LITERATUR. Der ehemalige Chefredakteur der „Cumhuriyet“ Can Dündar las beim Festival Literatürk aus seinem Buch „Verräter“.
LITERATUR. Der ehemalige Chefredakteur der „Cumhuriyet“ Can Dündar las beim Festival Literatürk aus seinem Buch „Verräter“.
Weltkunstschau. Die :bsz scheute keine Kosten und Kilometer und reiste zur 57. Ausgabe der Biennale di Venezia, um sich selbst ein Bild der Seerepublik und ihrer beherbergten Schätze zu machen.
Das Kunstjahr 2017 neigt sich dem Ende.
VIVA ARTE VIVA! Wie ein Kampfschrei klingt das diesjährige Motto der Biennale. Kein Zustand wird hier bezeichnet, sondern ein Weckruf in die Welt geworfen, der nach neuer, lebendiger, eigenständiger Kunst trachtet. Gefaltete Hände, Hände am Kinn, Hände an blitzenden Selfie-Kameras – neben der manuellen Sozialstudie von AusstellungsbesucherInnen interessiert uns aber vor allem: Wie hat Centre-Pompidou-Chefin Christine Macel die künstlerische Direktion der 57. Biennale gehandhabt? Intellektuelles Interpretieren oder anästhesierende Ästhetik-Keule?
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:Die Redaktion
Weltausstellung. Andiamo, amore mio, wir fliegen nach Venedig. Das Kunstjahr 2017 endet für uns mit der wohl pompösesten aller Ausstellungen: der Biennale. Bis zum 26. November ziert die Weltkunstschau noch das venezianische Stadtbild.
Literatur. Manuskript in der Schublade – und wohin jetzt damit? Das Projekt „Literaturagentur“ unterstützt die Veröffentlichung.
Lesung. Die junge Autorin Fatma Aydemir las beim Literatürk Festival im Bahnhof Langendreer aus ihren Debütroman „Ellbogen“.
Porträt. Pop ist plump, Pop besteht aus vier Akkorden pro Song? Dass dem nicht so ist, beweist die Bochumer Combo Figur Lemur mit ihrem innovativen Sound, zu hören auf der neuen Platte „Lemurensöhne“.
Modern, selbstkritisch, divers: So in etwa könnte man die Sechser-Truppe beschreiben, die nun mit ihrem Erstling nicht nur die gängigen Streamingportale, sondern auch die Bühne stürmen – und das mit dem gewissen Rock-Rotz-Charakter, den eine gute Liveband ausmacht. Die Lemurensöhne, wie sie sich und die Platte nennen, studieren teilweise in Bochum und proben auch dort in einem ästhetischen Betonbunker. Mit uns haben sie über die Pflicht Kunstschaffender, sich zu Politik zu positionieren, ihren eigensinnigen Sound, Neuanfänge und erträumte Slots auf Festivals gesprochen.
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:Die Redaktion
Porträt. Wie es sich anfühlt, seine erste Platte herauszubringen? „Derbe geil!“ Mit „Lemurensöhne“ sagt die Popband Figur Lemur, unter anderem mit dreifacher RUB-Beteiligung, dem derzeit gängigen 08/15-Pop den Kampf an.
Film. Das Medienprojekt „gestern. heute. morgen.“ begleitet junge erwachsene Geflüchtete in Bochum dabei, wie sie ihre im Herkunftsland gefassten Lebensentwürfe umsetzen können und zeigt welchen Herausforderungen sie gegenüber stehen.
Literatur. Sven Hensel studiert Germanistik und Komparatistik an der RUB und qualifizierte sich für die deutschsprachigen Poetry Slam-Meisterschaft in Hannover. Für die :bsz erzählt Sven, wie er anfing zu slammen und wie sein Leben als slammender Poet aussieht.
Mit Poetry Slam verbindet man häufig Locations wie kleine Kneipen oder Jugendzentren. Am Wochenende durften die LiveliteratInnen bei den deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften in Hannover aber auf der großen Bühne des Opernhauses stehen. Das war auch für Sven Hensel, Germanistik- und Komparatistik-Student der Ruhr-Universität Bochum etwas Besonderes: „Da haben vor dem Teamfinale noch Dirigenten mit ’nem Orchester geprobt und da gehen sonst nur piekfeine Leute hin.“ Poetry Slam würde dadurch solche Orte auch nahbarer für die breite Gesellschaft machen, so Sven weiter. „Ein bisschen Globe-Theatre-Style, Shakespeare und so“, schiebt er noch hinterher. Dass Poetry Slam tatsächlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, zeigt auch die Eröffnung des Einzelwettbewerbs durch Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil. Insgesamt besuchten knapp 10.000 BesucherInnen die verschiedenen Veranstaltungen im Rahmen der Meisterschaften in Hannover.
