Brennende Häuser und Schmierereien an den Wänden: In Göttingen eskaliert zunehmend der Konflikt zwischen Burschenschaften und linken Radikalen.
Brennende Häuser und Schmierereien an den Wänden: In Göttingen eskaliert zunehmend der Konflikt zwischen Burschenschaften und linken Radikalen.
Unter Beteiligung der Autonomen Referate soll ein Antidiskriminierungsausschuss an der RUB konstituiert werden. Das beschlossen die Abgeordneten mit großer Mehrheit auf der zweiten Sitzung des 49. Studierendenparlaments (StuPa).
Einen widerrechtlichen Ausschluss von Gruppen sah StuPa-Sprecher Arne Michels in dem Beschluss des StuPas, der einen Ausschluss der Burschenschaften vorsah. Trotz Beanstandung von ihm gab es auch zuletzt eine Mehrheit für den Beschluss. Nun entscheidet das Rektorat.
Eine bunte Stadt, eine bunte Uni, die BlauPause eine bunte Veranstaltung… wären da nicht diese braunen Schandflecken. Es hatten sich auch fünf Studentenverbindungen angemeldet. Grund zum Aufschrei für viele.
Bambule gegen Burschis: Wie erwartet kam es bei der 50-Jahresfeier der RUB zu studentischen Protestaktionen gegen die Burschenschaften und andere Verbindungen. Während des Festaktes mit Bundespräsident Gauck wurde im Audimax der Feueralarm ausgelöst, an den Info-Tischen wurde mit Plakaten und Bannern auf das reaktionäre Frauenbild der Burschenschaften hingewiesen. Schon im Vorfeld forderten Studierende, aber auch MitarbeiterInnen der RUB die Verwaltung dazu auf, den Verbindungen keine Plattform zu geben.
Rassistische und sexistische Gefahr für die Campus-Kultur oder doch nur Freiraum zur Selbstentfaltung Zurückgebliebener? Nach Einschätzung der Bochumer Burschenschaften als harmlose und zu tolerierende Refugien für Bierliebhaber, fragte :bsz-Reporter Benjamin Trilling bei Heidelberger Studis nach, wie es um die dortigen Burschis bestellt ist.
Am kommenden Wochenende wird die RUB ihren 50. Geburtstag feiern – ganz „ohne Politik“. Die OrganisatorInnen der BlauPause wollen keine politischen AkteurInnen auf ihrem Fest. Studentische Verbindungen bekommen jedoch trotzdem eine Plattform, um für ihre Inhalte zu werben. Das erweckt den Eindruck, als seien die sogenannten „Burschis“ nicht politisch. Diese Annahme hat sich am vergangenen Sonntag erneut als Trugschluss erwiesen: In den Räumlichkeiten des VDSt Breslau-Bochum traf sich der westfälische Regionalverband der Identitären Bewegung.
Die Identitäre Bewegung (IB) hat ihren Ursprung in Frankreich. Mit rechtspopulistischen Parolen hetzen die AnhängerInnen gegen Schwarze und Muslime. Die proklamierte „Identität“ beruht vor allem auf einem weißen Selbstverständnis: der eigens initiierte Slogan „100 Prozent Identität – O Prozent Rassismus“ soll die Identitären vom Vorwurf des Rassismus freisprechen. Der trügerische Charakter dieser Aussage wird deutlich, wenn man sich mit den Inhalten der Bewegung vertraut macht. In mehreren Ländern Europas macht die IB mittlerweile mit pseudo-intellektueller Rhetorik gegen Geflüchtete und Muslime mobil.
Einen Ableger der rechten Jugendbewegung gibt es auch in Deutschland. Ihre Aktivitäten beschränken sich jedoch auf interne Treffen und Aufmerksamkeit erregende Aktionen im öffentlichen Raum. Die „Identitäre Bewegung Westfalen“ mobilisierte für den vergangenen Sonntag auf ihrer Facebookseite zum „Identitären Stammtisch“ nach Bochum. In Räumen des VDSt Breslau-Bochum trafen sich etwa 20 Menschen, um von da aus ein Transparent gegen Zuwanderung am Bochumer Hauptbahnhof anzubringen, welches von BeobachterInnen jedoch zeitnah entfernt wurde. Horst Keller, Vorsitzender des Heimvereins der Burschenschaft, will auf Nachfrage der :Gastautorin nichts von dem Treffen gewusst haben – was in den privaten Räumen des VDSt abläuft, unterliege nicht seiner Kontrolle.
Die Tatsache, dass die IB ihren Stammtisch ausgerechnet in Bochumer Räumlichkeiten des VDSt Breslau abhält, weist auf eine enge Verbindung der Korporation mit den neurechten Identitären hin. Überraschend ist diese Allianz allemal nicht: Erst kürzlich hat der VDSt einen Redakteur der Jungen Freiheit, einer Zeitung der Neuen Rechten, zum Vortrag in seine Räume geladen.
Die OrganisatorInnen der Blaupause sollten sich noch einmal Gedanken machen, ob die Burschenschaften nicht gegen ihre eigene Haus- und Streckenordnung verstoßen – und ob die Ruhr-Universität neurechte Gäste auf ihrem Geburtstag haben will. Die so medienwirksam proklamierte Weltoffenheit der RUB würde an dieser Stelle stark in Mitleidenschaft gezogen werden
Rechtsextreme Parolen, zeremonielle Sitzungen, sinnloses Fechten – unterlegt mit täglichem Bierkonsum. So das gängige Vorurteil gegenüber den heiß umstrittenen Burschenschaften. Tatsächlich finden sich solche Gemeinschaften gerade in traditionellen Universitätsstädten wie etwa Heidelberg. Doch Verbindung ist nicht gleich Verbindung, wie ich dort während meines Bachelorstudiums lernte.
Je näher die BlauPause rückt, umso heftiger wird die Burschenschaftsfrage diskutiert. Das StuPa fasste den folgenden Beschluss: „Das Studierendenparlament lehnt Burschenschaften, Studentenverbindungen und Corps entschieden ab.“ Das Protestplenum macht mit Flugblättern Stimmung gegen die Verbindungen. Die Fachschaften stimmten am Montag (Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest) in der FSVK über einen offenen Brief zum Thema ab. Eindeutig Stellung bezog auch die Studizeitung der Uni Duisburg-Essen mit der Schlagzeile: „RUB bietet Burschen Bühne“.