werden in Bochum und anderen Städten dafür Buttons und Flyer verteilt. Auch der AStA der RUB ist bald mit dabei.
Von „Blutgericht in Texas“ bis „Batman hält die Welt in Atem“: Neben Blockbuster-Hits des vergangenen Sommers zeigt der Studienkreis Film (SKF) im Wintersemester aktuelle Streifen und Klassiker des gepflegten Horror-Genres. Freuen kann man sich auch schon jetzt auf den Weihnachts- und SKF-Wunschfilm, wie uns RUB-Studentin Lioba Reul vom SKF versicherte.
Dieter Bohlen hat es getan, Stefan Effenberg konnte es genauso wenig lassen wie Lothar Matthäus oder Thilo Sarrazin. Auch Tania Kambouri hat nun ein Buch geschrieben. „Deutschland im Blaulicht. Notruf einer Polizistin“, heißt das Werk der Bochumer Polizistin, das zurzeit die Medien polarisiert – mit dem Anspruch, über die Realität aufzuklären. Von der ist sie aber meilenweit entfernt.
Schon vor zwei Jahren machte die griechischstämmige Kommissarin mit einem wütenden LeserInnenbrief an die Polizeigewerkschaft in den Medien bundesweit auf sich aufmerksam: aggressive, männliche Einwanderer, Ausbeutung der Sozialsysteme inklusive Parallelgesellschaften und mangelnder Respekt gegenüber der Staatsmacht – Thesen, die sie, unterstützt von medialem Hype, in ihrem Buch nochmal aufgewärmt hat. Getreu der alten rhetorischen Blüte à la Bild-Zeitung wird endlich das „Schweigen“ gebrochen und die Realität dargeboten.
Dass die Bochumer Polizistin einen griechischen Migrationshintergrund hat, scheint in den Medien besonders günstig zu sein, um sie als rassistisches Sprachrohr zu inszenieren.
Mit ihren „Schilderungen“ der Realität bewegt sich Kambouri auf den Spuren des großen Schädelforschers Sarrazin: kriminelle, arabische Clans, welche die Gesellschaft unterwandern, Beleidigungen und Übergriffe und nicht zuletzt fehlender Respekt vor PolizistInnen – wofür sich Sarrazin noch „wissenschaftlich“ Statistiken ausgemalt hat, fasst Kambouri als Berufserfahrung vieler Streifengänge zusammen. Als neulich bei einem Auftritt bei Maischberger der Verleger Jakob Augstein ihren Thesen widersprach, entgegnete sie, dass er „die Straße“ schlichtweg nicht kenne.
„Bitte nicht noch eine Multikulti-Kritik“:
Mit diesem Appell antworten die BürgerInnen Querenburgs in einem offenen Brief auf die Thesen von Kambouri. Die BewohnerInnen des als „Problemviertel“ dargestellten Querenburgs kritisieren, dass die Bochumer Polizistin in ihrem Buch soziale Fragen ausblende.
Der gesamte Brief ist auch bei coolibri verlinkt: http://tinyurl.com/Kambouri
Genau an dieser Stelle sollte man Kambouris Kritik dann doch ernst nehmen: es sind, wie sie selbst sagt, „sozialromantische Anhänger eines unkritischen Multikulti“, die sie anprangern will.
Soweit kann man ihr zustimmen: Natürlich sind solche unkritischen „Multikulti“-Projekte gescheitert, natürlich gibt es in einigen Brennpunkten massive Kriminalität und ebenso wird diese oft auch von MigrantInnen geprägt. „Wir dürfen einfach nicht verschweigen, was die Realität ist“, sagt sie. „Wir müssen klar und deutlich thematisieren, was die Probleme sind.“
Genau darin allerdings scheitert Kambouri. Sie nennt die Probleme nicht, sondern beschränkt diese vor allem auf den mangelnden Respekt vor der Staatsmacht. Statt die sozialen Probleme aufzuzeigen, die zu Kriminalität führen, macht sie nur die Ausgebeuteten und Unterdrückten selbst für ihre soziale Situation verantwortlich. So fordert sie unter anderem Sozialsanktionen. Um die Armut zu bekämpfen?
Hier gehen Polizei-Subjektivismus und neoliberale Agenda Hand in Hand auf Streife – egal ob in Bochum-Querenburg oder im Medien-Zirkus. Das ist Sozialkritik mit der Weitsichtigkeit eines Schlagstocks und mit dem Scharfsinn eines Polizeihundes. Man sollte sie enger an der Leine halten – wenn wir den Respekt nicht ganz verlieren sollen.
:Benjamin Trilling
Pöbeln: Die dreckigste Form der Rhetorik, eine Wutrede, eine Geste, die gemeinhin – heideggerianisch gesprochen – als ontische Erfahrung des Sich-Auskotzens umschrieben wird – und uns in Zeiten von „political correctness“ oft peinlich berührt. Dabei ist sie die meist unterschätzte Form der Vermittlung von nicht weniger als der Wahrheit.
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