Fest: Das Gegenteil von lasch, laff, lauchig. Dieses Adjektiv hat eine sprachhistorische Entwicklung durchlaufen, die verwinkelter ist als die Ränkespiele bei „House of Cards“. So wurde aus der umgangssprachlichen Variante „feste“ die Bezeichnung für ein Bollwerk. Anders als Strohhütten und Holzhäuser steht die Steinfeste auch dann noch fest wie die fragwürdige Prämisse einer Stammtischparole, wenn man noch so feste dagegen hustet und pustet. Die nordnorwegische Stadt Hammerfest war vor Jahrhunderten für ihre Stahlkonstrukteure und Zimmermänner bekannt, daher der Name. Nachdem die dortige Burg im 16. Jahrhundert eine schwere Belagerung durchgehalten hatte, feierte man da das Niet- und Nagelfest mit Gesang und Schnaps. Diese Tradition wurde später von einem spanischen Bergdorf übernommen, erweitert um Musik und Theater. Die sogenannte „Feier im Tal“ (im inzwischen ausgestorbenen hügelspanischen Dialekt „fest i val“) findet heute in ähnlicher Form vielfach auch in Deutschland Anklang.

Gastautor :Marock Bierlej

Chemie: Naturwissenschaft, die sich mit Eigenschaften, Zusammensetzung und Umwandlung von Stoffen und ihren Verbindungen beschäftigt. Wer gutes Lehrpersonal hat (der beste Lehrer Deutschlands in dem Bereich kommt übrigens aus Bochum), lernt dort mehr als nur wissenschaftlich akkurate Breaking Bad-Fanfiction zu schreiben. Auch zur Entwicklung von Medikamenten braucht es genaue Kenntnisse der Wechselbeziehungen einzelner Stoffe untereinander und mit körpereigenen chemischen Verbindungen sowie daraus resultierende (Neben-)Wirkungen. 

Bevor die Chemie für ihre PharmazeutInnen und DrogenliebhaberInnen bekannt wurde, tobten sich in ihrer Vorläuferdisziplin Alchemie Menschen mit blubbernden, schwelenden und ätzenden Substanzen aus. Der Stein der Weisen als Katalysator einer besonderen Transformation trieb so manch eineN in den Wahnsinn und/oder finanziellen Ruin. Solange im zwischenmenschlichen Bereich alles funktionierte – also die Chemie stimmte – mag das dem Forschungsdrang der Eifrigen aber wohl wenig Abbruch getan haben.       :lux

Glück: Wenn ein Umstand oder Ereignis günstig ausgeht, man Glück hat. Umgangssprachlich sagt man auch Schwein haben. Bekanntes Glückssymbol ist unter anderem ebendieses. Wenn eine brenzlige Situation glücklich ausgeht, sagt man daher: „Glück gehabt!“ oder „Schwein gehabt!“; wobei letzteres aus religiösem Feingefühl nicht zu Juden und Jüdinnen oder MuslimInnen gesagt werden sollte. 

Glück hat man beispielsweise, wenn man es morgens bei Semesterstart in die U35 schafft; einen Zustand der Euphorie erlangt man, wenn man auch noch einen Sitzplatz ergattert. Wie glücklich können Erstis bei diesen Fahrbedingungen nun sein? 

Abwesenheit von Glück – Unglück oder Pech – ist, wenn das Bahnverkehrsnetz einige Städte ausgrenzt und man unglücklicherweise die Abreise auf die Nachbarstädte verlagern muss. Eine angenehme und freudige Gemütsverfassung wird häufig als glücklich beschrieben. Dieses persönliche Glück wird durch Glückshormone im Gehirn aktiviert und kann je nach Gusto anders aussehen. So finden einige ihre Erfüllung im Sport, beim Essen oder beim Sex – also beim Beglücken.          

