Die akademischen Anfänge der RUB
Die akademischen Anfänge der RUB
Unsere Redakteurin leen war in Paris und berichtet exklusiv für die :bsz von den Paralympics.
Nicht nur bei der Olympiade ist er eine beliebte Disziplin: Auch das Studium kann sich oft wie einer anfühlen. Wie man es trotzdem über die Ziellinie schaffen kann:
Das gute alte Studi-Leben. Drei Monate reinhauen, Klausuren schreiben und dann 2-3 Monate die Beine hochlegen. Dieses Bild haben immer noch viele Menschen in der Gesellschaft von unserer Gruppe. Und auch in meinem Umfeld wird oft angenommen, dass ich ein entspanntes Leben verbringe, schließlich kann nicht jede:r bis 9 Uhr im Bett liegen bleiben und flexibel Termine vereinbaren. Konnte ich in meinem früheren Berufsleben auch nicht so einfach. Und sicher, es gehört zu den Vorteilen des Studierens, dass unsere Veranstaltungen oft nicht vor 10 Uhr beginnen, wir lange Semesterferien haben und freitags oft keine Pflichtveranstaltungen haben und dafür Donnerstagabend schon das Bermuda unsicher machen können. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille (um mal bei der olympischen Metaphorik zu bleiben).
Hürde 1: Geld verdienen
Ich kenne kaum jemanden, der/die studieren kann, ohne mindestens einen Nebenjob zu haben. Die wenigstens können allein von der Förderung durch BAföG, Verwandte oder andere Gönnende leben. Ich halte es generell nicht für falsch, dass sich Studierende mithilfe eines Nebenjobs etwas dazuverdienen, denn es bringt auch einige Vorteile mit sich. Blöd nur, wenn ein Job alleine nicht reicht oder aber die Regelstudienzeit und die damit einhergehende staatliche Förderung bedroht sind. Denn so ein Nebenjob ist nicht nur eine planerische Aufgabe, sondern kann eben auch ein ganz schöner Energiefresser werden.
Hürde 2: Haushalten
Viel schneller, als das Geld auf dem Konto eingeht, geht es auch wieder weg. Neben gängigen Kosten, wie Miete, Essen und Kleidung, kommen für Studis auch noch Materialkosten hinzu. Kaum ein Studium ist heutzutage ohne funktionierendes Endgerät zu bewältigen. Und auch die Bibliotheken haben nicht für alle Studis alle Bücher rund um die Uhr verfügbar. Schon mal gesehen, was so eine Grundausstattung an Lehrbüchern kosten kann? Da sind schnell mal 200 Euro pro Semester weg. Als Generation, die vermehrt Wert auf Nachhaltigkeit legt, ist es bei Kleidung und Co. eventuell noch möglich durch Second-Hand-Ware zu sparen, aber spätestens bei der Ernährung ist das Portemonnaie schnell überfordert.
Hürde 3: Freizeit
Freizeit ist im Studium eher ein dehnbarer Begriff. Richtig „frei“ hat man eigentlich nie, da es immer irgendeinen Text gibt, den es zu lesen gilt, eine Prüfung ansteht oder man für eine Hausarbeit recherchiert. Und das kann ganz schön herausfordernd sein. Denn während es vielen Berufstätigen möglich ist, Arbeit und Freizeit zu trennen, verschwimmen die Grenzen im Studium sehr schnell. Fertig ist man nie. Außer vielleicht geistig.
Hürde 4: Selbstdisziplin
Eng verzahnt mit dem Thema Freizeit ist die Selbstdisziplin. Die einen haben sie mehr, andere weniger. Sicher etwas, das man trainieren kann und im Studium auch muss. Denn Anwesenheitspflicht gibt es nicht überall. Aber damit eben auch keine externe Kontrolle. Alle Impulse müssen aus eigener Motivation kommen — und das jeden Tag. Auch das kann anstrengend sein.
Versteht mich nicht falsch: Ich liebe es zu studieren. Ich liebe es, mir in den Semesterferien Gedanken zu machen, welche Veranstaltungen ich fürs nächste Semester interessant finde. Ich liebe es, den vielen verschiedenen Menschen zu begegnen und ständig Neues zu lernen. Aber manchmal finde ich es auch ganz schön anstrengend. Und das ist okay, denn ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin. Das hilft mir dabei, dran zu bleiben und die kritischen, teilweise belächelnden Stimmen aus meinem Umfeld zu ignorieren. Ich habe die Ziellinie vor Augen. Und wenn ich mal unter einer Hürde durchklettere oder als Letzte den Schluss erreiche, ich wachse im Studium über mich hinaus und habe dabei Whitney’s „one Moment in Time“ im Ohr. Denn ich gebe jeden Tag „the best of me“.
