Bild: Preisträgerin Marian Kroymann: Ein großes Vorbild für viele Frauen. , Männer dominieren die deutsche Fernsehlandschaft Bild: Krd - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68313196

Kommentar. Bei der Verleihung des Grimme-Preises ging es auch um die Rolle der Frau in der deutschen Fernsehindustrie. Geredet wurde viel, doch wo bleibt die Umsetzung? Es ist noch ein langer Marsch. Das Bewusstsein muss sich ändern.Spätestens seit der Debatte um #metoo sind auch feministische Diskussionen in der deutschen Fernsehindustrie nicht ungewöhnlich. Hierbei geht es nicht nur um die Missbrauchsvorwürfe, sondern auch um die Rolle der Frauen in der Maschinerie Film und Fernsehen. Beim Grimme-Preis zeigt sich, dass noch viel getan werden muss. Das Reden ist vorbei, nun muss gehandelt werden.

Ein langer Weg 

Vor der Ausstrahlung im Fernsehen findet die Direktorin des Grimme-Instituts Frauke Gerlach Worte zu diesem großen Thema. Es gebe noch zu wenig Frauen unter den PreisträgerInnen. „Dazu muss sich in der Branche noch einiges ändern, auch wenn schon sehr viel im vergangenen Jahr in Bewegung geraten ist.“ Sie freue sich, so viele Frauen und Medienmacherinnen auszuzeichnen.

Auch die Moderatorin der Verleihung, Annette Gerlach, wirft immer wieder das Wort „Frauen“ während des Abends in den Theatersaal. Es ist schön, dass nun nicht mehr über das Thema geschwiegen wird, doch mangelt es ersichtlich an der Umsetzung. Die ausgezeichnete Schauspielerin Maryam Zaree findet auf der Bühne klare Worte: „Wir brauchen ganz dringend Autorinnen, Regisseurinnen und Filmemacherinnen, weil wir 2018 haben.“ Sie setzte sich für ihre Rolle in der Serie „4 Blocks“ beim Regisseur ein. Mehr Einsatz für weibliche Filmemacherinnen? Das Ausschöpfen der weiblichen Rollen? Nur wie soll man dies machen, wenn man nicht durch die von Männern dominierten Strukturen kommt?

Marian Kroymann, die als Feministin bekannt ist, sieht den Preis für ihre Sendung „Kroyman“ als Chance und Bestätigung: „Das ist Rückenwind für meinen langen Marsch durch die immer noch bestehenden patriarchalischen Institutionen und das kann ich nutzen.“ Sie wolle ihre Themen weiter propagieren und es nutzen, dass sich mehr Leute für das interessieren, was sie machen. Sie findet nicht, dass man Frauen in eine Opferrolle drängen sollte, sondern, dass man auch sie durch den Kakao ziehen kann. 

Das Selbstbewusstsein der Frauen sollte gestärkt werden. Frauen sind nicht primär Opfer, sondern starke Persönlichkeiten, die gehört werden wollen.

Ziel in Sicht?

Dass es noch ein langer Weg ist, sieht man auf der Bühne ganz deutlich. Bei der Verleihung der Preise für die Serie „Babylon Berlin“ stehen 14 Leute auf der Bühne, die Moderatorin nicht mitgerechnet. 12 Männer und zwei Frauen. Das sagt schon alles.

Eine der drei besonderen Ehrungen des Deutschen Volkshochschulverbandes erhielt Inge von Bönninghausen, die sich in einer Zeit, in der Frauen nicht vor der Kamera stehen durften, für Reformen einsetzte. Sie ist Mitgründerin der Sendung „Frauen-Fragen“ im WDR, das heute mit dem Titel „frau tv“ als das älteste und mittlerweile einzige Frauenmagazin im deutschen Fernsehen ist. Der Preis ehrt ihre besondere Arbeit und den Erfolg ihrer Hartnäckigkeit. Doch das Ziel ist noch nicht erreicht. 

Die Verleihung bot zahlreiche Bestätigungen, dass etwas geschieht. Es geschieht sehr langsam, doch wie Kroymann sagt, es ist noch ein langer Weg. Aber der Anfang ist getan.

:Maike Grabow

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