Umfrage. Am vergangenen Donnerstag hat die :bsz zur Bundestagswahl mit anonymen Fragebögen die Wahlabsichten von 265 zufällig ausgewählten RUB-Studis erfragt. Die Ergebnisse sind zwar nicht repräsentativ, deuten aber spannende Zusammenhänge an.
Über 80 Prozent der Befragten gaben an, politisch interessiert zu sein, über 95 Prozent sagten, zur Wahl gehen zu wollen. Letzterer Wert liegt deutlich über der Wahlbeteiligung der letzten Jahre.
Fünf Parteien erreichten in unserer Umfrage Werte zwischen 13,2 und 22,2 Prozent. Einen eindeutigen Wahlsieger gab es nicht. Insbesondere die CDU, die allen Prognosen zufolge am 24. September einen erneuten Wahlsieg feiern wird, schnitt mit insgesamt 14,4 Prozent deutlich schwächer ab, als in repräsentativen Umfragen. Damit belegte sie bei uns nur Platz vier. Grüne und Linke hatten dafür bei uns mehr als doppelt so hohe Werte als in anderen Umfragen. Mit 22,2 Prozent war bei uns die SPD stärkste Kraft. All diese Ergebnisse scheinen das alte Klischee von linken Studis zu bestätigen. Dieses Bild spiegelt sich auch an den Werten der AfD wider: Sie würde weniger als 1 Prozent bekommen. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten Deutschlands scheint rechte Propaganda an der Ruhr-Uni nicht auf fruchtbaren Boden zu fallen.
Jünger = konservativer?
Das Durchschnittsalter der Befragten lag knapp unter 23 Jahren. Auffällig ist, dass in unserer Umfrage junge Studierende bis einschließlich 22 deutlich häufiger ihr Kreuzchen bei konservativen Parteien machten: Bei ihnen erreicht die CDU 7 und die AfD 1,7 Prozentpunkte mehr als in der älteren Vergleichsgruppe. Wenn es hingegen nur nach den befragten RUB-Studis ab 23 ginge, würde die Linke mit 8,8 Prozent stärker abschneiden als bei den Jüngeren und auch die Satiriker von Die Partei den Einzug in den Bundestag schaffen. Diese Unterschiede zwischen den Altersklassen werfen die Frage auf, ob dies ein Trend ist; sich nämlich auch unter den eher linksgerichteten Studis ein kleiner Rechtsruck abzeichnet. Unsere Ergebnisse fügen sich jedenfalls nahtlos in das Bild ein, das andere Studien zeichnen: Einer Forsa-Umfrage zufolge hat die Bundeskanzlerin unter 18- bis 21-jährigen ErstwählerInnen überdurchschnittlich hohe Zustimmungswerte und auch die aktuellen Jugendstudien von Shell und dem Sinus-Institut attestieren Jugendlichen vermehrt konservative Einstellungen.
Studiengangspezifische Präferenzen
Wenn man unsere UmfrageteilnehmerInnen nach Fachbereichen und Fakultätszugehörigkeiten aufteilt, kann man auf weitere interessante Zusammenhänge stoßen, die jedoch aufgrund der teilweise kleinen Fallzahlen in den Teilgruppen keinesfalls verallgemeinerbar sind: Bei den Studis der Ingenieurwissenschaften schnitten die FDP und die SPD am besten ab, bei den der PhilologInnen hingegen waren die Grünen und die Linken am beliebtesten. Besonders auffällig waren die Unterschiede zwischen den Studis der Sozial- und der Wirtschaftswissenschaften: KeinE SoWi gab in unserer Umfrage an, die CDU oder die FDP wählen zu wollen. Die Linke wäre stärkste Kraft. Bei den WiWis zeigte sich ein komplett gegensätzliches Bild: Keine Stimmen für die Linke, dafür viele für Schwarz-Gelb.
:Katharina Cygan
& Gastautor :Jan Turek