Weg mit den ganzen Fachbegriffen! Ich habe mir dieses Inflationsding so verständlich wie möglich von VWL-Brain Yanki Yilmaz erklären lassen. Yilmaz ist nach langer Zeit nicht nur die zweite Finanzerin of Color vom AStA an der Ruhr-Uni Bochum (RUB), sondern auch Expertin, wenn es um Wirtschaft, Soziales und alles, was mit Geld zu tun hat, geht.
bsz: Yanki, Inflation hier, Inflation da – überall ist dieses Wort zuhören, doch was genau bedeutet das eigentlich?
Yanki: Zunächst bezeichnet Inflation nur die anhaltende Veränderung eines Preisniveaus, weshalb die Inflationsrate auch „Preisänderungsrate“ genannt wird. Die Inflationsrate wird mittels des Verbraucherpreisindexes gemessen, welcher versucht, einen typischen Warenkorb – kann man sich auch als Einkaufskorb vorstellen – mit den am häufigsten nachgefragten Waren und Dienstleistungen abzubilden. Dieser „Einkaufskorb“ wird mal teurer und mal billiger, was von den Preisen und dem aktuellen Wert deines Geldes abhängt. Eine anhaltende Preissteigerung ist eine positive Inflationsrate. Diese kommt zustande, wenn gesamtwirtschaftlich mehr nachgefragt wird als angeboten. Man bekommt also für das gleiche Geld weniger Güter und Dienstleistungen.
Ah ok, das passiert gerade! Die Angebote sind viel weniger und damit die Kosten abgedeckt werden können werden die Preise erhöht. Welche Ursachen gibt es denn so dafür?
Yanki: Es kann sehr viele Ursachen für die aktuellen Preisveränderungen geben. Man möge sich daran erinnern, was während der Pandemie alles passiert ist: Das Warenangebot war drastisch gesunken und die Nachfrage nach bestimmten Gütern wurde umso größer. Die Bevölkerung hat angefangen zu „hamstern“, weshalb das bereits reduzierte Angebot stark ausgeschöpft wurde und es zu Lieferengpässen bei bspw. Klopapier oder Mehl kam. Das hat sich alles dann in den hohen Preisen widergespiegelt. Natürlich kommt aktuell zu der Pandemie und dem nun modifizierten Angebot die Kriegslage in der Ukraine hinzu. Das Angebot wird wieder knapper, gerade im Hinblick auf die Energieversorgung.
Solche Wirtschaftskrisen wiederholen sich – warum ist das so und wie können sie vermieden werden?
Yanki: Man kann sich die Wirtschaftsentwicklung wie eine Welle vorstellen, die mal höher und mal tiefer ist und sich Hoch- und Tiefphasen ständig im Wechsel befinden, deren Länge meist schwer einzuschätzen sind. Deshalb sollte man trotz Umstände versuchen, positiv und sicher zu bleiben, denn es warten bessere Zeiten auf uns. Vermieden können Finanz- und Wirtschaftskrisen also nicht. Allerdings könnte man Erkenntnisse aus den Erfahrungen ziehen, die für die kommenden Krisen von Nutzen sein könnten.
Wie könnte sich Inflation auf den Studi-Alltag auswirken?
Yanki: Die Inflation betrifft ja nicht nur einzelne Personengruppen, sondern die gesamte Volkswirtschaft. Dennoch ist es für diejenigen, die kein geregeltes Einkommen haben und zudem auf die Verfügbarkeit günstiger Grundnahrungsmittel oder einer preiswerten Energieversorgung angewiesen sind, besonders schwierig. Dazu zählen halt besonders Studierende. Man kann sich die gewohnten Güter, wie zum Beispiel Sonnenblumenöl, Eier, Brot, Wurst und Käse, nicht mehr leisten und auf ein Mal sieht das tägliche Frühstück ganz anders aus.
Ok, das war alles sehr informativ, und auch eine hard pill to swallow – Gibt es denn keine Aussicht auf Besserung?
Yanki: So wie viele Krisen im Leben ist diese Zeit auch nur ein temporärer Zustand. Daher sollten wir uns darum bemühen, die aktuellen Herausforderungen nicht allzu negativ zu betrachten, sondern den Lerneffekt, den wir aus den zahlreichen täglichen Erfahrungen ziehen, gemeinsam mit unserer neuen Selbstorientierung positiv für unsere Zukunft zu verwerten. Wenn wir uns in unser zukünftiges Ich hineinversetzen und auf die heutige Zeit zurückblicken, so können wir stolz darauf sein, diese überstanden zu haben.
dieses Interview führte :Nathalia Rodriguez
Hier ein paar Spartipps von Finanz-Expertin Yanki Yilmaz:
1. Identifiziere deine Fixkosten und variablen Kosten, d.h. notiere dir diejenigen Kosten, die du unabhängig von deinem Einkommen hast, wozu bspw. Miet-, Strom- und Internetkosten zählen, und berechne den Teil, der übrig bleibt. Erstelle eine Liste mit den für dich notwendigsten Konsumgütern, die du damit finanzierst. Das restliche Geld könnte man wahlweise anlegen bzw. für schlechte Zeiten oder Ziele zur Seite legen.
2. Konsumiere möglichst vorausschauend, achte also auf Angebots- und Rabattaktionen. Oft sind Eigenmarken von Lebensmittel- oder Drogeriemärkten günstiger. Als Studierende profitiert man an vielen Stellen von diesem Status. So ist im Sozialbeitrag eine Schauspielhausflat, mit der man Vorstellungen kostenlos besuchen kann, und ein nextbike-Beitrag, mit dem man sich für eine Stunde Räder an den Stationen ausleihen kann.
3. Und nachhaltig leben! Wer sich kein Fahrrad ausleihen und lieber das eigene, das kaputt ist und ewig im Keller rumliegt, nutzen möchte, kann es bei der AStA Fahrradwerkstatt vorbeibringen und wieder in Fahrt bringen. Kleidung recyclen, im RepairCafé Altgeräte funktionsfähig machen und anderen glücklichen Leuten weiterverkaufen, mit den Zutaten im Kühlschrank und vom foodsharing kreativ werden – die Möglichkeiten sind unendlich! Denn langfristig ist alles, was für den Planeten gut ist, auch gut für einen selbst.
4. Der AStA bietet eine Sozialbeitragsübernahme an, um hilfsbedürftigen Studierenden über die Runden zu helfen. Den Antrag kann man auf unserer Webseite asta-bochum.de/sozialberatung finden. Auch sind wir sehr froh über unsere Kooperation mit foodsharing, die uns regelmäßig mit bunten Lebensmitteln beliefern, die für unsere Studierende im AStA-Flur (Studierendenhaus) bereitgestellt werden. Vorbeischauen lohnt sich also auf jeden Fall!
:naro
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