Eigentlich mag ich den Sommer, aber die deutsche Hitze ist ein ganz anderes Biest. Abseits des menschengemachten Klimawandels leiden wir hier größtenteils unter beschissener Infrastruktur und Politik. Schatten und Abkühlung? Gibt’s nicht, Bäume wurden abgeholzt und alles zuasphaltiert. Klimaanlagen? Niemals, das wär’ ja teuer!! Hitzefrei? Aber Schulpflicht und Arbeit! Und dann noch die kleinen Sachen wie Züge, die zu spät kommen und Personen, die bei dem Wetter das Fenster zu lange offen halten. Klar, ich liebe es, lebendig gebraten zu werden, während ich auf den Zug oder ein:e Dozent:in warte. Alter, mach das Fenster zu!!! Und damit: Frohe 36 Grad im Ruhrgebiet.

:ayem
Bild: Archiv

Sporadische Uploads, sinkende Aufrufszahlen und Insta-Posts einmal im Jahr. Was ist bei uns eigentlich los? Eine altbekannte deutsche Geschichte des Stress, Fachkräftemangels und fehlender Finanzierung.

Wer hätte gedacht, dass wir :bsz-ler:innen was mit Kranken- und Pflegepersonal gemein haben? Nachdem der Fachkräftemangel und mediocre Jobmarkt Deutschlands sich schon durch andere Berufe getastet haben, sind wir studentischen Journos dran. Insert meme, in dem der Sensenmann durch eine weitere Tür schreitet, im Hintergrund läuft Blut am Boden entlang. Aber ernsthaft: Wir sind nicht genug Leute. Die :bsz ist komplett ausgelastet.

Seit Jahren werden Zugeständnisse gemacht und Kürzungen angeordnet, und das von allen Seiten. Lang ist’s her, dass zuletzt eine unserer Ausgaben in einer Mensa auslag. Die Ersti- und Sonderausgaben, die wir ausnahmsweise drucken dürfen, nehmen oftmals die Rolle von Papiermüll ein. Es ist ein Teufelskreis: Die Ausgaben schwinden, das Publikum schwindet, die Ausgaben schwinden weiter. Wir haben aber immerhin eine Webseite, die wir selber populieren dürfen! Leider ist die kaum von offiziellen Stellen beworben. Und wer bisschen durchscrollt und Detektiv spielt, sieht, dass sie sehr sporadisch geupdatet wird. Der Grund: Wir sind zu wenige.

Ebenso seit Jahren wird versucht, zu vermitteln, dass die :bsz Nachwuchs braucht. Dass aus organisatorischen Gründen nicht 24/7 Anzeigen geschaltet oder alle unserer Stellen besetzt werden können, ist ja noch verständlich. Leider wird für uns fast gar nichts ausgeschrieben. Die letzte Ausschreibung war im März für eine Stelle ab Mai – besetzbar wären bei uns aber noch rund fünf Stellen. Wären wir jetzigen Redakteur:innen nie gestresst, nie krank und nie ein normaler Mensch mit normalen Bedürfnissen, könnten wir unsere Arbeit leisten. So läuft das Leben aber nicht. Es ist wie bei der Bahn: Fällt ein Zug aus, kommst Du mehrere Stunden zu spät, weil du Anschlusszüge verpasst. Jeder unserer Artikel wird lektoriert, überarbeitet, für die Online-Redaktion schick gemacht und hochgeladen. Fällt ein Schritt aus, verzögern sich alle.

Demnächst soll die :bsz als Angebot für den Optionalbereich realisiert werden. Ein Lichtblick? Vielleicht, vielleicht nicht. In dem Zuge sollen alle aktuellen Verträge auslaufen, wodurch eine praktisch komplette Neubesetzung der Redaktion im Oktober stattfinden wird. Eine Lernredaktion baut darauf auf, dass man voneinander lernt, Erfahrungen sammelt und vielleicht sogar Workshops organisiert oder besucht. Mit einem regelmäßigen Austausch der Redaktion sehe ich diese Zeitung persönlich aber nicht als überlebensfähig. Langjährige kollegiale Beziehungen und das Sammeln von Erfahrungen werden auf einzelne Semester reduziert.

Vielleicht bin ich auch ein Miesepeter, dem Veränderung Angst macht. Ich hoffe nicht. Letztendlich wollen eh alle nur das Beste für die :bsz – Deutschlands älteste regulär erscheinende Studi-Zeitung. Wer weiß, vielleicht ändert sich ja auch in einigen Monaten alles und die :bsz ersteigt auf wie ein Phönix? Ich bin gespannt. Bis dahin tun wir weiter unser Bestes.

:ayem

Bild: Mehr Kultur!

