„Du nimmst keine Zwiebel? Die stinken ja auch und du nicht!“ So begann ein Flirtversuch in einem Imbiss, aber so hörte er auch auf. Es ist nicht leicht, die passenden Worte zu finden, um einen Menschen  kennenzulernen, besonders in der Öffentlichkeit. Gibt es kleine Hilfestellungen, um einen Korb zu vermeiden? Was sollten wir besser nicht sagen, wenn wir einem Menschen näherkommen möchten? Die :bsz hat sich umgehört und ausprobiert.

Die Uni ist der beste Ort, um jemanden kennenzulernen: Hier findest Du Studis in Deinem Alter und idealerweise passend zu Deinem Intellekt. Gefällt Dir eine Person aus einem Kurs, dann setz Dich neben sie, verwickle sie in ein Gespräch, wie die Dortmunder Theologiestudentin Lea; sie malte ihrem Schwarm lustige Smileys in seinen College-Block und so begann dann eine langjährige Partnerschaft.

Aufdringliche Tänzer im KulturCafé bei den Fachschaftspartys sind hingegen out, da waren sich alle Befragten einig. Kreativität ist gefragt. „Du hast so große Augen wie ein Meerschweinchen“ klingt zwar blöd, prägt sich aber ins Gehirn ein, erinnert sich Katharina zurück. Die :bsz konnte beobachten, dass eine beliebte Variante des Flirten das Necken ist: „Du sprichst komisch.“ „Du bist sehr kariert.“ „Du bist zu groß für ein Mädchen.“ Tatsächlich haben diese kontextlosen Sätze Früchte getragen und die Personen blieben im Gespräch.

Lauschen ist zwar unhöflich, dennoch effektiv. Lauschst Du einer Unterhaltung zweier Personen, bei der Du mindestens eine gut findest, kannst Du Dich vorsichtig einmischen und Deinen Senf dazugeben – zumindest lernten sich Simon und Martina so kennen.

Wie ich Deine Mutter kennenlernte?

Die Serie „How I Met Your Mother“ hat das Single-Leben extrem beeinflusst. Ob in der Bochumer Innenstadt oder in diversen Heimbars und Akafö-Lokalitäten, das Spiel „Kennst Du…?“ wird immer wieder gespielt. Personen, welche die Serie kennen, sind zwar meist gelangweilt; wer sie nicht kennt, geht aber darauf ein. Wie funktioniert es? Hierzu klopft Deine Begleitung der Person Deiner Wahl auf die Schulter und fragt sie, ob sie Dich schon kenne und lässt Euch allein. Stellt sich nur noch die Frage, wann wir die ersten Leute in Taucheranzügen in der Cafete sitzen sehen werden.

:Katharina Cygan

Bild: Läuft beim Studienkreis Film im Vorweihnachtsprogramm: David Leans „Doktor Schiwago“, Studienkreis Film (SKF): „Doktor Schiwago“ als Weihnachtsfilm Foto: Metro-Goldwyn-Mayer

Beim SKF steigt am Donnerstag das cineastische Begleitprogramm zur rot-rot-grünen Revolution in Thüringen: Mit der bolschewistischen Umwälzung zerbröseln in David Leans „Doktor Schiwago“ selbst zu Weihnachten Besinnlichkeit, Bürgerlichkeit und Balz. Bedauerlich und brandaktuell.

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Bild: Der Kowal und der Marock: Zwei harte Jungs formen Worte zu Gold. , Lesung: Eier aus Stahl, Worte aus Gold Foto: Lukasz Laski / Marek Firlej

Samstagabend. Lesung im Café Banane. Die Autoren sitzen gekämmt im Hemd am kleinen runden Tisch. Auf ihm erfrischende Getränke und zahlreiche bedruckte Blätter. Klingt spießig? War es aber nicht. Im Gegenteil: Heavy Metal in Worten boten die zwei harten Bochumer Kerle Łukasz Łaski (aka Der Kowal) und Marock Bierlej vergangenes Wochenende in Dortmund.

