Bild: Im Dunkeln kommen, im Düstern gehen. An der Uni fühlt man sich gerade jetzt nicht überall sicher. , Der Weiße Ring: Opfer sind nicht alleine mit ihren Ängsten Foto: kac

Im Wintersemester kommen viele von uns im Dunkeln zur Uni und gehen im Dunkeln. Ist man an dem Campus wirklich sicher?  Sei es auf einer Party, im Wohnheim oder schlicht auf schlecht beleuchteten Wegen oder Haltestellen – oft ­genug widerfahren den Studierenden unange­nehme Übergriffe. Die :bsz informiert in dieser Ausgabe über mögliche Hilfe am Campus.

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Bild: Hier kicken vielleicht die großen Hoffnungen für die WM 2028., Das neue Deutsche Fußball-Museum in Dortmund im :bsz-Fan-Check Foto: Die Redaktion

Treffen sich ein S04-, BVB- und RWE-Fan und ein Metaller: Das Deutsche Fußballmuseum hat so viel Geld und Aufwand wie ein ganzes Sommermärchen gekostet. Ab sofort hat der neue Hochglanz-DfB-Tempel seine Türen für alle Fans geöffnet. Aber lohnt sich der Besuch?

Die :bsz hat für Euch ein auserlesenes scharz-gelb-blau-und rot-weißes Team hingeschickt. Ob Kommerz, viel Patriotismus oder überteuerte Eintrittspreise – lest in den verschiedenen Fan-Perspektiven inklusive der fuball-asketischen, ob das Museum einen Besuch wert ist.

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Bild: "Auch Ihr könnt großartige Projekte starten!": Die Bloggerin Karla Paul ruft zum Engagement für Geflüchtete auf, #BloggerFürFlüchtlinge: Internetprojekt bringt HelferInnen und Geflüchtete zusammen bk

Am Anfang waren sie zu viert, erzählt Literaturbloggerin Karla Paul. Vier BloggerInnen, denen die Nachrichten über rechte Demos und brennende Geflüchtetenheime so sehr auf den Magen schlugen, dass sie mit dem Projekt #BloggerFürFlüchtlinge ein Zeichen der Willkommenskultur und des Engagements setzen wollten. Das ist gerade einmal zwei Monate her – inzwischen haben sich über 2.000 HelferInnen dem Projekt angeschlossen. Auf der Frankfurter Buchmesse stellte sich die Gruppe vor.

„Das ist nicht mein Deutschland!“ Dieser Satz schoss Literaturbloggerin Karla Paul immer wieder durch den Kopf, wenn die Nachrichten von einer Welle der Feindseligkeit gegenüber Geflüchteten in Deutschland berichteten. „Ich wollte auf meinem Blog einfach ein Zeichen gegen Rechts setzen“ erinnert sich Paul auf der Frankfurter Buchmesse an die Anfänge des Projekts zurück. Schnell fand sie in ihrem Bekanntenkreis drei weitere BloggerInnen, die sich ihrem Aufruf anschlossen und je einen Blogeintrag verfassten, der zum Engagement für Asylsuchende aufrief und mit einem Spendenbutton verknüpft war. So wollten die vier BloggerInnen gemeinsam 4.000 Euro für verschiedene Hilfsprojekte sammeln – doch bereits drei Tage später waren 10.000 Euro zusammengekommen. „Außerdem standen da schon die ersten Zeitungen vor unserer Tür“ – erzählt Paul – das Projekt hatte sich in Windeseile im Internet herumgesprochen.

