Interview. Ein Ritter steht an der Unibrücke der Ruhr-Universität Bochum… aber warum? Martin Wilke erzählt uns, was es mit dem Ritter, dem Musischen Zentrum und seinem Theaterstück „Iwein, eine Aventüre und noch mehr“ auf sich hat.
Interview. Ein Ritter steht an der Unibrücke der Ruhr-Universität Bochum… aber warum? Martin Wilke erzählt uns, was es mit dem Ritter, dem Musischen Zentrum und seinem Theaterstück „Iwein, eine Aventüre und noch mehr“ auf sich hat.
Interview. We had the chance to talk to Hakyung, 21, a RUB-student from South Korea, who studies Theatre Studies and Japanology.
Interview. … der Senat und Fakultätsrat? Am 4. Juni fanden Wahlen an der Uni statt, aber wofür eigentlich? Leon Schmitz ist diesjähriger Wahlleiter und hat während seines Studiums über 60 Gremien durchlaufen. Für sein Engagement wurde der ehemalige studentische Senator 2017 sogar geehrt. Er stellt uns die höchsten universitären Gremien vor und erzählt, wieso es sich für Studierende lohnt, solche zu verfolgen.
Interview. Während Hubert Schneider im Bahnhof Langendreer das „Tagebuch der Susi Schmerler“ vorstellt, blicken ihre Eltern ihm von der Leinwand über die Schulter. Die Schülerin erhielt im März 1939 die Erlaubnis, nach Palästina auszuwandern – ohne ihre Familie.
Interview. … die Open Stage? Marina Mucha ist seit kurzem Koordinatorin der Open Stage. Mit viel Elan und Freude geht sie an ihren neuen Job heran und erklärt uns, wie sie zurück an die RUB kam und was sie für die Open Stage plant.
Interview. Seit 1996 gibt es an der RUB das Kulturcafé. Von Anfang an dabei ist Hüseyin Bali. Von Istanbul nach Bochum ausgewandert, bringt er sich sogleich ein und hat bis heute das Kulturcafé am Leben gehalten. „Schon wieder?“, fragt er, als ich ihm ein paar Fragen stellen möchte.
Hochschulpolitik. Kopien alter :bsz-Ausgaben legt Reinhard Zimmermann auf den Tisch. Der AStA-Vorsitzende von 1968 erinnert sich gerne an seine Zeit zurück, während die heutige Amtsinhaberin Zeynep-Fatma Dikman skeptischer ist. Ein Gespräch über „Springer“-Blockaden, Engagement und unpolitische Studis.
Interview. Isabel war immer unzufrieden mit sich und ihrem Körper. Mit 14 ist die heute 19-Jährige über Social Media auf Bilder von extrem schlanken Menschen, sogenannte „Thinspiration“, gestoßen. Die Abwärtsspirale in die Magersucht begann. Seit sechs Monaten ist sie keine „Ana“ mehr, wie die Anhänger*innen der Pro-Ana-Bewegung sich nennen. Der :bsz gibt die Aussteigerin einen Einblick in die „Pro Ana“ Welt, die bis vor kurzem die ihre war.
„Pro“ meint das Befürworten, der Term „Ana“ ist die verniedlichende, fast freundschaftlich wirkende Bezeichnung für Anorexia nervosa, das heißt Magersucht. Eine Erkrankung, die nicht selten im Tod endet. Genau diese vermeintlich harmlose Bezeichnung ist das gefährliche an dem Trend – wenn man es so nennen will. Die Anas, wie sich die überwiegend weiblichen Anhänger*innen der Gruppe nennen, sehen Magersucht nicht als Erkrankung, sondern als Lifestyle an, als eine Art Religion. Ein Thema, das viel zu wenig präsent ist, findet Isabel, die selber vier Jahre eine „Ana“ war. Die Bewegung schlägt immer größere Wellen – gerade auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und Snapchat. Anfang dieses Jahres stieg sie aus.
:bsz: Erzähl doch mal – wie fing alles an?
Isabel: Ich war eigentlich schon immer unzufrieden mit meinem Aussehen, konnte das aber nie richtig begründen. Irgendwann bekam ich mein erstes internetfähiges Handy. Da fing es dann auch an mit Social Media. So mit 14 hatte ich dann einen eigenen Instagram-Account, auf dem ich meinen Weg zu einem schlankeren Ich gezeigt habe. Ich hatte etwas über 5.000 Abonnenten. Das ist recht viel und ging auch ziemlich schnell. Als ich anfing mich damit zu beschäftigen wog 47 Kilo. Zwei Jahre später, 2016, war ich dann bei 42 Kilo etwa. Es ging ziemlich schnell runter. Zwischendurch habe ich immer etwas zugenommen, weil meine Mutter das nicht erfahren sollte. wenn sie skeptisch wurde, habe ich etwas mehr gegessen und zugenommen, aber danach habe ich dann gefastet oder ungesunde Monodiäten gemacht. Bis vor etwa neun Monaten war ich noch ziemlich heftig dabei, dass ich abnehmen oder wenigstens mein Gewicht halten wollte. Ich habe sehr viel Sport gemacht, sehr auf die Ernährung geachtet.
