Bild: Das Sommersemster 2013: Herzlich willkommen an der Ruhr-Universität Bochum! , Editorial: Die Ruhr-Universität Bochum begrüßt ihre neuen Studierenden Foto: ck

Einleitend möchten wir Euch als Redaktion der Bochumer Stadt- und Studierendenzeitung (:bsz) recht herzlich auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum begrüßen. Die :bsz ist die älteste kontinuierlich erscheinende Studierendenzeitung der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1967 berichtet die Zeitung über aktuelle Themen auf dem und abseits des Campus. Zum Beginn eines jeden Semesters erscheint unsere Erstsemesterausgabe, die den Studierenden einen Einblick in das studentische Leben an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) geben möchte. In dieser Ausgabe findet Ihr ein Interview mit der ehemaligen AStA-Vorsitzenden und aktuellen nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD). Zudem möchten wir vorstellen, wie Ihr Euch an der RUB engagieren und wie Ihr Euren Unialltag und Eure Freizeit so abwechslungsreich und erfüllend wie möglich gestalten könnt.

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Bild: Ministerin Svenja Schulze (rechts) beim 25-jährigen Dienstjubiläum von AStA-Sekretärin Angelika Klinger (links) 2010., :bsz-Gespräch mit Wissenschaftsministerin Svenja Schulze Foto: USch

Die finanzielle Situation der Ruhr-Universität Bochum ist angesichts eines Haushaltsdefizits von über 9,2 Millionen Euro desolat. Trotz erwartbar steigender Studierendenzahlen im Zuge des herannahenden doppelten Abiturjahrgangs soll die Lehre selbst in bereits übermäßig ausgelasteten geisteswissenschaftlichen Fächern weiter ausgedünnt werden. Grund genug, mit Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD), die 1990/91 AStA-Vorsitzende an der RUB war, wo sie einst Germanistik und Sozialwissenschaften studierte, einen Dialog über die Finanzlage an einem der fünf größten Hochschulstandorte in NRW zu führen. Als sich die Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung am 29. Oktober mit StudierendenvertreterInnen des AStA, der studentischen Senatsfraktion und der FachschaftsvertreterInnenkonferenz (FSVK) sowie dem Rektorat traf (die :bsz berichtete), war hierzu jedoch nicht viel zu hören. Wir haben nachgehakt und Svenja Schulze zudem zum aktuell in den Landtag eingebrachten ´Hochschulzukunftsgesetz` befragt.

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Bild: Nordforum: AStA vs. UV., Die studentische Stimme ist nicht zu unterschätzen – Wie können wir sie nutzen? Foto: Jacq

„Zwei mal drei macht vier / Widdewiddewitt und drei macht Neune / Ich mach mir die Welt / Widdewidde wie sie mir gefällt!“ So heißt es im berühmten Lied von Pippi Langstrumpf, der ewig jungen Rebellin. Studiert man an der RUB, kann man unumstößliche mathematische Wahrheiten zwar nicht so einfach nach Belieben umstoßen, wohl aber hat man eine ganze Menge Möglichkeiten, die Uni-Welt so zu gestalten, wie sie einem gefällt.
 

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Bild: Mit Humor durch den Wahlmarathon: Carsten Mielke (l.) gratuliert Tim Köhler zur Wahl., Wahlmarathon im Studierendenparlament Foto: USch

Die Ruhr-Uni Bochum hat einen neuen AStA-Vorstand: Zunächst wurde Tim Köhler (Jusos) am Abend des 14. März mit 20 Stimmen zum Vorsitzenden gewählt, während Gegenkandidat Carsten Mielke von der Satireliste B.I.E.R., der die Kandidatenbefragung zur Talkshow machte, 12 Voten erhielt. Tags darauf wurde zunächst Christian Volmering von der Liste der „Naturwissenschaftler und Ingenieure“ (NAWI) in seiner bereits im Vorjahr ausgeübten Tätigkeit als Finanzreferent bestätigt, bevor das achtköpfige Gremium komplettiert wurde. Während sich die bei den letzten Wahlen zum Studierendenparlament (StuPa) bestätigte „Koalition der Mitte“ (Dirk Loose, NAWI) zuversichtlich zeigte, die Interessen der Studierendenschaft weiterhin effektiv und kompetent vertreten zu können, sparte die Opposition nicht mit Kritik. Umstritten ist vor allem die geplante Erhöhung der Aufwandsentschädigungen für AStA-Ämter bei gleichzeitiger Senkung der ReferentInnenzahl von 38 auf 28.

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Bild: Popmusik gibt es schon lange – demnächst kann man sie auch Bochum studieren. , Studiengang für Profis? Foto: Bundesarchiv, CC-BY-SA

2014 wird das Studienangebot in Bochum erweitert: Die Folkwang Universität der Künste führt einen neuen Studiengang ein: den viersemestrigen Masterstudiengang „Populäre Musik“. Der endgültige Standort des kommenden Instituts für Populäre Musik wird voraussichtlich die Zeche Bochum sein, nachdem die Bochumer Symphoniker­Innen ebendort dem neuen Institut das Feld geräumt haben werden.

