Bild: Eine Auszeichnung, die motiviert: „Kaiser“ Franz Ahl (links) und Bassist Stefan Werni wollen zukünftig mit vier weiteren Musikern Stücke zwischen Kommerz und Kritik schreiben. , Kaiser Franz gewinnt Rio-Reiser-Songpreis Foto: mar

„Es war wie bei den ‚Blues Brothers‘“, erzählt Franz Ahl aus Recklinghausen, dessen Ein-Mann-Projekt Kaiser Franz über Nacht zur Band geworden ist, in seinem Bochumer Proberaum. „Wir hatten einen großen Gig, aber keine Band.“ Eher so nebenbei hat er sich mit einem Lied für den Rio-Reiser-Songpreis beworben – und vor zwei Wochen Bescheid bekommen: Kaiser Franz gewinnt in der Kategorie „Regional“. Am vergangenen Sonntag, dem 20. Todestag Rio Reisers, nahm er den Preis in der Lindenbrauerei in Unna entgegen.

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Bild: Pop-Art für Pott-Pop: Der farbenfrohe Rundgang auf Zollverein glänzt durch optische und akustische Installationen. , Ruhr-Pop von 1956 bis heute: Sonderausstellung im Ruhr-Museum auf Zollverein Foto: Rachma Ayu Kasselmann

Die Sonderausstellung Rock und Pop im Pott im Ruhrmuseum auf Zollverein in Essen zeigt die historische popkulturelle Entwicklung auf dem Musiksektor im Ruhrgebiet von 1956 bis heute.

 
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Bild: Traumfängerin: Jules Cachecoeur verzaubert und setzt dort an, wo ihre Mitsängerinnen aufgehört haben., Wohnzimmerakustik: Teppich ausgerollt für Frauenfront an Mikro und Gitarre Foto: lor

Bei tropischen Temperaturen luden das Kulturbüro boskop und das KulturCafé zu einem Besuch ins heimische (Uni)Wohnzimmer: Heraus kam ein akustisches Dahinschmelzen dank der drei geladenen Künstlerinnen. 

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Bild: Musikmagazine nennen sie die nächsten Bilderbuch oder die neuen Kraftklub: I Am Jerry, das sind die Ruhrgebietskinder Feras, Timm, Leo und Julian. , Bochum Total: Nischen trotz Mainstream, Talentsuche neben Kommerz Foto: Robert Winter

Bochum Total: Das steht für Festival­atmosphäre mitten in der Stadt und vier Tage Partystimmung. Man mag davon halten, was man möchte – viel und auch gute Musik für jeden Geschmack gibt es aber in jedem Fall. 60 Bands und dazu das gewöhnliche Off-Stage-Programm warten vom 14. bis 17. Juli zwischen Südring und Konrad-Adenauer-Platz auf die BesucherInnen.

Sie mögen unterhaltsam sein, aber Jupiter Jones kann man eigentlich überall sehen. Deshalb ist die :bsz auf die Suche gegangen nach Musik, die aus Bochum kommt. Und stellen fest: Neben den gehypten Top-Acts gibt es eine Reihe lokaler Größen, die auf dem Weg nach oben die Bochumer Bühnen streifen und dabei direkt aus dem Hörsaal kommen. 

Bochum, Ich komm‘ aus dir

Wer schon bei Rock am Ring gespielt hat und gerade von der Hurricane-Bühne kommt, den beeindruckt nichts mehr, könnte man denken. Dass das so nicht stimmt, bestätigt Julian Kleinert, Sänger der Band I am Jerry. Wenn man wisse, dass viele Bekannte und Freunde im Publikum stehen, sei es doch etwas anderes. „Man spielt ja quasi zu Hause, da wo man jeden Tag herfährt.“ Die Bochumer kennen das Festival noch aus ihren Teenager-Zeiten, als sie „mit einem Sixer im Rucksack von der Polizei gepackt wurden“. Schon damals stellten sie sich vor, wie es wäre, mal auf dieser Bühne zu spielen.  Und als es dann passierte? „Man ist geflashed“, erinnert sich der Gitarrist. Und erklärt Bochum Total zu einem der ersten Festivals, das er  selbst besuchte.  

