Warten auf IDee
Wir schreiben das Jahr 42 nach der im Juni 1965 vollzogenen feierlichen Inauguration des ersten in der damals größten Industrieregion Europas implementierten Mikrokosmos der Wissenschaft: Nach über vier Jahrzehnten gibt die Landesregierung NRW mit ihrem Beschluss zum Neubau eines vierten Gebäudes der I-Reihe am 17.4.2007 den Startschuss zur „Campussanierung“, deren „Gesamtlaufzeit“ insgesamt 13 Jahre betragen soll. Zukunftsgewiss betitelt die RUB-Pressestelle eine Mitteilung vom 20.4.07 lapidar: „Das Gebäude ID wird gebaut“.

weiterlesen

 Glosse: IKEA und ich – eine tragische LiebesgeschichteÂ

Es war einmal eine junge Frau, die endlich auch eine schöne, gemütliche Schlafzimmereinrichtung haben wollte. Schon viel zu lange lebte sie mit diesem riesigen, schwarzen und aus den 80ern stammendem Monsterschrank. Also dachte sie sich: Ab zu IKEA! Sie schnappte sich ihren Freund, organisierte ein Auto und fuhr los. Und da sie wusste, dass sie Geld von ihrer Oma bekäme, suchte sie sich natürlich nicht einen dieser Pappschränke aus, sondern etwas aus Holz. Und eine Kommode. Und einen Spiegel. Und noch so ein paar Sachen, die bei IKEA immer so verloren aussehen und die man dann eben mitnehmen muss. Die junge Frau und ihr Freund genossen den Einkauf, auch wenn anscheinend noch zig andere Menschen ausgerechnet heute ihr Schlafzimmer verschönern wollten.
Als sie dann an der Kasse angelangt waren und freudig alles an der Kassiererin vorbei geschoben hatten, zückte ihr Freund die Kreditkarte. Man wollte sich den Einkauf teilen und könnte so auch besser abbezahlen.
Beide waren so glücklich und froh, bis das Donnergrollen „Wir nehmen keine Kreditkarten!“ sie von ihrer Wolke hinunter pustete.
„Nur EC-Karte!“, donnerte es ihnen weiter entgegen.
Ihnen blieb nichts anderes übrig, als die geforderte Karte zu überreichen und zu hoffen, dass Oma noch rechtzeitig überweist.
Leider tat Oma das nicht. Und der Betrag, welcher sich wohlgemerkt in den Hunderten herumtrieb, wurde zurückgebucht.
Die junge Frau saß entsetzt vor ihrem Computer. Was nun? IKEA anrufen!
Das ging aber nicht, da IKEA deutschlandweit nur (!) eine Servicehotline hat und man dort entweder a) Produktinformationen, b) den neuen Katalog bestellen, c) sich vergewissern, ob ein Produkt im örtlichen Einkaufshaus vorhanden ist oder d) allgemeine Informationen zu IKEA erhalten. Und das alles von der Maschine für freundliche 14 Cent pro Minute.
Also wurde eine Festnetznummer gesucht. Eine Einzige ließ sich finden, aber die dortige Dame, wohlgemerkt auch nicht vom gewünschten IKEA, konnte einem nicht weiterhelfen. Stattdessen donnerte sie auch nur rum.
Was nun? Die Bank anrufen und eine E-Mail verfassen. Die Bank konnte einem nicht weiterhelfen und die E-Mail, ja, die E-Mail blieb tagelang unbeantwortet.
Kein einziges Wort von IKEA. Bis heute nicht. Die nächste E-Mail ist in den Startlöchern, ein Notfallbrief verfasst. Und die Schlafzimmereinrichtung kann man leider nicht mehr zurückgeben, da die lieben Katzen schon ihre Krallen daran geschärft haben.
Und die Moral von der Geschicht’? VISA spricht die Welt, nur IKEA tut es nicht.

aw

„Wir dürfen das!“

Wer in den letzten paar Wochen im Studi-VZ aufmerksam online war, wird diesen Werbebanner mit der dazugehörigen Frage „Wie lange halten Batterien für einen Vibrator eigentlich?“ bemerkt haben.

