Doppelevent in dem ehemaligen Brauereigebäude in Langendreer: Am vergangenen Samstag, dem 26. September rockten zeitgleich im Rockpalast die Metal-Nostalgiker Black Trip und unten in der Tube der Matrix Stahlmann, und zeigten, was Neue Deutsche Härte ist.
Bei der Sängerin von Jex Thoth fragt man sich, ob sie einen verhext, mit verbotenen Substanzen in ihren Räucherstäbchen berauscht – oder schlichtweg mit einer unglaublich atmosphärischen Performance betört. Glücklicherweise kommt man aber erst nach der Show dazu, sich diese Frage zu stellen. Denn die 90 Minuten am Freitagabend in der Matrix waren ein ekstatisches Ereignis.
Während Jessica Toth wie eine Gottesanbeterin in fließenden Bewegungen ein Messer langsam an ihrem Arm entlang gleiten ließ, bewegten sich die BesucherInnen mit geschlossenen Augen rhythmisch zu ihrer Stimme. Unterstützt wurde die Stimmung durch unzählige Kerzen, auf den Verstärkern aufgetürmt, und einen dezenten Räucherstäbchenduft, der wahrscheinlich das Marihuana-Wölkchen überdeckte, das die Sängerin zu Beginn der Show mit auf die Bühne brachte.
Mit dem Messer, mit dem sie zuvor eine Art Totentanz aufführte, spießte sie schließlich eines ihrer qualmenden Stäbchen auf und führte es zelebrierend über die Bühne. Spätestens da waren die meisten dem betörendem Duft und der kräftigen, rauchigen Stimme verfallen. Doch damit nicht genug: Jessica ließ alsbald das Publikum vollends an ihrer Praktik teilhaben, indem sie mit brennender Kerze, weiterhin berauschend singend, durch die Menge schritt.
„Tiefer als Musik“, „magisch“ und „ein Gesamtkunstwerk“ sind einige Attribute, die nach der Show aufzuschnappen waren. Während das Mark der Band, der Gesang, an die Leidenschaftlichkeit von Beth Gibbons von der britischen Band Portishead erinnert, begibt sich der Schlagzeuger talentiert auf die Ebene von Neurosis, eines Klassikers des Doom-Genres.
Auf jeden Fall beweisen Jex Thoth, dass „Hippierock“ von der amerikanischen Westküste nicht immer gleich „Hippierock“ ist, sondern auch ohne (zumindest synthetischen) Drogeneinfluss aphrodisierend wirken kann.
:Anna-Eva Nebowsky
Die Band sitzt auf der Bühne und spielt finnische Polka, Humppa genannt – und die Menge im Saal tobt, es wird getanzt, gelacht, gepogt. Wie kriegt man das hin? Die Band Eläkeläiset hat im Wesentlichen drei Zutaten, um für Stimmung zu sorgen: 1. viel Alkohol, 2. berühmte Rock- und Popsongs auf Finnisch im Stil dieser ulkigen nordischen Folklore spielen, 3. noch viel mehr Alkohol. Der Montagabend im Bahnhof Langendreer bot kein Konzert wie jedes andere.
Casper zog mit seiner Open-Air-Tour durchs Land und drehte für Fans und die kommende DVD noch einmal richtig auf. Rund 15.000 ZuschauerInnen stimmten am sonnigen 22. August mit in die Lieder von AnnenMayKantereit, Bosse und denen des Main-Acts ein und waren Teil eines „ganz besonderen Abends“. Es war Caspers größte Solo-Show und ein „Special Guest“ war zum ersten Mal mit dabei.
RentnerInnen, Familien und die rote Bummelbahn bringen sich in Sicherheit, als die Tore zum Westfalenpark offenstehen, da sie die Geräuschkulisse erahnen, die den Abend dominieren wird. Denn Massen an Mädels kreischen und hüpfen vor Glück, als sie ihre Bändchen mit dem Schriftzug „#Castivals15“ am Haupteingang um ihre Handgelenke gebunden bekommen. Die BesucherInnnen des Dortmunder Westfalenparks erwartet ein würdiges Line-up: AnnenMayKantereit, Bosse und Casper. In Hannover startete die Tour und führte über Dresden, Ludwigsburg und Hamburg nun zum Finale nach Dortmund. Und im Westfalenpark konnten sich die rund 15.000 GästInnen über das Ambiente der Konzertlandschaft nicht beklagen, auch wenn die wenigen Dixis für Unbehagen sorgten. Besonders freuen konnten sich die Fans neben ihren Errungenschaften vom Merchandisestand über die kleinen Gimmicks, die für die beschworene Festivalatmosphäre sorgen sollten. Ob es die Bändchen waren oder eigens angefertigte Becher in Casper-Optik, die VeranstalterInnen und KünstlerInnen wollten, dass das Castival 2015 in Erinnerung bleibt. Und der Name schreit schon nach einer Fortsetzung.
