Bild: Wellenbrecher, „Die Wellenbrecher“ als Sommerlektüre Cover: CONBOOK Verlag

Christopher David verbindet in seinem Debütroman das Konzept einer schwimmenden Universität mit seinen eigenen Erfahrungen und einer Coming-of-Age-Story.

Rezension. Einmal um die Welt reisen und dabei studieren? Tagsüber Forschungsexpeditionen und abends Party? Klingt wie ein absurder Traum, ist aber möglich. Autor Christopher David reiste selbst auf dem Scholar Ship ein Semester lang von Athen bis Shanghai. Der Debütautor speist merkbar aus seinen Erfahrungen als Student und Teil der Studierenden-Crew, wodurch der Roman „Die Wellenbrecher – Abenteuer einer Studenten-Crew auf Weltreise“ an Authentizität gewinnt. Mit einem Misch aus Reiseliteratur, Coming-of-Age und Campus-Roman ist er die perfekte Lektüre für den Sommer.
„Südamerikaner, Chinesen, Inder, Afrikaner, Europäer. Es war wie die Arche Noah“, meint Protagonist Mark Herfurt, als er an Bord der „schwimmenden Universität“ geht. 200 Studierende aus 40 Ländern bereisen ein Semester lang die Welt und legen an Häfen in Athen, Lissabon, Panama City, Guayaquil, Papeete, Auckland, Sydney, Shanghai und Hongkong an. Ausgeschrieben als Forschungsexpedition für Studierende der Disziplinen „Conflict Studis“, „International Relations“ und „International Business“ wird es schnell zum babylonischen Schiff mit Partys, Drogenerfahrungen, sexuellen Vergnügungen und ganz viel Desinteresse am Studium. All dies könnte es auch alles an einer normalen Universität auf dem Land geben, warum also ein Schiff? Das wird deutlich, wenn man sich die Hauptfigur Mark ansieht. Nach außen hin entspricht er allen Klischees eines Studenten mit Prokrastination, Zukunftsängsten und einem großem Freiheits- sowie Fluchtdrang. Das alles kompensiert sich auf dem Schiff, das es abgeschottet vom Alltag möglich macht, sich seinen Ängsten und Sorgen zu stellen. In diesem heterotopischen Raum lässt er nach und nach seine verschiedenen Masken fallen, bis er zu sich selbst findet und den Grund seiner Probleme erkennt. Doch ein psychologischer Roman ist das Buch nicht, denn dazu erfährt man zu viel über die verschiedenen Kulturen der bereisten Länder sowie dem kulturellen Melting Pot auf dem Schiff. Auch die Liebesgeschichte zwischen Mark und Cansu nimmt einen zu großen Raum ein.

Das Potential von „Die Wellenbrecher – Abenteuer einer Studenten-Crew auf Weltreise“ des Autors Christopher David erschöpft sich aus dem Reisetagebuch des Protagonisten, aus den realitätsnahen Beschreibungen und den humorvollen Erfahrungen der Studierenden. Leider bleibt er an manchen Stellen zu oberflächlich und die Gefühle von Mark werden in wenigen Sätzen dargestellt und schnell abgehandelt. Auch muss man sich an das Jahr gewöhnen – der Roman spielt im Jahr 2007. Von Smartphones, sozialen Netzwerken und Bloggen hört man nur gerüchteweise. In der heutigen Zeit würden die Erfahrungen schon anders aussehen. Es stellt sich jedoch keine Nostalgie an eine Zeit der digitalen Entspannung beim Lesenden ein, denn dafür deuten sich die digitalen Erfindungen zu sehr an. Einerseits muss man bei Sätzen wie „Hast du von dem iPhone gehört? Damit brauchst du nicht mal mehr einen iPod. Ist alles auf deinem Handy. Überleg mal!“ schmunzeln, andererseits wäre bei einer Veröffentlichung im Jahr 2019 eine Überarbeitung besser gewesen, um „Oh Honey“-Momente zu vermeiden. Dennoch eine gute Lektüre, um sich an einen Ort zu wünschen, an dem man neue Kulturen kennenlernt, viele Erfahrungen sammelt und an dem sich Urlaub mit Studium vereinen lässt. Ein Buch zum Wegträumen. 

:Maike Grabow

Christopher David: „Die Wellenbrecher – Abenteuer einer Studenten-Crew auf Weltreise“. 288 Seiten. ISBN 978-3-95889-207-. CONBOOK. 14,95 Euro.

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