Vielleicht war auch die eine oder andere, eventuell sogar der ein oder andere, neugierig genug, um zu schauen, was sich dahinter verbirgt.
Das Geheimnis hinter diesem aufreißerischen Spruch ist ein Internetportal namens bequeen.de. Da geht es nicht etwa um Grimmsche Märchen oder den besten Aufreißspruch, wenn man Prinz Harry erobern möchte, sondern um die essentiellen Fragen einer jeden Frau. Ein paar Beispiele: Kamasutra an der Uni? Welche Sexstellung macht am meisten Spaß, schlank oder lässt mich besonders sexy wirken? Warum schreibt er nicht zurück? Welcher Vibrator ist der Beste? Muss ich mich intim wachsen lassen? Wie geht das überhaupt? Ist zu viel Selbstbefriedigung krankhaft? Sind Sternzeichen wichtig beim Ficken? Seitensprung ja oder nein? Warum haben Männer Angst vor starken Frauen? Wer mag schon Gummis? Gibt es gute Pornos? Und wenn ja – wo? Und so weiter. Natürlich kommen auch die Klischees nicht zu kurz, und so gibt es Foren zum Thema Schönheit, Kosmetik und Mode, Esoterik und Familie und, ganz wichtig, Männer.
Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied zu all den anderen Mode-, Beauty-, Singletreff-, bla-Seiten: Hier geschieht es mit Humor, mit einem ständigen Augenzwinkern. Wer sich für ein Thema nicht interessiert, der muss es sich auch nicht antun. Zusätzlich ist es nicht nur etwa eine interaktive Cosmopolitan, sondern ein Treffpunkt für all diejenigen, die sich gerne austauschen. So gibt es, ähnlich wie im StudiVZ, auch hier Clubs, wie etwa über Tätowierungen und Rockmusik, Sexsucht und Pin-up Girls, Kino und Kunst. Für jeden Frauentyp ist etwas dabei, Tussi oder Emanze, Single oder vergeben, Quatschtante oder Leseratte. Und selbst Männer können sich anmelden. Die dürfen das auch!

aw
Â

Bingo! Bingo! Bingo

Man kann es ohne weiteres schaffen, über Jahre hinweg in einer übervollen U35 zur Uni zu fahren, ohne auch nur ein interessantes Gespräch zu Ohren zu bekommen. Wie bekommen es 30.000 Studenten (wie immer sind gemeint: Männer und Frauen) hin, sich so zu verabreden, dass sie alle denselben Stuss reden?