Wann hast du den Absprung gewagt? Wie kam es dazu?
Der Druck war damals riesig. Ich war in mehreren Ana-WhatsApp-Gruppen. Meine Mutter hat mich auch auf mein Gewicht angesprochen, in der Schule wurde ich auch gefragt. Es fing langsam an mit dem Feiern gehen. Ich habe mich dann selber auf Fotos, meine Beine gesehen und mein Knie guckten da so spitz raus und ich dachte: ‚Puh, das ist schon sehr dürr.‘ Dann fand ich das plötzlich auch gar nicht mehr schön. Ich habe sehr gezweifelt. Dann habe ich mit einer Freundin geredet, die im Prinzip das genaue Gegenteil von mir ist. Sie ist sehr übergewichtig und wollte auch abnehmen, aber auf die gesunde Art. Eigentlich wollte ich ihr das alles gar nicht erzählen. Dann kam das aber doch alles und platzte so aus mir raus. Sie hat mich dann begleitet und dafür gesorgt, dass ich den Account weniger betreibe, dann hat sie den Account übernommen und das Passwort geändert, dass ich nur darauf zugreifen konnte, wenn ich bei ihr war. Die online-Aktivität hat sich also ausgeschlichen und ist nicht radikal abgebrochen. Vor sieben Monaten haben wir dann den Account gelöscht. Jetzt habe ich einen normalen Account mit normalen Fotos. Mittlerweile versuche ich wieder zuzunehmen, weil gerade meine Beine und meine Arme sehr knochig sind. Ich bin aktuell bei 48 Kilo, also etwa da wo ich angefangen habe (lacht).
Wie hat das angefangen in die Pro Ana Richtung zu rutschen? Wie bist du zum Beispiel auf die Briefe (Anm. d. Red.: Es gibt mehrere Briefe, die von „Ana“ an ihre Anhänger*Innen verfasst wurden) gestoßen?
Mein Ana-Account war erst mein privater. Ich habe mich so durch Instagram geklickt, bin dann irgendwann auf die ersten Ana-Seiten gestoßen und auf Blogs. Die Tipps klangen alle gut, am Anfang war ich da gar nicht so abgeneigt. Darüber kamen dann die Briefe und die Zehn Gebote [Anm. d. Red.: Die Zehn Schlankheitsgebote, die sich die Anas regelmäßig vor Augen führen, um ihr Ziel nicht zu verlieren] zum Beispiel.
Einen Blog habe ich auch gefunden. Ich habe das einfach mal gegoogelt. Pro Ana oder Thinspiration. Ich war erschrocken, wie schnell man das findet.
Ja, so ist das auch. Auf so Seiten stößt man schnell. Twitter, Instagram, WordPad, Blogs, Snapchat. Gerade Snapchat ist Thinspiration pur. Da wird man zugeballert. Bilder von den Anabriefen, handgeschrieben und mit dem Appell, sich das mal durchzulesen und dass das immer verteufelt werde, aber eigentlich gut sei und so weiter. Dadurch bin ich dann voll reingeschliddert.
Wie hält man das so lang geheim? Es gibt 1.000 Situationen, in denen man mit Essen konfrontiert wird, sei es Eis essen oder Kakao trinken gehen. Wie trägt man so ein Geheimnis im Alltag mit sich rum?
Das ist sehr schwierig, gerade auch mit dem Schulessen, ich war auf einer Ganztagsschule und dann habe ich teilweise nur das gegessen und den restlichen Tag gefastet. Wobei das auch schwierig war, weil meine Mutter immer mit mir gefrühstückt hat. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass – wenn ich meine Scheibe Toast langsam genug esse – sie anfängt, sich für die Arbeit fertig zu machen. Also habe ich drei Bissen gegessen, den Rest eingepackt und draußen weggeworfen, weil es natürlich aufgefallen wäre, wenn ich es Zuhause entsorgt hätte. Ich habe Schulbrote weggeschmissen und mittags einen Salat gegessen. Wenn mich jemand darauf angesprochen hat, dass ich aber wenig esse, hatte ich Ausreden parat: ‚Meine Mutter holt mich ab, wir gehen gleich zum Chinesen‘ oder ‚Ich treffe mich gleich mit einer Freundin und wir gehen Sushi essen‘. Das war schon schwierig, das zu verstecken. Ich bin in jeder Pause auf die Toilette gegangen und habe mein kleines Ana-Buch durchgeblättert. (Anm. d. Red.: Ein kleines Pocket Buch, in dem das Punktesystem, Motivationstexte und Bilder zu finden sind, damit man sein Ziel nicht aus den Augen verliert) Ich habe mich da versteckt, damit mich niemand ins Café mitnimmt und mich zum Essen verleitet.