Zum Projekt gehört auch eine Facebookgruppe, in der mittlerweile über 2.000 AktivistInnen angemeldet sind. Gemeinsam haben sie bereits über 130.000 Euro an Hilfsgeldern für Geflüchtete gesammelt – viel wertvoller schätzt Paul aber die vielen anderen Aktionen ein, die sich aus dem Projekt heraus entwickelt haben. „Da gibt es zum Beispiel das Projekt #StartUpsFürFlüchtlinge. Das hat sich entwickelt, als einige Existenzgründer aus der IT-Branche zu uns gekommen sind und angeboten haben, Freifunk in Geflüchtetenheimen zu installieren.“ Einen ähnlichen Ansatz verfolgt eine Initiative von FriseurInnen, die ihre Dienste kostenlos den BewohnerInnen einer großen Geflüchtetenunterkunft in Hamburg anbot. Gerade solche Dienstleistungen hätten Paul zufolge einen unschätzbaren Wert: „Immerhin sind diese Flüchtlinge Menschen wie du und ich, von denen viele einen hohen Lebensstandard hatten, bevor sie fliehen mussten. Für die ist ein Zugang zum Internet genauso wichtig wie für uns.“

Andere Initiativen organisieren Spielstunden für Flüchtlingskinder oder sammeln altes Spielzeug. „Vor dem Hintergrund der Frankfurter Buchmesse möchte ich noch besonders die Initiative #AutorenFürFlüchtlinge hervorheben“, so Paul. Diese Gruppe von AutorInnen hat Geflüchtete nach ihren Erfahrungen befragt und ihre Geschichten in einem Buch versammelt – „um diesen Menschen einfach eine Stimme zu geben“, so Paul.

Es gibt also viele verschiedene Arten, auf die sich HelferInnen für Geflüchtete engagieren können – und zwar kostenlos. Paul betont, dass die vier BloggerInnen bislang keinen Cent in ihr Projekt investiert haben. „Und trotzdem haben wir so viele andere Leute motivieren können, etwas zu tun. Dabei haben wir vor allem das Internet genutzt – und waren glücklich darüber, dass das Wort ‚sozial‘ in den sozialen Netzwerken hier mal wörtlich zu nehmen war“ Wichtig sei vor allem, sich mit anderen HelferInnen zu vernetzen und die Talente der KooperationspartnerInnen zu nutzen, rät Paul den BesucherInnen auf der Buchmesse. „Ihr könnt großartige Projekte schaffen, wenn ihr die richtigen Leute findet – und euch dann auch mal traut, ihnen Aufgaben zu überlassen.“

"Irgendein Internetblogger hat uns auf die Liste der fünf Dinge gesetzt, die die Menschheit nicht braucht – diese Anekdote erzählt Kinderbuchautor Klaus Döring gerne, wenn er über seine Fußballmannschaft spricht – dabei hat sein Team die brasilianischen Kollegen mit 9:1 bezwungen und ist eines der Aushängeschilder des DFB. Hauptberuflich zeigen die Mitglieder der Autorennationalmannschaft, kurz Autonama, ihr Talent jedoch nicht am Ball, sondern mit Worten. Dass diese Kombination funktioniert, beweist eine Sammlung etwas anderer Spielberichte aus der vergangenen Saison von Borussia Dortmund, die von den kickenden Autoren verfasst und am Samstag auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wurde.

Nachberichte zu Fußballspielen gibt es viele – meist bringt die Rückschau auf den vergangenen Spieltag die Ereignisse kurz und knapp auf den Punkt, fokussiert auf nackte Daten, Ergebnisse und Zahlen. Die Spielberichte der Autonama entfernen sich bewusst so weit wie möglich von diesen Standards und verschweigen der LeserInnenschaft oft sogar das Endergebnis der kommentierten Spiele. Dass der BVB im Mittelpunkt der literarischen Betrachtungen steht, liegt an einer Idee des Hauptsponsors Evonik. Im Versuch, Literatur und Fußball einander näher zu bringen, sollten die Mitglieder der Autonama alle Heimspiele des BVB dokumentieren. Zunächst erschienen die Spielberichte unter dem Kolumnentitel „Wortsport“ im Netz, jetzt ist das Buch mit dem Titel „Man muss ein Spiel auch lesen können“ veröffentlicht worden. „Als wir das Angebot bekamen, den BVB eine Saison lang in dieser Form zu begleiten, war das für uns wie ein Heiratsantrag – dabei haben wir eigentlich alle andere Lieblingsvereine“, erzählt Moritz Rinke, der aktuell als Spielertrainer der Autonama fungiert.

