Uni-Gala. Beim 19. Bochumer Hochschulball versammelten sich Angehörige der Bochumer Hochschulen, um das Event des Jahres gemeinsam zu feiern. Die Mensa als Ort der Begegnung.
Uni-Gala. Beim 19. Bochumer Hochschulball versammelten sich Angehörige der Bochumer Hochschulen, um das Event des Jahres gemeinsam zu feiern. Die Mensa als Ort der Begegnung.
RUB. Eines der Hauptthemen während der letzten Sitzung des Studierendenparlaments (StuPa) war der Antrag der Juso Hochschulgruppe zur Einführung einer quotierten ErstrednerInnenliste.
Entgegen der Erwartungen der Liste „Die LISTE“ präsentierten sich die Jusos im StuPa in der vergangenen Sitzung sehr lebendig. Der Antrag der Juso Hochschulgruppe zur Einführung einer quotierten ErstrednerInnenliste brachte gegen Ende der StuPa-Sitzung eine hitzige Diskussion ins Rollen. Lilli Wouhbé (Jusos) argumentierte, dass durch eine quotierte ErstrednerInnenliste gerade solche Menschen, die sich bisher wenig an den Diskussionen beteiligen, hiervon profitieren würden. Matthias Brüggemann (GeWi) entgegnete, dass er davon ausgehe, „dass sich Menschen, die sich für das Amt des StuPa-Parlamentariers/-Parlamentarierin aufstellen lassen keine Scheu haben vor anderen Leuten zu reden“. Simon Paul, Mitglied der SPD und Listenmitglied der Jusos, ging der Antrag seiner Hochschulgruppe nicht weit genug. Unter dem Motto „Wenn Feminismus dann richtig“ forderte er eine harte Quotierung, was bedeutet, dass nur soviele Männer wie Frauen Wortbeiträge abgeben dürfen. Dieser Antrag wurde trotz namentlicher Abstimmung abgelehnt. So meint Wouhbé: „Eine hart quotierte Redeliste zu fordern, war in diesem Kontext nicht die passende Entscheidung. Zum einen sollte der Antrag an keiner Stelle die Geschlechterquotierung ändern, zum anderen gibt es in der Hochschulpolitik und im Studierendenparlament leider immer eine Unterrepräsentation von Frauen*. Eine harte Quotierung wäre nicht zielführend und würde gegebenenfalls sogar zu Drucksituationen für Frauen* führen!“ Brüggemanns Vorschlag, sowohl eine quotierte ErstrednerInnenliste als auch eine harte Quotierung in den nächsten beiden Sitzungen auszuprobieren, da es ihm zu weitgehend schien, direkt ohne Probelauf die Geschäftsordnung zu ändern, scheiterte. Letzendlich erreichte der Antrag nicht die notwendige 2/3-Mehrheit und wurde dementsprechend abgelehnt.
:Helena Patané
Durchbruch. Demenz erkennen bevor die ersten Symptome auftreten: Klingt revolutionär, ist es womöglich auch. Professor Klaus Gerwert vom Lehrstuhl Biochemie hat einen Bluttest entwickelt, der dies möglich machen könnte.
Demenz ist eine neurodegenerative Erkrankung bei der bestimmte Bereiche im Gehirn von einem Zellsterben betroffen sind. Stück für Stück lassen die Gedächtnisleistungen nach, der/die Erkrankte vergisst Dinge. Die Krankheit ist bisher nicht heilbar, lediglich ein Fortschreiten der Symptome kann verzögert werden. Grund dafür ist, dass zum einen die Ursache der Erkrankung nicht geklärt ist, zum anderen wird sie häufig zu spät erkannt, nämlich erst, wenn die ersten Symptome auftreten. Beim Auftauchen der ersten Orientierungslosigkeit oder Vergesslichkeit beispielsweise sind bereits Areale im Hirn unwiederbringlich zerstört.
Eine neue Methode, um Alzheimer-Demenz frühzeitig zu erkennen, könnte der Bluttest bringen, den ForscherInnen der RUB in Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und des Krebsregisters Saarland in einer großen Kohortenstudie durchführten. Professor Klaus Gerwert, Sprecher des Forschungskonsortium „Protein research Unit Ruhr within Europe“, kurz PURE, erklärt, dass der einfache und kostengünstige Bluttest in einem symptomlosen Stadium helfen könne, Personen zu identifizieren, die ein besonders hohes Risiko haben, Alzheimer zu entwickeln.
