Ausstoßen: Etwas durch Druck nach außen pressen; dazu gehören  intensive Seufzer und lautstarke Beanstandungen. Wie die des Kölner Patriarchats, dem nur der Schutz ihrer Frauen vor den „dunklen Männern“ am Herzen liegt. Infolgedessen können dann Randgruppen ausgestoßen werden, wenn nämlich eine intolerante Gesellschaft diese aus Angst vor dem Unbekannten verschmäht, gar fürchtet. Dies kann dann die Gestalt eines sich verselbstständigenden Mechanismus annehmen, und ähnlich wie bei dem Ausstoß von Schadstoffen, ist ein abrupter Einhalt schwer herbeizuführen. Wenn Björn Höcke und seine Lemminge also mal wieder „demonstrieren“, sollten die neutralen ZuschauerInnen sich darüber im Klaren sein, dass sich die HetzerInnen gerade selbst ausstoßen. Eine teilweise positive Auslegung von Ausstoß ist im wirtschaftlichen Sektor zu finden; hier bezeichnet der Begriff die in einer bestimmten Zeit produzierte Menge. So hat der AStA beispielsweise gigantische Mengen an UB-Schließfach-Chips in kürzester Zeit produzieren lassen und diese werbewirksam ausgestoßen.

:tom

Einstieg: Einen dreidimensionalen Körper – wie einen Raum oder Bus – durch eine Öffnung betreten. Geschieht dies widerrechtlich, handelt es sich, nehmen wir obige Beispiele, um Einbruch beziehungsweise Schwarzfahren. Vom Einstieg ist auch im übertragenen Sinne die Rede, etwa beim Antritt einer neuen Arbeitsstelle, dem Aufnehmen eines neuen Hobbys oder der Einführung eines neuen Programms. Bleiben wir für den Moment beim Busfahren: Vorne rein, hinten raus, das ist eigentlich der Standard. Nicht dass hier Experimente ausgeschlossen seien, aber zu fordern, dass unterschiedliche Gruppen nur noch von vorne und die anderen nur noch von hinten rein dürfen, weckt düstere Erinnerungen. Gezwungen zu sein, die Hintertür zu benutzen, fühlt sich einfach scheiße an. Allgemein sollte Leuten gerade in der Versuchsphase neuer Maßnahmen nicht zu viel zugemutet werden. Mit einer sanften Einführung wird dagegen der gleitende Übergang zu mehr Experimenten umso leichter und der Einstieg glückt.

:joop

Versprechen: Sprechakt mit zwei unterschiedlichen Grundbedeutungen – entweder, man sichert jemand anderem verbindlich etwas zu oder man sagt versehentlich etwas anderes, als man meint. Allerdings liegen (nicht nur in der Politik) diese Bedeutungen manchmal sehr nahe beieinander: So bringt ein Freud’scher Versprecher besondere Erheiterung, wenn jemand beteuert, dass „eigentlich alles in Mutter“ ist. Außerdem wissen wir ja: Was sich von PolitikerInnen so erhofft und versprochen wird, muss sich nicht notwendigerweise erfüllen – so manche Wahlversprechen entpuppen sich als ziemlich leer. Da wünscht man sich fast, dass der „Unbrechbare Schwur“ des Harry Potter-Universums wirklich existierte …

Scherz beiseite: Eine ernstgemeinte Versicherung jedoch kann nicht nur einer Seite nutzen. Insbesondere die Zusage von Schutz und Hilfe weist auf ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis hin, schafft Sicherheitsgefühl und schürt Hoffnung auf ein friedliches Miteinander – auch wenn keine Seite die Zukunft voraussehen kann.

:lux

Bild: Ein Stück Propagandagewebe., DIE :bsz-GLOSSE Illustration: Teppich von Bayeux, bearbeitet von mar

Eroberung: Die Kontrolle über etwas gewinnen, das zuvor von jemand anderem beherrscht wurde. Meist verläuft diese Inbesitznahme kriegerisch und blutig. Danach können die siegreichen ErobererInnen dann meist ihre Version der Ereignisse als gültige Geschichte durchsetzen. Ob auf Chronikpergament gebannt, in Stein gehauen, oder in einen Wandteppich gestickt – Propaganda kannte schon immer viele Formen. Nur war sie früher anscheinend nicht nur schöner, sondern vermeintlich sogar eindeutiger als heutige Propagandavideos, Satellitenfotobeweise und dergleichen, bei denen heute gleich Manipulation und Fälschung vermutet wird. So eine Unterscheidung ist natürlich Blödsinn. Die ollen Kamellen hatten nur länger Zeit, unser Geschichtsbild zu erobern und mangels konkurrierender Propaganda Kontrolle über unsere Vorstellung zu gewinnen. Wäre etwa der Teppich von Bayeux gegen eine komplette Propagandateppichabteilung angetreten, hätte von der Schlacht von Hastings anno 1066 und Wilhelm dem Eroberer vielleicht ein anderes Bild triumphiert.

:joop

Übertragung: Kann die Ausstrahlung von Großereignissen bezeichnen, wie Boxkämpfen oder dem Kampftag der Arbeiterklasse. Bei diesen Ereignissen wird der Polizei die Aufgabe übertragen, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Dabei kann es schon einmal zu Blut, Schweiß und Tränen kommen – und das nicht allein im übertragenen Sinne. Durch Viren und andere Erreger im roten Lebenssaft ist zudem auch eine Übertragung von Krankheiten möglich.

Eine Übertragung kommt zwischen zwei Medien zu Stande. Bei den Beispielen kann diese Übertragung zwischen Knüppel und Kopf stattfinden, wobei mehr als nur Schwingungen übertragen werden. Schallwellen werden auch über den Äther übertragen und dabei in Stimme und Ton umgewandelt. Diese erfüllen dann das heimische Wohnzimmer. Neben Stimme und Ton werden aber auch Gefühle, Stimmungen und Emotionen übertragen, die krank vor Sorge machen oder uns mit Freude infizieren können. Jede Übertragung hat dabei einen Anfang und ein Ende und am Ende zählt sowieso nur die medientheoretische Weisheit: „The medium is the message.“

:bsz-Archivar Jan Freytag