Das Thema „Neonazismus“ ist hochaktuell – nicht zuletzt wegen des NSU-Prozesses. Aus diesem Grund inszeniert Johannes Thorbecke, künstlerischer Leiter, Regisseur und Schauspieler des freien Theaters Gegendruck, Andreas Veiels „Der Kick“ von 2005 am 29. Mai im Bahnhof Langendreer neu.
Brandenburg im Sommer 2002. Der 16-jährige Marinus Schöberl wird von den neonazistischen Brüdern Marco und Marcel und deren Bekannten Sebastian Fink in dem kleinen Dorf Potzlow, 60 Kilometer von Berlin entfernt, zunächst verprügelt, dann mit Alkohol abgefüllt, vergewaltigt, gedemütigt und am Ende durch den „Bordstein-Kick“ (in Anlehnung an die Gewaltszene aus „American History X“) getötet. Danach schweigt das Dorf – ganze vier Monate lang. Diese absurde Abfolge menschlichen Handelns will Thorbecke in seiner Inszenierung aufzeigen.
Ein ganzes Dorf schweigt für vier Monate
„Es ist erschreckend, dass das Stück immer noch aktuell ist“, sagt Thorbecke und fügt hinzu: „Der NSU-Prozess hat doch gezeigt, dass es ein großes neonazistisches Netz gibt, das sich gegenseitig deckt. Das war auch in Potzlow so, als ein ganzes Dorf diese grausame Tat vertuscht hat.“
Es geht in seinem Stück nicht um das Aufzeigen der grausamen Tat an sich, sondern vielmehr um die Reaktionen auf diese Gewalttat. Daher versucht Thorbecke, die „Mauer des Schweigens“ in seiner eigenen Inszenierung zu brechen – und die Nerven der ZuschauerInnen dabei ganz schön zu strapazieren.
Thorbecke weiter: „Als ZuschauerIn ist man hin- und hergerissen und kann diese Absurdität der Deckung der Tat und das Handeln der Menschen nicht verstehen.“
Erfolgreiche Premiere in der Altstadtschmiede
Nach gut zweimonatiger Probenzeit lief das Stück Ende April zunächst in der Altstadtschmiede Recklinghausen. Auf die Vorstellung am 29. Mai freut sich Thorbecke ganz besonders: „Der Bahnhof Langendreer ist die politische und kulturelle Seele der Stadt Bochum: ein idealer Platz, um den weitverbreiteten Neonazismus zu bekämpfen“.
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