Brandschutz. Aufgrund mangelhafter Brandschutzvorkehrungen musste ein Bochumer Hochhaus innerhalb von zwei Wochen evakuiert werden. Nun ist noch nicht sicher, wie es mit dem Gebäude weitergeht.
Die Mieter*innen des Hochhauses am Lohring, Ecke Wittener Straße, erreichte vor kurzem eine Hiobsbotschaft: Innerhalb von zwei Wochen müssen sie die Wohnungen räumen, denn aufgrund von erheblicher Brandschutzmängel seien sie in akuter Gefahr. Dies wurde bei einer Brandschutzuntersuchung des Gebäudes, das unter ständiger Kontrollpflicht durch die Feuerwehr steht, entdeckt.
Laut Stadtbaurat Markus Bradtke habe man sich „mit dem Objekt schon länger befasst.“ In der Vergangenheit gab es demnach schon häufiger kleine Mängel. Bei der neuesten Untersuchung durch das Bauordnungsamt erkannte man jedoch erhebliche Mängel an der Feuerfestigkeit der Wände. Eigentlich müssten die Wände einen Brandschutzfaktor von F90 aufweisen, also unter Feuerangriff mindestens 90 Minuten standhalten. Die Wände des Lohringgebäudes haben laut Bradtke nicht einmal einen Brandschutzfaktor von F30. „Das sieht man den Wänden von außen nicht an“, so Bradtke. Auf Nachfrage der WAZ erklärte Stadtsprecher Thomas Sprenger, dass das Gebäude bereits beim Bau nicht den Brandschutznormen entsprach. Da damals jedoch noch keine städtische Baubegleitung stattfand, war es dem damaligen Eigentümer möglich, beim Bau zu schummeln.
Das Gebäude aus den 60er-Jahren, das einst als Vorzeigeprojekt moderner Architektur in Bochum galt und zwischendurch sowohl ein Hotel als auch eine Disco und eine Nebenstelle der Staatsanwaltschaft beherbergte, müsse nun kernsaniert werden.
Ungewisse Zukunft
Mittlerweile ist das Lohring-Haus leer und abgeriegelt. Alle weiteren Schritte liegen in der Hand der Eigentumsfirma Immonex Property. Die ungefähr 70 Mieter*innen wurden von der Immobilienfirma, die die Verantwortung für die Unterbringung der Mieter*innen und die Kostenübernahme des Umzugs trägt, in neuen Wohnungen untergebracht. Ein paar wenige mussten auf Übergangswohnungen ausweichen.
Wie es mit dem Gebäude selbst weitergeht, ist momentan jedoch noch nicht sicher. „Derzeit läuft es auf eine Kernsanierung hinaus“, sagt Markus Bradtke. Je nachdem wie hoch die Kostenschätzung der Sanierung ausfällt, könne es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass das Hochhaus komplett abgerissen werden muss. In beiden Fällen könnte das ein Problem werden, denn den Mieter*innen steht ein Rückkehrrecht unter ähnlichen Mietkonditionen zu. Bei einer Kernsanierung müsse gegebenenfalls der Grundriss des Gebäudes geändert werden, weshalb möglicherweise nicht alle Mieter*innen in der Lage sein werden, in ihre alten Wohnungen zurückzukehren, trotz Rückkehrrecht. Dies merkte unter anderem der Mieterverein Bochum kritisch an. Außerdem bemängelte der Mieterverein die von der Stadt zu kurz gesetzte Frist von zwei Wochen. Einige der Mieter*innen seien zum Beispiel erst kurz vor Ablauf der Frist in der Lage gewesen, eine neue Wohnung zu finden.
Derzeit prüft die Stadt 110 weitere Gebäude auf ihren Brandschutz. Bis jetzt seien nur kleine Mängel aufgefallen. Doch bei vielen der Gebäude, die nicht einer ständigen Kontrollpflicht unterstehen, sind die Vermieter*innen dafür verantwortlich, regelmäßige Kontrollen durchzuführen.
:Stefan Moll