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Bild: Bilbo Beutlin, Titelheld der Hobbit-Trilogie. , Jetzt im Kino: „Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere“ Bild: Elisa Gallion, deviantart.com (CC-BY-NC-3.0)

Peter Jackson ging mit „Der Herr der Ringe“-Trilogie in die Filmgeschichte ein. Nun läuft der letzte Teil der Mittelerde-Saga von J. R. R. Tolkien in den Kinos. „Die Schlacht der fünf Heere“ begleitet den Hobbit Bilbo Beutlin und seine Gefährten, die von dunklen Mächten bedroht werden und in Konflikt mit Verbündeten gelangen. Es erwarten Euch epische Kämpfe um Macht, Reichtum, Freundschaft und Liebe.

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Bild: Beobachtet und wacht: Der Nimbus der Düsternis macht Batman seit 75 Jahren zum beliebtesten DC-Helden., 75 Jahre Batman: Superheld oder Antiheld? Illustration: Admira Vijaya

Der dunkle Ritter erhebt wieder seine Schwingen über dem verbrecherischen Moloch der Großstadt! Der Comicverlag Panini Comics hatte den 28. November anlässlich des 75. Geburtstags von Bruce Waynes Alter ego zum Batman-Tag ausgerufen. An diesem Tag sollte die spätestens seit Christopher Nolans Film „The Dark Knight“ von 2008 ins Unzählbare angewachsene Fanschar in die Comicläden gelockt werden, um zu erfahren, dass der düstere Held auch auf bunten Hochglanzpapierseiten eine gute Figur macht. Grund genug für uns, sich ein paar Gedanken zum Fledermausmann und seiner Geschichte zu machen.

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Bild: „Stilles Land“: Andreas Dresens Film über den Mauerfall und „Warten auf Godot“ bei den 4. Wende-Filmtagen in Bochum., 4. Bochumer DEFA-Filmtage im Endstation Kino über die Revolution 1989/90 Foto: DEFA-Stiftung, Michael Loewenberg

Aufbruch und Resignation: Filme wie Andreas Dresens „Stilles Land“ oder Frank Beyers „Der Verdacht“ fangen bei den 4. Bochumer DEFA-Filmtagen vom 3. bis 7. Dezember die Umbruchphase von 1989/90 ein – die letzten Filme der DDR, die zugleich das Ende des SED-Regimes aufgreifen. Filmwissenschaftler der RUB gaben in Einführungen und Filmgesprächen spannende Hintergrundinfos.

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Bild: Das Blut auf der Klinge wird nicht trocknen! Martialische Illustrationen prägen „Darkness over Cannae“., Romandebüt „Darkness over Cannae“ zeichnet Hannibals größte Schlacht nach Illustration: © Jenny Dolfen

Nicht nur mit einer Armee überwand er die Alpen, sondern sogar mit Elefanten. Der Name Hannibal ist vor allem mit dieser logistischen Meisterleistung verbunden. Der karthagische Feldherr besiegte die überrumpelten Römer darauf in mehreren Schlachten. Die berühmteste, die Schlacht bei Cannae 216 v. Chr., hat Jenny Dolfen in ihrem Romandebüt „Darkness over Cannae“ bildgewaltig inszeniert – und das im Selbstverlag.

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Bild: Das beeindruckende Cover von "Sintflut", „Sintflut“ von Pona/Hervás Millán: Aufwändige Unterwasser-Action Splitter-Verlag

Die Kontinente sind im nie endenden Regen untergegangen. Warum, weiß niemand. Es spielt auch keine Rolle, denn an Bord von U-Booten und in Städten am Meeresgrund geht das Leben weiter. Und damit auch das Kämpfen, wie es nun mal in der menschlichen Natur liegt. Auch wenn manche Gestalten nach Generationen im Wasser mit Menschen nicht mehr viel gemein haben…  Der Doppelband „Sintflut“ von Nicolas Pona (Text) und Jesús Hervás Millán (Zeichnungen) erzählt eine packende Geschichte in einer fantastischen Welt.

