Eine düstere Gothic-Party wollen Caroline Königs und Katharina Cygan mit den Kurzstücken „Haut I & II“ auf der MZ-Bühne feiern. Ihr gemeinsames Projekt ist absurdes Bildertheater über Gewalt, Entfremdung und Hackfleischvaginen.
Bei Max und Paula lief es schon mal besser. Das Pärchen hat sich nicht mehr viel zu sagen, beide engen sich gegenseitig ein und erniedrigen sich. Zu allem Überfluss steckt Paula ihren Freund dann auch noch mit einer fiesen Geschlechtskrankheit an. Max sperrt seine Liebste daraufhin in den Keller ein, um sie zu foltern und wie einen Hund zu behandeln.
Harter Tobak ist das, was sich Caroline Königs da für die Bühne des Musischen Zentrums ausgedacht hat. „Ich hab‘s einfach aufgeschrieben“, sagt sie über den Text. Ihre Freundin, Katharina Cygan, konnte damit schnell was anfangen: „Als Caro das Stück geschrieben hat, kam sie zu mir und hat mir das vorgelesen. Ich hatte dann sofort eine Vision.“ Danach haben beide gemeinsam ein Theaterprojekt ausgearbeitet. Entstanden ist ein experimentelles, absurd-abstraktes DoubleFeature – „eigentlich ein ernstes Theaterstück, das aus zwei besteht“, so Königs.
„Die Bilder sind das Darstellende“
Während der erste Part dermatologische und andere Katastrophen schildert, ist das „Sequel“ eine abstrakte Meditation über Gewalt und Entfremdung. Die DarstellerInnen lesen vor allem Texte auf der Bühne vor, auf den Leinwänden laufen Videos oder erscheinen Bilder. „Die Bilder sind das Darstellende“, so Königs. Verantwortlich dafür zeichnet ihre Freundin Cygan, die alle Illustrationen beigesteuert und auch das Videomaterial mitproduziert hat: krabbelnde Maden, ejakulierte Würmer oder Hackfleischvaginen sollen die im Stück thematisierte sexuelle und zwischenmenschliche Unbehaglichkeit visualisieren. Nicht zuletzt auch Sozialkritik, was die Geschlechterverhältnisse angeht: „Wir sehen uns beide nicht als Feministinnen. Aber trotzdem sind wir für Gleichberechtigung“, so die Slavistik-Studentin und :bsz-Redakteurin.
Neben der Gewalt und den Ängsten der Figuren gehe es zudem um die Frage von Entfremdung, wie Caroline Königs erzählt: „Etwa vom eigenen Ich – dass man lieber anders sein möchte oder nicht mehr weiß, wer man ist.“ Das Bühnenbild ist daher komplett in schwarz-weiß gehalten. „Sinngemäß für die Figuren, die total durch und erschöpft sind“, so die Komparatistik-Studentin. Als ihre literarischen Vorbilder nennt sie Sarah Kane oder Samuel Beckett.
Die 24-jährige Treibgut-Autorin hat nicht nur bereits einen eigenen Roman („Die verlorene Räson“) geschrieben, sondern auch schon gemeinsam mit Katharina Cygan und anderen einige Projekte auf der Bühne präsentiert – etwa Titel wie „Die homoerotischen Polyluces“ oder „Der obdachlose Otto und die Fashionistas. Ein ultratragisches Theaterstück über die Leiden der rosafarbenen Plastikpuppen“. Alles sehr trashig, brutal, blutig und absurd: Caroline Königs und Katharina Cygan sind die Quentin Tarantinos und Robert Rodriguez‘ an der MZ-Theater-Front. Man darf also auch diesmal wieder auf eine ausgeflippte Aufführung gespannt sein.
:Benjamin Trilling
Zeit:Punkte
Die Stücke laufen am 9. und 10. Juni jeweils um 19:30 Uhr im Musischen Zentrum. Der Eintritt ist frei.
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