68ER-REIHE. Die Ermordung Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967 durch einen Polizisten war ein Wendepunkt in der Geschichte der BRD. Die Gruppe Gründerstudenten und die Zeitschrift Amos luden im Bahnhof Langendreer zum Austausch über die Folgen dieses Ereignisses ein.
Der laute Trommelwirbel auf der Bühne gibt der Performance von Robert Bosshard etwas Pathetisches. „Wir haben geglaubt, dass das Soziale veränderbar ist, dass wir kämpfen müssen und dass es so nicht weitergehen kann“, erklärt der Oberhausener Künstler. Doch die gesellschaftliche Umwälzung ist bekanntlich ausgeblieben: „Wir haben geschnuppert, wie das geht.“ Und so versprüht Bosshards Performance so etwas wie linke Melancholie: „Wir sind ja davon ausgegangen, dass hier tausend junge Studenten sitzen, die wissen wollen, was die Alten hier zu erzählen haben.“
An diesem Jahrestag waren jedoch vor allem WeggefährtInnen von einst zu Gast im Bahnhof Langendreer. Auch der AStA der RUB unterstützte die Veranstaltung nicht.
Doch wie sehr haben die Ereignisse rund um den 2. Juni 1967 letztendlich die bundesdeutsche Gesellschaft verändert? Darum drehte sich alles an diesem Tag mit Filmen, Vorträgen oder Liedern im Bahnhof Langendreer, zu dem die Gründerstudenten und die Zeitschrift Amos eingeladen haben.
Wolfgang Kraushaar, der als einer der renommiertesten Forscher zur Geschichte der 68er-Bewegung gilt, rekonstruierte die Ereignisse und Hintergründe rund um den 2. Juni 1967: Die Verstrickungen des Schah-Regimes und die Tumulte während und nach der Demo gegen den Schah-Besuch, als der Staat ernst machte und Polizisten gegen friedliche Studierende vorgingen. Bis ein tödlicher Schuss fiel und der Student Benno Ohnesorg kurz darauf verstarb (siehe :bsz 1127).
Aufbruch auch in Bochum
Ohnesorgs Tod hat unter den Studierenden bekanntlich zu Protesten und Radikalisierungen geführt und die bundesdeutsche Gesellschaft nachhaltig erschüttert. Nicht nur in den Zentren Berlin oder Frankfurt, sondern auch in Bochum, wie
Roland Ermrich, erster AStA-Vorsitzender an der RUB, in der Podiumsdiskussion klarstellte: „Es war ein Startschuss und ein Einschnitt, insofern auch ein enger Kontakt zur Bevölkerung entstand.“ Anfang Juni versammelten sich Studierende aber auch ArbeiterInnen zur Demo auf dem Buddenbergplatz. Es ging um die Ereignisse in Berlin, aber immer wieder gab es auch Aktionen gegen die Wohnraumproblematik in Bochum. Zudem ging es auch den „68ern“ an der RUB um eine Demokratisierung der Hochschule, was auch Solidarisierungen nach sich zog: „Auch der Kontakt zu den Professoren wurde dadurch enger.“
Doch was ist von der einstigen Aufbruchstimmung geblieben? Bekanntlich ist die damalige APO schnell zersplittert, Antiautoritäre und K-Gruppen gingen ihre eigenen Wege, Mitte der 60er begann der Terror der RAF. Aber jüngster Widerstand von SchülerInnen gegen eine Abschiebung in Nürnberg mache Mut, dass eine gewisse 68er-Protest-Tradition unter Jugendlichen weiterlebt, wie Hartmut Dreier von der Zeitung Amos erklärte: „Das sind ja keine Reaktionäre. Keine Joschka Fischers oder Angela Merkels, für die man sich schämen muss.“ So gibt es am Ende doch mehr als Nostalgie.
Der Aufbruch der „68er“ hat auch die organisierte Studierendenschaft geprägt.
:Benjamin Trilling
Lest dazu hier den Kommentar unseres Gastautors Jan Freytag!
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