Eng in Verbindung mit der Alzheimererkrankung werden fehlgefaltete Proteine gebracht. Amyloid-Beta, das entsprechende Protein, bildet Ablagerungen im Gehirn. Unklar ist bisher, ob diese Ablagerungen (sogenannte „Plaques“) Ursache oder Symptom der Erkrankung sind, bestätigt Gerwert. Dies sei für die Therapie aber auch nicht relevant, erklärt er. „Die Amyloid-Fehlfaltung, die zur Plaque-Bildung führt, steht am Anfang der Erkrankung und kann diese damit anzeigen.“ Die Fehlfaltung trete 15 bis 20 Jahre vor dem Einsetzen der Erkrankung auf, erklärt er weiter. Durch den Frühtest, der es im Mittel acht Jahre vor Ausbruch möglich macht, das Risiko abzuschätzen, eröffnen sich neue medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten.
Mithilfe des Immuno-Infrarot-Sensors (der zum Patent angemeldet wurde) ist es möglich, das Verhältnis von gesundem Amyloid-Beta zu dem fehlgefalteten Protein zu bestimmen. Die unterschiedlichen Strukturen absorbieren Infrarotlicht unterschiedlicher Frequenzen. Das Verhältnis gibt Aufschluss über die
Risikoneigung der Personen. In 70 Prozent der Untersuchungen aus der Studie konnte der Bluttest diejenigen Personen identifizieren, die später tatsächlich erkrankten. Bei neun Prozent ergab sich ein falsch positives Ergebnis. Damit sei der Test noch nicht zur alleinigen Frühdiagnose geeignet, erklärt Gerwert, aber er eröffne die Möglichkeit, in einem minimalinvasiven Eingriff diejenigen Personen rauszufiltern, die sich weiteren Untersuchungen unterziehen sollten, die ein falsch positives Ergebnis dann ausschließen können.
:Kendra Smielowski
"Mein Opa ist seit etwa drei Jahren dement. Anfangs schoben wir viel auf das ‚älter werden‘. Als er die Orientierung innerhalb der Wohnung verlor, kam er in ein Pflegeheim. Bis letztes Jahr hat meine Oma sich gekümmert. Besonders belastend ist es, dabei zuzusehen, wie die Erkrankung schlimmer wird – auch für meinen Opa selber war das schlimm. Die Demenz äußerte sich bei ihm besonders in der Wortfindung, das bekam er anfangs noch mit. Inzwischen redet er kaum noch. Einschneidend für mich war es, als er mich das erste Mal mit einer seiner Töchter verwechselt hat."
Anna*, 25, Medizinstudentin
"Als ich vor Kurzem mit meinem Vater sprach, nannte er mich wieder Michael. Dies ist nun schon häufiger passiert. Derzeit befindet er sich im Anfangsstadium seiner Demenz. Das deprimierendste dabei ist, dass die meiste unserer Zeit für organisatorische Diskussionen verloren geht: Betreuung, Hygiene, Führerscheinentzug. Obwohl man einfach bei ihm sein will, um noch die Momente zu erleben, in denen er er selbst ist. Während ich merke, dass er sich weiter entfernt."
Lukas*, 24, Geschichts- und Theaterwissenschaftsstudent
„Mein Großvater hat sich teilweise benommen wie ein Kind. Er wusste nicht, wie viele Dinge funktionieren, zum Beispiel wie man mit Messer und Gabel isst und wie manche Sachen heißen. Aber er hat auch Wege, die er 1.000 mal gelaufen ist, vergessen und hat dann nicht mehr nach Hause gefunden, sodass er weg war und wir ihn suchen mussten. Wenn er zwischendurch mal klare Momente hatte und ihm da bewusst geworden ist, dass er immer wieder alles vergisst, dann hat er oftmals geweint und ist zusammengebrochen.“
Sandra*, 26, Kunstgeschichts- und Medienwissenschaftsstudentin
„Ich hab mir immer gesagt, er hatte jetzt mit 64/65 ein ziemlich langes Leben und vielleicht habe ich mir das halt ein bisschen schön geredet. Aber meine Schwester zum Beispiel ist da irgendwie anders mit umgegangen. Sie hat die Demenz an sich immer ein bisschen positiv geredet und meinte, er kriegt das jetzt eh nicht so mit, er ist in einem Zustand wie bei einem Kleinkind. Er kannte keine Grenzen mehr. Das hat das Leben meines Vaters verändert. Er war durchgehend happy und immer gutgelaunt. Es war wie ein positiver Gewinn für ihn, würde ich fast sagen.“
Sonja*, 25, Psychologiestudentin
* Alle Namen von der Redaktion geändert
Ruhr-Universität. Mitglieder der Fakultät für Geschichtswissenschaften und der Universitätsbibliothek haben eine Datenbank zur osmanischen Geschichte realisiert.
Vortrag. Bei „Reichsbürger, Selbstverwalter und Souveränisten“ ging Politikwissenschaftler Jan Rathje auf die Grundlagen der Bewegungen ein und stellte Wege vor, diesen zu entgegnen.
