Ruhrtriennale. Der Eklat um die Ein-, Aus- und wieder Einladung der BDS-unterstützenden Band Young Fathers geht weiter.
Es ähnelt einer Partitur: Die eingeladene Band Young Fathers unterstützt die BDS-Kampagne, die für „Boycott, Divestment and Sanctions“ gegen Israel ist und als antisemitisch gilt. Auf Druck sagt Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp der Band ab, nach Forderung der Kunstfreiheit, lädt sie diese wieder ein, doch die Band lehnt ab. Die Intendantin steht nun wegen ihrer Haltung zum BDS und Israel in der Kritik. Um die Wogen zu glätten, lud das Festival zur Diskussion „Freedom of Speech/Freiheit der Künste“ am Samstag, den 18. August in die Turbinenhalle Bochum ein.Moderiert von Norbert Lammert erhielten sowohl Carp als auch Befürworter*innen und Gegner*innen des BDS die Gelegenheit, sich zum Thema Meinungsfreiheit und Freiheit von Kunst zu äußern. Zunächst stellte Carp heraus, dass sie nichts von der BDS-Zugehörigkeit gewusst habe, gleichzeitig erklärte sie die Existenz Israels als berechtigt und sprach sich gegen Antisemitismus und Rassismus aus. Während Künstler Schorch Kamerun und der ehemalige Kulturminister von NRW, Michael Vesper, die Einladung und Carps Verhalten kritisierten, sprachen sich Komponist Elliott Sharp und Dramaturgin Hildegard De Vuyst für die BDS-Kampagne aus, was zu Zwischenrufen führte. Zu Schluss erklärte die Intendantin, sie habe einen Fehler gemacht: „Die Young Fathers ausgeladen zu haben.“ Verbunden mit der Frage, ob man nun keine Künstler*innen mehr einladen dürfe, die mit dem BDS sympathisieren.
Gegenstimmen
Draußen hatte sich zuvor Widerstand gebildet. Die jüdische Aktivistin Malca Goldstein-Wolf rief im Vorfeld zu einer Protestkundgebung vor der Veranstaltung auf. Die Demonstrant*innen richteten sich gegen Carps Umgang mit dem BDS und die Teilnahme von zwei Befürworter*innen.Doch damit endet es nicht: Das Istanbuler Hezarfen Ensemble, dass sich mit Vertreibung und Flüchtlingen auseinandersetzt, sagte ihr für den 15. August geplantes Konzert mit dem Titel „Music of Displacement“ ab, weil sie laut einem Statement auf ihrer Internetseite, „für politische Schlagworte und Manipulationen verwendet“ werden und durch die Debatte um Carp auch selbst in den Fokus gerieten.
:Maike Grabow
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