Apodiktiker von Verschwörungstheorien werden bevorzugt Erklärungen entwickeln, die eine gemeinsame Quelle für die immergleichen Gespräche annehmen. Zu denken wäre zunächst an eine Art Truman-Show Hypothese; man selbst ist der Hauptdarsteller einer Fernsehshow, in der die Dialoge der Statisten über Jahre hinweg stets von denselben ausgebrannten Alkoholikern im Autorenteam kurz vor Beginn der Sendungsaufzeichnung zusammengeschmiert werden. Das würde zudem die absurden Szenen bei Besteigung der U-Bahn erklären, deren Unterhaltungswert sich mittels Gedränge und anschließendem Gefluche vom zuerst-aussteigen-lassen-und-dann-einsteigen über Jahre konstant auf einem stabilen, wenn auch niedrigen Niveau eingependelt hat.
Anhänger von eher dezentral ansetzenden Theorien werden hingegen eher andere Erklärungen bevorzugen und das steuernde Element in einer Art Transintentionalität suchen wollen. Diese Leute werden also nicht eine zentrale Instanz (völlig fertige Dialogschreiber) im Hintergrund annehmen müssen, um einen kollektiv fatalen Effekt (völlig fertige Dialoge in U-Bahngesprächen) zu erklären, sondern auf die Selbststeuerungsfähigkeit des Marktes (für dämliche Gespräche) oder dergleichen durch Entscheidungsfähigkeit der einzelnen Teilnehmer bauen. Nur kann man dann hier sehen, dass der Markt eben auch versagen kann. So wie im Grunde niemand die schmierige JA!-Fleischwurst mit dem Siegerlächeln wollen kann und es sie trotzdem gibt, so werden auch diese Gespräche in der U-Bahn geführt, die kein Mensch (zuweilen ist man versucht zu sagen: inklusive Gesprächspartner) hören will. Rettung versprechen diverse Musikabspielgeräte, aber auch Gewalt könnte eine Lösung sein.
Welche Theorie man auch immer zur Erklärung des Phänomens nerviges U-Bahngesprächs heranziehen will, Fakt bleibt, dass diese Gespräche geführt werden, oder doch zumindest von anderer Seite immer wieder auf die niedrige Bandbreite von Themen und Beiträgen in diesen Gesprächen hingewiesen wird. Wie kann man dennoch gewinnbringend mit dem Phänomen umgehen? Wie sich die Vorhersehbarkeit der ewigen Litaneien dieser Gespräche von Bachelor und Master, Auslandsaufenthalt und BaföG-Antrag, Creditpoints und Zwischenprüfung, Prag und Barcelona, Referatspanik und Toilettenekel usw. usf. zu Nutze machen? Hier eine Lösung: Spiel und Spaß. Einfach die unten abgedruckte Tabelle ausschneiden (Bastelschere befindet sich in jeder Tasche von Teilnehmerinnen des Kurses „Pädagogisches Basteln mit Transparenzpapier III: gotische Martinslaternen und fraktale Fensterbilder“) und in jedes leere Feld eine in den U-Bahngesprächen der kommenden Woche erwartete Phrase eintragen. Wer einen Treffer erzielt (blonde, dralle Medizinstudentin plappert tatsächlich die ganze Fahrt vom Hauptbahnhof bis zur Uni von ihrem anstehenden PHYSIKUM und das Wort PHYSIKUM steht in einem der Felder der erwarteten Nervgesprächsthemen), darf die getroffen Phrase durchstreichen. Wer fünf Phrasen in einer Reihe (waagerecht, senkrecht und diagonal) trifft, „hat“ Bingo. Der (und wie immer natürlich auch gemeint: sie) Glückliche ist dann dazu aufgerufen, ein kleines Freudentänzchen aufzuführen und wie ein Derwisch durch die U-Bahn zu wirbeln und immer wieder „Bingo!“ zu schreien, respektive zu kreischen. Er (ja: auch sie) kann aber auch das Phrasenbingozettelchen einfach an die bsz-Redaktion schicken und so an einem wundervollen Preisausschreiben teilnehmen. Dem Gewinner winken hauchzarte Streicheleinheiten, verabreicht durch unseren Leserbriefonkel Pauli persönlich. Einfach Name und E-Mailadresse irgendwo drauf kritzeln und ab die Post. Für alle Schwerverstehenden hier noch eine kleine erläuternde Beispielskizze gewinnender „Bingos“: Es gewinnen alle beige hinterlegten Kombinationen.
Benz
Â

Jubiläum ohne Jubilar

Seit dreißig Jahren haben weder Studierende in Bayern noch in Baden-Württemberg ein gesetzliches Recht auf eine Studierendenvertretung. Auf diesen Zustand machen in dieser Woche mehrer Aktionstage aufmerksam, die von frei gegründeten, ehrenamtlichen Studierendenvertretungen organisiert werden. Der Freie Zusammenschluss der Studierendenschaften fordert eine Wiedereinführung studentischen Interessensvertretung.

Das CDU-Ratsmitglied Dirk Schmidt droht Martin Budich (Verantwortlicher bo-alternativ.de) und Christian Michalak mit einer Klage, falls sie ein Bild, welches ihn in Zusammenhang mit der Webseite Bochum-gegen-links.de stellt, nicht aus einem online verfügbaren offenen Brief löschen. Es soll das Recht am eigenen Bild verletzen. Die Beklagten sollen nun eine Unterlassungserklärung unterzeichnen und den Anwalt von Dirk Schmidt bezahlen.Â

Schnösel unter sich –
oder Verzweifelte?

Für alle, die schon immer eine „gute Partie“ abbekommen wollten, hier die vermeintliche Rettung: eine Website mit markantem Namen bietet „elitäre“ Partner. Vollkommen „kostenlos und unverbindlich“, wie es so schön heißt.