Uni-Gala. Beim Bochumer Hochschulball wird gezeigt, was alles in einer Mensa und einer Kaffeebar geschehen kann. Vom Ballsaal über ein üppiges Buffet bis zu kulturellen Angeboten ist es ein Event des Außergewöhnlichen.
inSTUDIESplus. RUB-Studi Mark Radtke hat im vergangenen Jahr am RUB-Programm „LabExchange“ (:bsz 1144) teilgenommen. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen in Chicago und seiner Forschung vor Ort.
Demo. Neonazis sind trotz europaweiter Aufrufe am letzten Samstag dank mehrerer friedlicher, bunter und lauter GegendemonstrantInnen einmal mehr in der Unterzahl.
Dortmund, eine Stadt inmitten des Ruhrgebiets, in der am Samstag, den 14. April, der Ausnahmezustand herrschte und die sich klar gegen Rechts positioniert. Mit 30 Minuten Verspätung, um 13:30 Uhr starteten die Demonstrationsteilnehmenden der Rechten in Richtung Sonnenplatz. Unter dem Motto „Europa erwache“ zogen sie von der Nordseite des Hauptbahnhofes über die Grüne Straße zum Sonnenplatz im Kreuzviertel. Iris Bernert-Leushacke, Pressesprecherin von BlockaDO meint, dass die Auswahl der Route, die von der Nordstadt durch die westliche Innenstadt ging, mehr als eine Provokation sei.
Doch den Gegenprotest störte dies sichtlich wenig. Schon früh am Morgen war in großen Lettern am Dortmunder U zu lesen „Ich der Turm fand schon damals Nazis voll uncool.“ Ebenso zeigte auch das Deutsche Fußball-Museum, was sie von den Protesten hielten, indem sie mit der deutschlandweit bekannten Aktion „DiskrimiNIErung“ über dem Eingang aufmerksam machten. Aber auch die BewohnerInnen der Stadt sowie die GegendemonstrantInnen hatten ihre Art von Antwort parat als die Rechten, gegen frühen Nachmittag, durch die Straßen zogen. Mit Pfiffen, Musik und Trommeln übertönten mehrere tausend Menschen an dem Seitenrand und in den umliegenden Häusern die Parolen, die etwa 600 fahnenschwingenden Rechten. „Die Bewohner haben wirklich eine Kakophonie veranstaltet, man hörte von den Nazis nichts“, sagte Berner-Leushacke.
Gleichermaßen wurde an der Katharinenstraße mit etwa 1.500 GegendemonstrantInnen nach dem Motto „Unser Europa – bunt statt braun!“ mit Musik und VertreterInnen verschiedener Parteien und Organisationen (Bündnis 90/Die Grünen, SPD, CDU, Europa Direkt, Jugendverein der Europa Union, DGBProjekt Faire Mobilität und der Grünen Jugend Europa) zelebriert.
Aus verschiedenen Regionen und Ländern wie Polen und den Niederlanden kamen Menschen, um die Gegendemonstration zu unterstützen.
„Ich liebe Europa und ohne Europa würde ich heute nicht hier sein. Ich finde es wirklich toll, dass so viele Menschen auf die Straße gehen und feiern und was gegen die Nazis sagen!“, meint Lilija, eine Erasmus-Studentin der Universität Paderborn.
Wie auch schon in Bochum vor einer Woche (:bsz 1162) stufte die Polizei die Ereignisse weitestgehend störungsfrei und friedlich ein. Allerdings sei es im Zusammenhang mit der Demonstrationen der Rechten nach Angaben der Polizei zu Verstößen gegen die Auflagen, wie das Zeigen verfassungswidriger Kennzeichen, das Propagieren volksverhetzender Texte sowie das Mitführen von Waffen und Vermummungsgegenständen gekommen. Weitere Verstöße gab es laut der Polizei auch im Rahmen der BlockaDO-Versammlung wie das Verwenden von Pyrotechnik, Widerstandshandlungen sowie das Werfen von Gegenstände in Richtung der Einsatzkräfte wie auch Beleidigung. Eine Person habe sich nach Angaben von BlockaDO durch den Tritt eines Polizeipferdes im Westpark verletzt.
:Abena Appiah
Neonazis. Die „IB“ macht in unregelmäßigen Abständen auf sich aufmerksam. AntifaschistInnen dokumentieren die Aktionen nun online.
Bereits im Januar dieses Jahres wurde der AStA der Ruhr-Universität durch das Studierendenparlament damit beauftragt, die Studierendenschaft über die Umtriebe der „Identitären Bewegung“ zu informieren. Diese Informationen sollten in Form einer Broschüre den Ersti-Tüten beigelegt und sonstig vervielfältigt werden (:bsz 1154). Diesem einstimmig angenommenen Beschluss kam man nicht nach.