Seine Mannschaft wurde im Jahr 2005 von Drehbuchautor Thomas Brussig gegründet und tritt seitdem immer wieder gegen Schrifsteller-Teams aus anderen Ländern an. Erst im September waren beispielsweise die Kollegen von der polnischen Autorennationalmannschaft in Dortmund zu Gast. Seit 2008 ist die Autonama das kulturelle Aushängeschild des DFB und wird von diesem mittlerweile jährlich in das „Kulturstadion“, den Stand der DFB-Kulturstiftung auf der Frankfurter Buchmesse, eingeladen. Philosophie auf der Tribüne Nachdem die Autonama dort im letzten Jahr ihre Eindrücke von einer Brasilienreise schilderte, ist nun die Rückschau auf die letzte Saison des BVB dran – eine dramatische Saison, in der sich der Verein über lange Zeit hinweg im Abstiegskampf wieder fand und deren Emotionalität durch den Rücktritt des langjährigen Trainers Jürgen Klopp noch verstärkt wurde. „Das war aber ein Glücksfall für uns. Ich glaube nämlich nicht, dass wir dieses Buch so gut hätten schreiben können, wenn wir über den FC Bayern geschrieben hätten. Was will man denn schon jede Woche über einen Verein schreiben, der immer gewinnt?“, fragt sich Lucas Vogelsang, der im Auftrag der Autonama die Partie Borussia Dortmund gegen den VfB Stuttgart kommentierten sollte. Sein Spielbericht geriet zu einer philosophischen Betrachtung des Massenphänomens Stadiontribüne, in der das eigentliche Spiel nur noch eine Randnotiz ist. „Da treffen sich zwanzigtausend Menschen, verschmelzen zu einer Wand und geben für neunzig Minuten ihre Identität auf. Das fand ich viel interessanter.“

Ein prominenter Fan der Autonama war an diesem Samstag ebenfalls im Kulturstadion zu Gast: BVB-Profi Nuri Sahin outete sich als Fan der kickenden Schriftsteller und lobte besonders eine Erzählung von Klaus Döring, in der das moderne BVB-Trainingsgelände in Brackel zum futuristischen Fußball-Raumschiff wird. „Als ich das gelesen hab, dachte ich mir nur so: Jap, genau so ist es.“ Genau wie Sahin plädierten auch viele der BesucherInnen für eine Fortsetzung der Wortsport-Kolumne. Ob es jemals eine geben wird, steht Moritz Rinke zufolge jedoch noch in den Sternen: „Wir wissen ja nicht, wann der BVB wieder so eine dramatische Saison spielen wird.“

Bild: Blankoboxen und bunte Steinchen: Piotr Milewski von Sirius Game Studios versorgt SpielautorInnen mit Rohmaterial. , Schwarmfinanzierung beschert Branche goldene Zeiten Foto: joop

„Niemand denkt bisher an die Designer“, sagt Piotr Milewski von Sirius Game Studios, deren Stand durch seine Unauffälligkeit aus dem Rahmen fällt. Wo andere Messeauftritte durch großflächiges Artwork, überfrachtete Auslagen und kostümiertes Verkaufspersonal punkten wollen, stehen bei Sirius nur schlichte rote und weiße Regale mit Blankoboxen und unbedruckten Schablonen darin und darauf. Das minimalistische Farbschema durchbrechen die kunterbunten Spielsteine, von denen ein paar Handvoll auf dem Tresen verstreut liegen. Das Gros der Holzwürfel und -zylinder, Häuschen und Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Figuren ist wie Süßigkeiten in einer Schüssel angerichtet.

