Bild: Beschäftigte sich bereits ausführlich mit der zur Neuen Rechten gehörenden IB: Skandinavist Julian Bruns im Bochumer Blue Square. , Aufklärung: Identitäre Bewegung in Bochum Foto: juma

Neue Rechte. Sie sind jung, sie versuchen, hip zu sein und Aktionismus wird großgeschrieben. Die rechtsextreme „Identitäre Bewegung“ (IB) agierte zuletzt verstärkt in Bochum. Im Blue Square informierte Julian Bruns vergangenen Mittwoch über die Szene und ihre Methoden.

Über Nacht tauchten sie auf: Flyer und Plakate. Nach Funden in Langendreer und in Weitmar vor zwei Wochen, auch auf dem Campus der RUB. Ein zunehmendes Problem, worüber Aufklärungsbedarf zu bestehen scheint. Anders ist die Vielzahl der Interessierten nicht zu erklären, die vergangenen Mittwoch im Blue Square dem Vortrag des Skandinavisten und Experten für die IB, Julian Bruns von der Universität Wien, beiwohnten. Dieser referierte über Entstehungsgeschichte, Struktur sowie Aktionen des hauptsächlich aus Jüngeren bestehenden Zweig der Neuen Rechten. 

Die ursprünglich aus Frankreich, über Österreich kommende Gruppierung hebt vor allem Schlagworte wie Identität und Ethnopluralismus hervor. Letzterer sei laut Bruns ein „modernisierter Rassismus“. Jede Kultur habe seinen bestimmten geographisch verortbaren Platz, zudem sie gehöre, seien im Weiteren jedoch insgesamt gleichwertig. Jeder Konflikt entstehe dadurch, dass sich Kulturen vermischen: „Da ist man wieder beim alten Blut- und Bodendenken“, so Bruns, der einer der drei AutorInnen der Publikation „Die Identitären – Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa“ ist. Das Schlagwort Identität hingegen eigne sich Bruns zufolge gut für propagandistische Zwecke, sei es doch eine „wunderbare Projektionsfläche“, eine Frage, die die IB bewusst offenließen. 

Popkultur als Waffe

Essentieller Teil des modernisierten rechtsextremen Selbstverständnisses der Identitären seien laut Bruns der Aktionismus und die Außendarstellung. Als sogenannte Nipster (Nazi-Hipster) bedienen sie sich bekannter Popkultur und nutzten zumeist von Linken verwendete Aktionsformen wie Hausbesetzungen. Als Plattform für die Verbreitung ihrer Ansichten nutzen sie vor allem das Internet: „Facebook ist das allerwichtigste Medium für die Identitären.“ Dort werden unter anderem Videos der Aktionen geteilt und sich vernetzt. Doch auch andere Social-Media-Formen „nutzen sie ganz eifrig.“ Oder eben auch offline Plakate und Flyer. Dies und die Tatsache, dass sie wie ein Franchise-Unternehmen auftreten, macht die IB so interessant für all jene, die „sich nicht politisch und nicht rechts bezeichnen würden“, oftmals aus dem universitären Bereich. 

Obwohl unklar ist, wie groß die IB europaweit tatsächlich ist, stellen der österreichische Ableger zusammen mit der französischen „Génération identitaire“ schon einen großen Teil der transnational vernetzten AnhängerInnen der Bewegung. 

 Positive Rückmeldung

Geladen zu der Veranstaltung, die aufgrund der Folgen der Witterungsbedingen verspätet begann, hatten die DGB Jugend, die Juso Hochschulgruppe, GRAS und Linke Liste (LiLi). Letztere habe die Kooperationsveranstaltung damals vorgeschlagen. Geplant wurde dies allerdings schon vor den jüngsten Vorfällen auf dem Campus. Mit über 100 GästInnen war man sehr zufrieden: Mit der Menge der Menschen habe man trotz zahlreicher Online-Zusagen nicht gerechnet, so Jasmin und Lilli (Jusos). LiLi-Vertreter Cristian lobte vor allem die „sehr gute Zusammenarbeit mit GRAS, den Jusos und dem DGB“. 

:Andrea Lorenz

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Senat. Kontroversen in Bezug auf die neue Satzung der Professional School of Education (PSE)? Der Senat berät über die konkreten Inhalte.

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Bild: Lässt heutzutage neben Weisheiten viel Geld regnen: der wahre Erasmus von Rotterdam. , 30 Jahre ERASMUS oder: Wie ich mein Auslandssemester plane

Studium. Wer im Ausland studieren möchte, kann über ERASMUS+ der EU in vielen EU-Staaten studieren – in Bochum seit 30 Jahren.