Unterdessen schalteten sich andere AkteurInnen ein und übernahmen – so könnte man denken – die Arbeit des AStA. Seit dem 6. April informiert die Website identitaere-in-bochum.net über die „Identitäre Bewegung“ in Bochum und deutschlandweit. Zu den bereitgestellten Informationen zählt auch die Überschneidungen zwischen der Studentenverbindung VdSt Breslau-Bochum (:bsz 1045) und der „IB“, welche ebenfalls Teil der vom StuPa geforderten Broschüre darstellen sollten.
Der Anlass für die Arbeit der AntifaschistInnen war jedoch kein Stillstand in der Hochschulpolitik, sondern die Tatsache, dass die „Identitären“ ein relativ neuer Akteur in der rechten Szene sei, so die VerfasserInnen der Portals. „2017 intensivierten die Identitären ihre Aktivitäten in Bochum, über die medial berichtet und diskutiert wurde. Für 2018 kündigte der Bochumer IB-Ortsgruppenführer Marco M. an, rechte Aktivitäten zu intensivieren“, heißt es aus den Kreises der InitiatorInnen. Man wolle sich in der eigenen Arbeit jedoch nicht auf Bochum konzentrieren, sondern über bundesweite Strukturen der rechten Szene und die ideologischen Hintergründe der rassistischen Gruppe informieren.
Zur weiteren Aufklärungsarbeit strebten die InitiatorInnen der Website Vorträge mit renommierten ReferentInnen und WissenschaftlerInnen in Bochum an.
Bereits jetzt verfügt das Portal über zahlreiche Einträge zur Ideologie, Gewaltakten und Personen der „IB“. Falls in der Stadt und auf dem Campus Aktionen, Flugblätter oder Aufkleber der „Identitären Bewegung“ gesichtet oder weitere Informationen zur Verfügung gestellt werden können, bitten die InitiatorInnen um Meldung. Hierfür wurde eine eigene Möglichkeit auf der Website geschaffen.
:Justinian L. Mantoan
Klimawandel. Im Blue Square diskutierten Vertreter von Stadt und Unis, wie man mit den Klimaänderungen umgehen kann.
Reichen Nähe zur und Bewusstsein von Natur aus, um dem Klimawandel mit seinen Auswirkungen auf Umwelt und Mensch begegnen zu können? Konkrete Ansätze lieferte die Diskussion der Reihe „Hörsaal City: Klimawandel vor der Tür“ vergangenen Donnerstagabend im Blue Square: Dr. Marko Siekmann (Leiter der Stadtwässerung Bochum), Dr. Frank Peper (Hauptabteilungsleiter für Fernwärme, Wasser und Energieprojekte der Stadtwerke), Dr. André Baumeister (Geographisches Institut der RUB) und Prof. Dieter Birnbacher (Institut für Philosophie der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf) betrachteten das Thema aus verschiedenen Perspektiven. Moderiert wurde der Abend von Achim Büchner.
Besonders die Vermittlung von Wissen und die Sensibilisierung für das Thema seien von Bedeutung. Die momentane Politik, die sich zu wenig an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen orientiere, sehe zumindest hierzulande nicht, wie dringend der Handlungsbedarf sei, so Prof. Birnbacher. Die Verantwortung liege aber nicht nur bei den Politikmachenden: „Damit Politik in Gang kommt, bedarf es einen Anstoß vonseiten der potentiellen Wählern.“ Deswegen sei die (gesellschaftliche) Sensibilisierung so wichtig. RUB-Lehrender Dr. Baumeister, der mit Studis Exkursionen nach Südafrika oder Norwegen unternimmt, sieht einen altersdemographischen Unterschied in diesem Zusammenhang: „Gerade wächst eine wunderbare Generation heran, die politisch aktiv ist, Umweltschutz betreibt und sensibilisiert ist.“ Man könne also in dieser Hinsicht hoffnungsvoll in die Zukunft blicken – eine Ansicht, die die anderen drei Diskutierenden teilten.
Mit Projekten wie Dachbegrünung, die Nutzung von Grubenwasser (:bsz 1159), Entwässerungsrinnen oder der gezielten Investition in erneuerbare Energieprojekte – ob Photovoltaikanlagen in Bayern oder die Modernisierung eines Wasserkraftwerks in Bochum-Stiepel – gebe es bereits jetzt urbane Maßnahmen am Bochumer Standort, die unter dem Motto der Anpassung laufen. Prof. Birnbacher sei da optimistisch, dass „die Anpassung an die Klimafolgen auch ein Beitrag“ sein könne, um mit dem Klimawandel umzugehen.
:Andrea Lorenz