Die Stadtteile Werne und Langendreer sollen mit Geld aus dem Stadtteilfonds gefördert werden. Dieser Fonds in Höhe von 80 000 Euro kann von Personen, Gruppen und Initiativen aus Werne und Langendreer, die dem sozialen Zusammenleben zu Gute kommen sollen, jederzeit beantragt werden. Entschieden wird darüber von einer Jury aus Anwohner:innen und Interessenvertreter:innen.

Unter anderem werden diesmal der kostenlose Audiowalk des Bahnhof Langendreer sowie der Werner Treff und seine Ausstellungen unterstützt. Auch das endstation.kino, das Ambulante Jugendhilfzentrum Ost, das Theater BoLaWe und die biologische Station Östliches Ruhrgebiet werden hiermit gefördert. Der Bahnhof Langendreer bietet Workshops, Treffs und vieles mehr an, die hiermit gefördert werden.

:Halima Okanović

Hamed Abdel-Samad – vielleicht sagt Euch allein der Name des Autors etwas. Immerhin ist dieser Mann seit den frühen 2010ern immer wieder mit seiner Islamkritik in den Medien, zur letzten Bundestagswahl führte er auch Interviews mit Sahra Wagenknecht. Ob seine Bücher das Geld und die Zeit wert sind? Ein Review.

Das Buch „Islam – eine kritische Geschichte“ erschien 2023 zu mäßiger Medienaufmerksamkeit. Von einigen Stellen wurde und wird es als wichtiges Buch über den Islam gepriesen, von Seiten anderer wird es als Hetze bezeichnet. Ich wusste davon aber gar nichts. Wohlwollend ging ich an dieses Buch, unwissend der Kontroversen des Autors.

Da kam schon der erste Schock: Das Buch öffnet mit einem Vorwort, in welchem der Autor postuliert, die links-woke Identitätspolitik seie Schuld am Erstarken des rechten Randes. Er lenkt ein wenig ein und konkludiert halbherzig am Ende, dass Rechte ebenso Identitätspolitik betreiben. Bisschen komisch, aber whatever. Vor allem deshalb, da dieser Abdel-Samad seit 2013 dafür einsteht, dass Parteien wie die AfD mediales Spotlight bekommen. Er selbst sprach auf Konferenzen der AfD. Aber nun gut, Feindbild etabliert!

Und dann kommt schon die nächste Ohrfeige: Das Buch hat noch eine Einführung. In dieser redet Abdel-Samad davon, wie kriegerisch der Islam seit seinen Anfängen sei und stellt zehn Hypothesen auf, die er im Laufe dieses Buches beweisen möchte. Diese zehn Hypothesen sind gezielt provokativ und negativ formuliert; so sollen kriegerische Auseinandersetzungen der frühen Muslime für den noch immer andauernden Kampf gegen den Westen stehen und die Einführung von Philosophie diese kriegerische Gruppe „zivilisiert“ haben. Abseits dieser, auf gut Deutsch gesagt, ziemlich steilen Thesen, wird hier Terminologie benutzt, die in der Forschung generell abgelehnt wird. Das führt mich zu einem weiteren Kritikpunkt: Der Autor dieses Buches ist kein Historiker. Er ist Politologe und Anglizist. Keineswegs spreche ich ihm hiermit ab, dieses Buch schreiben zu dürfen. Es ist dennoch fragwürdig, wenn sich ein Mensch mit starken politischen Meinungen mit einem Buch über Geschichte an die breite Gesellschaft wendet, die es nicht besser weiß. Insbesondere, wenn er seine Meinungen durch diese von ihm selbst erzählte Geschichte validiert.

Hierher stammt auch das nächste Problem. Hoffnungsvoll sagte ich mir, die Präsentation des Buchs könne komisch sein, aber die Fakten in ihm sollten trotzdem stimmen. Diese Hoffnung fand im zweiten Kapitel jäh ihr Ende. Das zweite Kapitel behandelt die Auswanderung des Propheten Mohameds nach Medina, ein für den Islam besonders wichtiger Zeitpunkt. Hier behauptet Abdel-Samad undifferenziert, dass bestimmte Regeln des Islams aus Willkür Mohameds heraus eingeführt wurden. So solle das tägliche Beten ein Test gewesen sein, wie gläubig und loyal seine Gefolgsleute waren. Abseits der fehlenden Nachweisbarkeit solcher Aussagen erzählt er ohne zusätzliche Erklärung davon, dass Kriegern 72 schöne Jungfrauen im Paradies versprochen wurden. Eine Aussage, die so nicht aus dem Koran stammt und spätestens seit 9/11 höchst kontrovers und politisiert ist. Die Sure „die Frauen“ wird böswillig als Züchtigungshandbuch für die unterlegenen Frauen dargestellt, ohne auf den tatsächlichen Inhalt, die gelebte Realität zu der Zeit oder auf vor-islamische Zustände für Frauen einzugehen.

