In der Zeche Hannover in Bochum stießen dieses Jahr Welten aufeinander. Wenn man im Schatten der burgähnlichen Zeche einen Mittelaltermarkt entdeckt, ist man erst mal kaum überrascht.
Ein Blick auf die ausgestellten Waren macht einen dann aber schon eher stutzig: Viktorianischer Schmuck, Druckluftarmbrüste und skurrile Apparaturen gab es zu sehen. Motto der Zeche dieses Jahr: Steampunk Wunderland.
Expedition Ersteindruck
Wie eine Flugzeuglandebahn wirkte der mit Lichtern erleuchtete Pfad von der Bushaltestelle zur Zeche. Dann trat der illuminierte Förderturm ins Blickfeld. An der Ticketbox vorbei ein Denkanstoß: Eine beleuchtete Mulde voller leerer Schuhpaare. Die derzeitige Sonderausstellung der Zeche will damit an polnische „Displaced Persons“ – Kriegsgefangene, Häftlinge und ZwangsarbeiterInnen – erinnern.
Plötzlich zischte eine Dampfmaschine vorbei und trieb die triste Stimmung mit Pop- und Rocksongs aus den Herzen. Die fahrbare One-Man-Band „Nautilus“ umrundete mit kurzen Stopps das Zechengelände und zog die Gäste mit sich.
Otto Lilienthal lässt grüßen
Dann tauchten einige sehr ungewöhnliche Erscheinungen auf: Wandelnde Flugmaschinen. Menschen auf Stelzen mit laut tönenden „Flugmaschinenkostümen“. Langsam und schwerfällig bewegten sie sich zur Teslamusik auf eine ausgeleuchtete Startbahn zu.
Motoren: Startklar! Startbahn: Frei! Flugerlaubnis: …
Natürlich konnten die Apparaturen nicht fliegen, aber man wollte es für einen kleinen magischen Moment lang glauben.
Gastautor :Frederik Herdering ist Kulturresortleiter bei Radio CT
Infobox:
Die Extraschicht findet seit 2001 jährlich jeden letzten Samstag im Juni statt; bis spät in die Nacht gibt es Kulturveranstaltungen an ehemaligen Industriestätten. Verbunden werden die mittlerweile 48 Standorte durch ein Netzwerk aus Shuttlebussen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Mehr als 200.000 Gäste feierten am 25. Juni gemeinsam die 15. Inszenierung der „Nacht der Industriekultur“.
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