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Bild: Lernerfolg durch 60-Minuten-Unterricht: Immer mehr Schulen verabschieden sich von der alten 45-Minuten-Schulstunde. , RUB-PädagogInnen plädieren für 60-Minuten-Schulstunden Illustration: mar

Immer mehr Schulen deutschlandweit und in NRW stellen auf U60M um, auf „Unterricht in 60-Minuten-Einheiten“. Schulstunden, die einer vollen Zeitstunde entsprechen statt wie bisher 45 Minuten, sollen einen strukturierteren Aufbau der Einheiten ermöglichen und die Möglichkeiten moderner pädagogischer Methoden besser ausnutzen. Dr. Rainer Wackermann vom Lehrstuhl für Didaktik der Physik an der RUB bestätigt dies in einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Untersuchung.

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Bild: Im Zielkreuz: Das Seminar für Orientalistik der RUB sah sich zuletzt Islamismus-Vorwürfen ausgesetzt., Islamismus-Vorwürfe an das Seminar für Orientalistik gehen am Ziel vorbei Foto: rl

Von vielen Studierenden aufgrund des Beginns der Semesterferien nicht beachtet, erreichten harsche Islamismus-Vorwürfe den Studiengang Orientalistik/Islamwissenschaften der RUB. Die Berichterstattung legt nahe, dass es den Verantwortlichen eher an Panikmache denn seriöser und zielführender Kritik gelegen ist. Dies ist umso tragischer, da die Thematik an sich Aufmerksamkeit bedarf und nicht in einem Mahlstrom aus Generalverdächtigungen und Polemik untergehen sollte.

Der Bochumer SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel hatte jüngst davor gewarnt, dass die RUB und insbesondere der Studiengang Orientalistik/Islamwissenschaften sich zu einem Anziehungspunkt für das salafistische Milieu entwickeln. Laut Yüksel würden SalafistInnen die RUB „unterwandern“ und um neue RekrutInnen werben, einige Studiengänge seien inzwischen gar von ihnen „überlaufen“. Starker Tobak. WAZ-Redakteur Onkelbach schlug daraufhin einen Bogen zu den „Todespiloten“ des 11. Septembers sowie „Gotteskriegern“ und wusste von Mobbing und Diskriminierung zu berichten.

Verzerrte Perspektive

Im Zuge der Debatte ging – wie oftmals im Umgang mit dem Thema Islamismus – eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema unter. Im öffentlichen Diskurs werden die Begriffe „Islamismus“, „Salafismus“ und „Jihadismus“ kaum voneinander abgegrenzt; im Gegenteil, das Bedrohungsszenario von bärtigen und Kaftan-tragenden Fundamentalisten wird in aller Regelmäßigkeit neu aufgewärmt und unkritisch wiedergekäut. Dies bedeutet mitnichten, dass islamistischen, salafistischen und jihadistischen Strömungen keine Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Auch ist es sehr wahrscheinlich, dass die RUB auch von IslamistInnen frequentiert wird, an einer Universität mit 35.000 Studierenden wäre dies nur logisch.
Die Studierenden der Orientalistik berichten von einer wissenschaftlichen Atmosphäre am Seminar, religiöse Perspektiven würden wenn überhaupt nur in den ersten Semestern artikuliert. Alexander Zulfoghari, Student der Orientalistik und langjähriges AStA-Mitglied, bestätigt die Ansicht des Direktors des Seminars, Prof. Dr. Stefan Reichmuth, dass fundamentalistische Studierende das Studium aufgrund seines wissenschaftlichen Anspruchs früh und enttäuscht verließen. Reichmuth weist zudem darauf hin, dass die Wissenschaftlichkeit des Studiums „tendenziell eher zur Versachlichung und Perspektivierung“ individueller Anschauungen beitrage, ferner seien die Studierenden in Bochum primär kulturell interessiert. Insgesamt sei das Kollegium am Seminar „fassungslos“ ob der vereinfachten und verzerrten Kritik, die der komplexen Situation am Lehrstuhl in keinster Weise gerecht werde.
Problematisch ist, dass im gesellschaftlichen Diskurs eine so nötige Differenzierung zwischen den verschiedenen Ausprägungen religiöser Ideologien kaum erfolgt. Die Berichterstattung in diesem konkreten Fall verdeutlicht die Erzeugung pauschaler und ungenauer Bedrohungsszenarien in der Islamismus-Debatte. In dem WAZ-Artikel findet sich ein diffuser Mix aus Osama Bin Laden, gewaltbereiten Jihadisten im Raum NRW und mutmaßlich islamistischen Studierenden an der RUB. Der wohl berechtigte Vorwurf eines gewissen Reizklimas unter den Studierenden kam in diesem Schwall aus Generalisierungen leider zu kurz.