Das Buch schließt hoffnungsvoll ab, und dennoch kann ich es nicht in mein Herz schließen. Die Anmerkungen, dass die meisten Muslime ja friedliebend seien, verblasst nach 200 Seiten an Erklärungen zu der Grausamkeit des Islams. Islamwissenschaftler:innen werden auf die gleiche Stufe gestellt mit islamischen Theolog:innen, der Verkauf von halal Lebensmitteln wird als politisches Druckmittel stilisiert und Muslime werden von Abdel-Samad nur als europäisch und friedliebend gesehen, wenn sie viele der zentralen Aspekte des Islams hinter sich lassen.

Ich verstehe die Wut des Autors. Abdel-Samad hat einen schweren Lebensweg hinter sich und lebt wegen seiner Meinungen unter Polizeischutz. Er war als Jugendlicher selber islamistischer Extremist und Mitglied der Muslimischen Bruderschaft. Ich komme da um eine bestimmte Annahme nicht drum herum: Wenn er selbst schon in die Tiefen des Islams geblickt hat, wieso sollten andere es nicht auch? Wenn er selbst radikalisiert wurde, sieht er andere Muslime doch ebenso als potentielle Radikale? Es scheint, als hätte er über-korrigiert. Anstelle ein gemäßigter Muslim oder Atheist zu werden, baut er seine mediale Identität auf seiner Islamkritik auf. Seine Meinungen wurden seit 2013 zunehmend rechter und radikaler und so auch die Reaktionen weltweiter Muslime und Islamisten. Vielleicht ist das eine anmaßende Aussage, aber ich denke, eine gute Psychotherapie hätte ihm mehr geholfen, als die Autorschaft an diesem Buch. Schließlich sieht es Islamophobie nicht als echtes Problem an, sondern als Waffe gegen Islamkritiker:innen wie ihn. Meine Empfehlung: Lasst die Finger von Abdel-Samad und lest was von Benjamin Idriz oder Gudrun Krämer.

:Halima Okanović

Wir alle kennen ihn oder sie: Die Person(en) in Deinem Leben, die nichts schnallt und sich auch nicht entschuldigen kann. Mal kennst Du’s aus einer Beziehung – der Ex, der Dich mit seiner vorherigen Partnerin vergleicht und erzählt, wie geil sie war. Wenn Du wütend wirst, bist Du einfach zu sensibel. Oder: Die Freundin, die immer Witze auf Deine Kosten macht, bei Beschwerden wird sie wütend. Der Bekannte, der einen blöd anmacht, weil Du ihm nicht höflich genug warst. Oder doch eine Kollegin, für die Du jegliche Arbeit erledigen musst. Wenn Du nach Hilfe fragst oder drauf hinweist, kriegst Du das bare minimum – „druck mir die Papiere doch aus, dann unterschreib‘ ich sie“ und „mach das doch einfach!“ Und liegen die Nerven mal blank, nimmst Du alles zu ernst. Chillax doch ein bisschen! heißt dann das Motto dieser Leute. Vielleicht chillaxe ich ja, wenn ich nichts mehr mit ihnen zu tun habe. Sich mal scheiße verhalten ist menschlich, aber manche Leute sind Meister im Nerven.

:ayem

Auf den ersten Blick bietet die Ruhr-Uni Bochum bereits unglaublich viele Bachelorstudiengänge an. Wenn Du aber schon an den Master denkst, zeig ich dir untypischere Studiengänge.

Interdisziplinär? Kann ich!

Du magst das Mittelalter? Du stehst auf verschiedene wissenschaftliche Ansätze? Oder Du kannst dich einfach nicht entscheiden, welchem Fach Du dich widmen möchtest? Kein Problem! Der Master-Studiengang Mittelalter- und Renaissancestudien (MARS) ist deine Rettung. Zu dem Studiengang qualifiziert man sich, wenn man Geschichte, Germanistik, Anglistik, Romanistik oder Kunstgeschichte studiert. Oder, natürlich, irgendein anderes Fach mit Fokus auf dem Mittelalter. Neben den fünf Kernfächern erstrecken sich die Module des Studiengangs auf 14 weitere Fächer. Naja, und ein Latinum, fließendes Englisch und eine weitere Fremdsprache braucht man auch. Viel Glück damit!

Für Overachiever

Wer bereits einen Abschluss hat und von noch mehr träumt, ohne promovieren zu wollen, kann sich das Institut für Neuroinformatik (INI) angucken. Hier werden mehrere stark herausfordernde Disziplinen vereint: Eine Mischung aus hochgradig mathematischer Informatik und Neurologie forscht zu komplexen Innovationen. Das sagt Dir vielleicht erst einmal nichts. Sie forschen aber auch zu einem Thema, das alle von uns kennen sollten – Large Language Models (LLMs), also die Art von Artificial Intelligence, von der Leute meistens sprechen.  Wem das zu viel auf einmal ist, kann im regulären Kursangebot und der Summer School des INI reinschnuppern.