Für dieses Jahr wünschen sich I am Jerry vor allem „gutes Wetter und viele Besucher“, wenn sie am frühen Sonntagabend auf der 1Live-Bühne Songs aus ihrem Debütalbum präsentieren. Und wieso man sich übernächstes Wochenende überhaupt nach Bochum bewegen sollte, weiß Julian auch: „Weil es einfach krass wird!“

Sprungbrett für NewcomerInnen 

Wer neue Talente sucht, der sei auf Campus-Ruhrcomer verwiesen. Das „Newcomer-Festival für studentische Bands“ wird vom Kulturbüro boskop veranstaltet und folgt einem einfachen Prinzip: Bands mit mindestens zwei Studierenden von Ruhrgebiets-Unis und einem Durchschnittsalter von höchstens 28 Jahren dürfen sich bewerben. Die GewinnerInnen der Vorrunden erwartet das große Finale auf der Bochum-Total-Bühne. Und der große Erfolg? 

Dazu können die Musiker von The Life Tonight etwas erzählen. „Wir hätten nie gedacht, dass wir da gewinnen!“, erzählt Henning Moser. Für die damals noch junge Posthardcore-Band eine große Chance: „Es steigert das Selbstbewusstsein, zudem bekamen wir die Möglichkeit, professionelle Aufnahmen zu machen. Sonst würden wir wahrscheinlich noch immer mit unserem Demotape von 2013 rumeiern“, lacht der Sänger. Deshalb hält er das Ruhrcomer-Festival für eine super Sache. „Es hat viel Spaß gemacht und wir haben sehr viel gelernt.“ 

Egal ob Punk-Rock oder Pop, ob Bochumer Studi-Band oder renommierter Topact, es wird wieder laut, voll und unterhaltsam. Ihr habt die Entscheidung zwischen fünf Bühnen und könnt zusätzlich jungen Bands zum ersten großen Erfolg verhelfen. Also vergesst das Abstimmen nicht!

Das ausführliche Programm für On- und Offstage findet ihr auf der Homepage: www.bochumtotal.de

:Katrín Ríkharðsdóttir

Bild: Satire: Plädoyer für eine neue, zivilisierte Festivalkultur

Das Force Attack in Norddeutschland galt einige Jahre als größtes Punk-Festival wo gibt. 2011 war erst mal Schluss; für 2016 wurde ein großes Comeback angekündigt. Jetzt, einen Monat vor dem Termin, gibt es auf Facebook nur Dinge zu lesen wie „Punk geht auch ohne Suff“ und Werbung für einen Sampler für 24,90 Euro („Kommerz-Punk fuck off!“). Endlich geht jemand den richtigen Weg!

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Bild: Endlich wieder vernünftige Party! Nach einem Jahr Pause meldet sich das Sommerfest zurück – wenn auch mit kleinen Hindernissen., RUBissimo verwandelt den Campus in eine Festmeile Universaal

Feiern statt lernen lautet die Devise am heutigen Mittwoch. Mitdenken sollte man trotzdem, zum Beispiel beim Poetry Slam am Q-West. Auch über die richtige Wahl des Streetfoods. Oder über Entscheidungen des Veranstalters, die nicht alle glücklich machen. Und wen das nicht interessiert, kann stattdessen einfach mitsingen.  Zwischen Uni-Bib und Audimax gibt es ab dem frühen Nachmittag genug Gelegenheit dazu. Die :bsz wünscht Euch viel Spaß und ein gelungenes Sommerfest! 

:Die Redaktion

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Bild: Kommentar: Konzerte sind was für alle Sinne

Der Saal wird dunkel, die Bühne hell. Die MusikerInnen betreten selbige, lassen sich kurz feiern und hauen in die Saiten beziehungsweise auf die Trommelfelle. Oder Tasten. Wie auch immer. Was für ein Opener! Volles Brett. Ich raste aus, juble, springe, tanze! Meine Lieblingsband live, jawoll! „Ej, hör ma auf damit, ja!“, quäkt irgendeine Nervensäge von hinten.