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Bild: Bester Doku-Film: „Nadeshda“ über das Leben und die Träume einer Roma-Familie in Bulgarien., Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets: Die RUB überzeugt als Hauptdarstellerin Foto: Anna F. Ewert & Falk Müller

Eine märchenhaft anmutende Flucht vor dem grauen Betonklotz in die Querenburger Natur überzeugte die Jury des diesjährigen Blicke-Festivals im Endstation-Kino in Langendreer vom 19. bis 23. November: Nico Joana Webers „Markasit“ wurde mit dem Spielfilmpreis Ruhr ausgezeichnet. Der Preis für den besten Dokumentarfilm ging an „Nadeshda“, in dem authentisch das Leben einer Roma-Familie in Bulgarien geschildert wird.

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Bild: Überall leere, metallene Gesichter: Der Codex Roboticus zwischen düsterm Comic und Dokumentation., Buchrezension: „Codex Roboticus“: Als die Maschinen beinahe den Menschen ablösten Bild: Das Wilde Dutzend Verlag

Der Golem ist Geschichte. Der Prometheus „steigt aus dem Lichtbogen des Verstandes hervor. Er ist ganz Industrie, und seine Ordnung ist auch die Ordnung der neuen Welt.“ Besessen von dieser Idee baute Dr. Stanislaus Schwenck, Pferdeveterinär im Ersten Weltkrieg, Somnambulist und Drogen konsumierender Kriegstreiber, in den 1920er Jahren transhumane Kampfmaschinen. Er löste die Grenze zwischen Mensch und Maschine auf. Die Frage nach der Moral hinter diesem Handeln brachte den irren Doktor noch mehr um den Verstand. Sie – und nicht nur sie allein – wird auch die LeserInnen beschäftigen.

Die Aufzeichnungen des ominösen Arztes gingen durch okkulte und studentische Hände, stets verdeckt in zwielichtigen Kreisen. Der „Codex Roboticus“ versammelt Fotografien, Tagebucheinträge und Militärdokumente aus Schwencks Nachlass wie auch frühneuzeitliche Quellen und Illustrationen aus späteren Nachdrucken. Das eindrucksvolle Bildmaterial hat auf jeder Seite eine beklemmende Wirkung.

„Aber die Maschine machte sich Masken und verbarg sich unter den Menschen.“ Cyborgs in der Weimarer Republik? Konnte so ein Projekt tatsächlich über die verwirrten Skizzen eines kranken Geistes hinausgehen? Die Fotos zeigen eindeutig den klobigen Roboter auf nebelbedecktem Kopfsteinpflaster. Neben den groben Skizzen finden sich technische Blaupausen. Überall diese leeren, metallenen Gesichter. Aus den Tagebucheinträgen wird ein düsterer Comic, als sei es eine Szene aus einem schlechten Drogentrip. Ein Comic? Oder hat es diesen Schwenck wirklich gegeben? Was macht der Professor, der das Vorwort verfasst hat, genau?

Dokumentation, Bildband, Erzählung? Alles davon!

In einer Welt wie der heutigen, in der Wissen und Fiktion so gut ineinandergreifen und einander befruchten können wie noch nie, in der ein Kunstwerk schon lange nicht mehr auf ein Medium beschränkt sein muss, scheint es, dass wir in den Kategorien von Buch, Bild, Film, ja, sogar in Textgattungen wie Roman und Essay festgefahrener sind denn je. Und dann kommt Jens Maria Weber mit einem Buch wie dem „Codex Roboticus“ daher und präsentiert eine mutige, unglaublich aufwändige und in höchstem Maße kreative Umsetzung eines faszinierenden Stoffes.

Mit jeder Seite fragt man sich mehr, was für eine Art Werk man in den Händen hält. In dem Maße, wie dieses Buch mit seiner bloßen Existenz für die Aufhebung von Grenzen zwischen Formen der Darstellung, zwischen wahr und erfunden einsteht, warnt die Geschichte vor der Aufhebung der Grenzen zwischen Mensch und Menschgemachtem.

:Marek Firlej

Jens Maria Weber: „Codex Roboticus“
Das Wilde Dutzend Verlag. November 2014.
95 Seiten, 24,95 Euro.