Geschichte wiederholt sich zuweilen – so auch an der RUB: Im Herbst 1998 hatte ein privater Investor mit Einverständnis von Teilen der Uni-Verwaltung eine malerische Reproduktion von Pablo Picassos Friedensmonument „Guernica“ aus dem Jahr 1982 unweit des Medizinergebäudes MA durch den Bau der Ladenzeile auf dem Nordforum vernichtet. Über vier Jahre sollte es dauern, bevor Guernica auf studentische Initiative rechts des rechten Seiteneingangs der Uni-Bibliothek wiedererstand. Hierzu war zuvor eigens eine Senatskommission mit dem Namen „Gedenken an der RUB“ eingerichtet worden. Doch offensichtlich hat die Hochschulleitung aus diesem aufwendigen und kostspieligen bürokratischen Vorgang nichts gelernt: Hiervon jedenfalls zeugt der neuerliche Akt der Kunstzerstörung vor dem Gebäude NA 03 gegenüber dem Audimax, wo die „Hoffnungen, Träume und Ängste der RUB-Studenten“ vor dreieinhalb Jahrzehnten unter künstlerischer Leitung von Bernd Figgemeier auf Beton gebannt wurden (Bild siehe Artikel „Kunstzerstörung an der RUB“). Jetzt sind die bunten Gedankenblasen der Studierenden von damals grau übertüncht – und wurden durch den zynisch anmutenden Schriftzug „HOPE“ ersetzt. Empört zeigt sich nicht zuletzt der Leiter des damals „selbstverständlich angemeldeten und offiziell genehmigten“ Kunstprojekts vom 24. Oktober 1979, der 2001 Vorsitzender des Bundesverbandes Bildender Künstler (BBK) wurde, ob der Zerstörung der Wandmalereien und prangert neben dem offenzulegenden „bisher unbekannten behördlichen Genehmigungsverfahren“ die Kunstvernichtung durch ein aktuelles Kunstprojekt an: „Es ist besonders fatal, dass ausgerechnet die ´Urbanen Künste Ruhr` in der Nachfolge der originären Künstleraktivitäten und -initiativen vor Ort zur Kulturhauptstadt RUHR.2010 vorsätzlich künstlerische Gestaltungen vernichten lassen“, sagt Bernd Figgemeier der :bsz. Die als Ansprechpartnerin für „Kunst-am-Bau“ an der Ruhr-Uni fungierende wissenschaftliche Leiterin der Kunstsammlungen der RUB, Dr. Friederike Wappler, insistiert unterdessen, das Wandbild sei „nicht offiziell registriert“ gewesen und sei „daher nie in irgendeiner Diskussion der durch offizielle Ausschreibungen oder Wettbewerbe entstandenen Kunst-am-Bau an der RUB ein Thema“ gewesen und es habe keine „Hinweise auf eine Urheberschaft“ gegeben. Dem widerspricht Bernd Figgemeier vehement: „Die Leiterin der RUB-Kunstsammlungen hätte sehr wohl, wie man es von einer Wissenschaftlerin als selbstverständlich erwarten kann, recherchieren können. Der einfachste Weg wäre gewesen, einmal ins Internet zu schauen. Daten, Urheber, Gestaltung und Aussagen sind dort unter ´artibeau – kunst in bochum` (mit Bild) einfach zu erfahren.“ Die :bsz brauchte ganze zehn Minuten für die Recherche. Auch in der Buchpublikation „Kunst auf Schritt und Tritt in Bochum“ (Bochum 1992) ist das Werk verzeichnet. Seitens der Uni-Leitung verlautbart inzwischen, ein weiteres Wandbild seitlich des rechten Treppenabgangs zur Uni-Bibliothek sei „im Rahmen einer Betonsanierung“ durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW überstrichen worden. Unglaublich.