Bild: Ohne Barrierefreiheit geht nichts: Das Thealozzi Theater hat jedoch schon einen Antrag zur baulichen Umsetzung bei der Stadt gestellt. , Stadt setzt notwendige Inklusion nicht um Bild: David, Flickr (CC BY 2.0); Symbolbild

Inklusion. Das Thealozzi war am Freitag, den 27. Oktober, nicht nur Ort Bochumer Kultur, sondern auch des Protests. Anlass war die durch die Politik fehlende Inklusion. 

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Bild: Voller Körpereinsatz: Sven Hensel in seinem Element auf der Bühne. , Im deutschen Poetry Slam-Olymp Bild: Tobias Hartmann

Literatur. Sven Hensel studiert Germanistik und Komparatistik an der RUB und qualifizierte sich für die deutschsprachigen Poetry Slam-Meisterschaft in Hannover. Für die :bsz erzählt Sven, wie er anfing zu slammen und wie sein Leben als slammender Poet aussieht.

Mit Poetry Slam verbindet man häufig Locations wie kleine Kneipen oder Jugendzentren. Am Wochenende durften die LiveliteratInnen bei den deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften in Hannover aber auf der großen Bühne des Opernhauses stehen. Das war auch für Sven Hensel, Germanistik- und Komparatistik-Student der Ruhr-Universität Bochum etwas Besonderes: „Da haben vor dem Teamfinale noch Dirigenten mit ’nem Orchester geprobt und da gehen sonst nur piekfeine Leute hin.“ Poetry Slam würde dadurch solche Orte auch nahbarer für die breite Gesellschaft machen, so Sven weiter. „Ein bisschen Globe-Theatre-Style, Shakespeare und so“, schiebt er noch hinterher. Dass Poetry Slam tatsächlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, zeigt auch die Eröffnung des Einzelwettbewerbs durch Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil. Insgesamt besuchten knapp 10.000 BesucherInnen die verschiedenen Veranstaltungen im Rahmen der Meisterschaften in Hannover.

Teamfinale

Im Einzelwettbewerb hat Sven das Finale knapp verpasst und schied bereits in der Vorrunde aus. Dafür zog er im Teamwettbewerb, bei dem mehrere SlammerInnen zusammen performen, mit seiner Teampartnerin Kim Catrin überraschend ins Finale ein: „Wir hätten darüber nicht glücklicher sein können. Wir konnten zu keinem Zeitpunkt verlieren, sondern nur rausfliegen“ erzählt Sven. Insgesamt fühle er sich in seinem Kurs bestätigt. Er wolle keine „Billopointen von Jodel“ in seinen Texten verwenden, um „’ne 9,4 statt ’ner 8,2“ zu bekommen. 

Nicht immer gut

2014 fing Sven zu slammen an. Er kann sich noch gut an seinen ersten Slam erinnern: „Mein erster Auftritt bei einem richtigen Poetry Slam war im Taranta Babu beim Wohnzimmerslam und ich wurde Vorletzter, weil mein Text schlecht und ich nervös war. Nur einer landete im Punktefeld noch hinter mir, weil er stockbesoffen einen romantischen Text versucht hatte, der leider nur ein Versuch blieb.“ 2015 errang er den Titel des U20-NRW-Slam-Meisters und weitere Meisterschaftsteilnahmen folgten. Dieses Jahr hat er sein erstes Buch veröffentlicht: „Aufhause: Von Zugvögeln und Fernverkehrern.“ „Ich kann meinen Eltern jetzt sagen, dass ich Autor bin und sie glauben es mir, weil sie ein Buch von mir haben“, kommentiert Sven seine Veröffentlichung. „Mein Bruder hat mich von Anfang an aber unterstützt, sogar, als ich noch echt nicht angenehm anzuhören war. Er hat trotzdem am lautesten geklatscht.“ 

Für Sven ist Poetry Slam ein Veranstaltungsformat, das alles verbindet, was er an Bühnen schätzt: Aufmerksamkeit, Reichweite, Politisierung und Selbstbestimmung. „Wenn man Slam nur als Comedy für drei Euro betrachtet und deshalb hingeht, dann find ich das immer schade.“ Neben dem Tourleben organisiert und moderiert Sven in Dortmund den Wohnzimmer-Slam. Den Slam, mit dem seine Laufbahn 2014 begann.

:Andreas Schneider

Gewinn:Spiel

Bock aufs Buch? Schickt uns bis zum 15. November eine Mail mit dem Betreff „Hensel und Grätel“ an redaktion@bszonline.de

Musik. Punkabilly, Stoner- oder Sleaze-Rock gibt es am 3. November beim „Turbofest ’17“ in der Bochumer Trompete zu hören.