Man soll sich also dort anmelden, natürlich ganz kostenlos. Dann soll man sich 20 Minuten Zeit nehmen, um ausführliche Fragen über sich zu beantworten. Dank eines wissenschaftlich fundierten Matching-Systems würde so der ideale Partner gefunden, der die meisten Übereinstimmungen mit dem eigenen Profil habe. So weit so gut, man muss also tatsächlich gar nicht mehr auf die Straße gehen, um Menschen kennen zu lernen.
Partnervorschläge
Wie bei Google, werden auch hier angeblich innerhalb weniger Minuten, Partnervorschläge einflattern, absteigend geordnet nach Übereinstimmung. Findet man hier den elitärsten Partner, muss man eine Premium-Mitgliedschaft buchen, um Partneranfragen lesen bzw. versenden zu können oder um Fotos einzusehen. Also doch nicht ganz kostenlos, was? Oder hat das tatsächlich einer geglaubt?!
Preise
Und jetzt wird es interessant: Nur wer sich bis zum 5.12. anmeldet, zahlt keine Aufnahmegebühr. Heißt im Umkehrschluss, dass man, um in den elitären Kreis aufgenommen zu werden (67 % Akademiker), schon mal zahlen muss. Hier die Preise für die Premium-Mitgliedschaften: Die ganz Mutigen, die meinen, innerhalb von 14 Tagen den elitärsten Partner finden zu können, zahlen hierfür satte 50,- Euro. Die nicht ganz so Mutigen, die sich einen Monat dafür Zeit lassen wollen, zahlen ab 74,90 Euro. Die Leute sind aber sogar so nett, demjenigen, der nicht nach zwei Wochen einen Partner gefunden und die Mitgliedschaft gekündigt hat, die Mitgliedschaft automatisch um drei Monate für den Preis von 38,84 Euro pro Monat zu verlängern. Sind die nicht zuvorkommend? Wie verzweifelt muss man eigentlich noch sein? Die angeblich beliebteste Mitgliedschaft (sechs Monate Laufzeit) kostet ab 25,90 Euro pro Monat.
Single-Services
Weil es die Betreiber der Seite so gut meinen, bieten sie verzweifelten Singles auch noch Services an. So zum Beispiel ein Single-Coaching. Eine Diplom-Psychologin bietet hierzu mittwochs zwischen 16 und 20 Uhr telefonisches Coaching an. Und das für nur 1,68 Euro pro Minute aus dem deutschen Festnetz. Klingt schon fast nach den berühmten „Ruf-Mich-An-Nummern“. Außerdem kann man dank dieser Seite beliebte Single-Reisen, und als Krönung ein Flirt-Seminar besuchen. Und das für Frühbucher für „nur“ 178,- Euro, für ein Wochenend-Seminar. Und wer Langeweile hat, kann schauen, was es so für Single-Events in der Nähe gibt. So gibt es zum Beispiel am 16.12. in Wuppertal ein Styling und Fotoshooting. Für nur 109,- Euro. Was für ein Event! Da lernt man bestimmt interessante Singles kennen!
Man merkt also, das Geschäft mit der Verzweiflung boomt.
An dieser Stelle wünscht die Verfasserin allen Verzweifelten einen Lottogewinn. Vielleicht klappt es dann auch mit dem richtigen Partner.                       wer
Â

Die Invasion des Funghi – oder: „Das Schicksal der „Pilze-nicht-Esser“

Jeder hat so seine Vorlieben und auch seine Abneigungen. Viele Menschen lieben Erdbeeren, essen aber keinen Fisch. Sie lieben Pistazien, aber ihnen graust es vor Brokkoli. Ganz krasse Typen mögen Nuss-Nougat-Créme mit Leberwurst. So sind wir Menschen. Nur wenn es um Pilze geht, scheint es etwas anders zu sein, oder?
Wer schon mal versucht hat, etwas zu Essen zu bestellen, dem ist es mit Sicherheit schon passiert. Man will die Pizza Calzone ohne Champignons, oder das Essen vom Chinesen pilzfrei… aber diese sind mit an Lächerlichkeit grenzender Sicherheit trotzdem im Essen. Aber kann ein Extrawunsch nicht immer mal schief gehen? Könnte man meinen… wenn man nicht genau hinschaut. Denn andere Extrawünsche hingegen werden mit Sicherheit erfüllt. Und ab hier sind alle Verschwörungstheoretiker gefragt.
Wer verschwört sich gegen die Funghi-Verweigerer? Die Regierung? Aliens? Oder etwa die Pilzindustrie?
Aber was macht sie denn nun zum Mittelpunkt einer weltumspannenden Verschwörung? Sie sind nicht gesünder als andere Lebensmittel, im Gegenteil, die Mehrheit aller Pilzsorten ist ungenießbar, manche sogar giftig. Was immer also die Verschwörer bezwecken, es wird kaum unserer Gesundheit dienen. Dienen Pilze etwa einer heimlich unter uns lebenden außerirdischen Spezies als Grundnahrungsmittel? Wahrscheinlich nicht. Aber wenn doch, dann nehmt dieses Zeug bitte einfach mit, und lasst uns mit dem Zeug in Ruhe!
Vor allem aber verdienen viele Menschen mit Pilzen Geld, und damit haben auch viele Leute ein Interesse daran, sie einem „näher zu bringen“.
Wenn aber Sinn und Zweck dieser Verschwörung die Steigerung des Pilz-Konsums ist, wie werden all die Pizzabäcker, Fast-Food-Chinesen usw. auf Kurs gebracht? Durch Bestechung wohl nicht, denn das würde ja die Gewinnspanne der Pilzindustrie senken. Wird ihnen eine Mitgliedschaft im Zirkel der Verschwörer angeboten, wenn sie nur mitmachen?
Oder kann es sein, dass schlicht und einfach diejenigen, die unsere Bestellungen entgegennehmen, irgendeinen Teil von „keine Pilze bitte“ nicht verstehen? Vielleicht ist es auch einfach zu aufwendig, die Pilze aus den fertig zubereiteten Saucen zu pulen?
Das alles werden wir wohl nie erfahren. Bleibt nur die Erkenntnis, das die Illuminaten überall sind, und dieses flaue Gefühl im Magen, wenn das nächste mal eine Bestellung schief geht…