Im Einzelwettbewerb hat Sven das Finale knapp verpasst und schied bereits in der Vorrunde aus. Dafür zog er im Teamwettbewerb, bei dem mehrere SlammerInnen zusammen performen, mit seiner Teampartnerin Kim Catrin überraschend ins Finale ein: „Wir hätten darüber nicht glücklicher sein können. Wir konnten zu keinem Zeitpunkt verlieren, sondern nur rausfliegen“ erzählt Sven. Insgesamt fühle er sich in seinem Kurs bestätigt. Er wolle keine „Billopointen von Jodel“ in seinen Texten verwenden, um „’ne 9,4 statt ’ner 8,2“ zu bekommen.
2014 fing Sven zu slammen an. Er kann sich noch gut an seinen ersten Slam erinnern: „Mein erster Auftritt bei einem richtigen Poetry Slam war im Taranta Babu beim Wohnzimmerslam und ich wurde Vorletzter, weil mein Text schlecht und ich nervös war. Nur einer landete im Punktefeld noch hinter mir, weil er stockbesoffen einen romantischen Text versucht hatte, der leider nur ein Versuch blieb.“ 2015 errang er den Titel des U20-NRW-Slam-Meisters und weitere Meisterschaftsteilnahmen folgten. Dieses Jahr hat er sein erstes Buch veröffentlicht: „Aufhause: Von Zugvögeln und Fernverkehrern.“ „Ich kann meinen Eltern jetzt sagen, dass ich Autor bin und sie glauben es mir, weil sie ein Buch von mir haben“, kommentiert Sven seine Veröffentlichung. „Mein Bruder hat mich von Anfang an aber unterstützt, sogar, als ich noch echt nicht angenehm anzuhören war. Er hat trotzdem am lautesten geklatscht.“
Für Sven ist Poetry Slam ein Veranstaltungsformat, das alles verbindet, was er an Bühnen schätzt: Aufmerksamkeit, Reichweite, Politisierung und Selbstbestimmung. „Wenn man Slam nur als Comedy für drei Euro betrachtet und deshalb hingeht, dann find ich das immer schade.“ Neben dem Tourleben organisiert und moderiert Sven in Dortmund den Wohnzimmer-Slam. Den Slam, mit dem seine Laufbahn 2014 begann.
:Andreas Schneider
Gewinn:Spiel
Bock aufs Buch? Schickt uns bis zum 15. November eine Mail mit dem Betreff „Hensel und Grätel“ an redaktion@bszonline.de
Musik. Punkabilly, Stoner- oder Sleaze-Rock gibt es am 3. November beim „Turbofest ’17“ in der Bochumer Trompete zu hören.
Ungepflegtes Haar, zerschlissene Lederjacken, spontan dahin gestochene Tätowierungen und eine stolze Underdog-Mentalität mit Dosenbier in der Hand. So ließe sich in etwa die konkrete Ästhetik der Sleaze-Rock-Bands zusammenfassen, mit der sich musikalische RebellInnen Ende der 80er bis Mitte der 90er-Jahre mit einer Prise Punk vor allem in Skandinavien von dem abgrenzten, was im Gewand von AC/DC und Co. bereits zum Reihenhaus-Rock degenerierte.
An diese Tradition knüpfen auch die Herren von Loveshocks an. Punk ’n’ Sleaze heißt die Mischung aus Punk, 80er-Rock und 70er-Glam, mit der die Bochumer zuletzt in der Essener Freak-Show auftraten und nächstes Wochenende beim Turbofest die Trompete beschallen werden.
Damit stehen sie in guter Gesellschaft: Zu Gast in Bochum ist auch die Punk ’n’ Roll-Formation Johnny Firebird. Die Regensburger heizten schon als Vorband von Punk-Größen wie Slime oder Turbostaat größeren Locations ein.
Auf noch höhere akustische Ebenen heben Scumbag Millionairs diesen Mix. Denn auch die vier Jungs aus Schweden folgen dem klassischen Punk-Imperativ, dem Spaß-Stau im Korsett aus Lohnarbeit und Konsum lärmende Gitarrenriffs und wütende Slogans entgegenzuschmettern (das selbst auferlegte Etikett für die nötige Abgrenzung: High Energy Action Punk).
Soviel Rock aus der 80er- und 90er-Retrokiste kann dann nur noch mit einer Stoner-Rock-Band abgerundet werden. Und dies besorgen die Alternative-Stoner Mowah aus dem Ruhrgebiet, die im letzten Jahr beim Campus Newcomer-Wettbewerb gekürt wurden. Ein Line-Up also, das eine laute Wiederbelebung alter Pfade des alternativen Rock/Punk und einen Flair abseits des stumpfen Mainstreams im Herzen des Bermuda3Ecks verspricht. Alte, zerschlissene Lederjacken absolut willkommen. Ranzige Retromanie eben – falls das denn noch ein Etikett benötigt.
:Benjamin Trilling
Zeit:Punkt
Turbofest ’17, Freitag, 3. November,
20 Uhr. Die Trompete. Eintritt 13,80 Euro.