Ungepflegtes Haar, zerschlissene Lederjacken, spontan dahin gestochene Tätowierungen und eine stolze Underdog-Mentalität mit Dosenbier in der Hand. So ließe sich in etwa die konkrete Ästhetik der Sleaze-Rock-Bands zusammenfassen, mit der sich musikalische RebellInnen Ende der 80er bis Mitte der 90er-Jahre mit einer Prise Punk vor allem in Skandinavien von dem abgrenzten, was im Gewand von AC/DC und Co. bereits zum Reihenhaus-Rock degenerierte. 

An diese Tradition knüpfen auch die Herren von Loveshocks an. Punk ’n’ Sleaze heißt die Mischung aus Punk, 80er-Rock und 70er-Glam, mit der die Bochumer zuletzt in der Essener Freak-Show auftraten und nächstes Wochenende beim Turbofest die Trompete beschallen werden. 

Damit stehen sie in guter Gesellschaft: Zu Gast in Bochum ist auch die Punk ’n’ Roll-Formation Johnny Firebird. Die Regensburger heizten schon als Vorband von Punk-Größen wie Slime oder Turbostaat größeren Locations ein.

Lauter Schwede

Auf noch höhere akustische Ebenen heben Scumbag Millionairs diesen Mix. Denn auch die vier Jungs aus Schweden folgen dem klassischen Punk-Imperativ, dem Spaß-Stau im Korsett aus Lohnarbeit und Konsum lärmende Gitarrenriffs und wütende Slogans entgegenzuschmettern (das selbst auferlegte Etikett für die nötige Abgrenzung: High Energy Action Punk). 

Soviel Rock aus der 80er- und 90er-Retrokiste kann dann nur noch mit einer Stoner-Rock-Band abgerundet werden. Und dies besorgen die Alternative-Stoner Mowah aus dem Ruhrgebiet, die im letzten Jahr beim Campus Newcomer-Wettbewerb gekürt wurden. Ein Line-Up also, das eine laute Wiederbelebung alter Pfade des alternativen Rock/Punk und einen Flair abseits  des stumpfen Mainstreams im Herzen des Bermuda3Ecks verspricht. Alte, zerschlissene Lederjacken absolut willkommen. Ranzige Retromanie eben – falls das denn noch ein Etikett benötigt.                   

:Benjamin Trilling

Zeit:Punkt

Turbofest ’17, Freitag, 3. November, 

 

20 Uhr. Die Trompete. Eintritt 13,80 Euro.
 
Bild: Eines der Hauptrequisiten: Bei der Performance „ICHSODUSO“ sollen die Bühnenbilder für sich sprechen., „ICHSODUSO“ bei TheaterTotal Bild: Marie Bretschneider

Bühne. Kleine und große Hürden des Alltags meistern: Darum geht es in der Tanz-Performance „ICHSODUSO“ von TheaterTotal

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Bild: Auf der Jagd: „U-ni-cum“ hallt es über den Campus, wenn die Tüten-Apokalypse beginnt. , The walking Studi – auf der Jagd nach Unicum Bild: ken

Glosse. LAUFT! Die Unicum-Tüten sind los! Mit dem Eintreffen der Papptäschchen geht auch das furchteinflößende Gebrabbel der Tüten-Zombies los … Sie kriechen aus der Bib und ein beängstigender Singsang hallt über den Campus: „U-ni-cum“.

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Fünfeinhalb Jahre hat es gedauert, bis Kettcar ihr neues Album ICH VS. WIR veröffentlicht haben. Zwischenzeitlich konnte man fast glauben, die Urgesteine aus Hamburg hätten sich heimlich getrennt, aber nichts da. Kettcar schafft den Spagat zwischen Wandel und Beständigkeit. Sie malen romantisch schäbige Bilder, die wir gut kennen: „Dosenbier und Chio-Chips// Rauchen bis die Augen brennen// Die ganze Scheiße mitsingen können“. Gewohnt emotional, gewohnt kantiger Marcus-Wiebusch-Gesang. Ganz klassischer Gitarrenpop der Hamburger Schule. Typisch Grand Hotel van Cleef. Aber „Ich vs. Wir“ ist auch ungewohnt politisch. Textlich geht es oft um Empathie. In der Vorabsingle Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun) erzählt Wiebusch die Geschichte eines Fluchthelfers zu DDR-Zeiten. Auch in anderen Songs erzählt Wiebusch die Geschichte verschiedener Individuen. Mal verständnisvoll und mal wütend, wie in Wagenburg. Am Ende bleibt eine vertraut emotionale, aber neu nervöse Aufgeregtheit. Vielleicht genau das Gefühl, das wir in Zeiten neubelebter rechter Bewegungen haben sollten.

:asch