Bild: After the Brexit: More reforms are needed in the UK., Scotland and Northern Ireland oppose Brexit Flickr User Gwydion M. Williams CC 2.0

The decision of a majority of people in England and Wales to leave the EU has been met with fierce opposition in Scotland and Northern Ireland. Politicians in both parts of the United Kingdom seek arrangements to counteract the result of the referendum. These measures question the constitutional framework of the UK and might ultimately lead to its dissolution.

Nicola Sturgeon, the Scottish First Minister, travelled to Brussels this week. There, she explored alleyways for her country to possibly remain in the EU and made the case for an independent Scotland. The spokesperson for Europe of the Scottish National Party (SNP), Alex Salmond, commented on the party leader’s journey: “The negotiations that she is opening across Europe with European leaders, with European institutions, while Westminster is in chaos, are to try and establish how you secure Scotland’s position on Europe.”

Similar efforts are in progress in Northern Ireland, where 56 per cent of the population voted to remain. Deriving from this result, Deputy First Minister Martin McGuinness of the nationalist Sinn Féin Party sees “a very special place” for the part of the UK he represents. Meetings with the Irish Prime Minister have been arranged to discuss what this special place could look like.

A referendum to replace the referendum

A possible way to ensure that both Scotland and Northern Ireland do not leave the EU – preferred by both the SNP and Sinn Féin – is to hold a different kind of referendum in their respective countries. A referendum in Scotland would be held on the independence of the country, whereas in Northern Ireland people would be asked whether they preferred to live in a United Ireland or not.

Both referendums – if resulting in a positive outcome – would shatter the constitutional framework of the UK. The United Kingdom as we know it would cease to exist. So even if a future British Prime Minister would be able to negotiate a speedy exit from the EU, turmoil within the UK will not cease for a long time to come.

Gastautor :Jan Anjuson (:Jan Freytag)

 

Bild: Großer Enthusiastismus für Unabhängigkeit: Katalanisches Fahnenmeer., Mit riesigem Menschenmosaik fordern 1,8 Millionen KatalanInnen in Barcelona die Unabhängigkeit Foto: Manel Conejo

Die für Barcelona so typischen BierdosenverkäuferInnen haben heute besonders viel zu tun, denn die Stimmung in der katalanischen Hauptstadt wirkt am 300. Nationalfeiertag – eigentlich ein Gedenktag – so ausgelassen wie auf einem überdimensionierten Straßenfest. Dahinter steht Historisches: Als letzter militärischer Akt des spanischen Erbfolgekriegs ergaben sich am 11. September 1714 die VerteidigerInnen Barcelonas nach 14 Monaten Belagerung den französischen Truppen. Die Siegerdynastie der Bourbonen führte in der Folge den Zentralismus in Spanien ein und entzog dem vorher relativ selbstständigen Katalonien damit alle Institutionen der Selbstverwaltung.

Viele KatalanInnen sehen sich bis heute als Opfer von Fremdbestimmung, wobei aktuell vor allem ökonomische Aspekte die Forderung nach einem unabhängigen Staat anheizen: Zusammen mit dem Baskenland gilt Katalonien als wirtschaftlich stärkste Region Spaniens, ein beträchtlicher Teil der dort gezahlten Steuern fließt in ärmere Gebiete des Königreichs. Im Zuge der anhaltenden Wirtschaftskrise muss somit in diesem Jahr ein ganz besonders deutliches Symbol her, um den Separationsbestrebungen Gehör zu verschaffen: „Die T-Shirts haben wir im Internet gekauft. Da haben wir uns auch für die Aktion angemeldet, jedem katalanischen Landstrich wurde ein bestimmter Straßenabschnitt zugeteilt“, erklärt ein Student aus Tarragona, von Kopf bis Fuß in dunkelrot gekleidet. Zwei der wichtigsten Straßen Barcelonas, die Gran Via de les Corts Catalanes und die Avinguda Diagonal, formen an diesem Donnerstagnachmittag ein riesiges menschliches Victory-Zeichen in den Farben der katalanischen Flagge, vier rote Streifen über gelbem Hintergrund.

So verlief das Victòria V durch Barcelonas Innenstadt. Grafik: Julian BrockV wie Votar

Das V steht dabei auch für eine Forderung, die in immer lauter werdenden Sprechchören formuliert wird: „Volem votar!“ („Wir wollen wählen!“) Für den 9. November dieses Jahres ist ein Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens geplant, das die spanische Zentralregierung, deren Verfassung die Unteilbarkeit der „spanischen Nation“ postuliert, mit aller Macht verhindern will.

Ansonsten nutzen die 1,8 Millionen KatalanInnen, die aus allen Ecken der Region angereist sind, ihre Hauptstadt heute auch als Ausflugsziel. Die BierdosenverkäuferInnen machen ein Riesengeschäft und Kinder wie Erwachsene planschen vergnügt im sonst so unnahbar-majestätischen Prunkbrunnen auf der Plaça d‘Espanya, dem „Spanischen Platz“ – was auch so ein Symbol ist.

:Ein Gastbeitrag von Julian Brock
 

Wir schreiben das Jahr 2024, blicken zurück auf das vergangene Jahrzehnt und müssen feststellen: Der Separatismus, der mit dem schottischen Referendum seinen Siegeszug durch Europa antrat, war ein voller Erfolg. Der Kontinent hat sich in einen Flickenteppich harmloser Zwergstaaten balkanisiert, die nun in einträchtiger Zwietracht, aber immerhin friedlich koexistieren. Ihre Zerstrittenheit ist Garant dafür, dass von europäischem Boden nie wieder ein Imperialismus ausgehen und sich die Mehrheit der Weltbevölkerung endlich mal ohne westliche Einmischung entfalten kann. Aber die BefürworterInnen der Kleinstaaterei mussten gegen enorme Widerstände ankämpfen, bis sich ihr Erfolgsmodell durchsetzte.
 

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