Mit dem Acoustic-Rock von AnnenMayKantereit aus Köln begann der Sommerabend besinnlich. Doch auch bei ruhigeren Tönen wird über das Konzert hinaus von den drei Jungs noch mehr zu hören sein, wie Casper später selbst prophezeite: „Ich bin mir sicher, die werden größer, als ich es jemals sein kann.“
Bosse steigerten die Stimmung im Anschluss mit ihrem dynamischen Indiepop und sorgten für einige Kreischer des größtenteils jungen Publikums. Spätestens als der Leadsänger Axel Bosse ins Duett mit einem Mädchen aus der ersten Reihe einstieg und Wildgänse über die Zuschauermengen flogen, war ein romantischer Höhepunkt erreicht. Doch glücklicherweise kippten weniger Pubertierende um als ich erwartet hatte, denn die meisten hatten sich ihre Kräfte für ihren „Cas“ aufgespart.
Dass Casper der eigentliche Höhepunkt des Abends war, zeigte sich nicht nur am begeisterten Publikum, sondern auch an der bombastischen Effektfülle und den Showeinlagen, die nur von Casper selbst übertroffen wurden. Um die zwei Stunden gab er mit seiner Band erkennbar alles und begleitete seine Songs wie „Alaska“ mit Konfettiregen, Feuerbällen bei „Jambalaya“ und dem plötzlichen Auftritt in der Menge des Publikums.
Überzeugt hat Casper das Publikum mit seinem Festival eindeutig und mit Sicherheit auch seinen Vater. Wie Casper erzählte, war dieser nämlich extra zur größten Solo-Show seines Sohnes aus den USA angereist. Wer sich von der Show selbst überzeugen will, kann sich auf die anstehende DVD freuen.
:Alexander Schneider
Bochum, Zeche. Sonntagabend. Ein Mann mit Tropenkopfschutz in strammer Haltung. Neben ihm steht eine Frau, in edle Garderobe gekleidet, hinter einem Sythesizer. Sie singt und gebärdet sich dabei wie Joseph Goebbels. Der Synthesizer wird zum Redepult. Hinter ihr marschieren Menschen über die Leinwand. Die Band Laibach inszeniert auch dieses Konzert vom 15. Februar wie jeden ihrer Auftritte als Machtspiel.
Ein intensiver Abend in der Zeche: Die kraftvoll-melancholischen Isländer von Sólstafir brachten am 2. Februar eisigen Wind und weite Landschaften in akustischer Form in den Konzertsaal. Den Abend eingeläutet haben die Briten Nordic Giants mit einem multimedialen Auftritt der besonderen Art.
Mit seinem vielseitigen Auftritt überraschte Götz Widmann am 8. Januar das Publikum im Bahnhof Langendreer, aber auch seine musikalische Begleitung sorgte für gute Laune und einige Lacher.
Vergangenen Donnerstag, den 29. Mai, veranstaltete das KIT Café, welches sich direkt am Rheinufer in Düsseldorf befindet, ein mexikanisches Konzert. Zu Gast war niemand Geringeres als Celso Piña, der das trübe Wetter mit seinen lateinamerikanischen Klängen wegspielte.
Dunkelheit und Stille werden aufgebrochen: In langsamen Klangfolgen dröhnt übersteuerter Gitarrenlärm, dazu brennt sich die unpassend schnelle Abfolge von Lichtblitzen aus einem Stroboskop in die Netzhaut. Der Kodiak-Ableger Nightheart macht Drone, ein extremes Subgenre von Doom Metal. Neben acht weiteren Acts werden die zwei Musiker am Samstag (15. Februar) im Kulturzentrum Treff in Witten spielen. Und genau wie ihre Musik werden auch die experimentellen Klänge ihrer Künstler-KollegInnen aus den Bereichen Noise, Elektro und Krautrock schwer zugänglich sein. Jeder Annäherungsversuch aber ist ein Wagnis, das sich lohnen könnte. Nicht zuletzt, weil das Publikum eingreifen darf. Mit einfachen Licht-Installationen können die Gäste nach Gusto den sonst dunklen Raum bespielen.