Spielsteine, Marker, Pappkärtchen: Was das SpieldesignerInnenherz begehrt. Foto: joopSirius’ Sortiment soll SpielentwicklerInnen unter die Arme greifen, ihnen Rohmaterial für die eigenen Games geben. „Es gab einfach keine Möglichkeit, einen Prototypen von einem Spiel zu machen, und wenn man es dann dem Publisher schickt, sieht es scheiße aus“, sagt Milewski aus eigener Erfahrung als Spieldesigner. „Wir dachten uns, es  gibt sicher eine Menge Designer mit dem gleichen Problem.“

Also stieß Sirius in die ausgemachte Marktlücke, investierte mit seinen KollegInnen Erspartes, um Rohmaterial einzukaufen und produzieren zu lassen. Mit zehn Grunddesigns an Kartons, vorgestanzten Pappkarten und Dutzenden, verschiedenfarbiger Spielfiguren und Tokens ging es zur SPIEL, mit einer positiven Resonanz: „Die Leute lieben die Idee und auch die Designer haben angebissen.“

Groß und Klein setzt auf die Crowd

Es könnte sein, dass Unternehmen wie Sirius mit ihrem Angebot voll ins Schwarze treffen im viel beschworenen goldenen Zeitalter der Brettspiele, das die Branche gerade erlebt. Dies verdankt sie nicht zuletzt dem Katalysator von Crowdfunding-Plattformen wie Startnext, Indiegogo oder Kickstarter. „Das ist heute der Ort, um ein Brett-, Karten- oder Miniaturenspiel auf den Markt zu bringen“, sagt Luke Crane, Head of Games bei Kickstarter, der überall auf der Messe Leute trifft, die für ihre Spielefinanzierung den Schwarm nutzen. „Entweder haben sie ein Crowdfunding gemacht, machen es genau jetzt oder planen eines für die Zukunft.“

Auch große Verlage haben Kickstarter für sich entdeckt, und werben sogar damit. Foto: joopDieser Eindruck trügt nicht – auf den Internationalen Spieltagen in Essen, die am Sonntag zu Ende gingen, wimmelte es von schwarmfinanzierten Titeln. Die satirische Wirtschaftssimulation „Euro Crisis“ und das anspruchsvoll gestaltete spanische Rollen- und Kartenspiel „Faith“ (siehe unten) nutzten Crowdfunding, ebenso wie es aktuell die Runequest Gesellschaft e.V. tut, die die sechste Runequest-Edition ins Deutsche übersetzen will. Auf der Messe war das Projekt noch in der Fan-Phase, um genug Interessierte zu finden, bevor es in die Funding-Phase gehen kann.

Oft sind es Kleinverlage, viele davon neu gegründet, die ihre Erstlinge online finanziert haben. Aber auch große Verlage nutzen Crowdfunding-Plattformen, um Erweiterungen oder Übersetzungen zu finanzieren, und zu testen, wie hoch die Nachfrage für ein Spiel überhaupt ist. „Man kommt in direkten Kontakt mit der Fanbase“, sagt Crane. „Es ist eine gute Lösung für jeden, für Schöpfer jeder Größe.“

Rundumbetreuung für DesignerInnen

Wen aber das finanzielle Risiko und die Herausforderungen bei der Betreuung einer Crowdfunding-Kampagne abschrecken, kann sich professionelle Hilfe holen, zum Beispiel bei der Spieleschmiede. Die übernimmt vor allem sehr spezielle Spiele, die es schwer haben, Verleger zu finden, weil diese mit zu geringen Auflagen rechnen. Die Spieleschmiede bietet den GamedesignerInnen, mit denen sie einen Vertrag abschließt, die vollständige logistische Betreuung von Crowdfunding-Kampagnen von der Erstellung der Projektseiten bis zum Versand, und unterstützt mit professionellem Marketing und PR. 

Die Erfolgsquote von mithilfe der Spieleschmiede produzierten Games liegt zudem mit 90 Prozent weit über der Quote aller Spiele, die versuchen sich per Crowdfunding zu finanzieren. Dass sich die Spieleschmiede im Gegenzug für die Rundumbetreuung auch an den Einnahmen beteiligen lässt, verwundert da nicht. Es bleibt allen DesignerInnen selbst überlassen, ob so ein Angebot für sie sinnvoll ist oder sie doch alles selbst stemmen wollen.