wer
Â

Ein verrauchtes Angebot
Festivitäten jeglicher Art gehören bekanntlich zu den beliebtesten Arten der abendlichen, studentischen Kurzweile.

Die zentrale Herausforderung für ambitionierte Gastgeber: Möglichst preisgünstig große Mengen von Kaltgetränken herbei zu schaffen, ergänzt durch ein delikates kaltes Buffet um den Auswirkungen des Alkoholes Vorschub zu leisten.
Für eine Menge Furore unter feierwilligen Bochumer Studierenden sorgt das Rundum-Sorglos-Party-Paket eines französischen Zigarettenherstellers.
Die Marketingaktion erscheint viel zu einfach und deswegen auch kontrovers: Der Großkonzern darf an diesem Abend Werbung in der Privatwohnung machen, sprich Zigaretten an die Gäste verteilen. Als Gegenleistung werden dreierlei gewünschte Biersorten, Wein und Softdrinks frei Haus geliefert, zusätzlich gibt es ein Snackbuffet und Süßigkeiten. Alles kostenlos. Die einzige Aufgabe des Gastgebers besteht darin mindestens fünfzig Personen einzuladen und die Wohnung zu stellen. Klingt zu schön um wahr zu sein, n’est ce pas? Es fragt sich der skeptische Student: Warum sollte die Tabakindustrie etwas tun, von dem sie keinerlei Gewinn erwartet?
Der Haken?
Bis vor wenigen Monaten tummelten sich die fleißigen Promoter im Bermudadreieck, um die Zahl der Nikotinsüchtigen zu erhöhen. Dort nervten sie Barbesitzer und Nichtraucher mit lustigen Spielchen (Drapiere vier Streichhölzer so, dass sich alle direkt berühren und gewinne eine Packung Zigaretten!). Doch das neue Jahr begann „nisch gut“ für die Zigarettenindustrie, denn das NiSchG (Nichtraucherschutzgesetz) trat in Kraft und sorgt für rauchfreie Kneipen. Neben dem Kino mussten neue Werbefelder erobert werden, eine Nische stellen Privathaushalte dar. Zum Image der französischen Fluppe soll das freidenkerische, intellektuelle, künstlerische Flair gehören, mit dem sich die studentische Zielgruppe oftmals besser identifizieren kann als mit Cowboys. Und was tun Studenten gerne? WG-Parties feiern. Womit kann man sie ködern? Mit Bier und Essen für lau.
Ziel: Werbung
Viele Studenten sind eben doch käuflich – und so entern die gesponserten „Voila“-Parties zahlreiche Wohngemeinschaften in ganz NRW. Für eine kostenlose Sause verkauft die ach so freidenkerische, intellektuelle Zielgruppe auch gerne mal ihre Seele an die Zigarettenindustrie. Die Reaktionen liegen zwischen Fassungslosigkeit, Begeisterung und Verachtung – die Mundpropaganda ist dem Konzern dabei allerdings sicher. Zigarettenmarke genannt, Werbung gemacht, Ziel erreicht. Nach Zweifeln und der Suche nach dem finanziellen Haken grinst selbst der linksorientierteste Student und fragt nach den Kontaktdaten der Marketingagentur. Ob das nun moralisch verwerflich ist, muss jeder Gastgeber selbst entscheiden.