Da ist ziemlich viel Kalkül hinter. Hattest du den Punkt, dass Essen Dein Feind war und Du Dich bestraft hast, wenn Du gegessen hast?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe mich eine Zeit lang geritzt, immer wenn ich zu viel gegessen oder zu wenig Sport gemacht habe. Irgndwann bin ich umgestiegen, habe ein Gummiband flitschen lassen, hab mich gekniffen oder mir in die Fingerknöchel gebissen.
Wie ist das mit dem Thema Sterben? Ist das sowas wie das Ziel?
Man rutscht sowieso schon schnell in eine suizidale Richtung ab. Das war bei mir auch so. Ziel ist es „zu verblassen“, also „zum Engel zu werden“. Niemand würde das offiziell Sterben nennen, aber es steckt in allem. Ziel von Ana ist es, dass man im Prinzip schleichenden Selbstmord begeht. Am Ende ist es genau das.
Wenn du an Promis denkst oder Fernsehformate wie „Germanys Next Topmodel“ und Dir die Frauen da anguckst – hast Du das Gefühl, dass die Frauen gesund sind oder der Lifestyle den sie zeigen gut ist?
Das ist auf keinen Fall gut, was da gezeigt wird. Zu Anazeiten war Germanys Next Topmodel Pflichtprogramm. Das war die Propagandaserie, die es überhaupt nur gibt im Fernsehen. Seit ich raus bin, guck ich das nicht mehr. Ich habe auch auf Twitter alle Kanäle geblockt und Hashtags gesperrt, auf Instagram die Vorschläge zu den Seiten gesperrt. Im Prinzip zeigt diese Serie alles das, was Ana einem auch sagt nur in nicht so direkt und sondern so beschönt, dass man es im Fernsehen zeigen darf. Wenn gerade keine aktuelle Staffel lief, hat man sich Wiederholungen angeschaut. Ich wusste was die Essen, ich wusste welchen Sport sie machen. Ich wusste alles.
Was würdest Du 12- oder 13-jährigen Kindern bezüglich ihres Körpergefühls raten?
(lacht) Das ist der Satz den man immer hört. ‚Fühl Dich wohl so wie du bist‘. Das ist gerade in der heutigen Zeit sehr schwierig, weil man eben von überall zugeprasselt wird mit dem schlanken Schönheitsideal, gerade auch im Internet.
:Kendra Smielowski
Glossar
Pro Ana: Bewegung, die Anorexia nervosa (Magersucht) verherrlicht und als Lifestyle vorstellt.
Ana: Kosename sowohl für die personifizierte Magersucht, die sich als „Freundin Ana“ in den Briefen an die Anhänger*innen richtet als auch für die Anhänger*innen selber, die sich so bezeichnen.
Thinspiration: Bilder von (meist) schlanken Frauen, die von den Anhänger*innen (Anas) genutzt werden, um sich zu motivieren; setzt sich zusammen aus „thin“ (dünn, schlank) und „inspiration“
Ana-Briefe: Briefe, die in aggressiver Form an die Anhänger*innen gerichtet sind und versuchen, klar zu machen, dass Anorexie der richtige Weg ist.
Zehn Gebote: Ebenfalls ein Motivationstext, der anhand von zehn Punkten aufzeigt, was „Ana“ Sein bedeutet und warum es als erstrebenswert sei.
Mia: Kurzform von Bulimia (Ess-Brech-Sucht), als „Kleine Schwester“ von „Ana“ zu verstehen.
Folterkommission. Der Bochumer Kriminologe Thomas Feltes wurde als deutsche Vertretung in das Europäische Komitee zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (CPT) einberufen.
Interview. Für Klimaschutz- und Umweltinteressierte ergab sich am 24. Oktober wieder einmal die Chance, aktiv zu werden. Matthias Thome vom Nachhaltigkeitsforum stellte den Stand zu laufenden Projekten vor und zeigt, wie man mitmachen kann.
Matthias Thome, Alumnus Umwelttechnik und Resourcenmanagement und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fakultät für Bau- und Umwelttechnik ist im Projektbüro „Bauen und Umwelt“ (PBU) tätig sowie Initiator des Nachhaltigkeitsforum an der RUB.
:bsz: Was sind Ihre Aufgaben im Projektbüro?
