Zuhälterei, Zwangsprostitution und falsche Versprechungen. Wie aus der unschuldigen Ganga Gangubai wurde.
Zuhälterei, Zwangsprostitution und falsche Versprechungen. Wie aus der unschuldigen Ganga Gangubai wurde.
Varanasi, Februar 2015. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr brennen in der angeblich ältesten Stadt der Welt Feuer am Ufer des Ganges. Davor sitzen Einheimische und Touristen. Sie starren gemeinsam in die Flammen.
Die Situation hat, wenn man sich auf sie einlässt, etwas Meditatives, Beruhigendes. Fast könnte man die Atmosphäre mit der an einem Lagerfeuer vergleichen, außer dass hier neben Holzscheiten auch Leichen brennen.
Im März nahmen einige RUB-Studis an einer mehrwöchigen inStudies-Exkursion nach Indien teil. Kai Bernhardt war dabei und teilte bereits in der :bsz 1038 seine Eindrücke. In dieser Ausgabe erzählt er, wie Handycameras Kulturen verbinden.
Dharamsala. Selfies mit niedlichen Tieren, mit den besten FreundInnen, mit D-Promis. Das alles ist für uns nichts Neues mehr. Das Internet ist voll von kuriosen Selbstportraits. Aber wie wäre es mit einem AusländerInnen-Selfie? Was viele hierzulande als rassistisch und politisch unkorrekt bezeichnen würden, ist in Indien der Renner, wie ich auf meiner einmonatigen Reise gelernt habe.
Neu-Delhi. Die Kathputli Colony ist seit mehr als 50 Jahren das Zuhause von zahlreichen ArtistInnen, MusikerInnen, PuppenspielerInnen und anderen Künstlergruppen. Etwa 2800 Familien sind es, die dort leben; darunter finden sich weltberühmte KünsterInnen oder gar SchauspielerInnen aus Bollywood-Filmen. Trotz ihres Erfolgs leben sie in einem Slum – der wiederum der Regierung ein Dorn im Auge ist.
Durch Neu-Delhis Straßen pilgern und die vielen neuartigen Eindrücke auf Video festhalten – was wie nach einem teuren Privaturlaub klingt, durften RUB-Studierende vergangenen Februar hautnah erleben. Neben dem simplen Touri-Programm stand jedoch auch der interkulturelle Austausch mit Einheimischen und der Abbau gängiger Klischees über das Land von Buddha und Co. im Vordergrund.
In den vergangenen Wochen sorgten Berichte über den britischen Bekleidungsdiscounter Primark für Aufsehen. T-Shirts für drei Euro, produziert in Bangladesch, die gerne auch schnell wieder weggeworfen werden – eine neue Form des Konsums ist entstanden. Doch auch bei der Produktion von Leder spielt wieder Bangladesch eine Hauptrolle.
Mit dem Sieg der oppositionellen Hindu-nationalistischen BJP (Bharatiya Janata Party, „Indische Volkspartei“) steht die größte Volksdemokratie der Erde vor einem großen Umbruch. Zusammen mit ihren verbündeten Parteien kommt die BJP auf 272 der 543 Parlamentssitze und kann somit die erste absolute Mehrheit in Indien seit 30 Jahren feiern. Der umstrittene Anführer der BJP, Narendra Modi, wird zukünftiger Premierminister des Landes werden.
Indiens amtierender Premier, Manmohan Singh, gratulierte seinem Konkurrenten Modi zum Wahlsieg. KritikerInnen werfen dem rechtsextremen Kandidaten eine überzeugte Islam-Abneigung vor und sehen in ihm den Initiator für die im Bundesstaat Gujarat religiös motivierten Ausschreitungen, bei denen im Jahr 2002 über 1.000 Muslime ums Leben kamen.
Mit der Wahlniederlage der Kongresspartei, die die meiste Zeit seit der Unabhängigkeit vom britischen Empire 1947 in Indien regiert hatte, endet eine Epoche, letztendlich wurde sie aufgrund von Korruptionsvorwürfen bei der Wahl abgestraft.
Neu-Delhi: Am 16. Dezember wurde eine 23-jährige Studentin in einem fahrenden Bus von mehreren Männern brutalst vergewaltigt, unter anderem mit Eisenstangen penetriert. Zwei Wochen später erlag die junge Inderin ihren schweren inneren Verletzungen.
Pondicherry: An Neujahr wurde eine 17-jährige Schülerin von zwei Männern aus einem Bus gelockt und anschließend vergewaltigt.
Punjab: Erneuter Fall von Gruppenvergewaltigung. Ein Polizeisprecher gab am 13. Januar bekannt, dass eine 29-Jährige sieben Männer anklagt, sie, ähnlich wie im Fall der verstorbenen Studentin aus Neu-Delhi, in einem Bus entführt und anschließend vergewaltigt zu haben. Einer der Angeklagten hat die Tat bereits gestanden.
In Indien vergrößert sich derzeit die Welle der Proteste: Frauen müssen besser geschützt werden und die indische Polizei tut zu wenig gegen die zahlreichen Vorfälle sexueller Nötigung und Gewalt.