:sat

Abziehen: Wird verwendet für die Subtraktion, das Zurückrufen von Truppen aus militärischen Einsatzgebieten, aber auch, um das Abbinden von Soßen mithilfe von Eigelb zu beschreiben. Häufig auch im Jugendsprech zu finden, um den Straftatbestand der räuberischen Erpressung, cooler und weniger kriminell klingen zu lassen. Besonders anschaulich dargestellt in Scary Movie 1, als Cindy erklärt wird, wie man an coole Klamotten kommt („Yo man, diese Jacke ist voll fett, Alter!“). Abgezogen werden kann man aber auch ganz legal. An der Tanke, wenn man mal wieder voll gemacht hat und mit dem Bestätigen des PIN-Codes feststellt, dass der Preis zum Beispiel soeben um 5 Cent gefallen ist. Tja schade. Dumm gelaufen heißt es dann. Man muss nicht an einer der hochgebührigen Elite-Unis studiert haben, um zu merken, dass man gerade beschissen wurde.

Apropos „beschissen“ – niemand möchte die vollends verstoffwechselte abgezogene Soße vom Vortag finden. Es empfiehlt sich daher, auch nach dem Abstuhlen besser mal das Klo abzuziehen 

:ken

Krank: Ein Zustand, bei dem das körperliche oder geistige Wohlbefinden beeinträchtigt ist. Da der Sommer nun zu Ende ist, hält der Herbst mit seinem kalten und regnerischen Wetter Einzug, was zur Erkrankung vieler Menschen führt. Erst ist man kränklich; man hat eine laufende Nase und etwas Husten. Aber dann am nächsten Morgen, beim Aufwachen, kommt die Katastrophe und man hat sich eine Krankheit eingefangen. Gut, dass es in Deutschland Krankenkassen gibt. Die AOK hat dazu Umfrageergebnisse veröffentlicht, die besagen, dass nicht unbedingt das Wetter allein, sondern vor allem Stress verantwortlich ist. 

Der Stress lässt sich aber mit ehrenamtlicher Arbeit gut bekämpfen, so zum Beispiel in der Schreibwerkstatt für Kinder. Krankhaft lächerlich hingegen sind CETA und der deutsche Politiker, der für diese „Krankheit“ einsteht. Bei so viel Negativität ist es kein Wunder, dass wir alle noch krank werden. 

Da kann man nichts anderes machen, als sich ins Bett zu legen und „Crank“ gucken. 

:euli

Bauen: Für Hobby-HeimwerkerInnen und Baumarkt-PilgerInnen heißt das: Ärmel hoch- und Bude umkrempeln. Visionen erschaffen. So wie in Querenburg, als vor 50 Jahren diese Beton-Oase des Wissens aus dem Nichts gestampft wurde: Klackende Stein-Klötze, Tauben-Terror, Aspest-Aromen. Alles denkmalgeschützt! Anpacken heißt aber immer auch Murks machen. Oder umgangssprachlich: Scheiße bauen. Oder Feierabend-dialektisch: Erschaffen heißt zerstören. So geht es munter weiter: Um-, ab-, an- und Auf-Bau (kaum ein Verb mit solch dramatischen Suffixen) des Campus: Von Opel-Flächen-Versteigerung bis hin zur ultimativen G-Reihen-Erweiterung. Alles für die neue Querenburger Skyline. Bis dahin bleibt die RUB erstmal Bochums größte Baustelle. Aber Visionen verwirklichen heißt schließlich, Nägel mit Köpfen machen – trotz einiger Probleme. Oder wie es schon die alten Ruhrpott-PhilosophInnen wussten: Was nicht passt, wird passend gemacht!                                                           

                                                  :bent

Leben: Am Leben sein, nicht tot sein. Sein Leben in bestimmter Weise verbringen, ansässig an einem bestimmten Wohnsitz sein, sich in einem bestimmten Verhältnis befinden.

Aber nehmt das mal alles nicht so ernst. Solang Ihr zufrieden seid mit dem, was andere möglicherweise nicht als Leben bezeichnen würden, ist alles in Ordnung. Zeit, die Ihr glücklich, aber unproduktiv verwendet, ist nicht gleich verschwendet, nur weil nichts bei rumkam. Oft entsteht durch eine „zeitverschwenderische“ Beschäftigung Wissen, das in Konversationen angebracht werden kann. Unbewusst werden Kompetenzen geschult, von denen man gar nichts weiß – also werden nicht mal die ach so wichtigen Soft-Skills vernachlässigt. Aber eine kleine Empfehlung am Rande: Geht Reisen! Innerhalb Europas ist das auch gar nicht mal teuer und die kulturelle Vielfalt ist dennoch beachtlich.

