Psychologie. Alle Jahre wieder kommt die ernüchternde Rechnung, wenn es um Neujahrsvorsätze geht. Motivationspsychologin Dr. Marlies Pinnow erklärt, woran das Scheitern liegt und wie gefasste Ziele am ehesten erreicht werden können.
Stress abbauen, mehr Zeit für sich und die Familie, weniger am Smartphone und überhaupt ein bisschen mehr Bewegung! Das sind laut Umfrage der DAK/Forsa die am meisten genannten Jahresvorsätze für 2018. Wie können solche Vorsätze eingehalten und die gesteckten Ziele erreicht werden?
Dr. Marlies Pinnow, Leiterin der Arbeitsgruppe „Motivation“ der Fakultät für Psychologie an der RUB und ihr Team beschäftigen sich mit Selbstregulation und -kontrolle. Dinge, die oftmals gerade im Zusammenhang mit den zu Neujahr gefassten Vorsätzen einhergehen. Vorsätze, sagt sie, scheitern oftmals daran, dass der konkrete Kontext fehle: „Was vor allen Dingen zum Scheitern beiträgt, ist, dass viele Menschen diese vielen Hindernisse, die sie auch in der Vergangenheit abgehalten haben, das zu tun, nicht mitbedenken.“ Wer allerdings diese Hindernisse einplane, habe wahrscheinlich eher Erfolg.
Ein Unterschied
Neujahrsvorsätze, wie wir sie kennen, sind im psychologischen Sinne keine Vorsätze. Diese seien mit einer bestimmten Handlungsintention verbunden. Dies schlage sich in der Formulierung nieder: „Ich würde gerne!“ Ein „echter Vorsatz“, wie es Pinnow nennt, müsse sich stärker auf die Umsetzung beziehen, sei „also eine Durchführungsvorschrift“. Dies bedeute vor allem, sich genau darauf festzulegen, wie mit Hindernissen umgegangen werde.
Das neue Jahr sei seit der Antike eine Gelegenheit gewesen, Vorsätze zu fassen: „Es fängt ein neuer Abschnitt im Leben an. Es ist ein Verabschieden des alten Jahres und wir fokussieren uns immer stärker auf die Vorsätze, die wir uns setzen.“
So geht es richtig
Nach Gabriele Oettingen, die laut Pinnow mit ihrer Publikation „Psychologie des Gelingens“ einen entscheidenden Beitrag im Zusammenhang des Erreichens von Zielen leiste, gehe nichts über eine konkrete Planung und die Einsicht, dass die Ziele realistisch bleiben sollten: „Beim Abnehmen wird das schnell deutlich. Wie viel Kilo will ich abnehmen? Da haben die meisten Menschen unrealistische Vorstellungen, was da geht. Wir sagen immer: 10 Prozent sind machbar.“ Konkrete Planung bedeute auch, sich Wenn-Dann-Pläne zu überlegen. Was tue ich, wenn ich konkret auf Hindernisse treffe? Wie kann ich diese überwinden?
Für Pinnow selbst gibt es drei Dinge, die man sich vor Augen führen sollte, wenn sich Ziele gesteckt werden. Zunächst sollte sich jedeR klar werden, ob die Ziele, die gesteckt wurden, aus eigenem Antrieb heraus gewählt wurden: „Ist das überhaupt mein Ziel? Oder woher habe ich das? Machen das jetzt alle?“ Die Gefahr sei, dass man fremde Ziele verfolge, hinter denen man nicht stehe. Als entscheidend gelten außerdem die Umsetzung sowie der Typ Mensch, der man ist: „Bin ich der Grübler, der länger über Dinge nachdenkt? Oder bin ich der Handlungsorientierte?“ Es sei laut Pinnow wichtig, die eigene Persönlichkeit in den Plan einzubeziehen. Immer hilfreich sei es, sich gemeinsam mit anderen realistische Ziele abzustecken. Man stütze sich so in schwierigen Situationen.
:Andrea Lorenz
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