:Johannes Opfermann

:bszockt – Weitere Artikel zur SPIEL

„Die Welt spielt in Essen“

Ein Paradies für Sammelwütige

„Da wird man zum Bad Banker“

Pokern gegen Weltraummonster

Bild: „Faith“-Designer Carlos Gomez gibt den Game Master: Die Demo-Spielrunde wurde beim Plündern eines Raumwracks von Weltraummonstern überrascht. , Rollenspiel: Bei „Faith“ haben Würfelorgien schlechte Karten Foto: joop

Dass Rollenspiel nicht immer etwas mit dem Rollen eines Würfels zu tun haben muss, beweist „Faith: The Sci Fi RPG“ (Role Playing Game). Statt Würfelpech gilt Kartenglück. 

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Bild: „Ich geh nach Brüssel“: Mit einer Karte lässt sich eine reformunwillige Regierungskoalition auswechseln. , Brettspiel: Beim satirischen „Euro Crisis“ geht es Krisenländern an den Kragen Foto: joop

Krisen sind gut fürs Geschäft. Komisch, dass da die boomende Spieleindustrie noch kein Spiel zur Eurokrise herausgebracht hat. Zu heikel? Dann müssen halt kleine Publisher in die Bresche springen. Der Doppeldenk-Verlag präsentierte auf der Essener SPIEL sein Erstlingswerk „Euro Crisis“.

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Bild: Francis Manapul gibt bei der Comic Action eine Signierstunde. , Ob Comicband oder Rollenspiel: Neben Neuheiten lockt auf der Spielemessen auch Ware aus zweiter Hand Foto: joop

Mit stapelweise Heften stehen Comic-Fans Schlange vor den Signiertischen der prominenten ZeichnerInnen, die im Akkord ihre Autogramme geben; manchmal gibt es sogar noch eine kleine Skizze oder Tuschezeichnung obendrauf. Bei der Comic Action sind nun zur Halbzeit der SPIEL von den limitierten, teils exklusiven Messeausgaben schon eine über den Tresen gegangen, aber sie sind nicht der einzige Grund für Comic-LiebhaberInnen sich hier umzuschauen. Auch die Wühltische und Kartons der Comic-Stände bieten SammlerInnen allerhand, von seltenen SuperheldInnen-Comics, alten Lustigen Taschenbüchern und Lucky Luke-Heften bis zu Mangas und Graphic Novels.

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Bild: Pen&Paper-Rollenspiele wie Das Schwarze Auge oder hier Pathfinder expandieren mit ihren Spielwelten auch das Brett- und Kartenspielsegment. , 33. Internationale Spieltage vom 8. bis 11. Oktober Foto: joop

Wären die Internationalen Spieltage selbst ein Spiel, käme die diesjährige Edition – bereits Nummer 33 – in einer noch größeren Box daher als letztes Jahr, denn sie braucht ja Platz für ein gewachsenes Spielbrett, mehr Figuren, Würfel, Kärtchen und sonstiges Zubehör, damit auch die vielen zusätzlichen MitspielerInnen am Spaß teilhaben können. Alles natürlich liebevoll gestaltet, hochwertig produziert, aber eben auch mit entsprechendem Preisschildchen versehen. Das gilt im Großen und Ganzen auch für die über tausend Spieleneuheiten, die bis Sonntag in den Essener Messehallen vorgestellt werden. Die 910 AusstellerInnen aus 41 Nationen – mehr als je zuvor – und nicht zuletzt die erwarteten 160.000 Spielebegeisterten, die auf den Spieltagen zusammenkommen, machen diese zu einem Event der Superlative.

