Der Aufschrei ist groß und laut und kommt jedes Jahr zum Semesterstart: die Wohnraumsituation für Studierende in Deutschland. Sie ist prekär und kommt nicht von ungefähr: Zu wenige staatliche geförderte Wohnheime, zu teure Privatwohnungen in den Ballungszentren und überhaupt: viel zu viele Studierende! Die Bundesregierung plant jetzt ein Investitionsprogramm, um Abhilfe zu schaffen – nachdem sie nach und nach den staatlich geförderten Wohnungsbau abgebaut hat.
Das Deutsche Studentenwerk (DSW) warnte schon 2013, als sich an den Unis in NRW durch den doppelten Abiturjahrgang die Wohnheimsituation verschärfte, dass die Politik doch endlich handeln müsse. Damals gingen Bilder von Container-Wohnheime für Hamburgs Studierende durch die Medien, die aufzeigten, dass es in Deutschlands Unistädten wohl einen erheblichen Nachholbedarf bei der Bereitstellung von Wohnheimplätzen gibt.
Reicht das Investitionsprogramm?
Zwei Jahre später sieht die Situation nicht wirklich anders aus, und wieder warnt das DSW, lobt aber auch die Bundesregierung, die mit einem Investitionsprogramm von 120 Millionen Euro die Situation entschärfen und für Studierende verbessern möchte. Doch ist das wirklich ausreichend?
In München warten aktuell über 10.000 Studierende auf einen Wohnheimplatz, in anderen Städten sieht es nicht besser aus und überhaupt: Wie konnte sich die Situation so zuspitzen? Die Bundesregierung hat in den vergangenen 10 Jahren im großen Stil Sozialwohnungen verkauft, Wohnheime privatisieren lassen und bekommt für diese Maßnahme jetzt die Quittung. Gerade bekommen das auch die Studierenden zu spüren, die vergeblich einen Wohnheimplatz suchen.
In Bochum ist die Lage vergleichsweise entspannt – mit 6,60 Euro pro Quadratmeter im WG-Zimmer liegt die Stadt weit hinter Berlin (9,30 Euro/Quadratmeter), Köln (10,30 Euro/Quadratmeter), Hamburg (11,20 Euro/Quadratmeter) oder München (14,60 Euro/Quadratmeter), in denen bezahlbarer Wohnraum faktisch nicht mehr vorhanden ist.
Die Bundesregierung hat daher die dringende Aufgabe, aus der Wohnungsnot für Studierende zukünftig kein soziales Problem entstehen zu lassen.
:Tim Schwermer
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