Mit ihrem Vormarsch im Norden des Irak haben die Kämpfer des „Islamischen Staates“ (IS) hunderttausende Andersgläubige zu einer Massenflucht gezwungen, vor allem ChristInnen und JesidInnen. Nun droht die islamistische Terrororganisation tiefer in die kurdischen Gebiete im Irak und in Syrien einzudringen – was eine immer größere humanitäre Katastrophe bedeuten würde.
Anfang des Monats fiel die Ninive-Ebene nordöstlich von Mossul – das Zentrum der noch im Irak verbliebenen ChristInnen – unter die Herrschaft des Islamischen Staates. Parallel dazu eroberte der IS die Stadt Sindschar nahe der syrischen Grenze, welche zu den Siedlungsgebieten der JesidInnen gehört. Zehntausende JesidInnen mussten ins angrenzende Gebirge fliehen, wurden dort von den IS-Kämpfern eingeschlossen und waren durch Nahrungs- und Wassermangel in Lebensgefahr. Die meisten von ihnen konnten inzwischen aus der Belagerung entkommen – durch die Hilfe kurdischer KämpferInnen und dank der US-Luftangriffe gegen IS-Truppen.
Quer durch den Irak und Syrien besteht zwischen den kurdisch kontrollierten Gebieten und dem „Kalifat“ des IS eine über 1000 km lange Grenze. Diese kann von den kurdischen Streitkräften nur eingeschränkt verteidigt werden, was vor allem an deren mangelhafter Ausrüstung liegt – bis hin zum Fehlen von Munition für die Gewehre. Die USA und Frankreich liefern deshalb Waffen an die kurdischen KämpferInnen. Weitere europäische Länder erwägen, dies ebenfalls zu tun. Deutschland will bisher nur andere Militärausrüstung wie Fahrzeuge oder Schutzwesten liefern – die auch dringend benötigt werden.
Die kurdischen Gebiete bilden in beiden Bürgerkriegsländern durchgehend Inseln der Stabilität und Sicherheit sowie Zufluchtsorte für Angehörige religiöser Minderheiten. Das weitere Vordringen des IS-Terrors in diese Regionen würde daher eine besondere Tragödie bedeuten. Die Männer und Frauen der kurdischen Streitkräfte haben das legitime Recht und die ethische Verpflichtung, die dort lebenden Menschen davor zu beschützen. Auch Deutschland sollte ihnen bei dieser Aufgabe nach Kräften helfen.
:Gastautor Patrick Henkelmann
Lest hier die Gegenmeinung von :bsz-Autor Ulrich Schröder.
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