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Bild: Exklusiv in der :bsz: die Setlist des Akkordeonmannes. , Satire :bszLeaks Foto: joop
Gefühlt kennen sie alle Studierenden, die schon zwischen RUB und Unicenter beziehungsweise U35-Station über die Unibrücke geschlendert oder gespurtet sind: Die Melodeien, welche der betagte Brückenbarde seiner Quetschkommode bei jeder Witterung entlockt, sind so vertraut, dass wir sie fast nur noch als Hintergrundrauschen wahrnehmen – als Soundtrack dieser größten Lehranstalt zu Bochum.
 
Doch nun haben wir schwarz auf weiß, was dort in anscheinender Dauerschleife geklimpert wird. 
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Bild: Folk-Metal: Orphaned Land sorgen für einen harmonischen Weihnachtsübergang im Turock. , Orphaned Land: Band zwischen Terror und Annäherung Fotos: alx

Kaum eine Woche vergeht, ohne dass die Beziehung zwischen Israel und Palästina von aggressiven Aktionen belastet wird. Der sogenannte Nahostkonflikt, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen Arabern und Juden entstand, ebnete zahlreichen Kriegen seinen Boden. Dass es auch Wege der Annäherung geben kann, zeigt die israelische Metal-Band Orphaned Land.

„Let the Truce be Known“ heißt der Track aus dem Album „All is one“, der vom sogenannten Weihnachtsfrieden inspiriert ist und für Orphaned Land (Morgenland) als Beispiel dient, dass Frieden trotz aller Hindernisse möglich sein kann: „We raise our hands and walk upright to move towards each other. No guns, no death between The enemies now turned to brothers". Bei diesem unauthorisierten Weihnachtsfrieden waren im ersten Weltkrieg zum 24. Dezember 1914 Deutsche und Engländer im Grabenkampf ins Singen eingestiegen und ließen damals die Waffen ruhen. Passend dazu traten sie mit ihrer pazifistischen Einstellung am 23. Dezember im Turock mit Layment (Herne) auf, einer Heavy-Metal-Band aus dem Pott.

Mit „All is one“ haben die Israelis 2013 ein dynamisches Album in die Läden und auf die Bühne gebracht, dass durch seinen orientalischen Folk-Stil auffällt, aber auch durch den Einsatz von Violinen, Cellos und Chorgesängen im Gedächtnis der HörerInnen bleibt. Nachdem Layment den Saal übervollzählig rockten, weil der Frontsänger am Tag zuvor glücklicherweise Vater wurde und eine Vertretung eingeplant gewesen war. Insofern war tatsächlich von einem weihnachtlichem Kinderglück zu sprechen, das der Hauptband einen familiären Einstieg ebnete. Die Performance von Orphaned Land war professionell solide und Frontsänger Kobi Farhi bot – obwohl seine Sachen am Flughafen verschludert wurden und er sich schnell komplett neu eindecken musste – in Kombination mit dem Licht und Nebelspiel eine gute Show, wie auch der Rest der Band. Schade nur, dass die Chorgesänge und die klassischen Intstrumente eingespielt waren ̶ wobei man ja auch nicht erwarten kann, dass 25 SängerInnen und acht StreicherInnen eingeflogen werden.

Zu sehen und zu hören sind Orphaned Land spätestens wieder beim Wacken Open Air, bei dem sie wieder vor großem Publikumauftreten werden und der Metalgemeinde ihre Version von Nächstenliebe näherbringen werden.

:Alexander Schneider

Bild: Dröhnen aus der Dunkelheit: Nur ein kleiner Lichtschein für die Effektgeräte skizzierte das Antlitz der Musiker aus NRW. , In einem Kreis von 15 Verstärkern dröhnt es sich eben am besten Foto: mb

Wer braucht schon eine voll besetzte Band, wenn ein Kreis aus 15 Verstärkern darauf wartet, angespielt zu werden? Zwei Bassisten und ein Gitarrist bewiesen vergangenes Wochenende in der Christuskirche, dass kreative musikalische Experimente atmosphärischer sein können, als man denken würde.

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