Bild: Engels-gleich? Man merkt der Engels-Statue ihre kulturelle Herkunft ein wenig an., China hat Wuppertal ein besonderes Denkmal geschenkt Foto: Patrick Henkelmann

Vor zwei Wochen wurde im Wuppertaler Stadtteil Barmen eine überlebensgroße Bronzestatue eingeweiht. Sie stellt einen älteren Mann in nachdenklicher Pose dar. Der Mann trägt einen langen Bart und einen Mantel, seine Gesichtszüge haben etwas Asiatisches. Die Statue ist ein Geschenk aus China – und für Wuppertals wirtschaftliche Zukunft von Bedeutung. Doch zeigt das imposante Standbild nicht etwa Konfuzius oder Laotse, sondern Friedrich Engels.

Im nominell kommunistischen – aber de facto sehr kapitalistischen – China gilt der deutsche Philosoph Friedrich Engels als ein verehrungswürdiger, weiser Lehrer. Ähnlich wie auch Karl Marx, mit dem zusammen Engels die umfangreiche ökonomische und gesellschaftliche Theorie entwickelte, welche später als Marxismus bekannt geworden ist. Engels wurde 1820 in Barmen geboren, als Sohn eines reichen Textilfabrikanten. Während Engels Geburtshaus im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, befindet sich seit 1970 eine Ausstellung zu seinem Leben und Werk im „Engels-Haus“, dem Geburtshaus seines Vaters, in welchem Engels aufwuchs.

Dass in Sichtweite des Engels-Hauses nun eine 3,85 Meter hohe Bronzestatue von Friedrich Engels auf einem Stahlpodest steht, im nach der Familie benannten Stadtpark „Engelsgarten“, hängt mit dem 2010 erfolgten Besuch einer Delegation chinesischer PolitikerInnen zusammen. Anlass war der 190. Geburtstag von Engels. Der hochrangige Funktionär Ma Kai entschied nach der Besichtigung des Engels-Hauses, der Stadt ein großes Standbild des kommunistischen Philosophen zu schenken. Es folgten Gespräche über Entwürfe und Umsetzung in den Jahren 2011 bis 2013. Der Rat der Stadt Wuppertal nahm die kontroverse Schenkung der Statue im vergangenen November schließlich an.

Die China-Connection

Der in China bedeutende Bildhauer Zeng Chenggang schuf den Bronze-Engels offenkundig im Stil einer Asia-Variante eines künstlerisch freieren sozialistischen Realismus’. Wegen der Anlehnung an die traditionelle Darstellung von weisen Lehrern in China ist Engels hier in fortgeschrittenem Alter dargestellt, obwohl er nur seine jungen Jahre in Wuppertal verbracht hat. Das war auch einer der ästhetischen Kritikgründe in Bezug auf Chenggangs Statue. Aus den gleichen Gründen wirkt der dargestellte Engels zudem körperlich voluminöser als der sportliche Engels es in Wirklichkeit war.

Auf jeden Fall wird das – in den Augen des Autors ästhetisch gelungene – Engels-Denkmal Scharen von chinesischen TouristInnen nach Wuppertal ziehen, was der stark verschuldeten Stadt im Bergischen Städtedreieck ökonomisch guttun wird. Schon zuvor hatte der Tourismus aus China in den letzten vier Jahren drastisch zugenommen, insbesondere dank chinesischen Medienberichten über die ‚Heimatstadt‘ des kommunistischen Theoretikers. Da im Zuge dieser Entwicklungen auch investitionswillige chinesische UnternehmerInnen angezogen wurden, richtete die Wirtschaftsförderung der Stadt 2012 für jene das China Competence Center ein. Es bleibt abzuwarten, ob das besondere chinesische Interesse an Wuppertal ausreichen wird, die wirtschaftliche Lage der Stadt signifikant zu verbessern.

:Gastautor Patrick Henkelmann

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