Alles halb so wild?

Dr. Jonathan Kriener, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar, sieht in Kleidungsstil und Verhalten einiger muslimischer Studierender am Seminar ein politisches Statement. Ferner seien radikale Positionen in der Form von Zustimmung zu islamistischen Theoretikern sowie Israelfeindlichkeit zuweilen vernehmlich geworden.
Vereinzelt berichten Studierende von Spannungen, einige Studentinnen wurden demnach von ihren KommilitonInnen zu einem ostentativ frommeren Lebensstil bedrängt. In mindestens einer Lehrveranstaltung sorgten Studierende für Aufruhr, als sie sich darüber beschwerten, dass KommilitonInnen des jeweils anderen Geschlechts sich in ihrer unmittelbaren Nähe niedergelassen hatten. Dass die entsprechende Lehrkraft ad hoc eine geschlechtergetrennte Sitzordnung veranlasste, mag zwar deeskalierend gewirkt haben, ist – gelinde gesagt – allerdings eine problematische Reaktion. Hier müssen sowohl Studierende als auch Lehrpersonal sich kritisch hinterfragen.

Am Ziel vorbei

MdL Serdar Yüksel hat inzwischen zugestanden, dass die Behauptung, er habe Veranstaltungen des Seminars für Orientalistik besucht, nicht der Wahrheit entspricht – er sei falsch zitiert worden. Dies entzieht Yüksels Kritik jede Grundlage, insgesamt sind die Islamismus-Vorwürfe nicht nur überzogen, auch gehen sie am Ziel vorbei: Die von Onkelbach geweckten Assoziationen mit den Terroranschlägen des 11. Septembers sowie die undifferenzierte Auseinandersetzung mit verschiedenen ideologischen Strömungen des politischen Islams stellen die Studierendenschaft der Orientalistik unter einen ungerechtfertigten Generalverdacht. Die Tatsache, dass eine Minderheit der Studierenden der Orientalistik auf politisch zweifelhaften Wegen wandelt und anscheinend nicht bereit ist, bestimmte zwischenmenschliche Standards zu akzeptieren, erfordert jedoch Aufmerksamkeit und unmissverständliche Reaktionen der KommilitonInnen und des Lehrpersonals.

Bild: Ohne Moos nix los: TutorInnen stehen doof da, wenn trotz Arbeit die Taschen leer bleiben., RUB-TutorInnen wurden für ihre Arbeit nicht bezahlt Foto: ks

Das Verwaltungsdickicht treibt oft seltsame Blüten. Manchmal ist es schwer zu entscheiden, was ein Versehen und was ein Verwaltungsfehler ist oder wo Verwaltungswillkür anfängt. Wenn Studierende für ihre Arbeit an der RUB nicht bezahlt werden, hört der Spaß in jedem Falle auf. Einige Studierende, die monatelang auf ihren Vertrag und ihr Geld warten mussten, haben sich mit ihren persönlichen Geschichten an die :bsz gewandt. Wir wollen über ihre Situation berichten. Die :bsz hat für alle Studierenden ein offenes Ohr, auch wenn es darum geht, über Dinge zu berichten, die nicht so gut laufen. Wir hoffen, mit unserer Berichterstattung zu einer Verbesserung der Situation beitragen  zu können.

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Bild: Die Uni-Bibliothek: Kann auch zum Flirten genutzt werden., Studierende flirten anonym und digital Foto: mar

Täglich laufen einem auf dem Campus hunderte von Menschen über den Weg und manche von ihnen findet man sogar attraktiv. Und dann gibt es hin und wieder welche, die verdrehen einem geradezu den Kopf. Der Stoff der Vorlesung wird schnell zur Nebensache, wenn ein paar Plätze weiter eine schöne Kommillitonin sitzt, das Lernen in der Bibliothek fällt schwer, wenn am Arbeitsplatz gegenüber ein fescher Kommilitone über seinen Büchern sitzt. Leider sind Hörsaal und Bibliothek Orte, die nicht gerade dazu geeignet sind, ein Gespräch anzufangen. Abhilfe sollen die Spotted-Plattformen auf Facebook schaffen.

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Bild: Sitzverteilung der Listen im StuPa., Ergebnisse der StuPa-Wahl – Zahlen und Diagramme – ganz objektiv Grafik: ks

Die Studierendenparlamentswahl ist vorbei und die Ergebnisse liegen vor. Die Gesamtwahlbeteiligung stieg an und lag bei 12,37%. Da wir das Ergebnis nicht subjektiv einordnen wollen, geben wir Euch das Ergebnis in Zahlen und Diagrammen. Wer weitere Daten und Einzelheiten finden möchte, kann das auf der Seite des Wahlausschusses tun.