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Bild: Blumige Wand: Die PhönizierInnen der Moderne lenken die Neuerzählung in der Zeche 1. , Ödipus-Stoff in der Zeche 1 Foto: John Sander

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Bild: Einen Blick über die Schulter: Neben Portraits konnten Interessierte auch einen Blick hinter die Kulissen der Studiobühne werfen., Festakt zum 50-jährigen Jubiläum des MZ nicht ohne Kritik Foto: lor

Campus. 100 Semester Musisches Zentrum (MZ) wurden vergangenen Donnerstag mit einem Festakt auf der Studiobühne gefeiert – und die neue Satzung zuvor im Senat abgestimmt. Ergebnis: Studentische Programmpartizipation und ein neues Ressort. 

„Wir haben hier gewohnt. Wenn wir gerade nicht in Vorlesungen oder Seminaren gewesen sind, waren wir hier“, erzählt Ortrud Kabus, kommissarische Leiterin des Bereichs Bildende Kunst, im Hinblick auf ihre Studienzeit an der RUB und dem MZ. 100 Semester MZ, das sind 50 Jahre Heimatgefühle für zahlreiche Generationen, die sich in Musik, Theater, Bildende Kunst und Photographie finden konnten – mit der geplanten Reduzierung auf drei Säulen (:bsz 1127) brodelt es allerdings im Tempel der Musen. 

Im Fokus standen bei den Feierlichkeiten am 29. Juni die Kunstschaffenden und ihre Werke. Im Rahmen des offenen Ateliers gab es Neues und Altes zu sehen und zu hören: Ausstellungen, eine Hörstation mit Mitschnitten aus 50 Jahre Universitätsmusik oder Führungen hinter die Kulissen der Studiobühne und rauf zur kürzlich neu installierten L-Welt (:bsz 1125). Workshops wie eine Radierdemo sowie analoge Schwarzweißprints luden zum Ausprobieren ein. 

Nicht nur alles heiter 

Trauerflors und ein Kondolenzbuch symbolisierten Kritik von ProtestlerInnen am neuen Bereich „Künstlerische Gestaltung und visuelle Medien“. Während der Begrüßungsansprache der MZ-Direktorin, 

Dr. Anette Pankratz, stellten sich zwei Protestierende mit einem Transparent auf die Bühne: „MZ Fotografie darf nicht sterben“. Stellvertretend für die Protestgrupp äußerte sich Studi Jonathan Bruns: „Für uns wird ein Stück Heimat an der RUB verloren gehen.“ Kritisiert wurde neben der Inkorporation der Fotographie und der Bildenden Kunst in einen Bereich auch die Informationspolitik seitens der Verantwortlichen. Zusätzlich überreichten sie der Kanzlerin Dr. Christina Reinhardt eine Petitionsliste mit 200 gesammelten Unterschriften (:bsz 1129).

Diese nahm sofort Stellung: Sie lobte das Engagement, da es zeige, dass „diese Universität lebendig ist“. Es sei jedoch sehr unwahrscheinlich, dass die Uni nun zurückrudern würde. Der Grund: „Der Universität geht es nicht schlecht. Aber es ist so, dass wir in den letzten Jahren – im Grunde seit den Nullerjahren – was den Landeszuschusshaushalt angeht, doch immer wieder geschröpft worden sind. Das hat im letzten und vorletzten Jahr dazu geführt, dass wir in den Fakultäten 150 Stellen einsammeln mussten. Das machen wir über viele Jahre, es wird keiner entlassen. Aber das ist einfach, weil der Personalhaushalt der Ruhr-Universität strukturell unterfinanziert ist.“ 

Studentische Partizipation? 

Nach der Stellungnahme ging das Programm wie geplant weiter:: Neben Konzerten des Ensembles Unibrass und des Holzbläserensembles hielt Stephanie Abben, ehemalige RUB-Studentin und nun renommierte Künstlerin, die Festrede. Das MZ-Jubiläums-Quiz mit vier Studis sorgte für Lacher im Publikum. Nebenbei spielten die Studis auf die am selben Tag vom Senat beschlossenen Satzungsänderung an: Neben dem neuen Bereich werde eine studentische Programmkonferenz gegründet. Vier VertreterInnen der Fachschaften (je eine Reihe) sowie drei des Musischen Zentrums (für jeden Bereich) und einE AStA- StellvertreterIn wählen eineN SprecherIn, welcheR Teil des Vorstandes sein wird. Dieser Vorstand besteht aus den Ressortleitenden sowie der Direktorin des MZ. 

:Andrea Lorenz

Lest dazu den Kommentar unseres Redakteurs Frederik Herdering.