Ein bisschen teuer

Mit dem Masterstudiengang für International Humanitarian Action haben wir ein Angebot, das einen auf die Arbeit in unter anderem Nichtregierungsorganisationen vorbereitet. Zudem ist das eine Kooperation zwischen anderen Universitäten in mehreren EU-Ländern. Das Projekt will aber auch finanziert werden: Laut der RUB belaufen sich die Kosten für das Studium pro Semester auf 4.000 Euro. Die werden abverlangt, da Du hiermit in mehreren Universitäten gleichzeitig immatrikuliert bist und ihre Finanzierung des Studiengangs mitträgst. Zeit muss man auch aufopfern – es sollen ein vier bis fünfmonatiges Ausslandssemester und ein zweimonatiges Vollzeitpraktikum absolviert werden.

Klein aber fein?

Der Studiengang Empirische Mehrsprachigkeitsforschung hat momentan nur dreizehn Studierende. Das soll aber nicht täuschen – dieses Fach eint komplexe Forschungsmethoden mit der Sprach- und Geisteswissenschaft. Hier wird auf einer großen Skala erforscht, wie Mehrsprachigkeit zustande kommt, wie sie die Identität einer Person betrifft und vieles mehr. Kein Wunder also, dass einen grundlegend alle Bachelorstudiengänge mit einem sprachwissenschaftlichen Anteil dafür qualifizieren. Falls Dir das nichts sagt: Das sind praktisch alle Philologien und Linguistiken. Soziologie und Psychologie passen aber auch ins Bild.

Für die meisten morbide

Interessierst Du dich für die Hintergründe von Genoziden und dem Leben von Diaspora? Dann hast Du Glück, dass die RUB auch das Zertifikat Collective Violence, Holocaust and Genocide Studies (CVG) anbietet. Das Institut für Diaspora- und Genozidforschung (IDG) bietet Module an, mit deren Abschluss man sich für dieses Zertifikat qualifiziert. Der Holocaust führte zur Anerkennung von Genoziden als Tatbestand, weshalb er ausführlich behandelt wird. Andere Genozide werden ebenso detailliert behandelt: Auch ältere Genozide, Propaganda und das System hinter solchen Taten wird modern beleuchtet. Ein hochaktuelles Zertifikat also, welches einem nicht mehr als 20 oder 30 Creditpoints, je nach Variante, abverlangt.

:Halima Okanović

Stress, Stress, Stress. Ob neu an der Uni oder alteingesessen, es hört nicht auf. Hab ich bei der Einschreibung alles richtig eingereicht? Wo sind die Räume? Ich bin seit zwei Jahren an der Uni und erinnere mich an das Ganze als wäre es gestern gewesen. Viel Stress ist auch selbstverschuldet: Mal vergesse ich eine Hausarbeit, ein andermal schwänze ich (fangt nicht an zu schwänzen, Du kannst dann nicht mehr aufhören!) und wiederum ein andermal denk ich mir „die Aufgabe mach ich morgen“. Ja, klar. Am meisten nagt es aber an mir, wenn der Stress nicht selbstverschuldet ist. Es ist auf eine sehr gewisse Art und Weise bitter, wenn beispielsweise eine Dozentin die Deadline falsch angibt, ein Dozent sich nie zurückmeldet oder ein Tutor einen Termin komplett vergisst. Naja, aber irgendwie macht Studium doch Spaß.

:ayem

Das Repaircafé öffnet am Mittwoch, den 9. April 2025 seine Türen. Ab 13 Uhr startet sein Flohmarkt auf dem Campus. Dort könnt Ihr alle möglichen elektronischen Geräte für günstig erhalten: Laptops, Kaffeemaschinen, Drucker, … Kleidung ist auch dabei. Das Angebot ist bis 17:30 Uhr offen.

Wer abseits dem Erwerb von neuer Elektronik Hilfe braucht, etwa bei der Reparatur kleiner oder großer Geräte, kann einen Termin ausmachen. Wenn Ihr nur Werkzeuge und einen Arbeitsplatz braucht, könnt Ihr auch Dienstags spontan vorbeischneien. Und diejenigen von Euch, die etwas Zeit haben, können auch ehrenamtlich aushelfen. Infos zum Flohmarkt und weiteren Angeboten findet ihr auf Instagram unter @repaircafe.rubo und unter dieser Webseite: https://asta-bochum.de/repair-cafe/

:Halima Okanović