Chancen und Probleme von Bürgerbeteiligung – Was können wir vom globalen Süden lernen?
Bürgerbeteiligung und Partizipation sind Schlagworte, die sich häufig in unterschiedlichen Bereichen, darunter der Entwicklungszusammenarbeit und Kommunalpolitik finden. Dem liegt der Gedanke zugrunde, dass partizipativ geplante Projekte, Haushalte etc. einerseits stärker demokratisch legitimiert sind und von den BürgerInnen getragen werden. Andererseits sollen durch Mitbestimmung lokale Kenntnisse mobilisiert und dadurch erreicht werden, dass Entscheidungen dem jeweiligen Kontext angemessen sind. Allerdings ist zu beobachten, dass ein solches Vorgehen relativ häufig scheitert oder zu unerwarteten Problemen führt. Dies geschieht insbesondere dann, wenn Partizipation rein technisch-bürokratisch verstanden und umgesetzt wird oder gar als bloßes Feigenblatt für politische Entscheidungsprozesse instrumentalisiert wird.
Der Referent wird daher auf Grundlage von Fallbeispielen aus Brasilien und Nicaragua Chancen aber auch Fallen partizipativer Ansätze darstellen und alternative Konzepte diskutieren, die wie der Beteiligungshalt in Porto Alegre (Brasilien) erfolgreich in Ergänzung repräsentativ-parlamentarischer Systeme angewandt werden. Es wird dabei kritisch hinterfragt, ob und wie tatsächlich eine größere politische Teilhabe von BürgerInnen erreicht werden kann und welche Hindernisse dem im Weg stehen. Nicht zuletzt wird es auch um die Frage gehen, ob solche Erfahrungen aus dem globalen Süden mit Formen von Bürgerbeteiligung in Deutschland vergleichbar sind und was wir davon lernen können.
Gilberto Rescher ist Entwicklungssoziologe und arbeitet u.a. zu Demokratisierung und (lokalen) politischen Prozessen diverser Art. In diesem Zusammenhang hat er mehrmonatige empirische Feldforschungen in Nicaragua und Mexiko durchgeführt.