Film: Konventioneller Kostümschinken: „Der junge Karl Marx“ mit August Diehl in der Hauptrolle zeigt die frühen Jahre des Revolutionärs als konservatives Biopic
Film: Konventioneller Kostümschinken: „Der junge Karl Marx“ mit August Diehl in der Hauptrolle zeigt die frühen Jahre des Revolutionärs als konservatives Biopic
Kino: Erstmals wurde am 11. Januar „Marketa Lazarová“ im endstation.kino im Rahmen der Filmreihe Déjà-Vu gezeigt.
endstation.kino und das Haus der Begegnung zeigen vom 9. bis zum 14. November fünf Filme über die Lebensrealität von Menschen mit Behinderungen. Für die VeranstalterInnen war es allerdings schwierig, überhaupt barrierefreie Filme zu finden.
Der Einstieg ist für beide alles andere als einfach: Steffi und Paul sind neu in der Klasse. Steffi sitzt im Rollstuhl, Paul ist geistig behindert. Regisseur Marc-Andreas Bochert zeigt in „Inklusion – Gemeinsam Anders“, wie sich die beiden in der neuen Umgebung zurecht finden, wie das Verhältnis zu den MitschülerInnen ist oder wie die LehrerInnen mit dem gemeinsamen Unterricht umgehen. Der Dokumentarfilm läuft zur Eröffnung des fünftägigen inklusiven Filmfestivals „Bedingungslos“.
Bis zum 14. November zeigen das endstation.kino und das Haus der Begegnung auf der Leinwand Szenen, die die Lebensrealität der Betroffenen beleuchten sollen. Nach den Aufführungen wird es Gespräche mit DarstellerInnen sowie ExpertInnen geben.
So wird am Samstag die Hauptdarstellerin Ricarda Ramünke zu Gast sein, um über die Dreharbeiten zum Film „Die Blindgänger“ zu erzählen. In der Coming-of-Age-Story zieht es die 13-Jährige Marie, die blind ist, nach draußen, um Spaß zu haben und Menschen zu treffen.
Kuratiert wird das Filmfestival von Nina Selig vom endstation.kino und Thorsten Haag vom Haus der Begegnung. Dass es am Ende überhaupt fünf Streifen ins Programm geschafft haben, ist alles anderes als verständlich: „Es gibt unglaublich viele Filme über Behinderung, aber wenige, die barrierefrei sind“, erzählt Nina Selig. So fehlen entweder Untertitel oder Audiodeskriptionen. „Es ist fast unmöglich, Filme zu finden, die man gleichzeitig Menschen mit einer Seh- und Hörbehinderung zeigen kann.“
Auch der Zugang zu den Kinosälen wird komplett barrierefrei sein.
Alle Termine und das gesamte Programm findet Ihr unter: endstation-kino.de/bedigungslos.html
:Benjamin Trilling
In „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ hat Regisseur Peter Ohlendorf die Resultate eines verdeckten Journalisten, der sich in die Naziszene eingeschleust hat, zusammengefasst. Am 19. April stellte er seinen Film mit anschließendem Publikumsgespräch im KulturCafé vor.
Lost in Capitalism: Bastian Günthers Endzeit-Elegie ist eine Dystopie des Immobilienbooms, die den Zusammenbruch des Systems als seelische Post-Apokalypse seines Helden inszeniert.
Neo-Nazis zünden Geflüchtetenheime an, im Mittelmeer kentern Schiffe voller Schutzsuchender – obwohl wir täglich von solchen Schreckensmeldungen umgeben sind, bleiben die Betroffenen meist gesichtslos. Eine Gruppe junger FilmemacherInnen will das ändern und Geflüchtete im Film „Asyland“ zu Wort kommen.
Deutsch-Israelische Befindlichkeiten: Heimatlosigkeit und federleichte Sinnsuche einer Berliner Studentin in „Anderswo“, dem Regie-Debüt der israelischen Filmemacherin Ester Amrami.
Anderswo, das müsste sich auch die junge Israelin Noa (Neta Riskin) denken, ist es auch nicht besser. Zwar sitzt sie gemeinsam mit ihrer Familie beengt im Auto, aber ihr deutsch-stereotyper Freund wirkt wie ein Fremdkörper – und verteidigt sich dezent, als sein Name falsch ausgesprochen wird: „Mein Name ist Jörg, nicht Jorg.“ „Wo ist der Unterschied“, erwidert Noas Schwester. Die Antwort: „Es ist ein O mit Umlaut, mit zwei Punkten drauf. Wie: Ö!“ Mutter wie Schwester artikulieren munter und provokant: „Öööö, Ööööh …“ – deutsch-israelische Befremdlichkeiten, die später deutlicher zutage treten, wenn Noas Großmutter (die den Holocaust überlebte) im Sterben liegt. Vor allem zwischen Noa und ihrer Mutter: „Das Letzte, was Oma jetzt noch braucht, ist ein Deutscher an ihrem Bett.“
Zumindest sprachlich ist Noa Expertin für das Fremde: In Berlin sammelt die Studentin für ihre Abschlussarbeit unübersetzbare Wörter verschiedener Sprachen und befragt ExpertInnen (darunter der Schriftsteller Wladimir Kaminer mit einem Gastauftritt) dazu. Als sie erfährt, dass ihr Forschungsprojekt nicht weiter gefördert wird, schleppt sie sich mit ihrer Sinnkrise zu ihrer Familie nach Israel – ihr Freund reist überraschend nach. Doch auch in ihrer Heimat fühlt sie sich fremd.
Neben den amüsant-leicht präsentierten Kulturunterschieden öffnet Ester Amrami auch einen Blick für die Spannungen im Land: Militarismus, Nationalismus und Proteste auf den Straßen. Absurd scheint es, wenn sich die Ängste und Konflikte in den familiären Szenen widerspiegeln, etwa wenn Noas Vater seinen neuen Bombenkeller präsentiert: eine Besenkammer aus Beton. Amrami bewahrt trotz tragischer Momente durchgehend eine gewisse Leichtigkeit. Genauso heiter wie pointiert ist auch das Ende: Eins von Noas Videointerviews, ein unbekümmertes Lachen auf die Frage: „In welcher Sprache fühlst Du dich zuhause?“
:Benjamin Trilling
Läuft im Kino Sweet Sixteen, Dortmund
Heimat und Maloche: Die Arbeitsschichten werden allmählich ins Schauspielhaus verlegt: Denn mit dem Revue-Stück „Wir Kinder von Opel“ sowie den anschließenden Filmvorführungen „Ein Werk verschwindet“ und „Arbeit.Heimat.Opel“ lud man zur über dreistündigen Reflexionsarbeit darüber ein, was das Opel-Werk eigentlich für die Stadt bedeutet.
Gesellschaftskritik am Zaun: Arm und Reich prallen in Ulrike Frankes und Michael Loekens Doku-Highlight „Göttliche Lage“ über den Gentrifizierungs-Meilenstein Phönixsee aufeinander. Die Dokumentation trifft den Nerv der Zeit und füllt bei der Filmvorführung und das anschließende Publikumsgespräch mit den beiden RegisseurInnen den Saal im Endstation Kino.
Womit schon der Psychoanalytiker Jaques Lacan irritierte, gilt auch für Lars von Triers über vierstündiges Sex-Epos: „Die Frau existiert nicht“. Denn oft wurde dem Dänen vorgeworfen, dass seine Inszenierungen sexistisch seien. Die Quasi-Personifizierung der Depression durch Kirsten Dunst in „Melancholia“, aber auch die verzichtbaren Verstümmelungs-Szenen im „Antichrist“ sprechen dafür