Bochum. Der Ausschuss für Gesundheit und Soziales hat neue Zahlen zur Lage der Sozialwohnungen in Bochum vorgelegt: 13.565 Wohnungen stehen derzeit für Menschen in prekären Lebensumständen zur Verfügung – 2003 waren es noch rund 30.000.
„Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum trifft Menschen in Notlagen am härtesten“, sagt Ratsmitglied Gültaze Aksevi von Die Linke. Denn die Anzahl der Sozialwohnungen geht seit Jahren stark zurück. Der Grund dafür liege nicht an der Stadt Bochum, versichert Peter van Dyk, Pressesprecher der Stadt, sondern an den fehlenden InvestorInnen. Motive für das Nicht-Investieren kann van Dyk jedoch nur vermuten: „Niedrige Kapitalzinsen könnten ein Grund sein.“ Dabei gebe es zum jetzigen Zeitpunkt gute Förderbedingen für InvestorInnen: „Fast Null-Prozent Darlehen“, so van Dyk.
Wohnungsbauoffensive
Um den sinkenden Sozialwohnungen entgegen zu wirken, hat die Stadt Bochum bereits im November 2017 das Handlungskonzept „Wohnbauoffensive“ ins Leben gerufen. „Die Stadt hat sich das Ziel gesetzt, von 2018 bis 2025 jährlich 800 neue Wohnungen zu errichten, von denen werden 200 Sozialwohnungen“, so van Dyk.
Dies ist nach Einschätzungen von Die Linke viel zu wenig und stößt auf Kritik. Bereits jetzt gebe es 97.000 Haushalte in Bochum, die einen Wohnberechtigungsschein haben. Allerdings stehen „weniger als 14.000 Sozialwohnungen zur Verfügung“, heißt es in einer Pressemitteilung. Einen Grund für die sinkende Anzahl an Sozialwohnungen nennt Die Linke auch: „Das liegt vor allem daran, dass die Wohnungen keine dauerhafte Mietpreisbindung haben, sondern irgendwann aus der Sozialbindung fallen und dann teurer vermietet werden können.“
Der Pressesprecher der Stadt bestätigt soweit die Zahlen von Die Linke: zurzeit könnten etwa 50 Prozent der Bochumer Haushalte sowie 70 Prozent der RentnerInnen aufgrund ihrer prekären Situation finanzielle Unterstützung von der Stadt beantragen.
Teure Wohnung = mehr Obdachlose?
Eine tragische Entwicklung sieht Die Linke mit dem Wegfall der Sozialwohnungen: Einen Anstieg der Obdachlosenzahlen. Die Zahlen der untergebrachten Obdachlosen habe sich in weniger als zwei Jahren verdreifacht, berichtet die Partei. 2016 waren es 75 Obdachlose – zum Stichtag Februar 2018 waren bereits 237 Menschen aufgrund von Obdachlosigkeit auf eine städtische Unterbringung angewiesen. Auch die Unterbringungsdauer sei nach oben gegangen. Waren es vor weniger als zwei Jahren bis zu vier Wochen, ist die Verweildauer auf bis zu sechs Monate angestiegen.
Die Stadt Bochum sieht den Zusammenschluss der Linken soweit als nachvollziehbar an, doch zeigen sich bei der Unterbringung durch Obdachlosigkeit keine große Veränderungen, auch weil die Verifizierung nicht scharf ist: Die Stadt bekommt die Zahlen der untergebrachten Obdachlosen von Unterbringungen wie beispielsweise der Diakonie. Diese Zählungen seien nicht statisch, da die Oberdachlosen nicht jede Nacht bei der gleichen Unterbringung schlafen. So komme es zu Schwankungen. „Die Zahl der Obdachlosen ist im Schnitt gleichgeblieben und liegt derzeit bei etwa 100 Personen“, so van Dyk.
:Sarah Tsah
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