:Sharleen Wolters
Mit „Views“ hat Marc-Uwe Kling sich in ein neues Genre der Literatur vorgewagt und seinen ersten Krimi veröffentlicht. Doch gelingt dem Kleinkünstler aus der WG mit dem Känguru der Wechsel?
Das Cover und der Umschlag, beziehungsweise die Hülle von „Views“, verraten zunächst kaum etwas über den Inhalt des Krimis: Sie bestehen aus einer verschwommenen Fotografie, und der Warnung vor sensiblen Inhalten. Die Triggerwarnung ist auch durchaus angebracht bei der Handlung, über die jedoch kein Klappentext etwas verrät. Ähnlich einem Bild oder Reel in Social Media, wird man auch als Lesende:r (beziehungsweise in meinem Fall, Hörende:r) mit dem Content konfrontiert.
Lena Palmer ist eine Teenagerin. Die 16-jährige wurde von ihrem Vater als vermisst gemeldet, es fehlt jede Spur von ihr. Drei Tage später taucht im Internet ein Video auf, welches zeigt, wie sich drei vermeintliche Ausländer an dem Mädchen vergehen. Wegen ihres eigenen Migrationshintergrunds wird die BKA-Kommissarin Yasira Saad mit dem Fall betraut. Sie und ihre Kolleg:innen müssen in dieser brisanten Lage die Nerven bewahren und den Balanceakt schaffen zwischen der Suche nach Opfer und Tätern und dem Umgang mit zunehmenden Unruhen innerhalb der Gesellschaft. Denn das Internet hat zu dem Video eine Menge zu sagen und die Rechten stehen schon in den Startlöchern.
Von Satire zu Krimi
Kling ist den meisten für seine humoristischen „Känguru-Chroniken“ oder die satirische Dystopie „Qualityland“ bekannt. Besonders Erstere leben als Hörbuch auch von der Stimme des Autors, der dem Känguru eine unverwechselbare Stimme gegeben hat welche auch die Hörbuchfassungen von „Qualityland“ bereichert. „Views“ liest der Autor ebenfalls selbst vor, weshalb ich mich beim Kauf für die Hörbuchversion entschied, mit der Erwartung, dass auch hier die Stimme von Kling entscheidend zum Hörerlebnis beitragen würde.
„Views“ ist jedoch keinesfalls humoristisch geschrieben, sondern sehr ernst. Diese Ernsthaftigkeit wird auch beim Hören transportiert, die Geschichte funktioniert jedoch auch gut ohne die Stimme des Autors als Buchlektüre.
Der Krimi beschäftigt sich mit hochaktuellen Fragen: Welchen Einfluss haben die Sozialen Medien und die umgehende Verbreitung von Inhalten auf uns als Gesellschaft? Und welche Gefahren lauern im Internet? Bei „Views“ kann man sich auf kurze Sätze und einfache Wörter einstellen. Die Geschichte, die sich über knapp 270 Seiten (oder etwas mehr als fünfeinhalb Stunden) erstreckt, nimmt nach einem etwas trägen Anfang schnell an Fahrt auf und bleibt bis zum Ende spannend. Die Charaktere sind divers, besonders die Hauptfigur, BKA-Ermittlerin Yasira Saad, bleibt nachvollziehbar und sympathisch.
Mehr Gesellschaftskritik als Krimi
Wer nun einen Krimi à la Fitzek und Co. erwartet, wird bei „Views“ enttäuscht sein. Denn der Roman ist mehr Gesellschaftskritik als Krimi – ein Terrain auf dem sich Kling sicher fühlt, und das er nun auch in ernster Weise zu vermitteln vermag. Die Ermittlungen rund um den Fall Lena Palmer rücken jedoch im Laufe der Handlung immer mehr in den Hintergrund. Sie bleiben treibende Kraft, lösen jedoch so viel in der Gesellschaft aus, dass eben diese Entwicklungen die eigentliche Handlung spannend machen.
Kling zeigt, dass er zu Recht einer der besten deutschen Gesellschaftskritiker:innen ist und bleibt. Er erkennt die Chancen und Probleme der Gesellschaft und schafft es auf schlaue Weise, große politische Entwicklungen und individuelle Lebensumstände miteinander zu einer stimmigen Geschichte zu vereinen. „Views“ ist mehr als nur sein sensibler Inhalt: Es ist ein Werk, bei dem es nur eine Frage der Zeit ist, ob und wie es die Gegenwart darstellt.
:Sharleen Wolters