Jkae

Â

Solidarität – das aussterbende Phänomen in anonymer Gesellschaft?

Ob nun die Betreiber von Beratungsforen im Internet, Freiwilligenvereine, wo jüngere Menschen ältere Leute aus ihrer Alterseinsamkeit holen oder Betreiber von Internetportalen für Mobbingopfer – sie alle setzen sich solidarisch in starken Gemeinschaften für ihre Mitmenschen ein.

 

Ein klassisches Solidaritätsbeispiel ist die Aktion von Rheinhausen. Damals, vor 20 Jahren, demonstrierten 6000 Arbeiter erfolgreich für den Erhalt ihres Krupp-Werks. Seit der öffentlichen Verkündung der geplanten Schließung des NOKIA-Werks ist das Phänomen in Form von Solidaritätskundgebungen und Demonstrationen einmal mehr in den Schlagzeilen.
Der französische Soziologe Emile Durkheim fasste Solidarität als den Zement, der die Gesellschaft zusammenhält. Die moderne Soziologie hingegen beschreibt das Phänomen als freiwilligen Akt symbolischer oder materieller Hilfe. Doch warum helfen wir überhaupt? Wie kommt es, dass wir einigen Menschen sofort zur Hilfe eilen und einige bewusst auflaufen lassen? Welche Ziele sind es wert, solidarisch angegangen zu werden, welche Umstände rufen ein starkes Gemeinschaftsgefühl der zunehmend individualisierten Gesellschaft hervor und welche nicht? Der Verhaltensforscher Karl Grammar hat die Ursprünge und Grenzen menschlicher Solidarität eingehend untersucht. Bei seinen Forschungen stieß er auf verschiedene Erkenntnisse: Zunächst einmal unterstützen wir Menschen, die wir als uns ähnlich ertrachten. Schließlich helfen wir Menschen, um die Erhaltung unserer Informationen zu sichern. Die Biologie erklärt dies so: Wer uns ähnlich ist, so denken wir, trägt auch Teile unseres persönlichen Erbguts in sich. Eine zweite Theorie hingegen beruft sich auf das Reziprozitätsprinzip. Die Metapher des guten Samariters besagt, dass wir helfen, wenn wir glauben, von ebendieser Person in einer ähnlichen Situation ebenfalls Hilfe zu erhalten. Zusätzlich unterstreicht das Zeigen von Solidarität den starken sozialen Status, denn nur wer stark genug ist, kann selbst andere unterstützen.
Doch je höher die Anonymität in einer Gesellschaft, desto geringer ist auch die Solidarität. Solidarität zu leben ist besser, als nur davon zu träumen. Dabei spielt die Zugehörigkeit für viele Menschen eine entscheidende Rolle. Einer der Gründe ist, dass das Gefühl der Klassenzugehörigkeit stark nachgelassen hat. Dies empfinden viele Menschen als Verlust von Sicherheit und suchen diese Sicherheit in neuen Aufgabenfeldern, in denen sie (ehrenamtlich) ihre Werte leben und sich selbst verwirklichen können, während sie gleichzeitig anderen Menschen etwas Gutes tun.
Rolle des Fernsehens
Dieser Trend wird von einem Blick ins TV-Programm durchaus bestätigt. Solidarische TV-Sendungen wie „Helfer mit Herz“ oder „Engel im Einsatz“, in denen TV-Teams für in Not geratene Familien die Renovierung des Eigenheims finanziert und übernimmt, gibt es genug. „Einsatz in vier Wänden“ und „Familienhilfe mit Herz“ sind andere Beispiele für derartige Sendungen. Helptainment betiteln Experten diese Art der Doku-Soap, in denen Menschen geholfen wird, denen Schreckliches zugestoßen ist, wie zum Beispiel Todesfälle in der Familie oder schwere Krankheiten. Die Einschaltquoten sprechen für sich: Knapp fünf Millionen Zuschauer schauen diese Sendungen. Laut Andrea Nolte, Medienwissenschaftlerin der Universität Paderborn, ist das Ansehen dieser Sendungen eine Ersatzhandlung für mangelndes solidarisches Engagement in der realen Welt. Dies beruhigt das Gewissen, denn sobald das Fernsehen zur Stelle ist, muss nicht zwingend jeder Einzelne selbst handeln, um das Leid der Welt zu lindern. jbö
Â

Wissen macht Ah!

