Was darf Comedy? Ein ewig währender Diskurs
Was darf Comedy? Ein ewig währender Diskurs
Arrr! Wer von uns hat nicht schon einmal in einem Hollywoodstreifen diesen Laut aus dem Mund eines alten Piraten mit Augenklappe und Metallkralle anstelle einer abgehackten Hand gehört? Ob die Seeräuber damals wirklich alle Holz am Bein und Papageien auf der Schulter hatten, darf bezweifelt werden, denn vergangene Zeitalter werden in Hollywood ja gern etwas übertrieben dargestellt – und Hinweise zu den Fundorten ihrer versunkenen Schätze haben die Freibeuter wohl auch nicht immer hinterlassen. So gibt es nur einen einzigen als gesichert geltenden Fall, in dem ein Seeräuber tatsächlich eine Schatzkarte anfertigte, nämlich den des Piraten William Kidd, der im 17. Jahrhundert lebte. Piraterie war vermutlich auch damals schon das, was sie auch heute noch ist: ein schweres Verbrechen.
Der Kult um die Seeräuber jedoch lebt noch heute in Romanen, Filmen und Videospielen fort und inspirierte zwei Amerikaner im Jahr 1995 dazu, den 19. September zum „Sprich-wie-ein-Pirat-Tag“ ins Leben zu rufen. Die Idee verbreitete sich rasch, sodass inzwischen sogar Facebook die Option anbietet, die Seite in der „Piratensprache“ anzeigen zu lassen. Na dann, hoch das Rumglas!
2007 erschien der politische Essay „Der Aufstand, der kommen wird“ («L‘Insurrection qui vient»). Ein Jahr später begannen die Verwerfungen der Wirtschafts- und Währungskrise, das politisch wie ökonomisch auf Sand gebaute Potemkinsche Dorf Europa fast zum Einsturz zu bringen. Dennoch wird bis heute von denen, die noch können, fleißig weiter konsumiert, und die DissidentInnen harren dem Aufstand wie in Samuel Becketts berühmtestem Drama Estragon und Co. Godot. Damit ist nun Schluss: Seit dem 2. Mai ist im Programmkino-Hit „Der Tag wird kommen“ («Le grand soir») von den französischen Kult-Regisseuren Benoît Delépine und Gustave Kervern („Louise hires a contract killer“ [2008] und „Mammuth“ [2010]) zu sehen, wie praktizierter Punkismus den Aufstand antizipieren kann.