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Bild: Wie erwartet kommt es in Bochum zur Stichwahl: Ottilie Scholz’ SPD-Nachfolger Thomas Eiskirch konnte keine absolute Mehrheit erlangen; von den Einzelbewerbern konnte nur Kassierer Wölfi einen nennenswerten Erfolg erzielen; die Mehrheit der BochumerInnen blieb jedoch am Sonntag den Wahllokalen fern. , Nach OB-Urnengang: Stichwahl am 27. September Quelle: votemanager.de; Grafik: mar

Bochum hat gewählt und es kommt wie erwartet zu einer Stichwahl zwischen dem Kandidaten der SPD, Thomas Eiskirch, und Klaus Franz von der CDU. Weil keineR der KandidatInnen die absolute Mehrheit erreicht hatte, wird in zwei Wochen ein weiteres Mal gewählt. Als Gewinner kann sich nur der Mann der CDU fühlen, der sein selbst ernanntes Ziel von 30 Prozent nur knapp unterbot (29,5 Prozent) – und der parteilose Wolfgang Wendland, der mit beachtlichen 7,9 Prozent auf Platz vier landete. Thomas Eiskirch von der SPD bekam zwar die meisten Stimmen (39,5 Prozent), fuhr aber für SPD-Verhältnisse ein schwaches Ergebnis ein. Monika Engel von den Grünen landete auf Platz drei. Die Nicht-WählerInnen stellten wieder einmal die Mehrheit: Die geringe Wahlbeteiligung (38,2 Prozent) sollte ein Weckruf für alle Beteiligten sein.So viel Auswahl wie in Bochum gab es sonst nirgends. Zur Stichwahl bleiben trotzdem nur zwei übrig. Foto: alx

Wölfi war „sehr erfreut“, Franz „rundum zufrieden“ und Eiskirch sah sich „mit wahrnehmbarem Abstand als Erster durchs Ziel gehen“. Die drei Kandidaten freuten sich über das Abschneiden bei der OberbürgermeisterInnen-Wahl in Bochum – und das, obwohl die meisten Stimmen wieder an die NichtwählerInnen gingen. Wie zu erwarten war die Wahlbeteiligung gering und lag mit 38,2 Prozent sogar unter dem Ergebnis der vorherigen Wahl 2009. Warum die Bochumer die Lust auf die Wahlurne mehr und mehr verloren haben? Diese Frage müssen sich die KandidatInnen selbst beantworten.

Wendland heimlicher Sieger

Während der Stimmenauszählung im Rathaus: Wolfgang Wendland (2. v. r.) schaut sich die Berichterstattung im WDR an.             Foto: marIntransparente und überteuerte Projekte (Musikforum), wiederholte Nachtragshaushalte, Millionenverluste mit Devisenhandel (Schweizer Franken) oder das berühmte Cross-Border-Leasing-Geschäft. Die Liste ist lang und kann sicherlich mit allseits bekannten Problemen wie maroden Straßenzuständen und schlechten Fahrradwegen erweitert werden. Einzig der parteilose Wolfgang Wendland kann sich als Gewinner fühlen, schließlich hat er vor der Wahl vor allem mit Transparenz und einer besseren Einbindung der BürgerInnen in die Stadtpolitik geworben. Sein Ergebnis mit knapp acht Prozent der Stimmen war beachtlich – und lag nur knapp unter dem der drittplatzierten Monika Engel von den Grünen, die bei der Stichwahl „selbstverständlich“ Thomas Eiskirch unterstützen wird. 

Verwirrung durch bunte Plakate?

Der Kandidat der SPD musste vielleicht auch für seinen „Chamäleon“-Wahlkampf Verluste einstecken, denn die WählerInnen wussten nicht genau, für was die SPD überhaupt stand. Die bunten Wahlplakate waren dabei eher verwirrend als hilfreich. Klaus Franz von der CDU holte knapp fünf Prozent mehr als sein Parteikollege bei der Wahl 2010, und kann sich insgeheim als Sieger fühlen. Ob die Wahlplakate in schwarz-orange, die sehr an das Albumcover von Franz Ferdinands Debüt-Album aus dem Jahr 2004 erinnerten, dabei eine Rolle spielten, kann nicht geklärt werden.  Wer auch immer am 27. September gewählt wird, muss vor allem die Nicht-WählerInnen wieder ins Boot holen. Da sollte parteiübergreifender Konsens herrschen. 

:Tim Schwermer