 

Und Sprache wohl auch, vorausgesetzt, sie wird beherrscht. Doch etliche Tage, verbracht in öffentlichen Verkehrsmitteln, Konsumtempeln und auch Hörsälen, beweisen stets etwas Anderes.
Es scheint, als würde die Sprache entweder uns beherrschen oder als wären wir ein Volk kleiner aber feiner Sadisten, denen es eine schier unvorstellbare Freude macht, unsere Sprache zu knebeln und zu foltern, bis sie kaum mehr einen Sinn ergibt.
Grammatischer
Missbrauch
Sprache ist Macht, Sprache gibt einem die schärfste Waffe in die Hand, oder wohl besser in den Mund. Stets war es so, dass die sprachlich Gelehrten, die distinguierten, geschulten Rhetoriker, diejenigen waren, die die Geschicke der Menschen lenkten. Die Fähigkeiten rangieren vom Schlicht-zu-sagen-was-man-denkt, Auszudrücken-was-man-will, bis zum teils gewagten Spiel mit den Worten und dem eloquenten verbalen „In-die-Ecke-drängen“.
Im Gegensatz zu anderen Sprachen haben wir lediglich noch vier Fälle und doch scheint es, als würden wir alles daran setzen, noch mehr loszuwerden, abzustreifen, wie unbrauchbare und unliebsame Bürden oder sie schlicht zu vernichten. Weshalb verachten wir den Genitiv so sehr? Weshalb traf diese Verachtung nach dem Ablativ oder dem Lokativ nicht den Dativ? Vielleicht ist es wegen dem Aufwand? Vielleicht auch, weil wegen ihm mehr gedacht werden muss? Weshalb muss eigentlich jemand nach Plus (dahinter, wohinter? Hinter das Gebäude oder das Erfolgsgeheimnis?), sind Kinder (vornehmlich Schantalles) angefangen zu lesen oder sind manche Dinge besser wie andere?
Der Vergleich hinkt
Lebenslänglich – ganz ohne Gnade, das wünschen sich viele empörte Menschen nach einer ungeheuerlichen Straftat. Der Linguist schreit in solchen Momenten auf und fordert die Todesstrafe für all die Sprachschänder. Lebenslänglich – sehr klangvoll – aber seit wann ist eine Strafe länglich oder auch ein Leben? Soll denn für einen verurteilten Mörder eine lebenslange Strafe nicht ausreichend sein? Wird sie durch die Endung ‚lich’ vielleicht länger oder härter? Vielleicht setzt man sich demnächst morgens, nachdem man länglich geschlafen hat, an den breitlichen Tisch und sieht einmal tieflich in seine Kaffeetasse. Wer weiß?
Vermisst – wir
suchen den Sinn!
Ebenso scheint es sich mit der eigentlichen Bedeutung von Wörtern zu verhalten. Wer hat sich in letzter Zeit mal über die unterschiedliche Bedeutung von umsonst und kostenlos oder auch scheinbar und anscheinend Gedanken gemacht?
Umweltbewusstsein ist löblich, Stromsparmaßnahmen tragen dazu bei, aber „Nur die Sonne strahlt umsonst“? Ach, ist das so? Man sollte meinen, die nette Sonne macht das für uns kostenlos. Solch unbeherrschter und unbeschwerter Umgang mit den Worten kann natürlich auch zu recht interessanten, wenn nicht amüsanten Begebenheiten führen. Vor allem, wenn es sich für den Zuhörer nicht wirklich erschließen lässt, ob dem Redner etwaige Unterschiede bekannt sind, oder ob er gezielt das eine oder andere Wort einsetzt. Möchte man die Künste eines „scheinbar tollen Liebhabers“ wirklich weiter hinterfragen?
Der Lebensmüde hinterlässt seine letzte Botschaft, seine Weisheit: „Das Leben macht keinen Sinn!“ Stimmt!
Der Rest ist Schweigen.

amro
Â