Das Büro „Bauen und Umwelt“ betreut verschiedene Projekte, die von der Fakultät durchgeführt werden. Zum Großteil betreue ich Abschlussarbeiten, Bachelor- und Masterarbeiten, aber auch Projektarbeiten, die an verschiedenen Lehrstühlen anfallen – ich bin für die Unterstützung der Studierenden und die Planung zuständig.
Wie ist das Nachhaltigkeitsforum zu Stande gekommen?
Gesetzte, Normen und Richtlinien sind keine Sachen, die vom Himmel fallen. Auch wenn es um Umwelt- und Klimaschutzziele geht. Dahinter steht immer ein Prozess, der beinhaltet, dass dann Studien erstellt werden. Die Idee ist aus dem PBU entstanden, besonders auch in der Zusammenarbeit mit Studierenden und Lehrenden. Wenn Gesetze entstehen, dann ist das nicht, weil die Landes- oder die Bundesregierung sagt, wir machen das jetzt so. Sondern davor gibt es immer verschiedenste InteressenvertreterInnen, die dann darauf Einfluss haben. Daraufhin habe ich gemerkt, dass man dies auch schon in kleiner Form beginnen kann. Besonders wenn es um Bochum-Themen geht.
Es gibt viele Themen, die sind neu und da kann man grundlegend schon ein paar Dinge beleuchten.
Warum Bochum?
Das Ruhrgebiet ist ein Ballungsraum – Viele große Städte mit einer hohen Wissensdichte. Bochum ist eine dieser Städte. Meiner Erfahrung nach lässt es sich hier sehr gut mit sehr vielen Menschen reden, vor allem wenn man nicht mit vorgefertigter Meinung an die Sache herangeht. Sondern einfach mal sagt: Ich möchte mal gucken, wie die Situation ist. Da bekommt man auch gut Unterstützung. Unter den bedingungen kann man Themen sehr gut in der Region beleuchten, das ist meine Erfahrung.
Global oder regional?
Ich weiß nicht ob es ein Trend ist, ich glaube dass viel mehr Leute sich wirklich für das Thema Ökologie und wie gehen wir mit der Erde um interessieren. Und sich fragen: Was kann ich da machen? Oder wie ist das eigentlich? Man muss sich dafür nicht die ganze Welt angucken; man kann auch einfach mal anschauen wie die Situation hier ist. Wo ich auch den Zugriff habe, wo ich den Kontakt habe zu den Leuten und dann Komplexe oder globale Themen einfach mal regional betrachten.
Ist die Uni besonders gut geeignet für die Verwirklichung ökologischer Projekte?
Wir haben viele Lehrstühle und Institute. Das bedeutet auch, dass wir viel Wissen und Kompetenzen fußläufig an einen Ort haben. Dazu kommt, dass auch Institutionen am Ort sind, die praktische Expertise haben. Wie zum Beispiel das Akafö, dass jeden Tag zig Essen rausgibt und sich mit dem Thema Bioabfall beschäftigen muss.
Gibt es schon Projekte?
Um beim Beispiel Bioabfall zu bleiben: Wir haben auf dem Nachhaltigkeitsforum zwei Arbeitsfragen heraustransportiert. Das erste ist Urban Gardening. Da herrscht grundlegend viel Neugier. Die Leute möchten wissen, was das ist. Das zweite Thema ist Bioabfall: Im Besonderen die Biotonne. Wie viele Haushalte in Bochum benutzten die Biotonne? Lohnt sich das ökologisch? Warum gibt’s die nicht in jedem Haushalt? Wie ist der status quo? Und dem gehen wir jetzt erst mal nach. Noch ein wichtiger Ansatz für uns: Wir schauen, welche Projekte es schon gibt. Und wenn jemand eine Idee hat, die es schon gibt, vernetzen wir.
Was sind die Ziele?
Uns ist wichtig, dass die Projekte auch Bestand haben, also es soll schon wissenschaftlich Grundkriterien einhalten. Außerdem wird es auch verschriftlicht, so dass auch andere etwas davon haben.
Wie kann man mitmachen?
Jeden ersten Dienstag im Monat gibt es die Möglichkeit dazu zu stoßen. Wir treffen uns immer um 18 Uhr im UFO. Auf unserem Blog findet man noch die aktuellen Stände zu den Projekten – etwas detaillierter und auf Facebook sind wir auch erreichbar.
:Sarah Tsah
Info:Box
Interessiert? Wer eigene Ideen oder Fragen zum Thema Umweltschutz hat, kann sich dem Treffen jeden ersten Dienstag im Monat anschließen. Der Arbeitskreis trifft sich um 18 Uhr im Universitätsforum Ost. Weitere Infos gibt es unter nachhaltigkeitsforum.wordpress.com und über Facebook www.facebook.com/NachhaltigkeitsforumRUB