Und lebt eventuell auch mal getreu den Worten des großen Mark Twain, der einst sagte: „Verschiebe nicht auf morgen, was genau so gut auf übermorgen verschoben werden kann.“

:tom

Sichern: Von althochdeutsch sihhurōn, war sichern ursprünglich ein in der Rechtssprache gebräuchliches Wort, welches wie das heutige Verb „rechtfertigen“ verwendet wurde. Das ergibt besonders viel Sinn, wenn man Folgendes bedenkt: Möchte man etwas sichern, dann will man es vor einer Gefahr schützen – was natürlich am besten funktioniert, wenn man es in den eigenen Besitz bringt. Je nach Legalität der Vorgehensweise kommt man da bisweilen doch in die Verlegenheit, sich für seine Aktionen rechtfertigen zu müssen. Gerade bei Daten gibt es schließlich keine Garantie, dass diese nicht doch in falsche Hände fallen – oder (als Sicherungskopie) eine unautorisierte Verbreitung erfahren. Auch vor Manipulation ist man dabei nie völlig geschützt.

So gibt eine Versicherung nie absolute Gewissheit, auch wenn sich PolitikerInnen im Wahlkampf gerne dafür verbürgen. Sind sie jedoch nach der Wahl abgesichert, dann können sie es sich auch leisten, die Bevölkerung mit Schwarzmalerei und Panikmache völlig zu verunsichern. 

:lux

Konsum: lat. consumere, zu deutsch: verbrauchen. Beschreibt den Verzehr oder Verbrauch von Gütern. Gott sei Dank besteht kein Grund, sein eigenes Konsumverhalten im Blick zu behalten. Schließlich ist die Werbung immer ehrlich, drin ist was (gut sichtbar und für jedeN auf den ersten Blick erkennbar) draufsteht: „light“ heißt immer auch „gesünder“ und zuckerfrei ist auch immer gänzlich ohne Zucker. Wozu gibt’s eigentlich Nährwerttabellen oder Zutatenlisten? Braucht doch niemand: das farbenfrohe Bild auf dem Erdbeerjoghurt zeigt mir doch ganz deutlich, was in meinem Töpfchen ist! Genauso wie die grün etikettierte Cola viel gesünder sein muss als die rote. Salat ist grün und Salat ist gesund also ist die grüne Cola auch gesund … oder so ähnlich. Konsumieren wir doch lieber Güter, bei denen wir nicht beschissen werden: Theater vielleicht oder Bücher. Die drehen wir nicht um, gucken uns die Inhaltsstoffe an und denken uns „Cool! Kein Zucker, nur Glucose-Fructose-Sirup!“ 

:ken

Spiegel: Er gibt das wieder, was in ihn hineinprojiziert wird. Mit der Realität hat das mal mehr, mal weniger zu tun; so erscheinen Menschen und Objekte in einem ganz neuen Licht, wenn sie spiegelverkehrt oder durch Trickspiegel gestaucht, verzerrt oder gestreckt zu sehen sind.

Ähnlich finden sich Personen der Öffentlichkeit im Pressespiegel oft anders dargestellt, als es ihrem Weltbild entspricht. Wer sich selbstverliebt (wie einst Narcissus) nicht vom eigenen Abbild  abwenden kann, lässt sich von der durchs Licht manipulierten und gebrochenen Erscheinung gerne blenden. Dann bringt es auch nichts, dieser Person einen Spiegel vors Gesicht zu halten – die verzerrte Reflektion ist (vergleichbar dem verklärten Blick bei überhöhtem Alkoholspiegel im Blut) dem objektiven Reflektieren eher hinderlich als förderlich.

„Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist der/die Beste im ganzen Land?“ heißt es dennoch regelmäßig, wenn die Welt wieder um Bestätigung in Form von Medaillenspiegel und Co. fiebert.

:lux