Ein Interview mit Charlie Kruszona, Germanistik- und Geschichtsstudierende:r und Illustrierende:r. Die eine oder andere Illustration von Charlie gab es auch schon in der :bsz zu sehen. Auf Instagram als @cyansghost unterwegs, wo Charlies künstlerisches Können geteilt wird. Wenn nicht gerade die Kunst als Safer Space reicht, dann tauscht Charlie sich gerne mit anderen der LGBTQ+ Community aus. Dazu besucht Charlie gerne die Rosa Strippe oder das Sunrise Dortmund. Vorab noch ein kurzer Disclaimer: Ein Safer Space ist ein Schutzraum zur mainstreamen Gesellschaft, in denen sich Menschen vernetzen und austauschen. Das können Räume für Menschen der LGBTQ+ Community sein, für weiblich gelesene Menschen und/oder auch für BIPoC und disabled Personen. Im Gegensatz zu Safe Spaces wird mit dem Begriff Safer Spaces bedacht, dass „Schutz“ unterschiedlich wahrgenommen werden kann. Es ist ein sicherer Raum im Vergleich zur Dominanzgesellschaft, aber das heißt nicht, dass es ein komplett geschützter Raum ist. Beispielweise kann ein Safe Space für BIPoC kein Schutz für dark skinned Menschen bedeuten. Wenn es aber Safer Space für BIPoC benannt wird, kann Menschen bewusster gemacht werden, dass auch dort Ausbauprozesse sind.
BSZ: Charlie, was ist denn ein Safer Space für dich?
Charlie: Für mich ist ein Safer Space ein Ort – physisch und nicht physisch – wo ich sein kann wie ich bin. Ein Ort ohne, dass ich Angst haben muss, dass mir irgendjemand doof kommt und ohne, dass ich Angst haben muss, dass ich nicht so akzeptiert werde wie ich bin.
Du warst ja schon mal in einem Safer Space – Wie bist du darauf aufmerksam geworden? Was war dein Beweggrund dafür?
Charlie: Zum ersten Mal war ich glaube ich da, weil ich es von dir gehört habe, dass es sowas gibt. Dann dachte ich mir, so ein Ort, wo es eine queere Community gibt, wäre echt schön, das mal auszuchecken. Und einfach zu gucken, was gibt es da, was wird dort angeboten, wie fühlt sich das an. Deswegen bin ich darauf eingegangen, war dann da und es war echt super!
Warum sind solche Räume wichtig? Warum sind diese gerade für dich als non-binary Person wichtig?
Charlie: Weil es immer noch genug andere in Anführungszeichen „Safe Spaces“ gibt, die darauf nicht eingehen, die damit nicht umgehen können. Sie präsentieren sich als offen und als zuvorkommend, aber dann auf die Identität bezogen, gibt es das Wissen nicht. Das ist wahrscheinlich meistens das Problem. Nicht das solche Spaces es mutwillig tun, sondern da ist einfach das Wissen nicht da.
Ok, und bei trans inklusiven Räumen ist das nicht so. Also da wird das Bewusstsein dafür geschaffen?
Charlie: Genau! Also es ist immer schön zu sehen, wenn das schon auf der Webseite zum Beispiel inkludiert ist, damit man sieht, dass sie das kennen und wissen worum es geht. Und dann auch sehen zu können, das ist auf jeden Fall hier willkommen. So fühlt man sich natürlich definitiv auch schon bereiter in diesen Ort zu gehen oder auch beispielsweise online teilzunehmen.
Hast du noch Tipps für Menschen, insbesondere für Newbies, die mal zu einem queeren Safer Space hingehen wollen?
Charlie: Ich würde einfach sagen: es ausprobieren! Wenn man Angst hat dorthin zu gehen, dann informiert euch erstmal. Was macht diese Gruppe? Was bieten die an? Haben die online schon etwas dazu gepostet? Nehmt eine gute befreundete Person mit oder traut euch allein dahin. Vielleicht trefft ihr dort zwei andere Personen vor der Tür, die sich nicht trauen, und dann traut ihr euch gemeinsam rein und habt direkt neue Freund:innen gemacht.
Hast du noch ein paar abschließende Wort dazu?
Charlie: Traut euch! Wenn man einen Ort gefunden hat der so cool ist, wie die Orte wo ich jetzt bisher war, ist das echt super und hilft auf jeden Fall.
In NRW gibt es eine Vielfalt an Safer Spaces für Menschen der LGBTQ+ Community, dafür besucht ihr am besten folgende Seite: https://www.queere-jugend-nrw.de/queere-jugendtreffs
Hier ein paar der queeren Schutzräume in Bochum und Umgebung:
Rosa Strippe
In der Rosa Strippe in Bochum sind queere Jugendliche bis 27 Jahren, im Café freiRaum jeden Freitag, von 16:00 bis 20:00 Uhr, willkommen. Transpersonen werden sich besonders im Café Wandelbar aufgehoben fühlen, da es ein „trans only“-Treff ist. Es gibt ein buntes Angebot, um sich auszutasuchen und zu lernen: Eine Koch-Gruppe, eine Gamer-Gruppe oder eine Tanz-Gruppe. Diese ist extra für FLINTA Personen und nennt sich Form Up!. Wer Bock hat, reinzuschnuppern, kann sich mal einen Samstag freihalten. An jeden Zweiten im Monat wird sich getroffen und eine Choreografie erstellet und geübt. Wer sich eher beim Laufen auspowert, kann ab dem 12. Juli in die Lauf-Gruppe der Rosa Strippe. Dort wird unter Leitung einer Trainerin eine 5 km lange Strecke gelaufen, und das ohne typischen (Schul-)Leistungsdruck. Es wird auf den Spaßfaktor geachtet, und dass jede*r nach eigenem Wohlbefinden läuft, so Andrea Westhoff, Geschäftsführerin der Rosa Strippe. Wichtig bei den genannten Gruppen: All sex, genders and ages are welcome!Weitere Infos findet Ihr auf rosastrippe.net/termine-veranstaltungen/
Sunrise Dortmund
Schwimmen für TIN (trans, inter & nicht-binäre) Personen, gemeinsam eine Theateraufführung gestalten oder ein Ausflug ins Phantasialand – Das Sunrise Dortmund hat ein vielfältiges Programm für queere Menschen jeder Altersgruppe. Es wird besonders auch auf einen BIPoC-inklusiven Blick geachtet. Das macht das queere BIPoC-Treffen deutlich, dass jeden zweiten Dienstag im Monat, von 16:00 bis 20:00 Uhr sattfindet. Die anderen Dienstage, um dieselbe Uhrzeit, sind für das Trans-Treff reserviert. An den anderen Wochentagen gibt es die gängigen FLINTA Treffen. All die Treffen sind für junge Menschen bis 23 Jahren. Im Juni findet ein „first time“-Erlebnis statt: Gemeinsam an die Nordsee. Und das all for free – so wird auch Leuten mit k(l)einem Budget eine coole Reise ermöglicht! An alle Queens & Queers: Wer mitfahren mag, kann sich bis zum 10. Juni für einen der 15 Plätze anmelden. Weitere Infos findet ihr auf sunrise-dortmund.de/jugendtreff/projekte/
Queer Treff° Witten
In Witten habt ihr die Möglichkeit, am Queer Treff° teilzunehmen. Das ist eine Art Stammtisch für Menschen bis 27 Jahren, die Teil der LGBTQ+ Community sind. Es findet zu jedem ersten und dritten Freitag im Monat, von 16:00 Uhr bis 21:00 Uhr statt. Es werden Gäst*innen eingeladen, die mit interessanten Themen zum Austausch anregen. Aber der Raum kann auch einfach zum Kennenlernen, vernetzen und spielen genutzt werden: Von Billiard bis Kartenspiele ist alles dabei! Wer nicht genug kriegen kann, kann auch jeden Donnerstag im Monat bei Queer*Stadt mitmachen. Dort könnt ihr als Teil des Organisationsteam mitmachen und das ohne Altersbeschränkung. Es werden besondere Events, wie zum Beispiel gemeinsam einen Kinofilm angucken, Fahrradtouren oder Partys veranstalten geplant.
Weitere Infos findet ihr auf https://treff-werkstadt.com/programm
:Nathalia Rodriguez
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